19° und 80 Schützlinge!
Donnerstag 1.10.2020: Heute unser wöchentlicher Verteil-Donnerstag war am Programm. Im Vorfeld der gewohnte Ablauf, am Vormittag Brot, Gebäck, Obst und Gemüse in Haid holen, bei Kaffee und Kuchen und einem Tratscherl geht alles viel besser nachher, also anschließend dann ins Kühllager fahren um dort die gestern Mittwoch hergerichteten Lebensmittel und Getränke abholen.
Dann noch schnell einkaufen, für ein flottes Mittagsmenü ala Wiener Würstel in Gulaschsaft. Also dann heim, schnell kochen...schnell telefonieren....alles sollte jetzt schnell gehen, da ich heute alleine unterwegs bin und alle anderen erst um 14Uhr ins Lager kommen. Doch wie es kommen muss, geht auf einmal gar nichts mehr, wichtiges Telefonat mit einer Obdachlosen-Einrichtung, die dringend Lebensmittel bräuchte und sich diese aber selbst nicht holen kann. Wir sind leider immer noch nicht fertig mit unserer Lageradaptierung an die Lagersoftware, deshalb schieben wir alle Spendenlieferungen zur Zeit auf. Das Gefühl das sich dann breit machte in mir, war kein schönes. Da draußen sind viele viele Menschen, die sich zum Teil auf uns verlassen, viele verschiedene Dinge zu bekommen. Zu wissen, dass da draußen irgendwo Menschen sind, die hungern oder frieren weil wir zur Zeit keine Spendenlieferungen machen, ist ein unerträglicher Gedanke. Wir müssen fertig werden, schnellstens mit unserer Lagerräumung. Dieses beklemmende Gefühl, werde ich auch für den Rest des Tages nicht mehr los werden. Es drückt mir den Hals zu, wahrhaftig. Ich koche zwar die Würstel in Gulaschsaft, aber essen...geht jetzt gar nicht. Also auf, ins Lager, alle abgeholten Lebensmittel die wir nachmittags an unsere Schützlinge verteilen wollen, auf Genießbarkeit kontrollieren, durchsortieren und Stapeln. Um 14 Uhr wie jede Woche, trudelt unser heutiges Team ein, Barbara Schwingenschuh Maria Fleischanderl Ingrid Strassl Brigitte Stadler und Wolfgang aus St.Pölten. Noch kurz eine Diskussion über verschiedene Vorfälle, dann geht es aber flott ans einräumen. Transporter und Hänger sind schnell beladen, zusammenhängen und bis zur Abfahrt das Gespann zur Seite stellen. Mein Freund Helmut ruft noch vor Abfahrt an und instruiert mich, morgen einen altmodischen Zahlschein auszufüllen für einen seiner Freunde, der uns eine Geldspende zukommen lassen möchte, er hätte gerne alle relevanten Daten auf einem Blanko-Einzahlungsschein abfotografiert. Da wir ja seit 23.9.2020 Spendenbegünstigt sind, mach ich das liebend gerne morgen. Es tut aber auch so gut, meinen Freund am Telefon zu hören, ein großartiger Mensch mit einer tollen Familie, den ich viel zu selten sehe oder höre.15.10 Uhr - Abfahrt Richtung Linz. Bei Sonnenschein und sonnigen 19° fahren wir gemütlich und ich sage noch zu Wolfgang, ich rechne heute, da Monatsanfang ist und einige aliquot die Mindestsicherung bekommen, so mit 20-30 Schützlinge, die heute kommen werden. Später werde ich eines Besseren belehrt, es werden heute 80 (!) Schützlinge kommen und sich Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung und Schlafsäcke holen. Die Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle, die wir selbst ankaufen und am Donnerstag austeilen, sind schon sehr gefragt. Die Nächte sind nasskalt, feucht und wirklich teilweise schon kalt, da ist jeder Obdachlose froh wenn er eine Nacht in die Notschlafstelle gehen kann. Doch alle Schützlinge über mehr als 2 Nächte (2 Jetons à € 4,-) in die Notschlafstelle einzuladen, ist leider nicht drinnen. Donnerstag für Donnerstag verteilen wir etwa 35-45 Jetons à € 4,-, viel Geld für uns, da wir ja ein Verein sind, der ausschließlich mit privaten Spenden finanziert ist, wir bekommen