...steht vor der Tür, ein klein wenig Demut würde dem Leben guttun. Demut vor dem Leben und etwas mehr Demut und Respekt gegenüber Menschen, auch wenn diese eine andere Meinung oder andere Ansicht haben, es sollte immer genug Platz sein, für alle Meinungen und Aussagen, so diese absolut gewaltfrei sind. Ostern ist einmal das Fest Christi Leidens und andererseits ein Fest der Freude, weil Jesus auferstanden ist. Dass die großen Feste wie Weihnachten und Ostern in den letzten Jahren am eigentlichen Sinn vorbeizelebriert wurden, ist genauso Tatsache wie es bei diesen Festen mehr auf die Geschenke ankommt als auf den Tag, den man „feiern“ sollte.
Im Leben immer auch den Boden unter den Füßen zu spüren, erdet den Menschen in seiner umfassenden Gedankenwelt. Menschen, die ihrem Umfeld in Nächstenliebe und Respekt zugewandt sind, sind meist auch jene Menschen, von denen man viele Dinge des Lebens lernen kann. Ich mochte immer schon jene Menschen sehr, die nicht nur von Geld oder Reichtum erzählen konnten, sondern auch wussten, wie man sich diesen Reichtum mit redlicher Arbeit erarbeitet. Um auch mit Reichtum sorgsam umgehen zu können, ist ein guter Charakter und eine gefestigte Persönlichkeit Voraussetzung. Viele Menschen kompensieren den nicht vorhandenen Reichtum mit großem Mut, endloser Liebe und großer Wertschätzung, indem sie die Nächstenliebe praktizieren und so vielen Menschen helfen.
Ich lernte viele Menschen kennen, jene die immer wieder auf die Sonnenseite fielen und jene, die die Sonnenseite bis heute nie gesehen haben. Wir kümmern uns seit 11 Jahren um jene, die ihrem Schicksal ergeben, immer am Rande der Gesellschaft leben mussten. In diesen 11 Jahren begegnete ich vielen Schicksalen, vielen Menschen, die keine Hoffnung mehr hatten, die kein Ziel mehr definieren konnten und keine Zukunft mehr sahen. Wir gingen immer wertschätzend mit unseren Schützlingen um, wir machten aber auch jedem dieser Menschen klar, dass wir lediglich ihre Umstände mildern und mit ihnen einen Teil des Weges gemeinsam gehen können, um Beistand und Hilfe zu leisten, seinen Weg muss jeder Mensch selbst gehen wollen und auch gehen. Ich kann nicht sein/ihr Leben leben, den Weg gemeinsam gehen zu wollen, brachte in viele Herzen wieder Hoffnung zurück, die zuvor gänzlich erloschen war.
Ich denke oft an unsere verstorbenen Schützlinge zurück, an Frau Mag. B. die mir noch kurz vor ihrem Tod eine getrocknete Gänseblume schenkte, an den unvergessenen Meikel der so starb wie er lebte, kompromisslos, oder an den ruppigen Günther der immer nur krank war und sich selbst als größtes Opfer darstellte, obwohl es nicht so war, und an viele andere Schützlinge im Himmel, die ich nie vergessen werde. Sie alle hatten im wahren Leben einen großen Leidensweg, standen sich oft selbst im Wege und verstanden dann die Welt nicht mehr, wenn z.B. unsinnige Platzverweise oder hohe Geldstrafen wegen kleiner Vergehen ausgesprochen wurden.
Für mich ist Ostern so eine seelische Einkehr, um in Demut dem Leben und dem Tod gegenüberzustehen. Für mich als Mensch ist das wichtig, immer schon gewesen. Um dem Leben auch jene Dinge glauben zu können, die schicksalshaft, willkürlich und unsinnig passieren, ist es unbedingt notwendig, auch die schöne Seite des Lebens gesehen zu haben. Ich denke, fühle und spüre mich oft in fremde Schicksale hinein und werde dann von kalten Schauern am Rücken überfallen, die mich teilweise zittern lassen vor Angst, mir könnte so etwas auch passieren.
Menschen, die anderen Menschen Gutes tun und dafür nichts in Rechnung stellen, gibt es leider viel zu wenige. Wenn sich Menschen so wie früher, in den Dienst anderer Menschen stellen würden und dafür ein liebevolles Lächeln und ein aufrechtes Danke bekommen, wäre das ein sehr großer Lohn. Dazu braucht es lediglich ein großes Herz und viel Menschlichkeit. So einen Menschen haben wir diese Woche zu Gast bei unserem Verteil-Donnerstag, Edis und seine Kollegin Edina vom Verein „Karim Helps“. Junge Menschen sammeln in diesem Verein Spenden und fördern Projekte der Nächstenliebe. Eigene Projekte auf internationaler Ebene wurden damit umgesetzt, z.B. wurden Brunnen in Uganda gebaut. Junge Menschen setzen sich für Mitmenschen ein und helfen gemeinsam, die Welt ein klein bisschen besser zu machen. Auch wir haben im Verein einige junge und teilweise ältere Menschen, die ebenso ehrenamtlich ihre Zeit, ihre Geduld und ganze Kraft in den Dienst für arme Menschen stellen, unsere Mitglieder stehen an vorderster Front und ein wichtiger Vorsatz für uns ist Wertschätzung, auf Augenhöhe und in Respekt mit den Menschen umgehen, das ist uns wichtig.
