Dankbarkeit, für ein wenig Würde!
Dankbarkeit, für ein wenig Würde!
Verteil-Donnerstag vom 20.11.2025
Manchmal merkt man erst, wie sehr wir uns gegen die Realität wehren, wenn wir sie menschlich, wertschätzend, ehrlich und reflektiert anschauen.
Da sitzt ein Mensch am Boden, auf einem Karton, eingehüllt in eine zu dünne Jacke, die Schuhe alt und kaputt, die Hände rissig und die Haut teilweise offen, die Augen müde, der Blick um Hilfe schreiend und sterbend. Er sagt nicht viel. Er flüstert nur ein leises „Entschuldigung… hätten Sie vielleicht…?“. Und so viele von uns reagieren immer gleich: Wir schauen weg, tun so, als müssten wir dringend eine Nachricht am Handy lesen. Wir wechseln die Straßenseite. Manche werden sogar laut, derb, schimpfen, fühlen sich „belästigt“, weil sie ein Mensch in Not um ein wenig Hilfe bittet. Nicht, weil er vielleicht etwas Böses getan hätte, sondern, weil seine bloße Existenz uns an etwas erinnert, das wir nicht sehen wollen: Armut. Obdachlosigkeit. Ausgrenzung. Mitten unter uns, jeden verdammten kalten Tag im Winter der Kälte etwas entgegenzusetzen, aber wie wenn dir die Kraft und alle Ressourcen ausgehen? Das Leben auf der Straße frisst dich auf, nimmt dir jede Hoffnung, jede Chance auf Zukunft, zerstört zuerst dein Herz, deine Seele, deine Persönlichkeit und spuckt dich als Opfer der Gesellschaft und Politik wieder aus.
Jedes Wegschauen tut weh, jedes genervte Augenrollen, jede Beschimpfung, auch wenn diese oft nur zwischen den Zeilen ausgedrückt wird, sie trifft mitten ins Herz und tötet langsam jede Seele. Jede Person, die demonstrativ die Straßenseite wechselt, sendet eine Botschaft: „Du störst, du bist weniger wert und du gehörst nicht zu uns, bleib‘ wo du bist.“ Was hier aber asozialer und verabscheuungswürdiger ist, diese Frage lasse ich euch hier, um sie für EUCH zu beantworten.
Hinter jedem Menschen auf der Straße steckt ein Schicksal. Sie sind keine „Fälle“ aus den Büros zahlreicher Linzer Ämter, die zum Teil die Willkür neu erfinden und auch so definieren. Sind keine „Aussätzigen“ als graue Masse oder gar ein „Überbleibsel“ aus den letzten Legislaturperioden menschenverachtender Politik, sie sind Söhne, Brüder, Töchter, Väter, Mütter, Schwestern, Freundinnen, Kollegen. Menschen, die ein Leben hatten, und es Schritt für Schritt verloren haben. Irgendwo an einer Lebensampel falsch abgebogen, brach hinter ihnen ist das soziale Netz, sprich Familie und Freunde weg, dann bist du im freien Fall in der Negativspirale, die du alleine nicht mehr stoppen kannst, dazu brauchst du professionelle Hilfe und Begleitung.
Ich möchte dir heute wieder zwei von ihnen vorstellen. Nicht, um Mitleid zu erzeugen, sondern, um uns alle daran zu erinnern, wie weh das Wegschauen tut, und wie viel ein bisschen Empathie und Menschlichkeit alles verändern könnten, wenn man sein Herz öffnet und seinen Verstand anstrengt.
Stell dir Franz* vor: 57 Jahre alt, früher Installateur.
Franz* war nie reich, aber er hatte ein Leben, auf das er stolz war. Er ist früh aufgestanden, hat seine Jausen Box gepackt, seine Arbeit gemacht, Rechnungen bezahlt, manchmal ist er am Samstag mit Kollegen auf ein Bier gegangen. Er hatte eine kleine Wohnung, ein altes, aber geliebtes Sofa, eine Kaffeemaschine, ein Radio, das morgens leise dudelte. Er war jemand, den man rief, wenn etwas kaputt ging. Einer, der nie lange nachdachte und immer sofort und kostenlos die Probleme löste, wenn sie zu lösen waren.
