Der stockende Lebenszug!

Das Leben ist ein...
...mehr oder weniger langer Eisenbahnzug, in den manche Menschen zusteigen und einige wieder aussteigen. Waren Freundschaften früher oft fürs ganze Leben, reicht heute oft schon eine kleine Meinungsverschiedenheit aus, um die Freundschaft aufzukündigen und Menschen fallen zu lassen. Welche Erwartungen manche Menschen an „Freunde“ haben, sind sie meist selbst nicht bereit, zu geben. Man will alles, und gibt dafür so gut wie nichts.
In meinen Lebenszug stiegen im Laufe der Jahre viele Menschen zu, erwarteten Dinge, die ich nicht geben konnte oder nicht bereit war zu geben, und wurde oft fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Nicht alle Menschen die in meinem Zug zugestiegen sind, waren so, aber die Meisten. Früher in der Gastronomie im Nachtgeschäft hatte man ohnehin viele „Freunde“ bzw. „Schulterklopfer“, die sich Nachts beim DJ-Pult brüsteten und tagsüber die Straßenseite wechselten, wenn sie mich sahen. Aber ich nahm das keinem Übel, weil ich die Menschen liebte und wusste, dass es niemand böse meint.
Heute reicht oft eine nicht vorhersehbare und nicht geplante Situation, die zulasten einer Freundschaft geht, und ein Teil der Freunde kündigt diese „Freundschaft“ auf. Freundschaften, Beziehungen bzw. Ehen, werden heute oft wegen Lappalien beendet, hierzu kommen oft noch absichtliche rhetorische Bosheiten, die dann ausgetauscht werden und die gesamte Grundlage der einmal großartigen Freundschaft bzw. Beziehung, ist kaputt. Man geht mit Menschen, von denen man „enttäuscht“ ist, weil sie oft nicht so funktionieren wie man es selbst gerne möchte, ziemlich hart ins Gericht und zerstört dabei alles, was einmal Grundlage war, nämlich Vertrauen.
Ohne Vertrauen ist nichts mehr möglich. Sei es in einer Beziehung, in einer Freundschaft, oder gar im kollegialen Umgang im Beruf oder auch wie bei uns, im „Ehrenamt“. Ohne dem nötigen Vertrauen wird man immer Vorbehalte gegenüber Menschen haben, egal wie sehr sich der/die andere bemüht. Wenn von vornherein Vorurteile überwiegen, hat es auch keinen Sinn, irgendetwas mit der „Brechstange“ bewegen zu wollen, es wird nicht funktionieren.
Bei uns im Verein, wo alle unbezahlt und im „Ehrenamt“ einer guten Sache dienen, ist es genauso. Wir hatten schon viele, viele Mitglieder die aus ureigenen Gründen eine Zeit lang bei uns mitmachten, und nach wenigen Monaten wieder gingen, weil sie sich selbst in den Mittelpunkt stellen wollten und nicht das große Ganze sahen, die Sache sprich unsere Aktion, die im Mittelpunkt stand und steht.
Manche lächelten jedes Mal am Verteil-Donnerstag in die Kamera, ohne bei den vielen Vorbereitungen im Lager mitgeholfen zu haben. Es waren auch immer die Gleichen, die jeden Samstag Ausreden fanden, warum sie nicht helfen können bei der Spendenannahme. Somit hatten und haben wir am Samstag immer die gleichen Helferleins, die all die Lagerarbeit, die auch großen Spaß macht, erledigen. So ein Verhalten hat in einem Verein oder gar in einem „Team“ nichts zu suchen, entweder man hilft im Verein wegen der guten SACHE, oder man lässt es besser bleiben. In einer Firma als Angestellte/r muss man sich auch den Vorgaben der Geschäftsleitung beugen, muss auch oft unangenehme Dinge sich anhören oder machen, ohne gleich den Kopf in den Sand stecken zu können. In einem Verein ist der Obmann mit seinem Vorstand derjenige, der den Verein in die Zukunft und durch problematische Situationen führt. Ich musste mir auch vor gar nicht so langer Zeit sagen lassen, dass ich manche Dinge nicht alleine zu entscheiden habe und dass manche Problemlösungen im Team behandelt werden müssen. Ja! Dem ist so, bei administrativen, logistischen Problemen, kann man diese gemeinsam lösen, was ja auch Sinn macht, denn jede/r hat andere Ideen und Vorschläge, und ich bin gerne für konstruktive Kritik zu haben. Wenn es aber darum geht, die Statuten abzuändern oder den Verein umzustrukturieren, dann ist das die alleinige Sache des Vorstands, der darüber entscheidet. Ich hör‘ mir viele Dinge an, rede viel mit meinem Team, auch über Veränderungen oder Verbesserungen, gemeinsam können wir solche Dinge umsetzen und versuchen, das Beste aus solchen Erkenntnissen herauszuholen.
