4 Chancen für unsere Schützlinge!
Nach einem Spendenannahme-Vormittag...
...in unserem Lager, an dem uns diesmal kein einziger Spender besuchte, stellen sich uns viele Fragen. Letzte Woche besuchte uns einzig Andrea Hölzl und brachte uns einen vollen PKW voller Spenden, recht lieben Dank liebe Andrea. Vor 2 Wochen besuchte uns ebenfalls niemand am Spendenannahmetag, so wie dieses Mal. Diese Situation macht mich nachdenklich und macht mich traurig. Wie lange wir diese spendenlose Zeit überstehen, wissen wir nicht, wir geben trotzdem unser bestes und werden in Kürze, bei einer Vorstandssitzung entscheiden müssen, bei welchen Aktionen, bei welchen Spenden wir drastisch einschränken, bzw. welche Einrichtungen wir ganz streichen müssen. Es ist uns unmöglich, auch nur einen halbwegs normalen Betrieb aufrecht zu halten, das wäre fahrlässig und würde binnen kürzester Zeit zu einem finanziellen Kollaps unseres Vereins führen.Die unsicheren Zeichen punkto Energiepreise und auch die Ukrainekrise zeigen uns deutlich, dass viele Menschen sparen müssen bzw. Richtung Ukraine spenden. Bitte nicht falsch verstehen, den Ukrainern MUSS geholfen werden, keine Frage, und niemand spielt hier jemanden gegeneinander aus, aber wir sehen zurzeit deutlich, dass der Spendenfluss in Richtung der Obdachlosenhilfsaktion völlig zum Erliegen kam. Keine guten Zeichen für unsere Aktion, da wir schon rund um Weihnachten, wo wir über 90% aller Geldspenden im Jahr bekommen, feststellen mussten, dass uns finanziell ein ganz schweres Jahr bevorsteht, weil über 80% der Geldspenden, die wir für ein ganzes Jahr brauchen würden, weggebrochen sind. Trotzdem werden wir, solange wir können, unser Bestes geben.
Den Samstag-Vormittag verbrachten wir im Lager mit der Kommissionierung der Donnerstagswagerl und mit dem Beladen des Transporters mit den Boxen für die Linz-Tour, am Abend. Der Spendenvormittag ging Punkt 12Uhr zu Ende, gottseidank, da es mir nicht gut ging und ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, ob ich abends die Linz-Tour zu den Hot Spots überhaupt fahren kann. Am Nachmittag konnte ich mich dazu durchringen, all die Anrufe und Mails nicht zu beantworten, um Zeit für mich zu gewinnen, die ich dringend brauchte.
Um 17Uhr dann Teewasser kochen, für die Linz-Tour, die Nächtigungsjetons einpacken, Taschenlampen aufladen und alles einsatzbereit halten. Um 18Uhr war dann Treffpunkt mit Edith, die heute meine Begleiterin sein wird. Den ganzen Nachmittag und Abend schneit es schon leicht, die Temperatur ist auf +1,5°, wenn es so bleiben würde, wäre das toll.
Unsere 1. Anlaufstelle wie immer, der Schillerpark, wo wir Michael trafen, der gerade von seinem Fahrradreifen den Schlauch herausfieselt, und keinen Plan hat, wie er das Rad wieder fit bekommt, da Samstag ist und alle Geschäfte schon geschlossen haben. Und, wenn man Michael kennt, weiß man, dass er für dieses „Projekt“ Fahrradreparatur einige Wochen brauchen wird, um wieder alles halbwegs repariert zu haben und das Rad einsatzbereit zu haben. Michael erklärt uns noch seinen Schlafplatz, ich kanns aber noch nicht sagen, ob wir wirklich dorthin finden und ob es die Zeit zulässt, diesen Platz zu suchen. So lassen wir Michael weiter wurschteln, wir machen unsere Runde und fahren dann weiter zum Volksgarten, wo nicht viel los ist und wir gleich wieder weiterfahren, zur nächsten Station, dem Bahnhofspark und die Tiefgarage.
