Der Vertrauensgrundsatz!

Wohin führt uns...
...der Großteil unserer Gesellschaft seit der Pandemie?
Die Gesellschaft, oder jene Menschen, die man damit meinen könnte, verrohen zunehmend in ihrer Artikulation, in ihrer Gestik und in ihrem gesamten Auftreten nach außen. Verrohung ist noch der harmloseste Ausdruck den ich dazu finden kann, zu alldem was zurzeit von vielen Menschen so an den Tag gelegt wird.
Wild gestikulierend und voller abwertender Mimik wird man jeden Tag auf Österreichs Straßen daran erinnert, dass es nicht mehr viel gemeinsame Erinnerungen an die ersten Module der Fahrschule gibt. Der Vertrauensgrundsatz ist für die meisten Autolenker ein absurdes Fremdwort, das man am besten gleich wieder vergisst, da man sonst auf Autobahnen ja nicht mehr rechts überholen könnte, den Fahrstreifen nicht wechseln könnte ohne den Blinker zu setzen, bei Rot nicht über die Ampel fahren würde oder an der nächsten Ecke eine alte Oma, die über den Zebratreifen gehen will, nicht in Gefahr bringen könnte. All das passiert jeden Tag zuhauf, ohne Rücksicht ist man am Lenkrad und mit dem Bleifuß am Gaspedal eines „Mordwerkzeugs“ Namens AUTO unterwegs! Was sich seit ein paar Jahren im Straßenverkehr abspielt, lässt mich nicht nur schaudern, sondern fast verzweifeln.
Da sind großmotorige PKWs zuallererst zu nennen, deren unzählige Piloten (bei weitem aber nicht alle) glauben, dass sie mit ihrem Fahrzeug die meisten Paragrafen der aktuellen Straßenverkehrsordnung mitgekauft hätten und einen Freibrief darauf hätten, andere Verkehrsteilnehmer täglich in Lebensgefahr bringen zu dürfen. Unsere Polizei höchst überfordert mit ihren umfassenden Aufgaben, stellt man sich, wenn man Zeit hat und „Streife“ auf dem Dienstplan steht, am besten dorthin wo man nur die Kelle raushalten braucht und den Strafzettel ausstellen und die Geldstrafe kassieren muss.
In Ansfelden gibt es da so einen tollen Platz, wenn man von der Autobahn runterfährt und bei der dortigen Stop-Tafel zur Bundesstraße noch ganz leicht rollt, sieht das jeden Tag der Herr Inspektor und schreibt schon am Strafzettel, da steht der „Sünder“ mit seinem Auto noch gar nicht. Statt präventiv die Raser, Drängler und all die Gefährder zur Brust zu nehmen, wird lieber an einem stillen Ort, wo noch nie ein Unfall geschah, unverschämt abkassiert statt die Autolenker vor dieser Klientel zu schützen. Manche Menschen legen eine Art hinter dem Lenkrad an den Tag, als würden sie ihren fahrbaren Untersatz als Waffe missbrauchen und zeigen dir dann auch noch den Mittelfinger. Dieses Klientel MUSS endlich zur Konsequenz gezogen werden, ohne Möglichkeit auf Zahlung einer Geldstrafe, sondern mit dem sofortigen Entzug und der Beschlagnahme des Fahrzeugs. Wie kommen 90% der Autolenker dazu, sich von diesen Egoisten jeden Tag mehrmals in Lebensgefahr bringen zu lassen. Der Wahnsinn auf unseren Straßen ist genauso absurd wie all die Szenarien dort.
Der Vertrauensgrundsatz gilt nicht nur im Straßenverkehr, man ist auch gut beraten ihn auch da und dort in Freundschaften bzw. seinem Umfeld einzusetzen. Um die höchste „Währung“ zu verschenken die es gibt, nämlich VERTRAUEN, sollte man sich schon ganz sicher sein, wem und in welcher „Dosis“ man es verschenkt, denn, und da rede ich lediglich aus meinen Erfahrungen, mit Vertrauen können die Wenigsten gut umgehen, die meisten missbrauchen es schon in den ersten Monaten und die letzten bei einer kleinen Meinungsverschiedenheit. Es braucht heute nicht viel, eine „Freundschaft“ zu verlieren, wenn kein Raum für unterschiedliche Meinungen mehr vorhanden ist, wird’s eng und man bekommt schließlich per WhatsApp, per SMS oder per Mail die Kündigung der Freundschaft, weil direkt zu sagen schaffen ohnehin die Wenigsten. Also nicht nur Engstirnig und den Tellerrand als Horizont, nein, es muss dann schon auch die Freundschaft mit einem rhetorischen Tritt in den Hintern aufgelöst werden, weil wo kämen wir denn da hin?