ja keinen Cent öffentliche Förderung. Deshalb müssen wir gut haushalten mit den Jetons, und es bricht mir immer das Herz wenn dann so gegen Ende unseres Verteil-Donnerstags um 17.45 Uhr noch Menschen kommen, die auch in die Notschlafstelle wollen und ich aber keinen einzigen Jeton mehr habe. Dieses Gefühl liebe Leute, tut richtig tief drinnen, sehr sehr weh. Als wir ankamen den Hänger umdrehen, in Position bringen, Transporter ausladen, Tische aufsstellen und .... Punkt 16 Uhr...es kann losgehen. Der 1. Punkt der angesteuert werden muss ist bei Wolfgang, hier bekommen die Menschen Pizza-Salami, tiefgefrorenen Dorsch oder Fischstäbchen, Käsekugeln vom Schwein oder Pute, die nächste Station ist bei Brigitte, bei der Seitenausgabe des Transporters, wo es Nudeln, Reis, haltbare Milch, Konservendosen uva. gibt, dann weiter zu Barbara zum Schokolade und Süßigkeiten, Maria ist die nächste Station mit Obst, Brot, Gebäck und Gemüse, Wolfgang II gibt für uns die Getränke aus, Beate die in Linz zu uns gestoßen ist, teilt Knabbereien und alles andere vom Hänger aus, und die letzte Station für unsere Schützlinge ist Ingrid bei der Kleidung, wo sich jede/r neue Unterwäsche, neue Socken, warme Jacken und warme Schuhe, Schlafsäcke und Isomatten holen kann. Jede/r? NEIN! Nicht jeder. Heute haben wir begonnen wieder sporadisch Einkommensnachweise zu verlangen, und mussten 3 wegschicken, weil sie für unser Verständnis viel zu viel Pension/Rente bekommen. Hier müssen wir rigoros unsere Glaubwürdigkeit verteidigen, da wir ja auch unseren Spendern im Wort sind. Diese Einkommensnachweise bzw. Versicherungsdatenauszüge (wenn es kein Einkommen gibt) geben uns Orientierung, jeder Bedürftige und Obdachlose soll unsere Spenden in Anspruch nehmen können, aber hierzu muss es auch eine Grenze geben, ab der jemand nicht mehr als "arm" gilt, und diese Grenze kontrollieren wir, darum geht es uns. Es soll niemand durch unser Raster fallen, darauf achten wir sehr penibel, aber wir müssen uns auch vor Spenden-Missbrauch schützen.
Unser Verteil-Donnerstag verlief ruhig, bis Herby und seine Freundin kamen, die sich an keine unserer Auflagen hielten, bis sie selbst das Weite suchten. Leider gibt es immer wieder jemanden, die aus der Reihe tanzen, nur, wir sind auf diesem neuen ÖBB-Verteilplatz noch in der Probezeit, und ich möchte nicht riskieren, plötzlich wieder ohne Platz dazustehen. Wir erinnern uns ein paar Wochen zurück, als am alten Verteilplatz in der Böhmerwaldstrasse von heute auf morgen die Maschinen vorgefahren sind und wir unseren Verteilplatz verloren haben, das möchte ich hier KEINESFALLS. Deshalb sind wir auch so auf Disziplin gebürstet, weil hier LKW, Busse und PKW's dicht an uns vorbeifahren. Wie schon erwähnt sollen es am Ende des Tages 80 Schützlinge werden die uns heute besuchten und sich mit Spenden eindeckten. 18 Uhr - unser Tag war ein Guter, ein ruhiger, ein erfüllender. Alles wieder einräumen, ins Lager fahren und alles bis nächste Woche wieder einlagern. Nachbesprechung beim Mäcki wurde schon fixiert, heute gabs Eis, zur Besprechung, das musste heute sein. 20 Uhr Abfahrt Richtung Heimat, auf mich wartet wie jeden Donnerstag der Text zum heutigen Tag, den ich noch schreiben darf, auf verschiedenen Seiten posten und aktualisieren. Ich sage dem heutigen Team ein herzliches DANKE für die großartige Arbeit die Ihr geleistet habt, und unseren Spendern/innen sage ich ein demütiges Vergelt's Gott und Danke, dass ihr uns jede Woche diesen Verteil-Donnerstag ermöglicht, ohne Euch wäre das alles unmöglich. Danke für alles und...schön dass es Euch gibt. Bleibt uns treu und gewogen, wir gehen diesen Weg weiter, solange ihr uns unterstützt. 🙂 <3