Ein leises Lächeln zählt viel mehr!
Wie immer am Samstagvormittag hatten wir Spendenannahme in unserem Lager, wir hatten ein „christliches“ Ende, wir konnten um 13.15 Uhr die Lager Tür hinter uns schließen und uns auf Bevorstehendes konzentrieren. Am Abend stand wieder die Linz-Tour auf dem Programm, wo wir unsere Schützlinge an den verschiedensten Orten in Linz besuchen und ihnen Lebensmittel und alles Notwendige bringen. Dieser „Service“ ist ausschließlich für die gedacht, die es am Donnerstag nicht zu unserem Bus schaffen, egal aus welchen Gründen auch immer.
Stefan und ich trafen uns um 18Uhr auf dem Metro-Parkplatz um die Tour anzugehen. Mein Schlafmangel ließ mich dann auch gleich bei Stefan den heutigen Abend zeitlich eingrenzen: „Es wird keine ausgedehnte, sondern lediglich eine notwendige Tour und wir werden heute früher heimfahren“, so meine Aussage zu Stefan. Wir starten los nach Linz, 1. Anlaufstelle Schillerpark, riesige Wasserlachen lassen vermuten, hier schüttete es noch bis vor wenigen Minuten, richtig stark, sonst gäbe es nicht so große Lachen. Wir steigen aus und die ersten Beiden kommen auf uns zu: „Wir gehen zuerst die Runde und kommen gleich wieder“. Es sind auch heute wieder 12-14 Schützlinge, die dringend Hilfe brauchen. Melanie wurde das neue Zelt gestohlen, das ich ihr letzte Woche brachte, und ihre Isomatte ist total Regenwassergetränkt, Affi braucht Jetons für die Notschlafstelle, Kane, den ich seit Monaten nicht mehr gesehen habe, braucht zu essen und Hygieneartikel, Martin, der seit fast 1 Jahr nicht mehr bei uns war, braucht auch wieder Hilfe, die wir gerne leisten. Jeder bekommt sein Sackerl, seine Lebensmittel, Kane sagt mir dann noch, dass Elvisa mitten in einer Lache im Volksgarten liegt und schläft. Nach dem üblichen Foto vom Schillerpark fahren wir zum Volksgarten und halten Ausschau nach Elvisa, wir finden keine durchnässte Elvisa, wir finden im Volksgarten gar keinen unserer Schützlinge.Also weiter zum Bahnhof, beim Reinfahren nach Linz sahen wir schon einige im Bahnhof-Park sitzen. Zuerst aber zum Terminal, zu Gaby, Roman, Renate, Elke und Ingrid, einer neuen Obdachlosen, zuerst geben wir Gaby die gewünschte Jacke und die Lebensmittel, die sie haben mag, dann gehen wir auch dort unsere übliche Runde am Terminal, bis rüber zum Bahnsteig zu Renate. Uns fiel die letzten Wochen immer wieder eine Frau um die 60 auf, die sich neben Elke setzte und keinen Kontakt mit uns haben wollte. Heute sprach ich sie wieder an und ich durfte mich zu ihr setzen und sie erzählte. Sie war in einer Obdachlosen-Einrichtung in Graz und musste dort raus, weil dort Dinge geschahen, die über alles Verständliche weit hinaus gingen. Sie bekommt etwa € 900,- und kann sich keine Wohnung oder Zimmer leisten. Sie sei sehr sparsam, es gehe sich trotzdem nicht aus. Geschweige denn eine Kaution. Jetzt kauft sie sich jede Woche ein ÖBB Ticket und fährt nachts mit dem „Nightjet“ durch Österreich, da schläft sie gut und schaut, dass sie dann am nächsten Tag zurück nach Linz kommt. Da muss sie nichts extra bezahlen, nur die Wochenkarte, eine gute Idee, denn die Wochenkarte kostet so zwischen 60,- und 80,- sagt Ingrid, und das kann sie sich leisten, da kann sie schlafen und ist im warmen/trockenen. Eine Wohnung würde sich nicht mehr ausgehen bei diesen Horrorpreisen an Mieten. Wie es mit ihr weitergeht, weiß sie nicht, aber ich habe sie wissen lassen, dass wir da sind, wenn sie etwas braucht, jeden Donnerstag und jeden Samstag auf der Tour. „Ich will niemandem etwas wegnehmen“, meinte Ingrid noch“. Nein! Du nimmst niemandem etwas weg, wir haben genug für alle hier.
