...leiste ich bereits Hilfe, für Frauenhäuser, für Obdachlosen-Einrichtungen und für arme Menschen. Damals halfen Rena und ich noch im Of(f)nstüberl aus, Frühstück auszuteilen an die Obdachlosen. Wir machten mehrmals Dienst im Monat, immer wieder kauften wir Aufschnitt und Käse um diesen im Of(f)nstüberl an die Schützlinge direkt auszugeben.
Von den hauptberuflichen Sozialarbeitern in dieser Einrichtung war das aber so gar nicht gewollt. Wir teilten den Aufschnitt und den Käse so aus, dass alle etwas über den ganzen Vormittag bekamen. Irgendwann nach etwa 1 ½ Jahren wurden wir vor die Entscheidung gestellt, Zitat: „Entweder ihr hört auf mit Aufschnitt und Käse oder wir müssen uns von Euch trennen“. Das Problem war, wenn wir nicht Dienst hatten, fragten die Obdachlosen trotzdem nach Aufschnitt und Käse, und niemand sonst brachte damals so etwas oder ähnliches mit. Somit entschieden Rena und ich in die Richtung, dass wir keinen Dienst mehr machen werden, dort und den Dienst quittieren. Schade, weil es eine schöne Zeit war, zeitweise.
In der Adventszeit 2012 hörten wir in Radio O.Ö. ein Interview von Sr. Tarcisia, damals Leiterin der Vinci-Stube, das im KH der Barmherzigen Schwestern angeschlossen war. Ich habe sofort angerufen und Sr. Tarcisia bat um Hygieneartikel-Spenden, da sich die obdachlosen Frauen mittlerweile statt Binden, Zeitungspapier einlegen, weil es rundherum an Spenden fehle. Das war etwa 12-13 Tage vor Weihnachten, ich machte damals den ersten Spendenaufruf in meinem Leben, und bis Weihnachten bekamen wir noch 2 PKW und 2 Anhänger voller haltbarer Lebensmittel und Hygieneartikel. Für Sr. Tarcisia war es damals ein Segen, entsprechend groß war ihre Dankbarkeit.
Bei den Recherchen zur Lage der Obdachlosen-Einrichtungen in Linz und Oberösterreich, kam ich auf viele verschiedene Situationen. Nach dieser Weihnachtsspende für Sr. Tarcisia suchte ich den Kontakt auch zu allen anderen Obdachlosen-Einrichtungen, in Linz und Oberösterreich. Unsere Spender:innen wollten auch weiterhin helfen, wir auch, also planten Rena und ich die weitere Vorgehensweise penibel. Ich nahm Kontakt auf zu allen Leitern der Einrichtungen und wir setzten uns zusammen, so wurde ich erstmal eingehend über die Sachlagen informiert. Es dauerte nicht lange, da brachten wir die ersten Spendenlieferungen, wohlgemerkt mit unserem Privat-PKW mit Anhänger, in Linzer Einrichtungen. B37, Caritas Wärmestube, Vinci-Stube und Of(f)nstüberl.
Die Dankbarkeit war zu Beginn riesengroß, aber auch die Vorbehalte. Der damalige Leiter des B37 behauptete damals, Zitat: „Die Spenden sind sicher gestohlen“. Daraufhin stellten wir jegliche Unterstützung sofort ein. Auch in allen anderen Einrichtungen gab es Aussagen und Behauptungen uns gegenüber, die einfach jeder Wahrheit entbehrten. Eine Einrichtung verkaufte unsere Spenden an die Obdachlosen, eine weitere Einrichtung beschwerte sich, Zitat: „Ihr bringt immer Lebensmittel, die 3-4 Wochen vor Ablauf des MHD sind, das nehmen wir künftig nicht mehr an“. Ich kann aber nicht für jede Einrichtung separat einkaufen gehen, möchte ich auch nicht.
Die Dankbarkeit wich zur Seite und plötzlich wurden wir mit manch skurriler Behauptung konfrontiert, die Schlussfolgerung für uns damals war, dass wir all den Undank nicht verstehen können und die teilweise unwahren Aussagen uns nichts anhaben können, wir wussten ja, dass diese gelogen waren.
Im Laufe der Zeit wurden später unsere Spendenlieferungen in vielen Einrichtungen zur Normalität. Wir adaptierten unser System immer wieder neu, suchten auch immer wieder neue Einrichtungen, die Hilfe brauchten. Noch in der Zeit rund um die Pandemie, belieferten wir etwa 38 Einrichtungen mit einem Aufkommen von über 3500 bedürftigen Menschen, mehrmals im Jahr. Mit manchen Einrichtungen gab es immer wieder Kommunikationsprobleme und Auffassungsunterschiede, die meisten konnten in Gesprächen gelöst werden.