Freundschaften und gute Bekanntschaften waren einmal das Salz in der Suppe, waren jenen Menschen geschuldet, die man gut kannte und die man gerne mochte, aber das alleine ist für die heutige Gesellschaft schon fast unzumutbar, jemandem zu sagen, dass es schön ist, dass es diesen Menschen gibt. Viele Menschen dieser Gesellschaft glauben allen Ernstes, man gäbe sich eine „Blöße“, würde man so ein inniges Herzens-Kompliment verschenken, NEIN, es ist wahre GRÖSSE, wenn man zu jemandem sagen kann: „Ich mag dich und ich verbringe gerne Zeit mit dir oder ähnliches“. Man hört solch schöne Sätze viel zu selten. Weil man sich vielleicht seiner „Gefühle“ schämt? Weil man nicht zugeben möchte, was in einer Gefühlswelt grade passiert? Weil es purer Leichtsinn wäre, etwas Derartiges zu sagen?
Im Vertrauensgrundsatz inbegriffen ist für mich auch ein Verhalten, sei es in einer Beziehung, in einer Familie oder einer Freundschaft, aus dem heraus man seine Fehler erkennt und sich entsprechend entschuldigt bei jenem Menschen, wenn man ihm versehentlich weh getan hat, wenn man einen Fehler machte oder man eine Meinung über einen Menschen hatte, die schlicht falsch war. Sich zu entschuldigen ist das Eingeständnis eines Fehlers, den man wieder gut machen möchte bei diesem Menschen, und das kann gar nie falsch sein. Zu sagen: „Bitte verzeih“, sollte geübt werden in Zeiten wie diesen, sonst werden die Fehler, die wir ALLE machen, nie wieder gut werden, sie werden immer irgendwie gegenwärtig sein, und das ist kein sonderlich schönes Gefühl.
Egal ob im Beruf, in der Familie, unter Freunden oder im Verein, wir sind alle angehalten, auf unser aller Umfeld RÜCKSICHT zu nehmen und nicht wie eine Horde wild gewordener Büffel durchs Leben zu rasen, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich appelliere hier an das Gewissen dieser Menschen, dass sie sich den Vertrauensgrundsatz ins Tagebuch schreiben und auch danach handeln, das wäre richtig schön und wäre ein großes Geschenk für uns alle!
Diese Woche hatte es ja auch schon in sich, am Dienstag waren wir im Frauenhaus Vöcklabruck Spenden liefern und anschließend noch bei Sr. Ida im Quartier 16 (Frauenhaus der Franziskanerinnen), ebenfalls in Vöcklabruck. Es hat wieder gut getan, diese robuste und doch sehr sensible Frau, die diese tolle Einrichtung leitet, zu sehen und ein paar Eindrücke auszutauschen. Danke dafür!
Unser wöchentlicher Verteil-Donnerstag hat jede Woche seine gleichen Vorarbeiten. Am Mittwoch Kühl- und Tiefkühllager sowie eine Abholung beim Humer z’Reith, wo wir jede Woche Obst und Gemüse gratis bekommen, und dann noch die Wurstwaren aus der Tiefkühltruhe geben, damit wir am Donnerstag Brote belegen können.
Alles im Lager schon für den Donnerstag vorbereiten, und zuhause geht es dann auch an die Programmierung der NFC-Cards, die wir für jeden unserer Schützlinge angelegt haben, um alle Ausgaben im Blick zu haben. Das Anlegen unserer 13-seitigen Liste aller Registrierten, mittlerweile sind es schon über 500 Schützlinge, die in unserem System registriert sind, ist jede Woche die größte Herausforderung. Immer im Blick zu haben, welche Einkommensnachweise ablaufen oder abgelaufen sind, alle Erinnerungen einzutragen, alle neuen Besucher/innen in die Tabelle eintragen, mit allen Daten und Formeln, das alles benötigt die meiste Vorbereitungszeit. All die Daten dann auch noch in die SQL-Datenbank einzutragen, tja, da ist nochmal eine große Portion Zeit von Nöten.
