Emma, die Tierklinik und ein toller Spender!
Nach unserem samstäglichen Spendenannahme- und Lagervormittag, brachen wir, Stefan und ich um 18Uhr auf, zur Linz-Tour, zu den Hotspots. Wir beginnen im Schillerpark, bitten die anwesende Polizei, kurz im Halteverbot stehen zu dürfen. Die Executive ist überaus freundlich und stimmt gleich zu, vielen lieben Dank an dieser Stelle.
Einige unserer Schützlinge haben uns schon gesehen und kommen direkt zum Bus. Wir gehen trotzdem vorher noch eine Runde, um alle abzuholen, und erst dann starten wir mit der Ausgabe. Melanie, Affi, Richie, Elmar, Stefan holen wir zu uns rüber. Einer der ersten war Dominik, der mir erzählt, dass er immer noch in Ebelsberg bei Thomas und Christian ist, ich unterbreche Dominik und sage ihm, dass ich das alles nicht mehr hören mag nach der Messerattacke von Thomas vor ein paar Wochen. Ich sage ihm auch deutlich, dass er auch dazu beigetragen hat, dass diese Stimmung erst entstehen hatte können. Wie immer kommen von Dominik nur Ausreden. Ich habe heute keine Lust, mit ihm zu diskutieren und widme mich den anderen Schützlingen, die alle wirklich froh sind, dass es uns gibt und nicht durch Unwahrheiten Stimmung gegen uns machen.Elmar bräuchte dringend T-Shirts oder Kapuzen-Sweater, haben wir beides leider nicht dabei, Kleidung gibt es ausschließlich am Donnerstag beim Bus. Er ist enttäuscht, und ich sehe seien Enttäuschung, aber wo sollte ich jetzt ein T-Shirt herbekommen? Ich bitte ihn, am Donnerstag zu kommen, da bekommt er T-Shirt und Hoodie. Affi bittet um Cola Zero, Cabanossi, Eckerlkäse, Brot, Unterwäsche und Socken, und Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle. Mike braucht auch etwas zu essen, er schafft es zurzeit einfach aus mehreren Gründen nicht am Donnerstag zum Bus, deshalb gibt es ja auch am Samstag diese Linz-Tour, weil es einige unserer Schützlinge einfach nicht schaffen. Aber wir machen das gerne. Elvisa ist heute nüchtern und freut sich sichtlich sehr, uns zu sehen. Sie bittet auch um Cola, Cabanossi, Brot, Süßigkeiten, Knabbereien. Von anderen hören wir wieder, dass Elvisa sich derartig aufführt, ich nehme sie nochmals ins Gebet und rede ihr gut zu, dass sie diese Dinge nicht mehr macht. Leider ist bei Elvisa die ganze persönliche Struktur schon so kaputt, dass sie viele Dinge gar nicht mehr einordnen, nicht mehr beurteilen kann, über weite Teile ist sie „ferngesteuert“, obwohl sie bestimmt kein böser Mensch ist, tut der Alkohol das seinige dazu, und dann kommen solche Situationen heraus. Ich versuche immer und immer wieder, Elvisa ins Gewissen zu reden, es hilft aber immer nur kurze Zeit. Stefan bedankt sich nochmal für die Hilfe, die wir ihm zukommen ließen in Form einer Monatsmiete für sein Zimmer, sonst stünde auch er wieder auf der Straße. Er bittet uns auch um ein paar Sachen, die er natürlich bekommt. Melanie bat mich um ein Zelt, wir haben im Lager nur mehr 1 Zelt, und das ist unvollständig, deshalb kaufte ich zu Mittag beim Hofer noch schnell eines. Melanie muss weg, muss zur Ruhe kommen und vom Hotspot Schillerpark wegkommen. Es geht ihr ziemlich schlecht, sie ist am Boden zerstört, ich versuche ihr gut zuzureden, als ich ihr das Zelt in die Hände drücke entkommt ihr ein herzhaftes, glückliches Lächeln. Und einen Moment später erzählt sie mir, dass sie heute Mittag Heiko vom Terminal mitnahm, unter die Brücke nach Ebelsberg, wo sie eigentlich ihr Zelt aufschlagen wollte, bei Thomas und Christian, sie nochmal wegging und nach 2 Stunden wieder kam, und da lag Heiko blutend, zusammengeschlagen von den Beiden, am Boden und krümmte sich vor Schmerzen. Ich weiß nicht was in die Beiden gefahren ist. Zuerst die Attacke gegen uns, dann auf Heiko? Ich überdenke nochmal meine Defensive, keine Anzeige zu machen, gründlichst, weil das nicht sein kann, nicht sein darf. Melanie überzeugt sich bei mir mit 8-maligen Nachfragen, dass ich eh nicht mehr zu Thomas und Christian fahre, NEIN, machen wir nicht her. Schnell noch ein Foto gemacht dann geht’s weiter zum Volksgarten.