Was aber in den letzten Wochen und Monaten an „Resonanz“ bzw. an frechen Aussagen daherkam, geht eindeutig zu weit. Hier wurde mir gegenüber betreffend unserer Aktion eine Aussage getätigt, die ich mir schlicht nicht mehr gefallen lasse, weil ich, zugegeben einen Fehler machte und die schon fertig zusammengestellte Spendenlieferung verwechselte. Man möge sich das auf der Zunge zergehen lassen, da bekommt eine Obdachlosen-Einrichtung Spenden im Wert mehrerer tausend Euros und dann begegnet man mir derartig feindselig, weil ich in 8 Jahren, wo wir diese Einrichtung regelmäßig 4-5-mal pro Jahr mit Spenden versorgen, einen Fehler machte. Ich habe einfach keine Lust mehr auf beleidigende Vorwürfe, auf rhetorische Untergriffe und auf Uneinsichtigkeit in der Sache selbst.
Ich habe in den letzten 11-12 Jahren vieles mit meinem Team geleistet, habe viele Dinge ins Leben gerufen, vor Ort geholfen, die Menschen nicht fallen lassen, wenn diese nicht nach Vorgabe „folgten“. Ich muss mir und auch sonst niemandem mehr etwas beweisen, wir arbeiten transparent und für alle sichtbar, wir strengen uns jede Woche neu an, um für die Obdachlosen und armen Menschen an jedem Donnerstag da zu sein. ABER, wir werden Konsequenz zeigen und werden uns von jenen Menschen und Einrichtungen distanzieren, die glauben wir müssen uns alles gefallen lassen und sie können uns benutzen.
Gerade jene Einrichtungen, die Dankbar und aufrichtig sind, wollen wir künftig unterstützen. Jene, die uns maßregeln und immer wieder taktlos sagen, was sie nicht wollen, ohne auf uns Rücksicht zu nehmen, werden wir aus unserer Liste löschen. Weil es nicht sein kann, dass uns manche ihre persönlichen Befindlichkeiten aufs Auge drücken wollen und wir in keiner Form antworten dürfen. Schade, dass sich manche Leiter an Dingen echauffieren, die eigentlich völlig unwichtig sind, aber ich habe auch hier gesagt, Zitat: „Werte Frau R., ich ziehe mir diesen Schuh nicht an.“
Auch baten wir alle Einrichtungen in den letzten 2 Jahren, auf Facebook und Homepage unsere umfangreichen Spendenlieferungen zu veröffentlichen, damit unsere Spender:innen sehen, wohin all die Spenden gebracht wurden. Diesem Wunsch kam KEINE einzige Einrichtung nach. Das möge man sich vor Augen führen, da erhält man Spenden um viele tausend Euros und man ist nicht bereit, diese auf den eigenen Seiten zu veröffentlichen. Ebenfalls ein NoGo für uns. 100% Transparenz ist für uns immens wichtig und künftig Voraussetzung, für alle Einrichtungen, die von uns Spenden bekommen.
Wir konzentrieren uns künftig auf positives Feedback und nicht auf jene Menschen/Einrichtungen, die in uns nur alles Negative sehen (wollen). Wir sind eben auch nur Menschen, und wo Menschen arbeiten, passieren manchmal auch Fehler, diese wie Erwachsene aus der Welt zu schaffen wäre eigentlich der richtige Weg, stattdessen begegnet man uns frustriert und verärgert, ohne wirklichen Grund dafür.