Der Weg führt uns weiter zu Renate auf den Bahnsteig, wir haben neue Hausschlapfen mit für sie, da die alten sich durch das Gehen im Regen schon auflösen. Durch ihren Verband braucht sie große Schlapfen, damit sie keine Druckstellen bekommt. Ein kurzes Gespräch noch mit Renate und ihre Angst, weil ihr Ex-Mann Mitte Juni aus dem Gefängnis kommt und sich bestimmt wieder an sie anhängen wird, und eine kleine Replik, dass sie wieder LKWs lenken will, wenn sie gesund ist. Wir müssen schmunzeln und verabschieden uns. Zurück zu unserem Bus im Terminal, wir rufen Roman, der sich noch Cabanossi abholen will. Ihm geht es gut und er macht mir einen guten Eindruck, kein Alkohol, kein Gift, wow! Vielleicht macht er seinen großen Wunsch, wegzukommen von der Straße wirklich wahr, wäre großartig.
Weiter geht’s an die Donaulände, zu Florian. Er liegt schon unter seiner Plane, mitten im nassen Dreck und er steht gerne auf, er geht mit zum Bus und holt sich Socken, seine sind völlig durchnässt und kaputt, auch Unterwäsche geben wir ihm mit und alles andere lehnt er dankend und leise ab. Florians Lächeln sagt uns „DANKE SCHÖN“. Wir entscheiden uns noch, runter zur Donaulände zu schauen, ob dort jemand mit Schlafsack nächtigt, es war aber niemand zu sehen, also gehen wir Richtung Bus zurück. Da werden wir von einer Dame mit Hund angesprochen, wie und was sie tun kann, es geht hier in dieser Gegend immer ein Obdachloser herum, dem sie gerne helfen würde. Nach ihrer Beschreibung ist es Florian. Wir geben ihr einige Tipps und es ergibt sich so ein kurzes Gespräch über das Thema Armut und Obdachlosigkeit. Sie wird in den Nächsten Tagen Florian mit etwas überraschen, sagte sie uns. Na dann! Eine schöne Geschichte. Sie wird all ihren Mut zusammennehmen und Florian wertschätzend anreden, versprach sie. Hoffentlich sagt er dann nicht auch „Danke nein“, so wie üblich. Mal schauen.
Weiter geht es ein paar Straßen weiter, zu Franziska und ihrer Emma, mit der wir letzten Samstagabend in der Tierklinik Sattledt waren, um sie zu impfen und zu behandeln lassen. Emma ist heute wieder die „alte“, sie freut sich schwanzwedelnd, jaulend und an der Leine ziehend, auf uns. Franziska zeigt mir alle Tablettenpackungen, die sie an Emma verabreichte, sie ist stolz drauf alles so erledigt zu haben, wie es die Tierärztin anordnete. Franziska ist heute eher still und sehr dankbar, dass wir letzte Woche in die Tierklinik gefahren sind. Sie bekommt noch Lebensmittel und erzählt uns, dass Gerald Franziskas Lebensmittel, die sie von uns bekam, letzte Woche, alle gegessen hat. Also packen wir auch heute wieder ein Lebensmittelpaket und Franziska begleitet uns zu Gerald, der aber nicht an seinem Platz ist. Wir lassen das Sackerl dort und gehen zurück. Franziska fällt noch ein, dass Gerald gerne Milch trinkt, also bekommt sie noch eine haltbare Milch, die sie anschließend noch zu Gerald bringt. Franziska ist heute gut drauf und nicht launisch oder aufbrausend. Richtig angenehm, kommt hin und wieder vor. Franziska erzählt uns dann noch von einer jungen Obdachlosen, die in der Nähe vom Dom schlafen soll, also auf zum Dom, und dann zu Fuß weiter, mal schauen, ob wir helfen können.
Wir finden sie gleich und fragen, ob wir helfen können, die Frau ist jung, keine 30 Jahre alt, wir bieten ihr Hilfe an, aber sie müsse mit zum Bus um die Ecke kommen, das wollte sie dann nicht, auch gut, dann kann es nicht so dringend sein, wenn sie es nachgetragen bekommen will. Das tun wir nicht, und somit trennen wir uns mit einem „Gute Nacht“. Inzwischen ist es 21.45 Uhr und wir beschließen, es für heute Abend gut sein zu lassen. Wir brechen auf Richtung Ansfelden, um alles auszuladen und wieder einzulagern. Stefan hilft mir gottseidank dabei und somit sind wir auch gleich fertig. Wir brechen auf, Richtung Metro, wo wir uns getroffen haben und wo Stefans Auto steht. Noch ein kurzes Resümee über den heutigen Abend und um 22.30 Uhr fahren wir heim. Vielen Dank an dieser Stelle an all unsere Spender/innen und Gönner/innen, dass wir auch die heutige Tour fahren durften, Vergelt’s Gott und habt großen Dank! Danke auch an unser Team, das die ganze Linz Tour zusammenstellte und an Stefan, der mich heute toll unterstützte. Danke und allen einen schönen, erholsamen Sonntag! 😊 ❤