Dann kam der Unfall. Ein Sturz von der Leiter. Ein Wirbel im Rücken kaputt. Krankenhaus. Reha. Schmerzen. Anfangs sagten alle: „Das wird schon.“ Aber es wurde nicht. Er konnte nicht mehr so schwer heben, nicht mehr den ganzen Tag auf den Beinen sein. Der Chef wurde nervös: „Wir brauchen jemanden, der voll einsatzfähig ist.“ Nach Monaten Krankenstand kam die Kündigung. Auf einmal war Franz nicht mehr „der Installateur“, sondern „der Kranke ohne Job“. Er suchte weiter Arbeit, schrieb viele Bewerbungen, Absagen waren die Folge. Mit 50+ und kaputtem Rücken ist man auf dem Papier schnell „unattraktiv“. Die Miete lief weiter, sämtliche Rechnungen auch. Er begann, Raten zu schieben, verspätet zu zahlen, Mahnungen zu sammeln, es kamen viele schlaflose Nächte und große Scham. Er erzählte Freunden nicht die ganze Wahrheit, redete alles klein: „Wird schon wieder.“ Es wurde nicht wieder. Der Alkohol kam schleichend dazu. Erst abends, um „rauszukommen“ aus diesem Gedankenstrudel und Angstberg, dann immer öfter, und immer mehr. Die Scham wurde lauter, die Flasche wurde zur Betäubung. Am Ende kam die Delogierung: Wohnung weg, das Dach, der Schutz über dem Kopf fehlt auf einmal. Was bleibt, passt in ein paar Plastiksackerl. Man ist gezwungen in eine kalte, taube, teilweise böse Welt einzutauchen, in die Obdachlosigkeit, in das kalte Leben auf der Straße, neben Ratten, Ungeziefer und stinkenden Autos.
Heute schläft Franz* in einer der wenigen Tiefgaragen, wenn er einen halbwegs geschützten Platz findet und wenn noch eine Tiefgarage offen ist. Er kennt manche Ecken, in denen der Wind weniger pfeift und der Regen nicht direkt durchkommt. Manche Nächte verbringt er in einem Hausportal, jede Stunde mit dem Ohr wach, ob ihn jemand verjagt. Er hat permanent Angst, mit seinen wenigen Sachen auch noch beklaut zu werden. Meistens sind es die persönlichen Dokumente, die gestohlen werden und deren Wiederbeschaffung ein großes Problem für unsere Schützlinge ist.
Tagsüber sitzt Franz* in der Landstraße auf einem Karton, den Rücken an der nasskalten Hauswand. Neben ihm ein Pappbecher. Er bittet nicht aggressiv, er brüllt nicht. Er hebt manchmal kurz den Blick und sagt leise: „Entschuldigung, hätten Sie vielleicht ein paar Cent oder etwas zum Essen?“
Die meisten sehen ihn und tun so, als würden sie ihn nicht sehen. Gehen kopfschüttelnd und abweisen vorbei. Eine Frau sieht ihn und wechselt abrupt die Straßenseite. Ein Mann wirft ihm im Vorbeigehen zu: „Such dir Arbeit! Ich muss auch hackeln gehen!“ Eine Gruppe Jugendlicher lacht, einer sagt halblaut: „Schau, der Sandler da…“ Für sie ist es ein unüberlegter Satz, ein vorbeihuschender Moment in dem man seine sehr bescheidene, geistige „Errungenschaft“ erkennen sollte.
Für Franz ist es ein Stich. Wieder einer, und noch einer.
Was keiner sieht: In solchen Momenten erinnert er sich daran, wie er früher genau diese Straße entlang zur Arbeit gegangen ist. Mit Werkzeugtasche in der Hand. Nicht reich, aber gebraucht. Jetzt sitzt er am Boden, an „seiner“ alten Strecke und die Menschen tun so, als wäre er Luft. Als wäre er der letzte Dreck.
Er sagt manchmal, wenn sich jemand zu ihm setzt:
„Weißt du, die Kälte auf der Straße ist schlimm. Aber die Kälte in den Gesichtern ist manchmal noch schlimmer. Wenn sie mich ansehen, als wäre ich nichts. Oder mich erst gar nicht anschauen können.“
Was Franz* sich wünscht, ist so wenig und gleichzeitig so groß:
- Dass jemand ihn anschaut, ohne Verachtung in den Augen.
- Ein ganz normales „Griass di“ oder „Guten Tag“.
- Einen Kaffee an einem kalten Tag, ein Weckerl, eine kleine Geste.
- Dass die Menschen nicht immer vor ihm davonlaufen, sondern auf ihrer Seite des Gehsteigs bleiben und ihm als Menschen begegnen.
Er träumt nicht von Luxus. Er träumt von Würde und betet und bittet jeden Tag darum.
Und jetzt stell dir noch Marianne* vor: 47 Jahre alt. Früher Kassiererin. Ein kleines Leben, aber es ist ihres.
Marianne* hatte eine kleine Wohnung, zwei Zimmer, ein paar Blumen am Fensterbrett, eine Tasse, aus der sie jeden Morgen ihren Kaffee schlürfte. Sie hatte Fotos an der Wand, lachende Gesichter, Geburtstagsfeiern, Ausflüge. Sie mochte ihren Job im Supermarkt: den Kontakt mit Menschen, das kurze Plaudern an der Kassa, die Routine des Alltags, ihre Kollegen. Dann lernte sie einen Mann kennen. Anfangs war alles wie im Film, er war aufmerksam, charmant, hat ihr zugehört. Endlich jemand, der sie „sieht“. Sie glaubte an die Beziehung, endlich angekommen zu sein.