Es ist aber nicht nur bei manchen Einrichtungen so, dass diese Undankbar sind, es gibt auch aktuell 2 Beispiele von Obdachlosen, die uns ganz schön was anschauen lassen. G. und F., einer in unserer Wohnung in der Gabesstraße und der zweite in der Wohnung in der Wiener Straße. Beide Wohnungen gehen Ende April an die Genossenschaft zurück, deshalb stehen einige Besichtigungstermine an. Und bei den Besichtigungsterminen in diesen Wohnungen wurden wir von unseren Bewohnern vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Wohnungen vermüllt, teilweise kaputt und total verdreckt. F. habe ich diese Woche aus unserer Wohnung delogiert, weil er sich an keine einzige Vereinbarung hielt, dort rauchte und Alkohol trank, den neuen Vinylboden als Aschenbecher benutzte und Brand Löcher reinbrannte, die neue Matratze ebenfalls mit Brandlöcher kaputt machte, dort ein Utensil zum Genuss von Rauschgift lagerte, die WC-Schüssel ruinierte usw.. Zu dritt räumten wir diese Wohnung letzten Freitag aus, zerlegten alle Möbel und trugen diese händisch aus dem 4. Stock, um dann alle Möbel im ASZ zu entsorgen. Der ganze Nachmittag war notwendig, um die Wohnung halbwegs sauber zu bekommen. Am gleichen Tag fuhr ich auch in die Wiener Straße zu G., dort kam mir das gleiche Desaster entgegen. G. bekam die Chance bis 19 Uhr die Wohnung sauber zu machen, und ansonsten ebenfalls die Nacht wieder auf der Straße zu verbringen. Punkt 19 Uhr war die Wohnung sauber, die ich nun in 2 Tagesabständen kontrollieren werde.
Wir sind eben keine Sozialarbeiter oder Psychologen, wir sind Menschen, die helfen wollen, und diese Hilfe wird über weite Strecken auf allen Linien nur ausgenutzt. Wir müssen einsehen, hauptberufliche Sozialarbeiter nicht ersetzen zu können. Wir haben dieses Genre nicht gelernt, haben lediglich menschliche Ansätze, mit denen wir aber oft nicht weit kommen. Deshalb lösen wir alle 3 Wohnungen auf und beenden unser Projekt „Plan B“. Im Zuge dieser Wohnungsbetreuungen gab es viele Eskalationen, viele Dinge, die wir uns anhören mussten und trotzdem aus der Luft gegriffen waren, darauf haben wir einfach keine Lust mehr, liebe Wegbegleiter:innen. Wir wollen genauso wertschätzend behandelt und angesprochen werden, wie jeder Mensch es sich wünscht, nur, das ist scheinbar nicht möglich.
Das Wort „Dankbarkeit“ wurde oft zweckentfremdet und künftig für „Dummheit“ eingesetzt. Früher sagte man oft: „Gutheit ist Dummheit“, und in vielen Fällen mag es auch stimmen, aber in unserem Bereich geht es um dringende Hilfe für Menschen in Not. Ich bin heute nicht mehr blind und so naiv, ich kenne das Leben vieler Obdachlosen, kenne die Gründe dahinter, und kenne viele Schicksale, die das Leben auf der Straße auslöste. Aber dass man uns auf diese Weise begegnet, konnte ich anfangs nicht glauben, und doch ist es so.
Wir mussten in den letzten Monaten einiges erleben, durchmachen und uns anhören. In den letzten Wochen und Monaten ging man so gar nicht zimperlich um und man dichtete mir viele unwahre Dinge an, ABER, der Großteil der Menschen, stehen hinter mir und dafür sage ich heute DANKE!
Danke, ein Wort, an dem sich noch nie jemand die Zunge gebrochen hat, und doch ist es ein Wort, das viele Menschen nicht über die Lippen bringen. Vielleicht brauchen gerade diese Menschen noch eine extra Ehrenrunde im Leben, um zu begreifen, dass Dankbarkeit ein wichtiger Bestandteil des Lebens ist, der es verdient, verteidigt zu werden.
Conclusio: Wir werden alle Betätigungsfelder (Verein, Aktion usw.) durchleuchten und auf eine ehrliche Nagelprobe stellen, so vermutlich auch die eine oder andere Einrichtung ersatzlos streichen und unsere Arbeit auf ein erträgliches Maß herunterzubrechen.
Unser Verteil-Donnerstag begann wie immer am Vormittag mit allen Vorbereitungen. Wurstbrote belegen, Gemüse um verpacken, Gebäck sichten und verpacken. Maria, Rena und Hilde sind hier eine sehr große Hilfe jeden Donnerstag, ohne die ich dieses Pensum nicht mehr schaffen würde. Es ist wie jeden Donnerstagvormittag, es rufen 4-5 Schützlinge an, die nachfragen ob wie heute in Linz sind und ob sie z.B. einen Rucksack haben können. Ich werde nicht müde, persönliche Vorteile einzugrenzen und solche Anrufe abzuwehren, aber dann rufen die Leute mit anderen Handys an, wo ich die Nummer nicht kenne. Heute werden zusätzliche Rucksäcke und Jacken gebraucht, die Maria noch einpackt.
