Wo beginne ich und wo hör ich auf?
Eine „erlebnisreiche, furchterregende Woche“, mit vielen Drohungen und noch mehr Beschimpfungen mündete heute in unseren Verteil-Donnerstag.
Erst diesen Montag, als wir die Spenden nach Salzburg brachten, wurde ich ebenfalls per privater Nachrichten zurechtgewiesen, Zitat: „Was haben SOS-Kinderheime mit Obdachlose zu tun? Die Fratzen brauchen keine Süßigkeiten, sondern ein paar hinter die Ohren“. Bumm, ich war sowas von sprachlos, dass jemand so etwas überhaupt denken, geschweige denn schreiben könnte. Und ein paar Minuten später beschimpfte mich auch in einer persönlichen Nachricht noch jemand, weil die Spendenlieferung in die Salzburger Wärmestube so umfangreich war. „Das Gesindel soll einmal arbeiten gehen, dieses faule Pack. Diese Menge an Spenden für jemand nicht lebensfähigen herzugeben, ist unterirdisch, da könnte man das alles auch gleich in den Müll werfen.“ Leute, ich verstehe die Welt nicht mehr, was ist denn in dieser so schönen Welt in letzter Zeit passiert, dass Menschen so reagieren und solche Dinge von sich geben? Ich will und kann es nicht verstehen, Sorry! Diese Woche war nur der Gipfel einer Wintersaison 2020/2021, die geprägt war von ganz viel Arbeit, von zum Teil nicht zu beherrschbaren Problemen, von Corona und seinen Auswirkungen und von in die Enge getriebenen Menschen die nicht mehr weiterwissen. Meine Kraft und meine Geduld gegenüber solchen Menschen, die mich immer wieder beschimpfen, bedrohen und dann vor meiner Tür stehen und diese eintreten wollen, ist zu ENDE! Ich habe das Gefühl, Euch diese, meine Meinung und meine Ratlosigkeit schuldig zu sein. Ich werde die nächsten Tage und Wochen hart mit mir selber ins Gericht gehen und ausloten, was ich künftig noch kann und was nicht mehr. Das Team stand diese Woche versammelt hinter mir und machte mir Mut und redete mir gut zu, Danke dafür!Diese Woche, wie schon gesagt, begann arbeitsreich am letzten Montag mit den Spendenlieferungen nach Salzburg, in 2 Einrichtungen und anschließend noch ins SOS Kinderdorf nach Altmünster. Die Spenden kamen wie immer großartig an in Salzburg, die Freude war groß in beiden Einrichtungen. Wir, unser Team vom Montag hatten eine gute Stimmung und eine große Freude, weil die Spenden wirklich so dankbar angenommen wurden, dass es richtig tief reinging. Auch im SOS-Kinderheim Altmünster wurden wir herzlichst bedankt wieder verabschiedet. Ein großes Gefühl für die Seele und für unser Herz. Der Montag war dann bald gelaufen, der Dienstag begann mit SMS von Ch. und Behauptungen seinerseits, die einfach nur Haarsträubend waren. Deshalb blockierte ich ihn und widmete mich dem geplanten Tagesprogramm. Um 9Uhr früh, Termin Spendenübergabe mit Hr. Dr. Haimbuchner, Hr. Grad (Eigentümer) und Hr. Lehner (Geschäftsführer) in der Firma Transdanubia, 1 Palette Pizzabrötchen wurde uns von der FPÖ Oberösterreich gespendet. Fototermin und dann weiter zu Gesprächen, zu Planungen und zur Orientierung.