Die Liebesgeschichte kippte dann langsam in etwas ganz anderes. Erst waren es kleine Sticheleien: „Du bist zu empfindlich.“ „Du übertreibst.“ Dann wurden die Worte härter: „Du bist nichts ohne mich.“ „Du bist unfähig.“ Danach kamen die ersten Schläge. Einmal eine Ohrfeige, dann ein Stoß, schließlich ein Faustschlag. Marianne* schämte sich und wehrte sich nicht dagegen. Sie erzählte kaum jemandem davon. Sie hoffte, es würde wieder gut, wenn sie sich noch mehr anpasst, noch mehr schluckt, wenn sie noch öfters in Deckung geht. Eines Abends, als er betrunken nach Hause kam, wurde die Situation so bedrohlich, dass sie sich nur noch eines dachte:
Ich muss hier weg. Jetzt! Sofort! Sie packte in Panik zwei Taschen, ein paar Kleider, ein Foto, etwas Unterwäsche und lief. Ohne Plan, ohne Ziel, nur weg von ihm. Zur Polizei ging sie nicht, zu viel Angst, zu viel Scham. Sie fuhr in eine andere Stadt. „Dort fange ich neu an“, dachte sie.
Die Realität war härter. Eine kleine Zwischenmiete, viel zu teuer, aber sie brauchte ein Dach über dem Kopf. Sie arbeitete wieder an einer Kassa, Stundenvertrag, wenig Geld. Miete, Strom, Fahrkarten, alles wuchs ihr über den Kopf. Sie lebte in ständiger Angst vor dem nächsten Brief im Postkasten.
Als ihre Stunden kürzer wurden: „Wir müssen Personal sparen“ -, geriet alles ins Rutschen. Sie schob die offenen Rechnungen aus dem Blickfeld, zahlte viel zu spät, bekam Mahnungen. Ihr Körper reagierte mit Schlaflosigkeit, Panikattacken, Herzrasen. Irgendwann kam auch bei ihr der letzte Brief: Delogierung! Auf dem Papier: „Vollzug einer Räumungsklage.“ In ihrem Leben kam der Moment, in dem das Wort „Wohnung“ Vergangenheit wurde.
Heute schläft Marianne* in Nischen, in Kellern, manchmal in einem Stiegenhaus, manchmal in einer Garage, immer dort, wo sie hofft, die Nacht zu überstehen, ohne verjagt, verprügelt oder vergewaltigt zu werden. Sie legt sich auf Kartons, wickelt sich in eine Decke, versucht ihre zwei Taschen so an sich zu drücken, dass niemand sie stehlen kann. Sie schläft nie tief, sie ist immer halb wach, immer bereit zur Flucht.
Wenn sie tagsüber in der Landstraße sitzt, um ein bisschen Geld für Essen zu erbitten, spürt sie die abwertenden und bösen Blicke der Menschen wie Nadelstiche. Eine Mutter zieht ihr Kind im Vorbeigehen demonstrativ weg: „Komm‘, da gehen wir nicht vorbei, das ist dreckig.“ Ein Mann ruft: „Geht’s arbeiten, dann müsst ihr nicht betteln!“ Zwei Jugendliche machen mit dem Handy ein Foto von ihr und kichern. Asoziales und zu verurteilendes Verhalten, wie es seit ein paar Jahren zuhauf aus unserer Gesellschaft immer öfter ans Tageslicht kommt.
An einem besonders schweren Tag, sie hat seit gestern Nachmittag nichts gegessen, fasst sie all ihren Mut zusammen. Vor einer Bäckerei spricht sie eine Frau an, die gerade mit einer Tüte herauskommt:
„Entschuldigung… könnten Sie mir vielleicht ein Brot mitnehmen? Ich kann Ihnen nichts zurückgeben, aber ich wäre sehr dankbar, BITTE.“
Die Frau bleibt stehen, schaut sie von oben bis unten an und sagt laut: „Ich zahle mir mein Brot auch selber. Wenn du das nicht kannst, hast du in deinem Leben wohl einiges falsch gemacht.“ Dann dreht sie sich um und geht. Für die Frau ist es nur ein Kommentar, vielleicht ein „ehrlicher“ Satz aus ihrer Sicht, aber dieser Satz ist und bleibt trotzdem menschenverachtend.
Für Marianne* ist es ein Schlag mitten ins Herz. Was in ihr vorgeht, sieht niemand:
Sie denkt an all die Nächte, in denen sie vor Angst nicht schlafen konnte. An den Moment, als sie mit zwei Taschen aus ihrer Wohnung floh. An die unzähligen Male, in denen sie versucht hat, „stark“ zu sein. Sie hört in diesem einen Satz all die Urteile, die Menschen über sie fällen, ohne sie zu kennen:
Du bist selber schuld. Du bist gescheitert. Du bist weniger wert.
Marianne* sagt manchmal leise, wenn jemand sich wirklich ernsthaft mit ihr hinsetzt: „Ich wusste, dass ich arm bin, als ich alles verloren habe. Aber ich hätte nie gedacht, wie weh es tut, wenn du für andere unsichtbar wirst. Oder noch schlimmer: Wenn du sichtbar bist, aber nur als Störung.“
Was sie sich wünscht, ist so menschlich, so einfach, und für viele Menschen, die in geordneten Verhältnissen leben, dennoch so schwer oder gar nicht zu verstehen:
- Nicht verurteilt zu werden, ohne dass jemand ihre Geschichte kennt.