Doch geht es darum, jemanden grundlos und haltlos vor Behauptungen zu stellen, die schlicht erfunden sind, beginnt jede/r sich zu wehren. Wenn Wahrheit, Ehrlichkeit und Vertrauen keine Rolle mehr spielen, hat ein gemeinsamer Weg keinen Sinn mehr. Wenn dann aber noch boshafte Anschuldigungen die gemeinsame Zeit in der Firma, im Verein, in der Beziehung oder Ehe in ein unredliches Licht stellen, sind Verletzungen die Folge. Und all diese Verletzungen zeigen Wunden, die bleiben werden. Im Leben wird man sich künftig fragen, wie nahe lasse ich noch einen Menschen an mich heran, dem ich skeptisch gegenüber stehe und dem ich manch zweifelhafte Aussage nicht glaube. Im Laufe des Lebens passiert das ziemlich oft, dass man absichtlich verletzt wird, dass man Menschen begegnet, die nicht nur gute Absichten haben.
Ich für mich entscheide nach Bauchgefühl, das mich aber auch schon oft im Stich gelassen hat. Doch neuen Menschen in meiner Lebenszugfahrt immer nur abweisend zu begegnen bis vielleicht irgendwann Vertrauen geschaffen wurde, ist mir zu mühsam, zu einfach, das mache ich nicht. Ich möchte bis zu einem gewissen Maß auch Vertrauensvorschuss geben können, ohne immer Angst haben zu müssen, und auf diesem Weg bin ich nun. Warum ich euch das alles hier schreibe? Weil für die meisten Obdach- und Wohnungslosen, für arme Menschen und Menschen am Rande der Gesellschaft der Lebenszug schon lange nicht mehr fährt. Deren Leben ist meist ohne jede Hoffnung, es aus dieser Lage je alleine noch zu schaffen, ohne Zuversicht auf eine weitere Chance im Leben, die eine große Verbesserung bringen würde und ohne Möglichkeit, DEM Menschen zu begegnen, der diesen Menschen aus dieser Lage hilft.
Es ist auch immer eine Frage der individuellen Hilfe, nicht jede/r Obdachloser kann obligatorische Hilfe annehmen, hier bedarf es einer individuellen Gestaltung, die auch in vielen Bereichen von Vereinen und Institutionen gegeben und gewährt wird. Wir als kleiner Verein mussten einsehen, dass wir z.B. mit der Wohnungshilfe überfordert waren. Wir haben obdachlosen Menschen eine Wohnung zur Verfügung gestellt, in der sie ihr Leben neu organisieren konnten, leider haben die Wenigsten diese Chance erkannt und auch nicht genützt. Ohne Sozialarbeiter, Psychologen und anderem Fachpersonal ist es unmöglich, hier umfassend helfen zu können, deshalb geben wir unsere Wohnungen an die Genossenschaften zurück und lassen diese Arbeit jenen über, die mehr fachspezifische Ahnung, Personal und Ressourcen haben.
Einige dieser Menschen, denen wir in der Vergangenheit umfassend geholfen haben, „danken“ es uns mit Unwahrheiten die hinter unserem Rücken über uns erzählt werden, „danken“ es uns auch mit schweren Drohungen und Beschimpfungen, woraus wir auch wieder eine Lehre ziehen. Wir sind nicht wehleidig und nehmen es manchen unserer Schützlinge auch nicht krumm wegen so einem Verhalten, aber wir kennen diese Menschen, die den einzigen Sinn in ihrem Leben noch darin sehen, anderen weh zu tun. Dass wir in der Vergangenheit bei der individuellen Hilfe wenig Lob bekamen, ist dem Umstand geschuldet dass wir den Menschen kein Bargeld gaben, sondern lediglich Lebensmittel und sonst auch alles, was sie zum Leben brauchen, und das war vielen zu wenig.
Wie gesagt, wir haben unsere Schlüsse daraus gezogen und die Konsequenzen eingeleitet. Wir kümmern uns künftig wieder um die Hilfe, die wir zu leisten imstande sind und werden uns nicht mehr anmaßen, jede Art von Hilfe erbringen zu können.
Diese Woche begann wie immer arbeitsreich, im Lager, im Transporter oder auf der Autobahn zu Spendenabholungen. Der Mittwoch gehört dem Kühl- und Tiefkühllager und all jenen Lebensmitteln, die wir am Donnerstag mitnehmen werden. Am Donnerstag früh kommt unsere Hilde, die uns eine große Hilfe ist, sie möchte heute nebenbei auch noch eine Spendenlieferung zusammenstellen, fürs Frauenhaus Vöcklabruck, die schon angerufen haben und um Spenden gebeten haben. Zunächst aber Brot, Gebäck und alles andere neu verpacken, es ist für uns nicht immer so einfach da wir nie wissen wie viele Schützlinge zu unserem Bus kommen werden. Wir sind immer vom Sortiment und der Menge ausgelegt auf eine Besucheranzahl um die 110 Menschen. In den letzten Wochen hatten wir jedoch immer etwas zu wenig Lebensmittel mit, so dass wir manche Artikel beschränken mussten.
