Der letzte macht das Licht aus!
Der letzte macht das Licht aus!
Der letzte Verteil-Donnerstag in diesem Jahr 2023 steht vor der Tür und will abgewickelt werden. Bei den letzten Verteil-Donnerstagen übergaben wir mit großer Freude und noch größerem Engagement in Eurem Namen, Eure Geschenke an unsere gemeinsamen Schützlinge. Es war diesmal emotionaler, es war tiefgründiger und es war, wertschätzender.
In den letzten Jahren kamen immer wieder Schützlinge zu uns, die enttäuscht waren von ihren Weihnachtsgeschenken, weil z.B. ein schmutziges, abgeschnittenes T-Shirt und angebrauchte Hygieneartikel verpackt wurden, weil z.T. getragene Damen-Unterwäsche eingepackt wurde und vieles weitere, das wir leider entsorgen mussten, weil unsere Schützlinge auf so ein Geschenk gerne verzichteten.
Diesmal aber gab es KEINE einzige „Reklamation“ und alle waren glücklich, weil wirklich wertschätzende und großartige Dinge in die Geschenke gepackt wurden. Wir hörten vielerorts welch große Freude sie haben und dass sie lange nicht so schöne Weihnachtsgeschenke bekommen haben. Dafür einen großen DANK an EUCH, lieber Spender:innen, einfach toll!
Der letzte Verteil-Donnerstag wird uns heute am Ende 86 Schützlinge als „Besucher“ bescheren, die sich für alles im heurigen Jahr 2023 bedanken und uns Woche für Woche deutlich zeigen und sagen, wie sehr sie uns brauchen. Das wird 2024 in jede unserer Entscheidungen einfließen und wird entsprechend zum Tragen kommen. Bei unserer Vereinssitzung am 3.2.2024 wird jedes Detail zur Sprache kommen und wir werden gemeinsam Lösungen suchen und finden, das verspreche ich Euch.
Diesen Verteil-Donnerstag haben wir viele neue Mitglieder mit dabei, die sich selbst ein Bild von allem machen möchten und einfach sehen wollen, welche Stimmung wir an den Donnerstagen bei uns pflegen und welche Prioritäten wir setzen, nämlich Wertschätzung und Respekt gegenüber unseren Schützlingen.
Bei den Vorbereitungen läuft alles wie jede Woche, alles perfekt, weil wir schon gut eingespielt sind und alle wissen, was wir tun müssen. Christian hilft mir heute bei den schweren Sachen und entlastet mich gänzlich, einfach toll, wenn man sich auf Freunde verlassen kann. Die schwer gefüllten Lebensmittelboxen nach und nach in den Transporter zu heben und dort zu stapeln ist kein „Kindergeburtstag“, das ist richtig schwere Arbeit.
Heute ist eines der längsten Mitglieder unseres Vereins, unsere Maria, zum letzten Mal mit dabei. Maria muss aus gesundheitlichen Gründen leider aufhören, ihre Gesundheit ist jetzt wichtiger, so leid es mir tut. Maria hinterlässt aber den beruhigenden Nachsatz: „Wenn ihr mich wirklich braucht, ruft mich an“. Maria war mit einer kurzen Unterbrechung, insgesamt 6 Jahre mit im Verein dabei, immer an vorderster Front und immer mit aller Kraft, mit großem Einsatz an Zeit, Geduld und hohen Kosten, da Maria oft 2-Mal in der Woche auf eigene Kosten von Freistadt nach Ansfelden kam, um ehrenamtlich bei uns mitzuhelfen. DANKE und VERGELT’S GOTT liebe Maria, für alles, was Du im Verein geleistet hast, für jede Minute an Hilfe, die du uns geschenkt hast und für jeden Cent, den du uns für unsere Lagermiete gespendet hast. Ich verneige mich zutiefst vor dir, liebe Maria, es ist nun an der Zeit auf dich selbst zu schauen und dafür wünsche ich dir alle Geduld und Kraft, die du dafür brauchst. Ich danke dir für jede Minute, die ich an deiner Seite für unsere Schützlinge arbeiten durfte, diese Zeit war geprägt von einem warmherzigen Leitbild, das man nur mehr selten findet. DANKE, Maria!