- Einen sicheren Schlafplatz, eine Tür, die sich hinter ihr schließt, ohne Gefahr.
- Jemanden, der sagt: „Du musst die Ämtergänge, Formulare und Kämpfe nicht allein machen. Ich gehe ein Stück mit dir.“
- Ein „Guten Tag“, ein „Alles Gute“, ein ehrliches Lächeln, selbst dann, wenn gerade niemand etwas geben kann.
Wenn man obdachlose Menschen fragt, was sie sich wünschen, kommen selten Sätze wie „Ich will reich werden“. Viel öfter hört man:
„Ich möchte wieder wie ein Mensch behandelt werden.“
Nicht wie ein Hindernis auf dem Gehsteig. Nicht wie ein Problem, das man wegräumen muss. Sie wünschen sich, dass man ihnen in die Augen schaut, ihnen zuhört, sie nicht beschimpft, nicht verachtet, nur ein klein wenig Würde entgegenbringt.
„Ich möchte an einem sicheren Ort schlafen.“ Nicht mehr jede Nacht in der Kälte, im Regen, im Durchzug einer Tiefgarage oder in einem Hauseingang, immer mit der Angst vor Gewalt, vor Diebstahl, vor Vertreibung. Ein Bett, eine Decke, eine Tür die man zusperren kann, das ist für viele Obdachlose ein unerreichbarer Luxus. „Ich möchte sauber sein dürfen.“ Duschen, frische Kleidung, ein bisschen Körperpflege. Nicht mehr Angst haben müssen, dass andere angewidert die Nase rümpfen, wenn sie in der Nähe sitzen. „Ich möchte jemanden, der nicht nach zwei Versuchen aufgibt und mich wieder fallen lässt.“ Denn der Weg zurück ist lang. Willkür, Papierkram, Wartezeiten, Absagen, Therapien, Scham. Sie wünschen sich Menschen, die sagen: „Wir probieren es nochmal, und noch einmal und ich bleibe so gut ich kann, an deiner Seite.“ „Ich möchte eine echte Chance.“
Einmal nicht gleich am Äußeren gemessen werden. Ein Angebot, ein Platz, ein Projekt, in dem sie nicht nur eine Nummer sind. Die Möglichkeit, wieder aus der Ecke „hoffnungslos“ herauszukommen. Und hinter all dem steht ein Wunsch, den wir alle kennen: Nicht allein gelassen zu werden, in der größten Not.
Willst du Obdachlosen direkt und ohne Umwege helfen und unterstützen, hast du jeden Tag, jede Minute, die Gelegenheit dazu. Nicht mit Geld, nicht mit Alkohol, nimm den obdach- oder wohnungslosen Menschen an der Hand, gehe mit ihm zum Spar…Billa, egal wohin, und sag ihm dass er sich alles essbare aussuchen kann an Lebensmittel, was er gerne möchte. Wurst, Leberkäse, Käse, Semmel oder Flesserl, süßes Gebäck, Obst, Schokolade, Getränke, alles was sein Herz begehrt, und auf diese Weise hilfst du diesem Menschen direkt und effektiv, ohne Umwege. Echte Hilfe kann sofort passieren, ohne viel Gerede oder Getue.
Und während all diese Menschen kämpfen, entscheidet Politik viel zu oft gegen sie. Warum? Weil die verletzlichsten Menschen in der Gesellschaft, keine laute Lobby haben. Wer auf der Straße schläft, schreibt selten empörte E-Mails an Ministerien. Obdachlose organisieren keine mächtigen Kampagnen, bringen kaum Wählerstimmen. In einem System, das häufig zuerst auf Umfragen und Mehrheiten schaut, „zählen“ sie weniger. Das ist hart, aber es ist so.
Gespart wird gerne dort, wo der Widerstand am kleinsten ist: bei Sozialprojekten, Streetwork, Notschlafstellen, leistbarem Wohnen, psychosozialer Betreuung. Das wird dann in Worte wie „Effizienz“, „Eigenverantwortung“ und „Budgetsanierung“ verpackt. Aber übersetzt bedeutet es oft: Noch weniger Hilfe für jene, die ohnehin fast nichts haben.
Statt genauer hinzusehen, wird verallgemeinert:
- „Die wollen ja gar nicht arbeiten.“
- „Die nutzen das System aus.“
- „Wer will, der schafft es schon.“
Solche Sätze sind bequem. Sie ersparen uns, über Gewalt, Krankheit, psychische Krisen, Traumata, fehlende Hilfe, mangelnden leistbaren Wohnraum, prekäre Jobs nachzudenken. Sie machen aus komplexen Schicksalen einfache Schuldzuweisungen.
