Es wird ernst!
Das Jahr begann...
...mit einem Paukenschlag, mit einem Vorgang, der mir richtig nahe ging. Am 17.12.2022 fuhren Rudi und ich die Linz-Tour. Nachmittags rief mich Sr. Lydia an, weil ihr in der Caritas Wärmestube, wo sie arbeitet, ein kranker Innsbrucker Obdachloser, der gerade mit einem Katheder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, auffiel. Sie bat mich um Hilfe, und wir hatten in unserer angemieteten Wohnung in der Eullerstrasse 11 für ein paar Tage Platz. Wir holten den Herrn Gerhard, so stellte er sich bei mir vor, am 17.12.2022 um etwa 18 Uhr vom Terminal ab, Herr Gerhard war durchgefroren, er zitterte und erzählte uns, dass er gerade von Rumänen hier am Terminal überfallen wurde. Wir wollten die Polizei holen, um diesen „Raub“ anzuzeigen, Herr Gerhard jedoch wollte keine Polizei haben, und so verzichteten wir auf einen Anruf.
Sr. Lydia gab ihm noch eine Steppdecke und einen Polster in einer Tasche mit, wir reichten ihm am Terminal zuerst heißen Tee und boten ihm den 3. Platz im Transporter an, den wir auch gleich wieder einheizten. Wir betonten des Öfteren, dass es sich hier lediglich um 1-2 aber maximal 3-4 Nächte handelt, die er in unserer Wohnung bleiben kann, weil danach die Wohnung jemandem versprochen ist. Über weite Teile versuchte ich telefonischen Kontakt zu halten, doch war er über viele Tage nicht mehr erreichbar und meine Zeit ließ es einige Tage nicht zu, mich darum zu kümmern. Es zerbrach dann auch die Planung an denjenigen, dem die Wohnung eigentlich versprochen war. Herr Gerhard rief mich einmal um 23 Uhr nachts an, Zitat: „Ich stehe am Bahnhof und es regnet stark, ich habe kein Geld mehr für die Straßenbahn“. Ich merkte an, dass ich kein „Taxi“ bin und er sich einen anderen Weg suchen müsse, heimzukommen. Herr Gerhard hatte ja auch einen E-Scooter, mit dem er sonst immer durch Linz brauste.
Jedenfalls gab mir der Herr Gerhard weder Nachname noch Geburtsdatum bekannt, ich mahnte diese Infos ein, da ich sie an die Genossenschaft weitergeben muss. Abmachung mit der Genossenschaft ist, immer bekannt zu geben, wer in der Wohnung gerade wohnt und wie lange. Herr Gerhard hielt mich hin und hob über weite Strecken das Telefon nicht mehr ab, was uns dann am 2.1.2023 reagieren ließ. Nachdem wir weder Daten noch Dankbarkeit erhielten, fassten wir den Entschluss Herrn Gerhard nun nach 3 Wochen am 6.1.2023 aus unserer Wohnung zu delogieren, was wir ihm am 2.1.2023 mitteilten. „Warum muss ich hier raus, versprochen war doch, dass ich hier bleiben darf, unbegrenzt und kostenfrei“, war sein Kommentar. Wir erklärten ihm, was wir ihm auch schon beim Einzug in unsere Wohnung sagten, dass es für maximal 3-4 Nächte war. Es war ersichtlich, dass er am 6.1.2023 die Wohnung nicht aus eigenem Antrieb verlassen würde, deshalb benachrichtigten wir auch im Vorfeld die Polizei und informierten diese von unserem Vorhaben, ihn zu delogieren.
Als wir am 6.1.2023 in die Wohnung kamen, war Herr Gerhard etwas erstaunt, dass wir trotz steckendem Schlüssel aufsperren konnten. Das besondere Schloss hat aber unser Vormieter eingebaut, dass man trotz steckendem Schlüssel von außen aufsperren kann, was Herr Gerhard nicht wusste. Die Wohnung war sehr stark verschmutzt, verschimmelte Essensreste in der Küche, schmutzige Kleidung am Wohnzimmerboden, blutverschmierte Taschentücher am Boden, all das war ein wirklich entsetzlicher Anblick, was meine Wut nur noch steigerte. Seinen richtigen Namen hat er mir bis zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht genannt. Deshalb rief ich dann die Polizei, die aber von Herrn Gerhard im Vorfeld schon über unsere Delogierung in Form von: „Hilfe, es wird mir Gewalt angetan, es wird mir gedroht und ich werde körperlich geschlagen“ zu einem Einsatz gerufen wurde.