Durch die Runde durch den Bahnhofspark, vorbei beim Haupteingang des Bahnhofs, treffen wir Peter*, er kommt mit zum Bus, ein paar Meter weiter treffen wir Damian* und Gabriele* (Namen geändert), die völlig aufgelöst, weinend und sichtlich nahe eines Nervenzusammenbruchs ist. In kurzen Lettern erzählt uns Gabriele* ihre Geschichte, dass sie ein 2-jähriges Kind hat und der Vater des Kindes ihr das Kind vorenthaltet, er wird zurück in seine Heimat gehen und das Kind mitnehmen, und er hat sie rausgeworfen aus der gemeinsamen Wohnung und ihr gedroht, warum sie große Angst hat, ihr Kind nie wieder zu sehen. Damian* ist alkoholkrank und steht Gabriele* bei. Gabriele* trinkt weder Alkohol noch nimmt sie Drogen, und weiß nicht, wie es weitergehen kann. Der Zustand der Beiden ist nicht nur erbärmlich, sondern massiv durchgefroren, hungrig, hoffnungslos und eingeschüchtert. Ich mache Damian* einen Vorschlag: „Bring mir am kommenden Montag verlässlich einen Ambulanzbericht mit neuem Datum, indem bestätigt wird, dass Du einen Entzug machst, von der Drogen- und Alkoholambulanz im Wagner-Jauregg Krankenhaus, dann werde ich versuchen Euch in einem Zimmer unterzubringen. Zeige uns, Damian*, dass du das willst, dann werden wir einen Weg zu finden, Euch zu helfen“. So meine Ansage zu Gabriele* und Damian*, die erst nach einigen Minuten mein „Angebot“ verstehen und es realisieren, was ich ihnen grade sagte. Beide sind in Tränen aufgelöst, Damian*: „Hey Kleine, das ist unser Glückstag, Walter hilft uns“. Ich sage Damian* nochmal, was ich dafür einfordere, nämlich einen ambulanten Entzug in einer Klinik, um alles andere kümmern wir uns. Ich kenne Damian* schon ein paar Jahre und ich habe ihn noch nie so hoffnungsvoll gesehen. Normal ist er tiefbetrübt und hat keine Hoffnung mehr, normal ist er dem Tod näher als dem Leben, aber auch Damian* hat eine Chance verdient, er und Gabriele* versprechen uns, dass sie sich an alle Verabredungen halten werden, ich sage ihnen zu, dass wir uns dann auch an unsere Versprechungen halten werden. Beim Bus geben wir Peter* ein Sackerl Lebensmittel, neue Socken und neue Unterwäsche, dann bekommt Gabriele* einen neuen Rucksack und den füllen wir mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln und ebenso Unterwäsche und Socken. Damian* hat selbst einen Rucksack, den wir auch mit Lebensmitteln füllen. Zum Abschluss gebe ich den Beiden noch aus meiner privaten Tasche €10,-, um sich Guthaben fürs Handy kaufen zu können und Kontakt mit uns halten zu können. Gabriele* verspricht mir, dieses Geld für Handy-Guthaben zu verwenden, sie wird mir die Rechnung bringen. Beide haben aufgehört zu weinen und die Beiden motivieren sich gegenseitig: „Das ist unsere Chance, um weg von der Straße zu kommen“. Es wäre großartig, wenn das wirklich funktionieren würde.
Wir fahren ins Terminal, wo wir uns ein Treffen mit Johanna* ausgemacht haben. Johanna* war am Donnerstag beim Bus und hat mich am Freitag von der Wohnplattform aus angerufen, ich sagte ihr zu, dass wir ihr ein Zimmer für 2 Monate zur Verfügung stellen, damit sie als hochgradige Schmerzpatientin nicht auch noch auf der Straße bzw. in der Notschlafstelle schlafen muss. Mit Dieter dem Vermieter ist abgesprochen, dass Johanna* auch ihren Hund mitnehmen darf ins Zimmer. Wir werden Johanna* am Terminal treffen, aber zuerst gilt es etwa 20 Schützlinge zu besänftigen.