Kurzfristige Symbolpolitik wirkt nach außen „stark“. Plätze räumen, Betteln einschränken, Menschen wie ein Stück Vieh zu vertreiben, damit sie nicht „das Stadtbild stören“. Aber das Problem verschwindet nicht, es wird nur aus dem Blickfeld gedrängt. Die Nächte in Tiefgaragen, Kellern, auf Parkbänken bleiben wie die Abneigung der Gesellschaft gegenüber Obdachlosen. All das ist im Kern eines: menschenverachtend. Weil es vergisst, dass hinter jedem „Fall“ ein Mensch steht. Wie Franz* und wie Marianne* und wie so viele andere, deren Namen wir jetzt nicht nennen.
Und jetzt zur wichtigsten Frage:
Was können wir - du, ich, wir alle - dagegen tun?
Wie können wir eine Gesellschaft wachrütteln, die so oft wegsieht?
Ein Posting wie dieses kann die Welt nicht allein verändern. Aber es kann etwas Entscheidendes tun: Herzen berühren. Gedanken anstoßen. Menschen aus ihrer Komfortzone holen, einen Spiegel vorhalten, ohne sie kaputtzuschlagen. Wir können Geschichten erzählen statt nur Zahlen. Wenn wir von Franz* und Marianne* erzählen, von ihren Abstürzen, ihrer Scham, ihrer gebrochenen Hoffnung, ihres sterbenden Herzens und der traurigen Seele, dann werden aus „den Obdachlosen“ wieder Menschen, mit Gesichtern, mit Stimmen, mit Schmerzen, mit Würde.
Wir können ehrlich sagen, wie weh es uns selbst tut, wenn wir sehen, wie mit ihnen umgegangen wird. Wir dürfen hinschreiben:
- „Es bricht mir das Herz, wenn Menschen die Straßenseite wechseln, nur weil jemand am Boden sitzt.“
- „Ich würde manchmal schreien, wenn jemand ‚Selber schuld‘ sagt.“
- „Ich weiß, dass nicht jeder immer geben kann. Aber jeder kann entscheiden, nicht zu verletzen oder ein nettes Lächeln zu schenken.“
Wir können EUCH, liebe Wegbegleiter:innen, direkt ansprechen:
Vielleicht bist du jemand, der schon lange hilft, spendet, zuhört. Dann: Danke, bleib‘ so und erzähl‘ allen anderen davon. Vielleicht hast du aber bisher oft weggeschaut, weil es dir Angst oder ein schlechtes Gewissen macht? Du bist deshalb kein schlechter Mensch, aber du kannst dich ab jetzt anders entscheiden.
Hier ein paar konkrete Schritte, die du verinnerlichen kannst:
- Wechsle nicht die Straßenseite, wenn dir ein obdachloser Mensch entgegenkommt. Bleib‘ auf deinem Weg und begegne ihm mit einem Blick.
- Sag „Hallo“ oder „Guten Tag“.
- Wenn du kannst: Nimm ein Brot mit, einen Kaffee, ein warmes Essen. - Wenn du kein Geld geben willst oder kannst, schenk‘ ein paar Worte oder ein nettes Lächeln. Manchmal ist ein echtes, authentisches Gespräch mehr wert, als eine Münze.
- Sag „Hallo“ oder „Guten Tag“.
- Unterstütze Vereine und Initiativen, die täglich helfen, mit deiner Zeit, mit Sachspenden, mit Geld, mit deiner Stimme.
- Sprich mit deinen Kindern, deiner Familie, deinen Freunden darüber. Erklär‘ ihnen, dass der Mensch am Boden nicht „dreckig“ oder „gefährlich“ ist, sondern jemand, der jetzt dringend Hilfe braucht.
Und ja: Wir können und müssen auch klar sagen, dass Politik Verantwortung trägt. Dass es nicht sein darf, dass Menschen im Winter in Tiefgaragen, Kellern oder Stiegenhäusern schlafen müssen, während anderswo darüber diskutiert wird, wo man noch kürzen könnte. Dass es ein Armutszeugnis ist, wenn an den schwächsten Stellen gespart wird.
Vielleicht liest du das hier und merkst, dass irgendetwas in dir berührt wird. Vielleicht fühlst du Wut, Traurigkeit, Ohnmacht, Scham.
All das ist okay.
Wichtig ist nur, was wir daraus machen.
- Wir können ab heute:
- nicht mehr wegschauen, wenn jemand am Boden sitzt.
- nicht mehr automatisch verurteilen, ohne die Geschichte zu kennen.
- nicht mehr reflexartig die Straßenseite wechseln, um die eigene Bequemlichkeit zu retten.
- Wir können stattdessen:
- hinschauen,
- grüßen,
- zuhören,
- helfen, im Rahmen unserer Möglichkeiten.
Obdachlosigkeit ist ein gesellschaftliches Problem. Menschlichkeit ist eine persönliche Entscheidung.
Vielleicht ist dieses Posting nur ein kleiner Tropfen.
Aber vielleicht ist es genau der Tropfen, der heute einen Unterschied macht, bei dir, bei mir, bei jemandem, der es liest und sich entschließt:
Ich schaue nicht mehr weg.