Nachdem alles eingeladen und gepackt ist, fahren wir um 15 Uhr nach Linz, mit dabei heute unsere „Neuen“, Andi mit Frau und Tochter aus Laakirchen, Claudia, Verena, Andrea und ihre Tochter, danke dass ihr Interesse an unserer Obdachlosenarbeit habt und uns künftig dabei unterstützen wollt. So tolle Menschen wie Euch haben wir lange gesucht und wir werden viele gemeinsame ehrenamtliche Arbeit, die dringend notwendig ist, vollbringen können.
Claudia und Verena fahren mit mir, alle anderen fahren bei Christian mit, in Linz bei der Ankunft ist es noch relativ ruhig. Beim Ausladen des Transporters merken wir aber, wie schnell die Warteschlange wächst. Zeitweise lässt die Warteschlange eine hohe Anzahl an den heutigen Besuchern vermuten, wie gesagt, es werden am Ende 86 Personen gewesen sein. Alle „Neuen“ werden instruiert, wie wir wo aufbauen, und wie die Lebensmittelboxen platziert werden, nämlich zusammengehörig, Kaffee zu Milch, Zucker und Marmelade usw..
Bald schon haben wir alles aufgebaut, da bekomme ich Besuch von einem ganz lieben Ehepaar, die im Linzer Dachcafe bei Michaela Durstberger immer für uns spenden. Fam. P. kommt heute nochmal persönlich vorbei um mir eine Geldspende in der Höhe von € 50,- für Nächtigungsjetons zu schenken. Liebe Fam. P., herzlichen Dank für die großartige Unterstützung das ganze Jahr über. Vergelt’s Gott und haben Sie großen Dank. Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle geben wir jeden Donnerstag an unsere Schützlinge aus, weil sich die meisten die geforderten €4,40 für eine Nacht ohne Frühstück nicht leisten können.
Claudia und Verena geben heute zum ersten Mal aus und haben aber schnell unser System heraus, beide sind über die Bescheidenheit unserer Schützlinge mehr als erstaunt, das hätten beide nicht geglaubt sagen beide hinterher. Andi mit seiner Frau und Tochter geben gleich neben Claudia Eure Spenden aus und kommen zum gleichen Schluss. Allen gefällt unser Verteil-Donnerstag sehr gut und alle machen sich ein Bild von dem, was so passiert und vor allem wie es passiert, nämlich wertschätzend und respektvoll.
Kaja bedient heute wieder unseren Laptop und macht vertrauensvoll die Überprüfung der Einkommensnachweise, Kaja ist ein Naturtalent, die mich an den Verteil-Donnerstag auch immer freischaufelt, damit ich mit unseren Schützlingen reden kann. Die gemeinsamen Gespräche sind oft wichtiger als das Lebensmittel selbst.
Es geht relativ flüssig, alle sind ruhig und gesittet und warten geduldig, bis sie and er Reihe sind. Hier ein paar neuer Schuhe und da eine Winterjacke, hier ein neues Paar Socken und neue Unterwäsche, hier eine Thermo-Leggins und dort eine neue Haube oder warme Handschuhe. Die Dankbarkeit über jedes einzelne Kleidungsstück ist sehr groß. Für die Zukunft haben wir heute beschlossen, mehr an haltbaren Fertiggerichten in Dosen einzupacken, da 1 Dose Suppe und 1 Dose Fertiggericht einfach viel zu wenig ist, für jede/n Einzelne/n. Künftig werden alle Schützlinge 3 Dosen Fertiggerichte, 2 Dosen Suppen und 2 Dosen Tomatenfisch bekommen, um über die Runden zu kommen. Die „Anpassung“ ist dringend notwendig und wird auch gemacht, solange wir noch etwas Vorrat im Lager haben, können wir das machen, wenn es nicht mehr geht, müssen wir uns überlegen, was wir als Alternative anbieten könnten.
