Ein komischer Verteil-Donnerstag!
Donnerstag 29.10.2020: Heute stand wieder unser wöchentlicher Treff mit unseren Schützlingen am Programm. Der Tag begann heute etwas widerspenstig, unrund und so gar nicht viel versprechend.
Einiges war heute früh anders als sonst, ungewohnt und seltsam, ein komisch/flaues Gefühl begleitet diesen Morgen. Petrus scheint auch sein Versprechen zu halten und es den ganzen Tag regnen zu lassen. Der gesamte Vormittag war zumindest von Regen geprägt, die leise Hoffnung dass es wieder ein trockener Verteil-Donnerstag werden könnte, schwindet zusehend. Wir fahren seit 15. August 2018 nach Linz und verteilen dort Woche für Woche Lebensmittel und Hygieneartikel sowie Kleidung und Schuhe, Schlafsäcke, Isomatten uva. an unsere Schützlinge. In diesen 2 Jahren und knapp 3 Monaten hatten wir ganze 4 Regentage, wo es wirklich nicht aufhörte zu schütten, ansonsten war es immer trocken, IMMER! Also passt schon unser Herr da droben auf uns auf, da bin ich mir ganz sicher. Der heutige Vormittag ging zuerst mit einer kleinen Auseinandersetzung los, weil jemand nicht einsah dass man mit einem VW Caddy nicht 3 (!!!) Parkplätze verstellen kann. Was soll's! Brot und Gebäck in Haid abholen, heute ohne Obst und Gemüse. Leider. Deshalb entscheiden wir uns Gemüse und Obst zuzukaufen, für den heutigen Nachmittag. Obst und Gemüse ist immens wichtig für die Menschen da draußen. Deshalb auf zum Hofer Ansfelden, die Geschäftsleitung erlaubt uns über eine verordnete Hofer-Haushaltsmenge einzukaufen. Bananen, Äpfel, Orangen, Gurken, Karotten und Zwiebeln. Die Kassa beim Hofer war etwas länger als normal blockiert, deshalb gab es bald schon einen Kommentar einer wartenden Frau, "Geht des ned schnölla? Bittschään a neiche Kassa".Die Kassierin quittierte den Kommentar mit einem Lächeln und widmete sich wieder uns. Dann gings ans einpacken, und ab ins Lager. Dort hat Christian heute viel zu tun, 3 4 große Säcke voller Brot und Gebäck durchschauen auf Genießbarkeit. Ich widme mich in der Zwischenzeit unserer neuen Anschaffung. Damit wir bei der Donnerstagsverteilung nicht mit den Lebensmitteln im Regen stehen, kauften wir 3 Partyzelte, die man in 2 Minuten aufstellt und die auch einiges aushalten. Den ersten Pavillion kontrollierten wir Samstags bei der Spendenannahme, die anderen 2 heute Vormittag. Leider sehe ich gleich auf den 1. Blick nach dem auspacken, ohjegale, kaputt, bei beiden Pavillions die Kunststoffraster abgebrochen. Tja, von 3 Artikeln 2 beschädigt, keine gute Quote. Also werde ich in den nächsten Tagen viel Zeit damit verbringen diese wieder zu verpacken und zurückzuschicken. Und, was noch dazukommt, wir haben nächste Woche nur einen Pavillion zur Verfügung, huch! Alles wird gut! Gestern und heute kamen etwa 10 Spenden per Postpaket, wie teilweise die Packerl ausschauen, möchte ich hier gar nicht beschreiben, furchtbar. Aufgebrochen, geöffnet und wieder zugeklebt, zerrissen usw.. An dieser Stelle liebe Post, es ist nicht dein Eigentum, mit dem Du auf grobe Weise umgehst. Bitte achte dass die Packerl unbeschädigt beim Empfänger ankommen, eine große BITTE!
Weiter geht's mit meiner Mittagspause, heute alleine, Christian kontrolliert alleine das Brot. Doch macht heute auch Mäcki nicht viel Spaß , alleine. Also gleich wieder rüber ins Lager, kann doch Christian nicht alleine arbeiten lassen und ich sitz im "Wirtshaus", das geht gar nicht. Maria Fleischanderl kommt gerade an als ich ins Lager komme, sie kümmert sich gleich um die Wurst, um alle Frischware, die portioniert und eingepackt werden muss. Wolfgang kommt auch schon, er schnappt sich Kübel und Wischfetzen, der Bus muss rausgesaugt und rausgewischt werden bevor wir ihn beladen. Dann legen wir los, wie üblich mit den Donnerstagswagerl zuerst, fest verzurren, dann die Getränke, die proppevolle Kühl- Gefrierkombi, festschnallen, dann die neuen Pavillions ebenfalls sicher verstauen. In der Zwischenzeit kamen Gerlinde und unsere Ingrid Strassl, unsere beiden Kleidungsfeen, und füllen den Anhänger an. Unser neuestes Mitglied Verena, ist heute zum 1. Mal dabei und Barbara Nowecki kümmert sich ein wenig um Verena, erzählt ihr die Vorgehensweise. Eine kleine Einführung in den Nachmittag. Sodale, alles angefüllt, das Gespann wird zusammengehängt, übrigens sind wir mit Transporter und Anhänger ganze 12,70 Meter lang und 2,40 Meter breit. Ein tolles Gespann.