Ich wechsle nicht mehr die Straßenseite.
Ich entscheide mich für Mitgefühl.
Unser Verteil-Donnerstag steht am Plan, und ich habe in den letzten Tagen von früh bis spät versucht, Dinge die uns im Lager ausgegangen sind, irgendwo günstig einzukaufen. Haltbare Fertiggerichte, Dosensuppen, Aufstriche, Haar-Shampoo, überall nur absagen, weil wir keine UID-Nummer beim Finanzamt haben. Schlussendlich sagte ein Wiener Produktionsbetrieb zu, dass wir ausnahmsweise etwa 2500 Dosen haltbare Fertiggerichte kaufen dürfen, die wir zurzeit dringend brauchen, aber nicht zu einem „Einkaufspreis“, sondern zu dem Verkaufspreis, den wir auch im Geschäft bezahlen müssten, nur, im Geschäft bekomme ich diese Menge gar nicht. Am Freitag wurde geliefert.
Nachdem ich dann am letzten Montag einen Aufruf in Facebook machte, dass wir kein einziges Shampoo mehr haben, kam eine Flut an sofortiger Hilfe, via Amazon, via Post und per Direktspenden, aber auch über tolle Unterstützer: innen, wie M.K., die uns 1 Palette Shampoo spendete, 800 Flaschen Shampoo und es tut einfach so gut, zu wissen dass Menschen wie M.K. seit Jahren an uns glauben und uns helfen. Vielen, lieben Dank, liebe M.K..
Am Dienstag mit Gabi ins TK-Lager, bei knapp -30°, von wo wir immer die Lebensmittel holen, die wir dann am Verteil-Donnerstag ausgeben. Am Nachmittag dann Abholtermine und Gesprächstermine, am Abend zu einem Essen eingeladen, am Mittwoch geht’s in diesem Takt weiter, den ganzen Tag über Termine und Verpflichtungen. Die Hauptsaison hat mich voll erwischt, 70 bis 75 Wochenstunden, dazu kommen noch die Nachtstunden wenn uns jemand um Hilfe bittet, dann rücke ich aus und hole das Not Paket aus dem Lager und fahre umgehend nach Linz, um zu helfen. Ein Pensum das ich nicht mehr lange gehen kann, liebe Leute, die Arbeit erschlägt mich, im wahrsten Sinne des Wortes.
Aufgrund meines Aufrufes vor 14 Tagen und dem folgenden Beitrag der Tipps, bekamen wir 14 neue Mitglieder, eine wahre Sensation und es tut so gut, weil wir echt ein toller Haufen im Verein sind und sich viele neue Mitglieder einfach großartig einbringen. Ich danke Gott dafür! Am Mittwoch aber verließ auch wieder jemand dem ich auch freundschaftlich verbunden war, den Verein, dem unsere Aktion und der Verein nicht mehr wichtig genug war und sich aus heiterem Himmel aus allen Terminen, zu denen sie sich selbst in den TimeTree (unser Vereinskalender) eingetragen hatte, wieder löschte. Leider ging hier auch die Freundschaft kaputt, sinnlos und fragwürdig, weil es eigentlich keinen echten Grund dafür gab. Aber ich kann Menschen nicht ändern, das ist auch nicht eine Aufgabe.
Der Donnerstag beginnt, wie immer, mit dem Einkauf von Obst und Gemüse beim Hofer, dann ins Lager, alles ausräumen, Bus putzen, Kartons entsorgen im ASZ, die Lagerarbeit gemeinsam mit Hilde und Anni koordinieren.
Im Lager läuft alles super, 9.30 Uhr, die ARGE Obdachlose aus Linz kommt heute und holt sich die Weihnachtsspendenlieferung ab. Ein ganzer Klein-LKW voller Spenden wird es werden, den wir vollstopfen. Viele, viele Menschen in Linz und dem Mühlviertel werden von dieser Spendenlieferung zu essen bekommen. Danke, liebe ARGE Obdachlose, DANKE lieber Daniel, für Eure Arbeit. Hier auch großen Dank an unsere Hilde und unsere Anni, und an unser gesamtes Team, das fleißig beim Zusammenstellen dieser Spendenlieferung geholfen hat. Aber auch diese Spendenlieferung, liebe Leute, wäre ohne EUCH nicht möglich gewesen. Dafür danke ich Euch.
In den nächsten Tagen werden noch einige Spendenlieferungen bei uns im Lager abgeholt. Notschlafstelle Wels, Übergangswohnheim des SWS Wels, Tageszentrum für Obdachlose in Wels, das Frauenhaus Wels, die Notschlafstelle Steyr und das Frauenhaus Steyr, das Quartier 16 und das Frauenhaus Vöcklabruck, PM Kirchdorf und andere. Das wird noch eine richtige Challenge bis Weihnachten, ein Marathon an Arbeit.