Der Tag war eigentlich ein guter, sieht man von den SMS ab. Der Mittwoch, wie üblich, Tiefkühllager, Kühllager, unser Lager in Ansfelden, alles herrichten, fehlendes noch organisieren und dann ab, nach Hause. Diese Woche kostete schon sehr viel Kraft, darum Couching am Nachmittag. Trotzdem holte ich heute früh schon Obst und Gemüse vom Hofer, und dann ab ins Lager. -7° in Ansfelden, Robert kommt um 9.30 Uhr, wir fahren nach der Aussprache vom Dienstag, wieder nach Haid und holen Brot und Gebäck. Danach kontrollieren und und und (eh schon wissen, jede Woche der gleiche Ablauf). Zu Mittag dann wie üblich alles herrichten zum Einladen, heute lief es jedoch nicht so rund und wir waren verspätet, nicht zuletzt wegen meiner Müdigkeit. So kam es dann, dass wir heute erst um 15.25 Uhr in Ansfelden losfuhren, wo wir normalerweise schon lange in Linz alles aufbauen. Bei Ankunft warten wieder etwa 20 Schützlinge auf uns, manche sitzend und manche fröstelnd. Der Wind machte die Minusgrade dann nochmal eine Spur kälter…unerträglicher. Bald schon kroch die eisige Kälte in alle Poren, in alle Taschen und in alle Socken und Handschuhe. Auch in den Handschuhen war fast kein Erwärmen möglich, einfach bitterkalt. Und bei diesen 7-8 Minusgraden müssen Menschen auf der Straße schlafen. Wahnsinn! Wir gaben wieder Krapfen und heißen Tee an unsere Schützlinge aus, damit die Wartezeit nicht allzu lange dauert und sie sich aufwärmen können, zumindest ein wenig. Um 16.10 Uhr beginnen wir mit Monika, die jede Woche die Erste ist in der Schlange, dahinter Harry usw., und Stefan ist auch da, mit seinem Hund der mich gebissen hat. Der Hund scheint sich nicht daran zu erinnern, ich schon! Etwa in der Mitte der Schlange steht ein neuer Obdachloser, Andy, er ist seit 3 Tagen am Bahnhof, ist eigentlich Kranfahrer, Staplerfahrer, Entwicklungshelfer und vieles andere, als er vor 3 Tagen aus der USA zurückkam, durfte er nicht mehr in sein Haus, die Frau reichte die Scheidung ein und tauschte das Schloss aus. Er war in der USA erkrankt und vom öst. Arbeitgeber gekündigt worden. Seine 3. Nacht am Bahnhof war niederschmetternd, weil ihm jemand den Rucksack mit dem Geld und den Papieren im Schlaf gestohlen hatte, alles weg. Seine Tränen tropfen in den heißen Tee den ich ihm gebracht habe. Er hat Hunger und er friert so bitter, sagte er, worauf ich gleich zu unserer Ingrid startete und für Andy Schlafsack, Isomatte, warme Winterschuhe und warme Unterwäsche reservierte. Mit tränenerstickter Stimme beschwor mich Andy immer wieder, ich komme da raus, ich schaffe das, aber dass ihr mir jetzt helft, ist ein Wahnsinn, das vergesse ich Euch niemals. Es kommen Zeiten da wird es mir wieder bessergehen, dann, ja dann, revanchiere ich mich bei Euch. Niemand braucht sich revanchieren, niemand, wenn wir helfen können ist das für uns das Wichtigste, deshalb machen wir ja unsere Aktion. Andy bedankt sich gefühlte 20-Mal, ehe er dann mit neuen, warmen Schuhen und einem winterfesten Schlafsack unterm Arm Richtung Bahnhof ging. Ich werde ihn morgen oder übermorgen abends an seinem Schlafplatz besuchen und ihm Mut zusprechen. Keine 5 Minuten später kam eine quirlige Frau: „Kann man hier spenden? Kann man hier mithelfen?
Wie kann man Euch helfen? Tolle Aktion!“ Ich gab der Frau unseren Flyer und verwies sie an unseren Samstag im Lager, da haben wir mehr Zeit zum Reden und es ist ruhiger. Stefan, ein Helfer aus Trauner Zeiten, steht plötzlich neben mir und drückt mir €20,- Mitgliedsbeitrag und €20,- für unser Lager in die Hand, Vergelt’s Gott. Unser Team ist schon richtig durchgefroren und fast schon steif, als ich um 17.30 Uhr schnellstens die Autoschlüssel von Beate und Brigitte einsammle und zu deren Auto laufe, weil schon eine Gis-Dame den Zettel schrieb. Von weitem schrie ich: „BITTE BITTE, ich komme schon und zahle ein“, die Dame ließ es bei einer Verwarnung, und unsere Ladies gingen straffrei aus. Ein anderer Andy kam mit einem großen Spielzeugauto an und ging Sprüche klopfend, wie es seine Art ist, durch die Reihe und mischte unsere Damen vermeintlich auf, so sah es leider NUR Andy. Immer einen Spruch parat und ja nichts anmerken lassen, warum man beim Bus steht, ist seine Devise. Um 18.10 Uhr war dann auch der Letzte heute mit allem wichtigen versorgt und wir räumten im Eilzugstempo zusammen, die Zehen waren beim gesamten Team schon in Mitleidenschaft gezogen, egal ob Markenschuhe oder Billigs Dorfer-Schuhe, allen war eisig kalt. Im Lager dann alles gemeinsam und schnell ausladen, einlagern, säubern und auswischen, reinigen und heute schon die Spendenlieferung für Morgen Freitag, in den Bus einladen. Alles ging richtig flott und klasse, mich fröstelt es immer noch, nicht wegen der Kälte heute, sondern weil das von Gestern nicht in meinen Kopf rein will. Ich sitze da, höre heute weder Musik noch sonst was, habe den Fokus auf meinen Bericht hier und weiß nicht, ob es richtig ist, Euch das alles zu offenbaren, jedenfalls bin ich Euch eine Vorab-Erklärung aller künftigen, möglichen Konsequenzen schuldig. Tief in mir bin ich einfach traurig, weil ein paar Menschen diese, unsere Aktion kaputt gemacht haben. Es tut mir leid, liebe Wegbegleiter, aus tiefstem Herzen leid. So geht nun langsam eine Woche zu Ende, die ich am liebsten aus meinem Leben streichen würde. Gute Nacht und, schön, dass es Euch gibt. Danke allen Spendern/innen und DANKE an unser tolles Team!