Heißen Tee und Semmeln mit Neuburger hatte ich einige dabei, die wir austeilen. Unser Tee ist immer gefragt, wir teilen auch heute wieder 3 Zigaretten für jeden aus und die, die in der Notschlafstelle nächtigen, bekommen 2 Jetons. Und obendrauf gibt es natürlich auch die Lebensmittel, die wir sonst immer auf der Linz-Tour mitführen. Tomatenfisch, Thunfisch, Aufstriche, Landjäger, Milch, Schokolade, Knabbereien, Cola, Mineralwasser, neue Unterwäsche und neue Socken, Schlafsäcke, Isomatten, Rucksäcke, Schuhe, warme Jacken, Jeans uvam.. Unter anderem ist auch heute wieder die Dame im Rollstuhl, sie hat keine Beine mehr, beim Bus. Sie bekam vor 3 Wochen eine Fliegerjacke von uns und hat heute eine andere Jacke an. Sie bittet um Nächtigungsjetons, worauf ich sie drauf hinweise, mich bitte nicht zu belügen wollen. Vor 3 Wochen erzählte sie mir, dass sie noch ein kleines Zimmer hat, kein Wasser und keinen Strom, und sonst auch wenig zu leben. Ich sage ihr in einem energischen Ton, sie möge bitte bei der Wahrheit bleiben: „Du hast ein Zimmer, einen Wohnsitz und möchtest Nächtigungsjetons? Du kommst ja mit einem ordentlichen Wohnsitz, den Du hast, gar nicht in die Notschlafstelle rein. Und, wo hast Du die Jacke, die ich dir vor 3 Wochen gab?“ „Die ist in der Wäsche“, antwortet sie. Ich fürchte sie hat die Jacke gar nicht mehr, deshalb sage ich auch dass ich ganz schön sauer grade auf sie bin und dass sie endlich aufhören soll, mich ständig zu belügen. Daraufhin ist sie etwas verstört und sucht das Weite. Aus der Menge der anderen Obdachlosen vorm Bus hört man: „Lüg Walter nicht an, der reißt sich den A….. für uns auf und Du lügst ihn an und nutzt ihn aus, Walter bekommt alles heraus, also sei ehrlich zu ihm“. Johanna* ist inzwischen auch schon da und schaut zu, was wir so machen und bietet uns ihre Hilfe an.
Affi ist da, er braucht einen Rucksack und Lebensmittel, DschokDschok Michael* braucht Lebensmittel, neue Unterwäsche und neue Socken, Peter nur Süßigkeiten und eine Cola, Tony der stille Sir, bittet um ein paar Lebensmittel und bedankt sich wie immer mit einer Verbeugung und einem Handschlag. Gaby sitzt am Boden und holt sich ebenfalls Unterwäsche und Lebensmittel, unser langer Hansi ist auch da, auch heute ohne Krücken, er wurde 1 Woche lang im Krankenhaus behandelt und braucht jetzt keine 3 Paar Socken mehr, sondern nur noch 1 Paar, Hansi kann ohne Krücken gehen, das war am Donnerstag schon ein tolles Bild, über das wir sehr glücklich sind. Unsere Schützlinge am Terminal sind versorgt, wir gehen noch eine Terminal-Runde und anschließend noch runter in die Tiefgarage, um alle Obdachlosen zu finden und sie zu versorgen.
In der Tiefgarage sitzt wieder der Hausbesitzer im Rollstuhl (den er eigentlich nicht braucht), der Anführer der Bettelmafia ist auch in der Runde mit dabei, er hat mir ja am Donnerstag damit gedroht, mich anzuzünden. Ich bin hellhörig und passe gut auf was hinter uns passiert, ob uns jemand verfolgt oder ob etwas hinter uns passiert, doch wir nehmen nichts wahr. Edith dreht sich weg: „Ich schau erst gar nicht hin, ich will nicht provozieren“. Ich antworte Edith folgend: „Edith, ich gehe hierher auch deshalb, um diesen „Herrn“ zu zeigen, dass ich keine Angst habe und ich mich nicht vertreiben lasse, ich gebe den Drohungen keinen Millimeter Platz.“ Fakt ist aber auch, dass das hier kein „Kindergeburtstag“ ist und es ziemlich schnell gefährlich werden könnte, ich bin geistig darauf eingestellt, dass die Situation eskalieren könnte, ich weiß was ich zu tun habe. Wir drehen unsere Tiefgaragenrunde fertig und gehen wieder bei diesen Typen vorbei, im Abstand von etwa 5 Metern. Der Bettelbanden-Anführer schreit mir noch nach bevor wir durch die Tür wieder nach oben gehen.