Diese Woche begann mit viel Arbeit, Spendenabholungen, Kommissionierungen, Lagerarbeit und vielen Vorbereitungen und Änderungen für den Verteil-Donnerstag. Gleich Montag früh 50 der geliehenen Boxen in den Landhof zurückbringen, dann in Asten und Wels Spenden abholen, im Lager einlagern, am Dienstag den ganzen Tag im Lager die Kleidung neu sortieren, dass wir wieder eine Übersicht und Anzahl der Kleidungsstücke haben, ich habe jedes Mal das Gefühl, unser Kleiderlager platzt aus allen Nähten. Dort wartet zurzeit die meiste Arbeit. Deshalb bekamen wir diesmal großartige Unterstützung von Julia, der Tochter von Barbara H., die an diesem Dienstag die Aufnahme an die HTL-Leonding ohne Aufnahmeprüfung schaffte. Gratulation hier noch einmal, liebe Julia. Sie hat in ihrem Leben noch nie irgendwo gearbeitet, wusste nicht was auf sie zukommt, und wollte bei uns schnuppern, sie schlug sich bravourös, nach einem 6 Stunden Tag aber war sie erschöpft, aber sehr zufrieden, was sie geleistet hat, wir waren es auch liebe Julia.
Am Dienstag kommissionierte unsere Hilde die Spendenlieferung für das Frauenhaus Wels, das in einem gesonderten Posting nochmal erwähnt wird. Jedenfalls war Dienstag viel Arbeit auf dem Plan, die wir auch schafften. Am Mittwochvormittag dann wie gehabt ins TK- und Kühllager, um die eingefrorenen Lebensmittel teilweise auftauen zu lassen bis Donnerstag.
Am Donnerstag früh dann wie gewohnt, alles bereitstellen und vorbereiten, Wolfgang vom Coop-Markt in Traun belegte uns wieder 40 Brötchen für unseren Verteil-Donnerstag, die wir zu Beginn immer ausgeben. Danke dafür lieber Wolfgang. Sandra, Rena, Hilde und Verena halfen mit, um alles zeitgerecht fertig zu haben, wenn wir anschließend den Transporter beladen. Um 13 Uhr kamen Edis und seine Kollegin Edina, um sich heute beim Verteil-Donnerstag selbst ein Bild zu machen und um zu sehen, was hier so passiert. Nach einer Lagerführung und den dazugehörigen Erklärungen über Obdachlosigkeit und Armut waren die Beiden Feuer und Flamme, bei uns mitzuhelfen.
Um kurz nach Mittag kam dann Rudi, er durfte früher von der Arbeit gehen, um bei uns mitzuhelfen. Rudi nimmt mir große Anstrengungen ab, belädt den Transporter und hebt all die schweren Kisten. Danke dafür lieber Rudi. Er wurde in den Monaten, wo er bei uns mitmacht, zu einem wichtigen Teil des Teams, genauso wie alle anderen auch, ich bin glücklich über jede/n einzelne/n. Jede helfende Hand ist wichtig für unseren Verein.
Um 15.05 Uhr war dann alles so weit, Rudi und Maria waren schon vorgefahren, und ich breche jetzt auf. Bei windigen +8° hoffe ich auf Stabilität des Wetters. Angekommen in Linz war bald klar, dass Edi heute nicht kommen wird, und dass wir aber trotzdem genug Helferleins haben, um den ganzen Betrieb zu garantieren. Im Eilzugstempo werden die Tische und Boxen ausgeladen und aufgestellt, Edis und Edina parken ihr Auto noch um und helfen dann ebenfalls aufbauen. Den Computer noch starten, die NFC-Karten bereitstellen und die Liste der registrierten Schützlinge auspacken.
Wir haben wieder einige Einzelposten mit, die es nur diesmal geben wird. Heute zum Beispiel haben wir gespendeten Tafelspitz in Rindsuppe und Semmelkren im Glas mit, Streichkäse und Aufschnitt Wurst.
Punkt 16 Uhr beginnen wir mit der Ausgabe, und es sind wieder die Gleichen, die die Warteschlange anführen. Harry, Leo und alle anderen, die auch sonst Woche für Woche ganz vorne stehen. Zuerst registrieren bei Rudi, der den PC wieder steuert, dann weiter in die Line zu den Boxen. Manche Besucher muss ich etwas bremsen, weil sie sonst mit 4 großen Taschen nach Hause gehen würden, und das wäre unverhältnismäßig. Alle bekommen, was sie brauchen, aber ab und zu müssen wir auch sagen, wenn es genug ist. Max teilt wieder 3 Zigaretten an jeden Raucher in der Warteschlange aus, die wir gespendet bekamen. Thomas* (Name geändert), der erst vor kurzem aus einer Einrichtung entlassen wurde, keinerlei Sozialleistungen oder AMS-Geld bekommt und somit auch nirgendwo krankenversichert ist, kommt auf mich zu und bittet mich um ein 4-Augen Gespräch. Er weiß nicht mehr weiter und bittet mich um Hilfe, dass er eine kleine Wohnung bekommt. Ich verspreche nichts, nur so viel, dass ich mich umhöre für ihn. Ich weiß leider auch, dass das für Thomas* zu wenig sein wird, aber wir sind mit unseren Ressourcen auch ziemlich am Ende.