Ein besonderes Weihnachtsgeschenk habe ich für Frau M. bekommen, tolle Lebensmittel und 40,- Bargeld, doch leider kommt Frau M. heute nicht, es dürfte ihr nicht gut gehen, deshalb hebe ich dieses Geschenk auf, BIS sie wieder kommt. Denn, wenn sich jemand ein so tolles Weihnachtsgeschenk „verdient“ hat, dann Frau M., und deshalb werde ich alles dranlegen, das Geschenk so lange zu behalten, bis sie kommt.
Als es langsam dunkel wird und wir die Lampen einschalten, sind auch die meisten unserer Schützlinge mit vollen Taschen von uns weggegangen und wir haben Zeit, im Team das eine oder andere Gespräch zu führen, was auch gut tut. Wir reden über das eine oder andere Schicksal und wie eine schnelle „Lösung“ für so manches Schicksal ausschauen könnte. Es tut gut, frischen Wind in die „Segel“ zu bekommen, da wird das angegraute Denken in die Ecke geschickt und neue Denkweisen, neue Ansätze werden gefunden, das tut einfach gut.
Da kommt M. auf mich zu, er erzählt mir von seinen großen Problemen, weil ihm all seine Papiere und sein Ausweis gestohlen wurden, im Schlaf. Ich sage ihm zu, dass wir die Kosten für einen neuen Ausweis übernehmen werden, worauf er sich gefühlte 20-mal bedankte und überglücklich ist, sich künftig wieder ausweisen zu können. Oft werden Rucksäcke und die sich darin befindlichen Papiere gestohlen, nachts im Schlaf oder beim Toilettengang, alle Obdachlosen können hier ein „Lied“ davon singen und es ist unseren Schützlingen unmöglich, sich schon alleine wegen der Kosten für den Ausweis keinen neuen besorgen zu können. M. ist überglücklich und bald wieder im Besitz eines Ausweispapiers.
Als Frau P. kommt, versuche ich mit ihr zu reden, dass wir unbedingt einen neuen Antrag auf „Ausgleichszahlung“ stellen müssen, denn, es steht ihr zu und nur weil jemand nicht mehr die Kraft hat, gegen Verwaltungstäter vorzugehen, das darf kein Freibrief sein für solche Akte der Willkür. Doch Frau P. geht auf mein „Angebot“ nicht mehr ein und ist sichtlich verärgert über all diese Entscheidungen und hat nach eigener Auskunft einfach keine Kraft mehr dazu, diese Ausgleichszulage nochmal versuchen, durchzusetzen. Unsere Claudia würde Frau P. gerne helfen, ihre Ansprüche durchzusetzen, aber man sieht in den Augen von Frau P., die gerade große Angst hat, alles erneut aufzurollen.
Tja, wenn man Menschen über eine lange Zeit alle Hoffnung nimmt und derartige Willkür Einzug hält, verlieren die Menschen alle Geduld und Kraft, manchmal könnte man meinen, dass sich manche Institutionen genau diesen „Ausgang“ wünschen, um Geld einzusparen. Bei einer Institution, der PVA, bin ich mir relativ sicher, dass hier oft menschenverachtende Entscheidungen getroffen werden, über die so mancher PVA-Angestellte/r auch noch stolz ist. Hier muss ich aufhören, weiterzuschreiben, sonst mache ich mich strafbar. Ich will es einfach nicht verstehen, warum man manchen Menschen am Rande der Gesellschaft noch zusätzlich Prügel vor die Beine wirft, wenn man eh schon sieht, wie es dem Menschen geht.
Wir können diese Menschen in den Institutionen nicht ändern, aber wir werden künftig mit Hilfe von Claudia vielen Menschen helfen können, indem Claudia versucht, die Ansprüche durchzusetzen und dabei wird sie einen langen Atem haben, das hat mir Claudia schon versprochen. Danke für diese Mühe liebe Claudia, die du hier auf dich nehmen willst.