Am Weg zum Transporter, der immer noch am Terminal steht, treffen wir Elvisa, die mitkommt zum Bus. Beim Bus angekommen, Johanna* wartete im zugesperrten Transporter auf uns, geben wir Elvisa zu essen, kommt auch „Lena“, die bekannt ist für höchste Aggressionen, Beschimpfungen und Beleidigungen. Sie habt mich die letzten Wochen als Lügner beleidigt, weil ich ihr keine Spar-Gutscheine gab. Wir haben schlicht keine Gutscheine mehr, klärte ich sie auf, was sie mit einem höhnischen Lächeln quittierte. Heute fragt sie uns um einen Nächtigungsjeton, da sie morgen Geburtstag hat: „Ich frage dich heute eh nicht um einen Gutschein, aber gibt’s du mir einen Jeton?“ BITTE! Ich schau sie an und rühre mich nicht, und es kommt weder ein Bitte noch sonst etwas: „Bitte kann man aber schon auch sagen, an diesem Wort hat sich noch niemand die Zunge gebrochen“, sage ich zu ihr. Bitte, kommt dann, leise. Als Lena sah, dass Johanna* im Auto sitzt, öffnet sie die Tür und flüstert Johanna* etwas zu, wir haben es nicht verstanden, weil zu leise. Später erzählt man uns, dass Lena über mich schimpfte und mich als „Ratte“ betitelte und man möge doch bitte beim Vermieter des Zimmers gut aufpassen, weil der ist immer notgeil. Solch hinterfotzige Aussagen werden wir künftig von dieser Person nicht mehr dulden, wir werden sie bei ihrem nächsten Besuch darauf hinweisen, wie man mit Menschen umgeht, die nichts getan haben. Und dann wird diese „Dame“ ein paar Wochen einmal ohne unsere Hilfe auskommen müssen, in dieser Zeit wird sie Zeit haben, nachzudenken.
Vom Terminal fahren wir dann direkt nach Urfahr, zu Dieter, der Johanna* heute die Zimmerschlüssel geben wird. In Urfahr angekommen macht uns Vladi die Tür auf. Wir warten oben auf Dieter, wir nützen die Zeit, um Vladi zu fragen, ob er eine Arbeit möchte, da er seine letzte Woche verlor. Er ist sofort Feuer und Flamme, lächelt und freut sich sichtlich. Edith erzählt ihm genauer um was es geht, nämlich um eine Lagerarbeiter-Stelle bei Herrn L. in der Transdanubia. Dazu haben wir auch Thomas angerufen, der am vergangenen Donnerstag nach langer Zeit wieder einmal bei uns war und erzählte, dass er 8 Wochen vom AMS gesperrt ist, weil er nicht mehr mit der Leasingfirma arbeiten möchte. Auch Thomas freute sich riesig über das Angebot. Herr L. wird sich bemühen, beide in der Transdanubia einzustellen, das kann er aber erst am Montag abklären. Wahnsinn, das wäre ja klasse, wenn wir wieder 2 Obdachlose in Lohn und Brot bekommen würden.
Oben treffen wir Markus, der auch hier ein Zimmer bewohnt, und seit fast 2 Monaten fleißig arbeiten geht, seit 3 Monaten trocken ist und der gerade seinen 3. Frühling erlebt und überglücklich ist, über diese Chance, die er bekommen hat. Er ist gerade dabei, seine Chance zu nutzen und sich ein völlig neues Leben aufzubauen. Toll hier zuzuschauen, wie Markus auflebt. Wie immer bekommen wir bei Markus Früchtetee serviert, und ein netter Plausch geht sich auch noch aus.
Dieter und ich gehen eine Tür weiter, in der Hoffnung, dass Günther* da ist und die Tür öffnet. Nach oftmaligem Klopfen öffnet jedoch niemand, Dieter sperrt das Zimmer auf und uns schlägt wieder die gleiche Unordnung entgegen, die wir vor knapp 1 Monat erst in einem dringend notwendigen, 5-stündigen Putzeinsatz sauber machten. „Jetzt ist Schluss“ sagen Dieter und ich, einstimmig. Günther* muss aus dem Zimmer ausziehen, sofort! Bei einem Anruf von mir hebt Günther* nicht mehr ab, Dieter erreicht ihn und sagt ihm, dass er morgen Sonntag, das Zimmer zu übergeben habe. Was Günther* uns hier anschauen lässt, ist weit unter der Gürtellinie, jetzt ist Schluss damit. Auch wenn er aus gesundheitlichen Gründen ein Leben auf der Straße nicht überleben wird, wir sehen uns nicht mehr verantwortlich für ihn, er schlägt und spuckt uns ins Gesicht, für alles was wir getan haben. Wir werden das Zimmer auch diesmal wieder sauber machen, und für Günther* wird’s zwar noch Lebensmittel am Donnerstag beim Bus geben, aber sonst keinerlei Hilfe mehr.