Diszipliniert und ruhig geht es heute wieder vor sich, Edis und Edina sind überwältigt von den Reaktionen, wie ihnen unsere Schützlinge begegnen. Alle so dankbar, so freundlich und doch so gebeutelt. Die Beiden versprechen uns ein Wiedersehen und weitere Unterstützung. Danke dafür!
Beim 1. Besuch gibt es normalerweise keine Kleidung, sondern lediglich Lebensmittel. Wenn ein neuer Obdachloser kommt, der zerrissene Hosen/Shirts oder kaputte Schuhe hat, werden wir ihn natürlich nicht wegschicken, sondern neu einkleiden, auch wenn er seinen Einkommensnachweis noch nicht gebracht hat. Aber das ist die Ausnahme, da immer wieder einige Besucher Dinge von uns zu Geld machen, um sich dann Alkohol kaufen zu können. Dem aber beugen wir strikt vor, das lassen wir nicht zu, deshalb erst Kleidung, wenn er/sie alle Unterlagen gebracht hat. Deshalb haben wir seit einigen Wochen Probleme mit dem Herrn S., der uns jede Woche mit einer anderen Ausrede kommt, warum er auch diesmal auch keinen Einkommensnachweis mitbringt, diesmal aber beißt er auf Granit, diesmal ist Schluss mit lustig, ohne aktuellen Einkommensnachweis händigen wir ihm diesmal nichts mehr aus, da es immer noch an der Zeit wäre, einen aktuellen AMS-Nachweis vom AMS-Büro am Bahnhof zu holen, aber er diskutiert stattdessen lautstark mit mir über Dinge, die wir letzte Woche schon besprochen haben. Diesmal gebe ich nicht nach, weil mittlerweile alle im Team das Gefühl haben, er vergackeiert uns Woche für Woche.
In der Reihe steht auch der 24-jährige F., der noch in einer unserer Wohnungen in Auwiesen ist, die er aber Ende April verlassen muss, weil alle unsere Wohnungen zurück an die Genossenschaften gehen. F. verspricht mir vollmundig, Zitat: „Alles in Ordnung mit der Wohnung, habe aufgeräumt und gesaugt, rauche nicht in der Wohnung und Alkohol ist tabu“. Am Tag danach, am Karfreitag habe ich einen Wohnungsbesichtigungstermin genau in dieser Wohnung, was ich F. auch am Donnerstag mitteilte. Ich gehe mit den Kunden der GWG in den 4. Stock und öffne die Türe und glaube es trifft mich der Schlag. Es stinkt gewaltig nach Rauch, es riecht auch nach Alkohol und es ist alles andere als aufgeräumt. Ich schäme mich den Besichtigern gegenüber und bin echt sauer. Dass diese Wohnung dann schlussendlich ohnehin nichts wäre für die Familie, stellte sich sehr bald heraus. Aber das Telefonat anschließend mit F., wo ich ihm mitteilte, dass er bis (Oster) Sonntag ausziehen müsse, weil er sich an keine einzige der Regeln gehalten hat, hat es in sich. Es dauerte nicht lange, wo sein Onkel um etwas Verlängerung bat, um eine neue Unterkunft für F. zu suchen, wo ich zustimmte. Leider werde ich oft angelogen, oft mit Dingen, die einfach an die Oberfläche kommen müssen, die Sinnlosigkeit der Lügerei erkennt fast jede/r, aber alle machen so weiter.
Der Tag neigt sich dem Ende zu, die Zeit verging heute rasend schnell, Edis und Edina haben sich verabschiedet und wünschten uns viel Glück, und alle verbliebenen Helferleins packen an und räumen alle Tische und Boxen in den Transporter. Am Ende waren es auch heute wieder so 50-60 Schützlinge, die uns besuchten. Es war wieder ein gelungener Verteil-Donnerstag, an dem wir wieder 50-60 Menschen helfen durften, dank EURER Hilfe!
Im Lager alles ausräumen und wieder einlagern, dann noch gemeinsam zu Abend essen im Lager und ein paar wichtige Dinge mit dem verbliebenen Team besprechen. Diese Eindrücke sind für uns immer sehr wichtig, wir versuchen hier das Beste an Erkenntnissen für uns herauszuholen, um uns weiter zu verbessern.
Wir bedanken uns auch diesmal wieder bei all unseren Spender:innen und Wegbegleiter:innen, dass wir diesen Verteil-Donnerstag abhalten durften. Vergelt’s Gott und habt großen Dank. Allen ein frohes Osterfest und erholsame Feiertage. Gott segne Euch! 😊