Warum wir das machen? Um sicherzustellen, dass die Spenden punktgenau dort ankommen, wo diese am dringendsten benötigt werden. Wir wollen uns nicht mehr an der Nase herumführen lassen, wollen uns nicht mehr anlügen oder gar benutzen lassen, deshalb diese Vorgehensweisen. Alle unsere Schützlinge haben 3 Wochen Zeit, den Einkommensnachweis zu erbringen, den sie übrigens fast überall erbringen müssen, sei es beim Sozialmarkt, in Wohnungs- oder Obdachlosen-Einrichtungen, in Tageszentren usw..
Uns wurde von einem ahnungslosen Hetzer (aus dem Optiker-Team der Firma "Brillen Zwerger" - Bad Ischl) kürzlich vorgeworfen, Zitat: „Wer helfen möchte, fragt nicht nach einem Einkommensnachweis“. Da er keine Ahnung von alldem hat und jetzt zuallererst Stimmung gegen uns und die Obdachlosen machen möchte, empfehle ich ihm dringend, von Bad Ischl aus den Obdachlosen einmal direkt ins Gesicht zu sagen, was er bisher hinter vorgehaltener Hand sagte, Zitat: „Wääh, igitt, sind die dreckig und ekelig, und stinken tun sie auch, diese Obdachlosen“. Zitat Ende. Für solche Typen schäme ich mich zutiefst, selbst noch nichts auf die Reihe gebracht im Leben, aber ein ungerechtfertigtes Urteil über Menschen, die er weder kennt noch von deren Leben etwas weiß. Diesen Typen habe ich aus meinem Vertrauensgrundsatz ausgenommen, da er schon mehrmals bestätigte, welch‘ „geistig-moral-elastischer“ Typ er ist.
Wir aber sind beim Donnerstag angekommen, und unser Rudi hat sich heute extra Urlaub genommen um beim Verteil-Donnerstag dabei zu sein, unsere Maria kommt jede Woche mehrmals aus dem Mühlviertel um im Lager und beim Donnerstag zu helfen und unsere Hilde ist sowieso das Beste, was uns als Team passieren konnte, einfach großartig. Ich bin positiv gestimmt und ich gehe auch guten Vorsatzes in die Zukunft, ohne Tränen auf manches verlogene Vergangene.
Rena und Kimi sind auch heute wieder im Lager dabei, helfen bei den Vorbereitungen, Maria kommt zu Mittag mit vorgekochten Fleischlaberl mit Püree und Kartoffelsalat, einfach genial. Rudi ist Vormittag schon da und kümmert sich um das Einladen in den Bus, er nimmt mir da schon eine gewaltige Last ab, danke dafür. Alle Vorbereitungen sind in der Line, nur der Wettergott, den bitte ich heute um Nachsicht. Gemeldet wurden Sturmböen und starker Regen, den wir heute so gar nicht brauchen könnten. Rudi ist vorgefahren um unseren Platz freizuhalten, Maria und ich brechen auch auf, es ist grade 15.10 Uhr.
Angekommen in Linz sagt Rudi zu mir: „Weißt du was wir vergessen haben?“ Ich antworte: „nein“, von Rudi kommt: „Die Tortenstücke“. Shit, ja genau, die haben wir zum Auftauen in den Kühlschrank gegeben und dort vergessen. Dafür gibt es nächste Woche verlässlich wieder Torte mit Marille. Wir sind zu dritt, Rudi, Maria und ich, wir laden aus und stellen alle Tische auf, stellen die Lebensmittelboxen hin und stellen diese auch noch öfters um, um dann schlussendlich doch logistisch alles richtig angeordnet zu haben. Fertiggerichte bei den Fertigsuppen und beim Gemüse, die Fischdosen bei der kalten Küche usw.. Alles muss logisch und doch übersichtlich sein, damit es anschließend bei der Ausgabe schnell geht.