15.10 Uhr, es regnet wie aus Kübeln, Abfahrt Richtung Linz, angekommen sehen wir etwa 15 unserer Schützlinge beim alten Bus-Terminal stehen, unter dem Vordach. Wir stellen uns wie geplant mit dem Transporter hinten auf, steigen aus dem Transporter, und....es hört auf zu regnen. Gleich gegenüber über dem Hauptbahnhofsgebäude ein wunderschöner Regenbogen, und, unglaublich, es hat ganz aufgehört zu regnen. WAHNSINN! Nicht nur mir fällt das auf, dass solche Wünsche (Ende des Regens) prompt in Erfüllung gehen. Hallellujah! 🙂 ❤ Wir stellen trotzdem die 2 Pavillions auf, damit die Lebensmittel trocken bleiben, sollte es sich Petrus anders überlegen. Die 2 Pavillions werden mit insgesamt 8 Sandsäcken (100kg Sand) gegen wegfliegen gesichert. Hänger und Transporter ausräumen, dann noch eine kleine Teambesprechung, wichtiges wird noch kurz angesprochen.
16 Uhr, es geht los. Eine gute Stimmung in der Schlange, nur ich muss immer wieder an unsere Coronaauflagen erinnern, 2 Meter Abstand, M/N Masken tragen und ganz nahe bei der Leitschiene warten, damit die ein-/ausfahrenden PKW's nicht behindert werden. Das gleiche mit dem Schwerverkehr von der Baustelle. Ich bin dauernd am kontrollieren, es schmuggeln sich immer wieder Menschen in die Reihe, die absolut nicht bedürftig sind, oder die wir nicht betreuen DÜRFEN. So auch heute ein Vodkagetränkter Ukrainer mit Freundin, der in der Betreuung der Caritas ist, der keinen Pass und keine Manieren hat, mich einen "nicht guten Menschen" nennt und mir später noch sagt, ich sei nicht weit weg von einem "Ar......ch als Mensch". Hier muss ich einhaken, solche Ansagen werden nicht geduldet, ich mache ihm klar dass er eigentlich bei uns falsch ist und wir heute ein Auge zudrücken, ihm trotzdem Lebensmittel geben, um mir dann von ihm anzuhören "willst Du mich hungern lassen, du Ar......ch?" NEIN, ich will niemanden hungern lassen, aber solche Beschimpfungen dulden wir auch nicht. Also Disziplin in der wartenden Schlange, oder doch bitte bei der Caritas anstellen. Als ich dann noch sah dass er gegen seine Freundin die Faust erhob, war Schluss mit lustig, ich ließ ihn nicht mehr aus den Augen, die Schuhe, die er sich noch holen wollte, bleiben hier und wir wünschen ihm noch einen schönen Tag. Leider können wir nicht nur die Welt nicht retten, sondern auch Frauen nicht vor solchen Männern schützen. Tja, Gewalt beginnt dort wo der Verstand endet, und im Vodkasuff scheint er diesen schon abgegeben zu haben. Wir widmen uns wieder all unseren Schützlingen die so dankbar sind, dass es uns gibt, dass wir Woche für Woche für sie da sind. Manchmal bleibt uns bei den Danksagungen schon die Worte im Hals stecken, weil uns diese so stark berühren. Was mich heute sehr freute war, dass Roman wieder nach fast einem Jahr zu unserem Bus kam, er holte sich Winterschuhe und Socken, viele viele nächtliche Gespräche mit ihm am kalten Bus-Terminal, wo er schläft, waren nötig, wieder Vertrauen zu bilden. Auch Thomas kam heute wieder, nüchtern, auch das macht mich glücklich, wenn einer unserer Schützlinge dem Alkohol Goodbye sagen will und das auch schafft. Großartig.
Liebe Leute, beim Leben auf der Straße kommt meist der Alkohol dazu, sonst übersteht man dieses Leben auf der Straße nicht. Gefällt mir, bin stolz auf die Beiden. 18 Uhr, ein gelungener Verteil-Donnerstag geht dem Ende entgegen, alles einräumen, Pavillions abbauen, Gespann wieder andocken, abfahren Richtung Lager Ansfelden. Dort angekommen, unser Team ist schon da und wartet auf uns, wir legen los im Eilzugtempo, es geht ja nachher wieder zur Nachbesprechung zum Mäcki. Bei der Nachbesprechung gleichen wir unsere Eindrücke ab, und jede/r hat fast das gleiche Gefühl, dass es ein toller Tag ohne Regen, und mit vielen schönen Begegnungen war. So beenden wir auch unsere "Sitzung" und brechen auf, nach Hause. Ich bin so stolz auf unser Team, wir sind ein wirklich toller Haufen der zusammenhält und nur an einem Ziel arbeitet, ZU HELFEN! Es ist schon ein großartiges Gefühl, all die Gesten, all die Aussagen zulassen zu können und sie auch so stehen zu lassen. Wir danken all unseren Spendern/innen und Gönnern/innen, Vergelt's Gott und Danke, dass wir auch heute wieder Spenden verteilen durften. Und ein großes DANKE an unser gesamtes TEAM, das so vieles bravourös meistert. Schön dass es EUCH ALLE gibt! Mein Tag wird noch etwas dauern, noch alles fertig machen und alles abschließen. Danke auch, dass ihr Euch immer die diversen Postings ganz durchlest und uns auf diese Weise begleitet. VERGELT'S GOTT 🙂 ❤