Nachdem wir hier alle versorgt haben, bringt Dieter, Johanna* zurück zur Notschlafstelle, wo sie heute noch übernachten wird. Sie wird erst sonntags einziehen.
Nächste Station ist Florian, wir haben neue 46er Crogs für ihn dabei. Um ihm, es ist bereits 22.30Uhr, ein spätes Aufstehen zu ersparen, nehmen wir die Crogs gleich mit und lassen Florian, liegen. Er bedankt sich höflich und leise und er gräbt sich wieder in seine Gewebeplane ein, die von den Wetter Einflüssen total nass ist. Hier müssen wir Heringe (Verankerungen) kaufen, damit Florian die Gewebeplane befestigen kann.
Von Florian fahren wir zu Gerald und Franziska, unter die Autobahnbrücke. Franziska ist mit ihrer Emma unterwegs, und Gerald hat schon geschlafen, freut sich aber über einen heißen Tee und ein paar Zigaretten. Gerald bittet heute zum 1. Mal selbst, um ein paar Süßigkeiten, das hat er noch nie getan. Ich habe große Freude, dass Gerald den langen Weg, den wir bisher für ihn gingen, mit Vertrauen belohnt. Ich bin mir sicher, dass hier eine weitere Annäherung und eine weitere Hilfe möglich sein wird. Gerald braucht halt Zeit, dass tempo für die Hilfe, legt er alleine fest. Es brächte nichts, ihn vor vollendete Tatsachen zu stellen, die Gerald dann nicht annehmen kann. Das wäre die vollende falsche Vorgehensweise. Hier ist höchste Vorsicht und Umsicht gefordert, damit wir Gerald nicht überfordern. Mit großer Freude im Herzen verabschieden wir uns von Gerald.
Edith und ich fahren weiter, zu Tara am Gründberg, die mir heute die geborgten € 100,- zurückgibt, und der ich erzähle, dass wir eventuell einen Vollzeit-Job für sie haben, eventuell. Kommende Woche wird’s ein Vorstellungsgespräch geben, und wenn das gut und zufriedenstellend läuft, hat Tara gute Chancen, eine tolle Vollzeit-Arbeitsstelle zu bekommen. Mehr kann ich dazu noch nicht sagen.
Weiter geht’s zum Pleschingersee, auf halben Weg bemerke ich, dass ich eine Eintrittskarte für unser Lager verloren habe. Ein Desaster. Wir müssen zuerst zurück zu Gerald, alles absuchen, dann bei Florian alles absuchen. Herrgott hilf mir, dass die Chipkarte nicht verloren ist. Zurück bei Gerald angekommen, mit Fernlicht und Taschenlampen suchen wir alles ab, ich gehe über den Hügel rauf und sehe die Karte in der nassen Erde liegen. Danke, Herrgott! Vergelt’s Gott! Mir fällt ein Stein von Herzen, ich hätte nicht gewusst was ich getan hätte, ohne die Karte. Die Anspannung fällt runter und ich fühle mich erschöpft und bitte Edith, die heutige Tour zu beenden, was wir auch tun.
Auf dem Weg ins Lager schweigen wir uns an und ich bin einfach nur noch froh, wenn der Tag heute vorüber ist. Viel ist passiert, viel haben wir erreicht, vieles haben wir wieder eingeleitet, wir beten und hoffen, dass alles seinen Weg gehen wird. Der Herr ist bei uns und wird uns weiterhelfen, bzw. unseren Schützlingen. Ich bin davon überzeugt, dass Tara die neue Arbeitsstelle bekommt, dass Thomas und Vladi ebenfalls die Chance auf eine neue Arbeitsstelle bekommen werden, dass Johanna* die angestrebte kleine Wohnung bekommt und das alles ein gutes Ende nehmen wird, besonders für Damian* und Gabriele*, die Beiden liegen mir sehr am Herzen. Sie sind jung, geprügelt vom Leben, enttäuscht vom Schicksal, getreten von der Gesellschaft und vergessen von der Politik. Danke liebe Wegbegleiter/innen und liebe Spender/innen, dass wir auch diese Linz-Tour fahren und helfen durften. Jeder einzelne Meter, den wir wieder gefahren sind, war immens wichtig, jede Minute, jede Sekunde, die wir heute unterwegs waren, war mindestens genauso wichtig, für unsere Schützlinge, aber auch für uns, um Euch diesen Bericht überhaupt schreiben zu können.
Euch noch eine gesegnete Nacht und alles liebe, schön, dass es Euch gibt!
*(Namen geändert)