Der heutige Donnerstag verspricht ein schöner Tag zu werden, die Sonne scheint und die Temperaturen sind über +10°, also was sollte jetzt noch einem gelungenen Verteil-Donnerstag entgegen stehen? Rudi und Hilde laden alle Boxen und alles Wichtige in den Transporter, um dann pünktlich um 15 Uhr nach Linz aufzubrechen. Verena fährt heute wieder mit mir und sind beide schon gespannt, was heute so passieren wird. In Linz angekommen warten etwa 20 Menschen auf uns, bei Sonnenschein und lauem Wind. Am Ende werden es heute 96 Menschen sein, die uns besuchten und sich Lebensmittel holten für die kommenden Tage.
Was sich heute schon abzeichnet, da wir nun auf „scharf“ stellen und alle Einkommensnachweise einfordern, dass es manche „Ausreden“ geben wird, warum sie keinen Einkommensnachweis vorlegen können. Alle haben 3 Wochen Zeit diesen zu bringen, danach gibt es nur noch ein kleines Paket mit Lebensmittel, für den Hunger, bis sie den Einkommensnachweis nachbringen. Wir haben all unseren Spendern/innen versprochen, dass die Spenden dort ankommen, wo diese dringend gebraucht werden, und dazu braucht es leider diese Prüfung, die nicht nur wir machen, sondern fast alle Einrichtungen bzw. Sozialmärkte fordern schon diese Belege, was auch völlig legitim ist.
Die Verteilung beginnt pünktlich um 16Uhr, Rudi gibt die Daten in den Computer ein und füllt die Formulare mit den Menschen aus, Max macht Fotos für die Ausweise, Maria ist im Transporter und hat dort ihre Aufgabe, Verena und Peter sowie Edi geben an den Tischen alles aus. Einige Menschen in der Warteschlange müssen wir wohlwissend wieder wegschicken, da sie entweder zu viel Einkommen haben oder aber illegal hier bei uns sind und somit keinen Anspruch haben. Andere Einrichtungen und Institutionen schicken wie erwähnt, auch ihre Schützlinge zu uns, um sich Lebensmittel zu holen, was wir absolut nicht verstehen wollen.
Manche bringen uns seit 1 Jahr abgelaufene Einkommensnachweise was wir genauso wenig akzeptieren wie zu hohe Einkommen. Ein Pärchen besucht uns immer wieder und brachte noch nie irgendeinen Beleg, und sie spielen uns dann gegenseitig aus und drängen sich vor um sich schnell, ohne gesehen zu werden, Lebensmittel zu holen. Mein Mitleid hält sich schon sehr in Grenzen, wenn man zwar immer wieder Geld für Alkohol hat, sich aber keine Lebensmittel kaufen will. Auch ist es ein NoGo, uns immer wieder zu vertrösten und uns an der Nase herumzuführen, um sich unsere Lebensmittel zu erschleichen, das funktioniert nicht mehr. Hilfe für diejenigen, die wirklich Hilfe brauchen, und nicht wie eine Spritzkanne über alle, die unsere Hilfe nicht brauchen.
In der Warteschlange ist alles diszipliniert, ruhig, unser Max ist positiv überrascht vom Verhalten heute, alle warten geduldig in der Reihe, und diese wird immer länger. Wie gesagt, 96 Menschen werden es heute am Schluss sein, die uns besuchen. Wir sind nun auch schon am Monatsanfang annähernd bei 100 Menschen, die zu uns kommen. Es werden jede Woche noch mehr, die unsere Hilfe brauchen und Hilfe bei uns suchen. Glaubt man den Medien, explodiert gerade die Zahl der Delogierungen, kein Wunder bei diesen exorbitanten Steigerungen in allen Bereichen. Junge wie ältere Menschen wissen oft nicht mehr weiter, wovon sie noch leben sollen, die Miete und die Betriebskosten bezahlen sollen, Handy, Versicherungen zahlen und den Lebensunterhalt bestreiten sollen. Wir fürchten hier wirklich um den sozialen Frieden, der an einigen Stellen einzuknicken droht. Und, was dann?
Uns ist es immer wieder, jede Woche neu, ein großes Anliegen helfen zu können, und direkte Hilfe zu leisten. Und die Menschen danken es uns mit vielen Danksagungen und Umarmungen. Um weiterhin direkte und effektive Hilfe anbieten zu können, würden wir uns über ehrenamtliche Helferleins freuen, traut Euch und ruft uns an, 0650/5334256, wir haben auch eine rote Jacke für Euch.
Gottseidank dauern die Tage wieder länger, so dass wir keine Lampen mehr brauchen, die zusätzlich immer Arbeit bereiten. Langsam geht unser Verteil-Donnerstag zu Ende und es gibt ein wunderbares Gefühl, wieder direkt geholfen zu haben. Vergelt’s Gott und DANKE an all unsere Spender:innen und Wegbegleiter:innen, die uns immer wieder emotional unseren Rücken stärken. DANKE dafür. Danke auch an unser Team das heute wieder großartige, ehrenamtliche Hilfe leistete. Danke an all unsere Gönner:innen dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag abhalten durften. :-)
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