Die Vorbereitungen für den Verteil-Donnerstag laufen auf Hochtouren, Verena, Rene, Harald, Hilde, Anni, Andrea, alle arbeiten zusammen und fügen sich großartig ins Team ein. Zum Mittagstisch zauberte auch heute wieder unsere Anni was schmackhaftes, Fleckerlspeise mit Salat. War einfach gut, danke liebe Anni dass du uns immer so toll versorgst.
Rene und Verena räumen, ohne dass ich es mitbekommen habe, den Bus ein und wir brechen um 13.50 Uhr auf, Richtung Linz, zu unserem Verteilplatz. Dort ausräumen, den Anhänger abstellen und ausrichten, den ganzen Bus ausräumen und in die Regale im Büro einsortieren. Alle helfen zusammen, einfach toll!
Um 15.30 Uhr kurzes Team Info, einige Anweisungen für unsere Neuen, die sich alle bemühen, nichts falsch zu machen. Um 16 Uhr beginnen wir mit der Ausgabe, Laptop, virtuelle Maschine, in der wir unsere Datenbank haben, starten, das mobile Modem hochfahren und los geht es. Als erstes steht unser Tony in der Reihe, wie jede Woche. Ich liebe diesen Menschen, so ehrlich und so bescheiden, von Tony könnten viele Menschen etwas wichtiges lernen, Demut vor dem Leben, die Großteils verloren ging.
Die Warteschlange ist etwa 40 Personen lang, und die Warteschlange sollte heute wieder 125 Personen lang werden. Wir haben mittlerweile schon jede Woche weit über 100 Menschen beim Verteil-Donnerstag. Insgesamt haben wir, seit 16.8.2018, der Geburt des Verteil-Donnerstags, über 25.000 Menschen nur an den Verteil-Donnerstagen, mit allem Nötigen versorgt, über 25.000 Menschen. Ich denke das ist wahrlich eine „Erfolgsgeschichte“, die man nicht erfinden könnte. Und, ganz ehrlich, die ganzen Kraftanstrengungen die an den über 300 Verteil-Donnerstagen zu bewältigen waren, hatten wenig mit „Kindergeburtstag“ oder „Damenkränzchen“ zu tun, es war echt harte Arbeit, oft rund um die Uhr.
Ich sitze bei der Anmeldung und spüre, wie emotional heute die Stimmung in der Warteschlange ist, merke wie manche unserer Schützlinge nah dran sind, in Tränen auszubrechen. Wir sind in der Vorweihnachtszeit, die all unseren Schützlingen wieder deutlich zeigt, dass sie eigentlich alleine auf Gottes Erden sind und niemanden mehr haben. Deshalb sind unsere Weihnachtsschuhschachteln so wichtig, weil es hier nicht in erster Linie um den Geschenks Inhalt geht, sondern um das Gefühl: „Hey, da draußen gibt es noch jemanden, der/die denkt an uns“. DAS, liebe Leute ist sehr oft wichtiger als ein Geschenk.
E. kommt auch heute, ich erinnere sie heute nochmal, dass es für sie heute nur einen Rucksack voller Lebensmittel geben wird, und nicht 2 Taschen und zusätzlich noch einen Trolley voll. Auch ein paar andere in der Warteschlange muss ich daran erinnern. E. gibt mir als Antwort meiner Ansage in ihre Richtung: „Jo, i waas eh“ und murmelt noch etwas unfreundliches nach: „Das habe ich gehört“ ruf ich E. nach, aber es ist ihr egal.
Auch heute sind wieder viele neue in der Warteschlange, und Michaela steht bei mir, bei der Anmeldung, verteilt hier die 2 Zigaretten, die jede/r bekommt und hilft beim Ausfüllen der Anträge. Schon bald merke ich, dass Michaela heute auf jede emotionale Mimik oder Gestik, stark reagiert. M. verkauft mir eine „Kupfermuck’n“ und Frau M., steht auch in der Warteschlange. In dem Moment fällt es mir wieder ein, dass ich den Kassaausgangsbeleg noch nicht geschrieben habe, den sie unterschreiben muss. „Das holen wir nach“, sage ich ihr.
In der Reihe kommt ein junges Mädel an die Reihe, U., deren Kleidung stark riecht und grob verschmutzt ist, sie hat sich ebenfalls seit Wochen nicht gewaschen, man erkennt es an ihren schmutzigen Händen und dem schmutzigen Gesicht. Sie ist stark verstört und entschuldigt sich dauernd, dass sie so ist, wie sie ist. Ich sage ihr deutlich, dass es keinen Grund dafür gibt, sich dafür zu entschuldigen. Ich mache ihr das Angebot, dass sie eine 2. Garnitur Kleidung von uns bekommt, damit sie die schmutzige, in einer Einrichtung waschen kann. Unsere Michaela, die bei mir steht, ist gerade sehr emotional, U.‘s Schicksal geht ihr sehr, sehr nahe. Ich gehe mit U. zu Anni, zum Kleideranhänger, und sage Anni, dass U. alles an Kleidung bekommt, was sie braucht. Ein paar Tränchen kommen über das hübsche Gesicht, und sie fragt mich noch: „Bist du der Walter?“, ja, das bin ich, antworte ich.