Als die Polizei kam, erklärten wir wie es in Wahrheit sich abspielte und warum wir ihn nun delogieren, und dass wir die rechtmäßigen Mieter dieser Wohnung sind. Herr Gerhard pochte ja auf seinen mündlichen „Mietvertrag“, den wir in seinen Augen eingegangen sind, indem wir ihn hier schlafen ließen, auch würden wir ihn in akute Lebensgefahr bringen, wenn wir ihn jetzt delogieren. Herr Gerhard hatte so viele Ausreden, Erklärungen, Beschimpfungen und Androhungen, dass die Polizei schon eine telefonische Anfrage beim Amtsarzt machte, wegen einer Zwangseinweisung. 1 ½ Stunden gingen die boshaften Beschimpfungen wie Erpresser, Zuhälter, Gewalttäter usw. schon dahin, bis die Polizei dann die Rettung rief, weil Herr Gerhard Angst um sein Leben hatte. Er verarschte uns allesamt noch weiter, die Polizei durfte keine Hand anlegen, aber sie beobachteten unsere Delogierung, um Zeuge einer eventuellen „Körperverletzung“ zu sein. Wir begleiteten dann Herrn Gerhard nach langem hin und her zur Tür, und Rudi filmte ja auch diesen ganzen Vorgang, um Beweise für eventuelle Anschuldigungen entkräften zu können. In diesem Augenblick schlug Herr Gerhard unserem Rudi das Handy aus der Hand, was dann auch die Polizei mit einem strengen „Jetzt gemma aber“ quittierte.
Herr Gerhard wies die Rettung ab und ging weg, Richtung Wiener Straße, auf Höhe Eullerstrasse 3 setzte er sich in das fremde Stiegenhaus und hielt weiterhin die Polizei auf Trab. Die Rettung war schon weg, als er den neuerlichen Wunsch auf eine Rettung äußerte. Zu diesem Zeitpunkt räumten wir die persönlichen Dinge von ihm in Säcke und brachten diese in den Keller, wo wir dann 4 gestohlene E-Scooter fanden. Ich rief neuerlich die Polizei, die auch gleich wieder da war und die gestohlenen E-Scooter beschlagnahmte. Die Rettung brachte Herrn Gerhard ins Krankenhaus, wo er aber nicht aufgenommen wurde, weil es keinerlei medizinische Indikation gegeben hat, es wusste auch niemand warum er diesen Katheder trug, den er sich selbst wechselte. Rudi und ich waren gesamt etwa 1 ½ Stunden damit beschäftigt, den Schmutz und alles andere wegzuräumen, um anschließend noch nach Linz zu Gaby zu fahren.
Abends um 21.30 Uhr, dann noch einmal Anruf der Polizei: „Bitte, Herr Kreische, ich kann nicht aus, ich muss Sie einvernehmen, da Herr Gerhard gerade eben zur Anzeige brachte, sie und ihr Helfer hätten ihn festgehalten, ihn gewürgt und ihm den Katheder herausgerissen, er hat sie beide wegen schwerer Körperverletzung angezeigt. Bumm! So eine dreiste, freche Lüge, unfassbar. Nach verlassen unserer Wohnung haben wir ihn nicht mehr gesehen, geschweige denn, verprügelt. So geht „Dankbarkeit“ bestimmt nicht. Ich fuhr ein paar Tage später zur Einvernahme und machte dort auch gleich eine Anzeige wegen Verleumdung. Wenn man so vorgeführt, belogen und benutzt wird, weil man hilft, macht Helfen keinen Spaß mehr. Mittlerweile ist der Herr Gerhard nicht mehr auffindbar.
Ich werde mich in vielen Bereichen der Aktion und des Vereins neu orientieren.
Wir werden am 28.1.2023 eine Vereinssitzung abhalten, auf der die Neuausrichtung des Vereins diskutiert und bekanntgegeben wird. Es wird jeden Bereich treffen, den wir in der Vergangenheit ins Leben gerufen haben. Die Linz-Tour, der Verteil-Donnerstag, die Spendenlieferungen, die angemieteten Wohnungen, die persönlichen Hilfestellungen, all diese „Aktionen“ stehen in den nächsten Tagen auf meinem schonungslosen Prüfstand, wobei ich schon einiges festgeschrieben habe, was ab sofort zu geschehen hat. Wir halten euch am laufenden und werden euch berichten, was wie weitergeht und was nicht mehr zu vertreten ist. Fakt ist, wir müssen unsere Aktion streng verschlanken. Lieber mit einem kleinen Team eine kleine Aktion so erfolgreich weiterzumachen wie bisher, bevor der Infarkt zuschlägt und es geht dann gar nichts mehr. Es tut mir leid.
Unser Verteil-Donnerstag begann wie immer, am Vormittag mit den üblichen Vorbereitungen, Wurst/Leberkäse portionieren und neu verpacken, Käse zuzuschneiden und ebenfalls neu einzupacken, und … und … und. Wir packen alles ein und brechen um 15.10 Uhr auf Richtung Linz. Etwa 15 Schützlinge warten schon auf uns, und derweil wir unseren Bus ausräumen, schwillt die Warteschlange schnell an. Zum Schluss werden es etwa 80 Menschen sein, die heute zu uns kamen, um sich Lebensmittel zu holen.