Hr. S. von der ÖBB besucht uns heute wieder und macht uns Mut, redet uns gut zu und lobt unsere Arbeit. Er hat ein gutes Gespür für Ungerechtigkeiten und reklamiert deshalb heute direkt bei mir einen „erfolgreichen“ Verteil-Donnerstag, was immer er mit „erfolgreich“ meint. Am Ende des heutigen Tages werden es wieder etwa 50 Menschen gewesen sein, denen wir heute helfen konnten.
Wir beginnen Punkt 16 Uhr, und es ist wie an den vorherigen Donnerstagen, alles ruhig und diszipliniert. Einige bekannte Gesichter, denen wir in den letzten Wochen schon sagten, dass sie ohne Einkommensnachweis nichts mehr bekommen, probieren es auch heute wieder, heute ist aber der Computer scharf gestellt und wer schon 3-4-mal daran erinnert wurde und immer noch keinerlei Unterlagen brachte, dem kann ich heute auch nicht mehr helfen.
Ausgenommen von dieser 3-Wochen Regel zur Beschaffung des Einkommensnachweises sind jene Menschen, die einem Sachwalter untergeordnet sind. In den letzten Jahren machten wir immer wieder die Erfahrung, dass manche Sachwalter gar keinen Einkommensnachweis ausstellen, und manche lassen sich Elends lange Zeit, weil es denen scheinbar egal ist, ob ihre Klienten mit dem Taschengeld, oft nur €50 bis €60,- pro Woche, über die Runden kommen und wovon sie anschließend leben. Der Verteil-Donnerstag läuft gesittet und ruhig ab, Max teilt Zigaretten aus, Rudi ist am Computer, Maria ist im Bus bei der Kleidung und bei den TK-Spenden, Edi und Peter geben an den Tischen die Spenden aus. Ein zusätzliches Helferlein wäre heute noch großartig gewesen, aber woher nehmen?
Um 17 Uhr kommt heute Paul, der Präsident der Lions Delta, Su von den Lions Biophilia, die Lions Primavera und die Lions City, mit denen wir eine Scheckübergabe über großartige € 10.000,- machen und das fotografisch festhalten. Hier offenbart mir Paul, dass er in den letzten Wochen schon ein paarmal hier vorbeigefahren ist, um zu sehen, was wir machen, und er ist sehr beeindruckt von unserer Aktion hier. Uns bleibt hier nur noch uns aufrichtig für die großartige Spende zu bedanken und uns dankbar zu verneigen, bei allen Lions, die hier mitgemacht haben und diese großartige Summe spendeten.
Unsere Verteilung geht weiter, langsam bricht die Dunkelheit herein und die Arbeit wird weniger, 17.40 Uhr, es weht ein unangenehmer Wind, aber wir müssen noch warten, auf unsere bekannten Nachzügler. Um 17.55 Uhr räumen wir dann alles in unseren Bus, im Nu ist alles verstaut, und Maria und ich brechen auf, Richtung Lager Ansfelden. Dort angekommen räumen wir alles aus, um alles wieder einzulagern, Maria ist schon beim neuerlichen Warmmachen der restlichen, köstlichen Fleischlaberl, während alle anderen die Kühlkombies reinigen, das Gefriergut in die Truhe geben, das Obst in den Anhänger und dann, ja dann, geht’s gemeinsam zu Tisch. Es werden gemeinsam Dinge besprochen, was heute gut und was weniger gut war, wie wir etwas besser machen könnten, es kamen einige gute Vorschläge, die wir nächste Woche gleich umsetzen werden.
Wenn Kritik nicht persönlich, sondern konstruktiv besprochen wird, kann es sehr ertragreich an Ideen sein. Hingegen kann persönliche Kritik ohne jede Grundlage, vieles zerstören, vor allem Vertrauen!
Aus heutiger Sicht habe auch ich in der Vergangenheit Menschen vertraut, die sich zwar in ihren Schauspielqualitäten und tollem Phrasendreschen hervorgetan haben, aber niemals auch nur ein Wort Ehrlichkeit im Herzen hatten. Deshalb wende ich meinen Vertrauensgrundsatz grundsätzlich ab sofort nur mehr so an, dass mir niemand mehr weh tun kann.
Allen Spender:innen und Wegbegleiter:innen sage ich ein aufrichtiges DANKE und Vergelt’s Gott, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag abhalten und wieder über 50 Menschen helfen durften. Gott segne Euch! 😊
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