Sie bekommt statt ihrer absolut desolaten Schuhe neue Winterstiefel, eine neue Jeans, einen dicken Pulli und eine warme Winterjacke, weil die alte völlig zerrissen ist. Im Büro drinnen, bekommt sie noch ausreichend Lebensmittel, Hygieneartikel, und ich höre wie sie sagt: „Wahnsinn, Binden und OB, welch ein Luxus.“ Tja, liebe Leute, was soll ich da noch sagen? Jedes, aber wirklich auch jedes Wort ist hier überflüssig. Einem Menschen in Not direkt helfen zu können, ist das wunderbarste Geschenk, das es gibt. Ich danke Gott dafür, dass wir unseren Verteil-Donnerstag immer noch machen können und dürfen. Ich verneige mich vor all unseren Spendern:innen, die diese über 300 Verteil-Donnerstage möglich machten. Als U. dann ging, kam sie noch einmal zu mir und bedankte sich noch viele Male.
Es bedanken sich auch heute alle anderen öfters als sonst, 99% sind so dankbar, so aufgeräumt dass sie sehr gut wissen, was so ein Verteil-Donnerstag bedeutet, nämlich viel Arbeit und viele Telefonate, um die nächsten Verteil-Donnerstage auch ausreichend bestücken zu können. Auch heute wieder 125 Menschen, die dringend Hilfe brauchen. 125 Schicksale, die jedem passieren könnten, denn Armut und Obdachlosigkeit, kann wirklich jedem/jeder passieren, das geht ganz schnell.
Nach U. fällt es mir schwer, wieder in den Rhythmus zurückzufinden, M., der als nächstes in der Warteschlange steht, zeigt mir ebenfalls seine zerrissene Jacke und seine Schuhe, wo bei einem Schuh die Sohle schon völlig fehlt. Auch er vergießt ein Tränchen, vor Freude, einige andere bitten um einen Rucksack, um Socken und Unterwäsche, um Thermo-Unterwäsche und um Handschuhe, die ganze Palette an warmer Kleidung, an warmen Schlafsäcken und Isomatten ist heute um einiges höher als sonst.
Frau M. steht vor mir und bittet um neue Schuhe, da ihre schon kaputt sind und es regnet rein, sie hat immer nasse und kalte Füße. Anni hat leider keine passenden, also suchen wir passende Winterschuhe im Lager und bringen diese nächste Woche mit. Manchen aber in der Warteschlange, muss ich auch erklären dass wir keine Boutique und kein Feinkostladen sind, wir sind kein 2. und 3. Ausstatter, Schuhe bekommt nur jemand, der in wirklich kaputten Schuhen vor mir steht. Und, manchmal wird im Büro ausgesucht, was man an haltbaren Fertiggerichten möchte. Das geht nicht, wir haben nicht die Ressourcen dass sich alle aussuchen können, was sie haben wollen, da werden wir nicht fertig. Und, wer wirklich Hunger hat, dem schmeckt ein Erdäpfelgulasch oder ein Chili Con Carne auch. Aber was das Aussuchen verhindert ist schlicht, dass wir die Zeit nicht haben die richtige Dose zu suchen, das geht nicht, liebe Leute.
Es ist schon dunkel und der Verteil-Donnerstag geht langsam dem Ende entgegen, vereinzelt kommen noch Nachzügler, aber es ist 17.55 Uhr, wir beginnen zusammenzuräumen. Den Pavillon abzubauen, die Tische zusammenzulegen, alles ins Büro zu räumen, Anni hat sich schon alles notiert was wir für nächste Woche nachfüllen müssen. Conny und Michaela müssen auch heim, da warten Kinder auf ihre Mama. Aber es bleiben genug Helferleins, um alles einzuräumen und im Lager wieder auszuladen.
Der Nachmittag war frisch, kalt und wir sind alle durchgefroren, sind alle froh wenn wir ins Warme kommen, ein Teil unserer Schützlinge muss ja im Freien bleiben, auch bei diesen Temperaturen, haben keine Chance, irgendwo warm zu duschen oder einen Abend auf der Couch zu verbringen. Sie sind vom echten Leben abgeschnitten, das nenne ich „dahinvegetieren“, was Obdachlose hier durchleben müssen.
Ich sitze seit 16 Uhr bei diesem Posting und erzähle Euch Dinge, die für Euch weit weg sind, für mir aber jeden Tag viele Tränen abringen und mir deutlich zeigt, wie schnell es tatsächlich gehen kann, auf der Straße leben zu müssen.
Aus meinen Lautsprechern tönt gerade Michael Patrick Kelly’s „The One“, ein toller Song und eine tolle Stimme, und ein großartiger Mensch. Ich danke euch für eure Aufmerksamkeit und für Eure Loyalität, und für all die Spenden, die ihr uns geschickt habt. Vergelt’s Gott und habt großen Dank, liebe Leute.
Gott segne Euch!
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