Die Gespräche werden etwas leiser und nachdenklicher, bis nur noch 6 Personen in der Warteschlange stehen, und es ist gleich 18 Uhr und Zeit zum zusammenräumen und in den Transporter einzuladen. Wir sind alle etwas durchgefroren, in den Händen, Fingern und Füßen, 2 Stunden nur am Platz zu stehen ohne viel Bewegung, da zieht die Kälte in jede Pore, ganz sicher.
Im Eilzugstempo laden wir alles in den Transporter ein und eilen nach Ansfelden, ins Lager, wo wir alles wieder einlagern und uns anschließend im warmen Lager zum „Resümee“ zusammenfinden. Meinen großen Dank an alle die heute dabei waren, nehme ich zum „Opening“ des „Resümees“, worauf alle ihre Sicht erzählen. Es tut gut, so klare Meinungen und Aussagen zu bekommen, hier sieht man, ob wir mit unseren Parametern noch richtig justiert sind oder ob etwas falsch läuft.
Liebes Team, vielen, herzlichen Dank für Eure Hilfe, Eure Loyalität und Eure Unterstützung im ablaufenden Jahr. Manche Wege heuer waren schwer, manche Entscheidungen habt Ihr mir abgenommen indem mir immer wieder vermittelt wurde: „Aufgeben tut man einen Brief, aber nicht unseren Verein“. Eure große Loyalität hat mir 2023 gezeigt, dass es weitergehen kann, wenn wir zusammenhelfen. Oft stand und stehe ich physisch und psychisch mit dem Rücken zur Wand, wusste oft keinen Weg mehr den ich noch gehen könnte, nachdem mir empfohlen wurde ich solle besser „Suizid“ begehen als mit meinem Verein weiterzumachen. Es gab viele Äußerungen, die zu weit gingen, die unter die Gürtellinie gingen und darauf abzielten, mich in Frage zu stellen, um mich nachhaltig zu beschädigen. Dass das nicht gelungen ist, habe ich meinem gesamten großartigen Team, das 2023 wie ein Baum zu mir stand, zu verdanken.
Ich verneige mich aus Dankbarkeit zutiefst vor Euch, liebes Team, und liebe Spender:innen, das gleiche gilt für Euch, mit jedem Wort. Ohne Euren Rückhalt hätten wir das alles 2023 nicht geschafft. Oft stand es an der Kippe zur Eskalation nahe dem Abgrund, und doch habt IHR uns immer wieder geholfen, auf die „Beine“ zu kommen. Dafür verneige ich mich zutiefst aus Dankbarkeit vor EUCH, liebe Spender:innen und Wegbegleiter:innen. Habt großen Dank dafür.
Ich hoffe, 2024 wird ein anderes, ein besseres Jahr für mich und meinen Verein, ich hoffe, IHR gebt uns weiterhin so viel Vertrauen und Spenden, um weiterhin den Ärmsten direkt und ohne Umwege helfen zu können.
Dass ich 2024 Lösungen suchen und finden muss, wie es mit mir und meiner Gesundheit weitergeht, steht außer Zweifel. Ich bin keine 40 mehr und wenn man psychisch und physisch jeden Tag über seine Grenzen geht, bleiben tiefe Spuren, die man wie tiefe Gräben überwinden muss. Ob ich noch die Kraft dazu habe, werden wir in einer Sitzung am 3.2.2024 analysieren und werden dort hoffentlich Alternativen finden, für die Menschen auf der Straße und für die armen Menschen und all jene, die uns dringend brauchen.
Habt großen Dank für das alles, was 2023 alles möglich gemacht wurde, von EUCH! Gott segne Euch!
Ich wünsche Euch einen guten Rutsch und ein gesundes, zufriedenes, ein von Erfolg gekröntes 2024, passt bitte auf Euch auf. Schön, dass es EUCH gibt! 😊 <3