Zunächst aber der Aufbau der ganzen Tische und Boxen, und hier werden wir künftig einsparen. 10 volle Biertische voller Lebensmittel und Hygieneartikel ist einfach viel zu viel an Sortiment, das wir nun drastisch verkleinern werden, um dann auch nur noch wenige Helferleins zu benötigen. Punkt 16 Uhr beginnt die Ausgabe, in der Warteschlange steht ein ehemaliger Migrant, der schon lange in Österreich ist und durch einen Schicksalsschlag obdachlos wurde, der aber letztes Jahr durch eine Anzeige, in der er F. bezichtigte, ihn überfallen und ausgeraubt zu haben, auffiel. F. saß 6 Monate unschuldig in Untersuchungshaft, wurde am Tag der Verhandlung durch Zeugenaussagen von 2 Frauen entlastet und sofort aus der Haft entlassen. Und dieser Migrant, der schon öfter durch Falschaussagen und Scheinanzeigen auffiel, darf sich künftig nicht mehr in die Warteschlange stellen, da er auch mir schon drohte, mich wegen nicht relevanter Kleinigkeiten, die gegen KEIN Gesetz verstoßen, anzuzeigen. Wer glaubt mich auf diese Weise einschüchtern und bedrohen zu können, trifft ab sofort bei mir auf kein Verständnis mehr.
Immer wieder müssen wir einen aktuellen Einkommensnachweis einfordern, manche glauben uns 2-3 Monate hinhalten zu können, was ich ganz sicher nicht mehr zulasse. Jene Menschen, die illegal hier sind oder sich unberechtigterweise unsere Spenden aneignen wollen, werden nun einsehen müssen, dass es nach UNSEREN Regeln geht und nicht nach deren Wünsche. Menschen, die keine österreichische Aufenthaltserlaubnis haben, weder geduldet noch registriert sind, werden bei uns nicht mehr versorgt. Wir machen uns strafbar, würden wir die Illegalität unterstützen, und das kommt überhaupt nicht in Frage. Jede Woche kommen 1-2-3 solcher Menschen zu unserem Bus am Donnerstag, was wir aber ab sofort mit einer harten Linie verfolgen werden.
Zwischendurch kommt ein Herr der Linzer Lions Aliter, der uns 4 große Schinken- und Speckbrezen bringt, die wir aufschneiden und verteilen. Danke den Lions für diese tolle Spende. Heute besucht mich auch wieder Herr S. von der ÖBB, mit dem ich vieles bespreche und ihm alle neuen Details zu unserer Aktion erzähle. Er macht uns jede Woche Mut, weil er Woche für Woche sieht, wie viele Menschen unsere Hilfe dringend brauchen. Wir sind schon sehr glücklich über diesen, unseren Verteilplatz beim alten ABC-Buffet. An dieser Stelle eine tiefe Verneigung und ein demütiges Vergelt’s Gott für diese großartige Geste an Herrn S. und Herrn R. von der ÖBB.
Die Nacht bricht herein und die Menschen in der Warteschlange werden weniger, die Akkulampen sind aufgedreht, die meisten Lebensmittel-Boxen sind schon leer, ausgeteilt, Woche für Woche verteilen wir Spenden im Wert von etwa €1000,- bis €2000,-, wobei wir auch frisches Obst und Gemüse jeden Donnerstag um mehrere hundert Euro zukaufen müssen und hier keinerlei Ermäßigung bekommen. Das alles können wir nicht mehr leisten, deshalb werden wir künftig diese „Einkäufe“ nicht mehr machen und auf diese Nahrungsmittel verzichten.
Es ist dunkel und ein unangenehmer, etwas frischer Wind zieht in die letzte Pore ein und bringt mich zum Frösteln. Ich bin froh, wenn der heutige Tag vorüber ist und ich den Tag abhaken kann. Diese ganzen Anstrengungen der Winterzeit, unserer Hauptsaison, gingen nicht spurlos an mir vorüber, der massiven Arbeitsbelastung bin ich nicht mehr gewachsen, schon deshalb muss es eine Neuausrichtung des Vereins mit all seinen Aktionen geben. Der Tag geht langsam zu Ende, ein Tag ohne viel Emotionen, die wären in dieser Zeit nur hinderlich. In diesem tiefen Denk- und Planungsprozess haben Gefühle keinen Platz, da ich sonst daran zerbrechen würde. Wir räumen alles Übriggebliebene in den Bus, bauen alles ab und brechen auf, ins Lager nach Ansfelden. Dort wird schnell ausgeladen und alle brechen auf, nach Hause.
Ich fahre auch heim und sitze noch lange daheim und überlege in die tiefe Nacht, resümiere diesen Tag, diese Zeit, all die Dinge, die passieren und wie boshaft Menschen sein können. Erst vor wenigen Stunden wurde ich auf FB beschimpft. Aber das ist ein Keim dieser Zeit, dass Menschen sich haarsträubende Urteile anmaßen, daraus eigene Meinungen kundtun und diese dann veröffentlichen und dann auch noch glauben, sie hätten ein recht, andere öffentlich auf gehässige Art zu be- und verurteilen. Ich kann gar nicht sagen, was ich von solchen selbstgerechten Menschen halte. Sorry, das musste ich hier loswerden.
Ich sage ein aufrichtiges DANKE an all unsere Spender:innen und Wegbegleiter:innen, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag machen durften. Gott segne Euch!