Zu Mittag gibt es heute Tiroler Knödel mit Sauerkraut nach Maria Art, und nach dem Mittagessen beladen wir den Transporter. Die schweren Boxen setzen meiner angeschlagenen Schulter ziemlich zu, aber jammern gilt nicht. Unsere Damen unterstützen mich wo’s nur geht, beim Einladen, und mein schlechtes Gewissen steigt im Nu ins unerträgliche. Aber wir schaffen das, gemeinsam. Heute sind Gaby und Nicky mit dabei, sie werden uns beim Verteil-Donnerstag unterstützen. Um 15 Uhr brechen wir auf Richtung Linz, bei sommerlichen Temperaturen und leichten Hitzeanfällen. In Linz ausladen, Tische aufstellen, Boxen ausladen und positionieren, am Computer sitze heute ich und regle die Line.
Punkt 16 Uhr geht’s los und ich bin heute hellhörig, ob möglicher Unfreundlichkeiten oder anmaßender Aussagen, die mir immer wieder zugetragen werden. Aber es läuft alles ruhig, diszipliniert und gut. Einige muss ich an den Einkommensnachweis erinnern, manche an Unterlagen der Erwachsenenvertreter, es wäre zu schön, wenn alle sich einfach Notizen machen würden, diesbezüglich. Andy, vor Monaten weggeschickt, weil er zu viel Einkommen hat, steht er heute wieder in der Reihe und brummt mir die nächste Mär auf: „Ich bin vom AMS gesperrt und bekomme kein Geld mehr“. Dann geh rüber zum Hauptbahnhof, ins AMS-Büro und hole diese Bestätigung. Andy ging rüber kam aber ohne Bestätigung zurück. Letzte Chance für ihn, die Unterlagen verlässlich nächste Woche zu bringen.
Sr. Lydia besucht uns heute wieder, was uns alle sehr freut. Die Warteschlange schwillt an, und ich sehe von Weitem, dass Gaby und Nicky Spaß haben, am Verteil-Donnerstag. Ein älterer Herr geht mehrmals an uns vorbei, ohne ein Wort zu sagen oder einen Wunsch zu äußern. Max kommt öfters zu mir und klärt mich über Vorgänge in der Schlange auf, und dass viele sich oftmals bedanken und bekunden, wie wichtig wir wären. Ich habe heute ausnahmsweise viel Zeit zum Nachdenken, zum Reinspüren in die Menschen, die vor mir stehen, zum Resümieren der Situation, aber wie heißt es so schön? „Urteile nicht über Wege, die du nicht gegangen bist und urteile nicht über Menschen, deren Schicksal du nicht kennst.“ Würden sich die Menschen an diesen Leitsatz halten, wären viele Konfrontationen nie zu Konflikten geworden.
Max kommt zu mir und bietet mir eine Bosna an, ein Schützling habe ihm diese geschenkt und er kann aber nichts essen. Die Unterhaltungen mit Max sind für mich von großer Bedeutung, weil er immer an vorderster Front in der Warteschlange ist und viel hört, aber auch weil Max ein großartiger Mensch ist und viele Brücken in unserem Verein schlägt.
Etwa 65 Schützlinge kommen heute wieder zu uns, holen sich alles Notwendige und verabschieden sich anschließend wieder. Herr S. von der ÖBB kommt auch heute wieder vorbei, er ist immer so positiv, weil er sieht, dass die Menschen durch uns direkte Hilfe erfahren. Ein schönes Gefühl, wenn jemand so respektvoll Danke zu uns sagt und das auch genauso meint. Er bringt uns von einem Kollegen neue Unterwäsche und neue Socken, eine ganze Bananenschachtel voll, Danke dafür.
Die Zeit vergeht heute wie im Flug, zufällig schaue ich auf die Uhr, 18 Uhr, wir haben alle die Zeit übersehen und laden jetzt alles im Eiltempo ein. In 10 Minuten ist alles eingeräumt und wir fahren wieder in unser Lager Ansfelden, um alles wieder einzulagern. Maria macht die Tiroler Knödel nochmal warm, für das Team, und verabschiedet sich dann. Gaby und Nicky verabschieden sich ebenfalls, als Rückmeldung von den Beiden kommt noch, „alles Ok, war ein schöner Nachmittag“.
Wir bedanken uns bei all unseren Gönner:innen, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag abhalten durften und dass wir in Eurem Namen helfen durften.
DANKE und VEGRELT’S GOTT! Danke auch an alle Wegbegleiter:innen für die moralische Unterstützung. Gott segne euch! 😊 <3