Stefan und ich gehen eine Runde, wir sehen den jungen Burschen, der am Donnerstag beim Bus war, unter einem Baum. Er bittet um Cabanossi und einer Cola. Ja, aber zuerst gehen wir unsere Runde fertig. Einige unserer Schützlinge sitzen auf den Bänken, wir reden sie aber nicht an da sie in Gespräche verwickelt sind. Am Ende kommt der junge Bursch, ich kenne noch gar nicht seinen Namen, mit zum Bus. Dann geht’s weiter zum Bahnhof, Park und Finanzgarage. Im Park treffen wir 2 bekannte obdachlose Frauen, die uns bitten, auf die Gaby & Co im Terminal aufzupassen, weil sie scheinbar delogiert werden sollen. Werden wir, versprechen wir den Beiden. Nach ein paar Meter sehen wir Stefan, der gerade dabei ist, seine hoffnungslose Situation im Wein zu ertränken. Ich bitte ihn nicht alle seiner Vorhaben über Board zu werfen, und an seinen Wünschen nach Arbeit und einer Wohnung/Zimmer festzuhalten. Ich verspreche Stefan, mich umzuhören, kann aber nichts versprechen. Er bedankt sich des Öfteren und wir gehen weiter, zur Tiefgarage. Niemand da, als weiter zum Terminal.
Angekommen bei Gaby, ist ihr Platz leer, auch Harald fehlt. Und Mike, der bei Harald schläft auf dem kalten Terminal-Boden, trafen wir ja schon im Schillerpark. Wir gehen eine Runde im Terminal, heute sitzt Elke auf ihrer Bank und raucht eine Zigarette, wir reden kurz miteinander, dann zur nächsten Bank, zu Roman, der sich auch Cabanossi und eine Übergangsjacke wünscht. „Ich rufe dich, wenn wir vom Bahnsteig zurückkommen“. Alles klar, also gehen wir auf den Bahnsteig, zu Renate. Sie steht bei ihrer Bank, 2 Meter von ihr rauschen Güterzüge vorbei, der Lärm und Wind stoppen meine Begrüßung, dann erzählt sie mir von den letzten Tagen, dass der Sicherheitsdienst sie duldet, dort, aber etwas anderes noch im Busch ist. Dann zückt Renate ein altes Kuvert, worauf geschrieben steht, was sie dringend braucht. Ihren Beinen geht es gar nicht, das sehen wir auch an ihrem Gang, sie kann nur sehr langsam gehen. Sie geht aber mit zum Bus, vorher schließt sie aber noch ihre 2 Sackerl ins Schließfach, bevor wir zum Bus gehen. Ich rufe von weitem Roman, dass er zum Bus kommen soll. Auch Gaby ist mittlerweile da, sie schaut krank aus, sehr krank. Ein anderer Obdachloser aus der Notschlafstelle bittet mich auf dem Weg zum Bus noch um Limo, Wasser oder etwas Ähnlichem. Komm‘ mit, bekommst du! Nach und nach drücken wir unseren Schützlingen die Sachen in die Hände, und alle sind überglücklich und wertschätzen uns schon sehr, das merken wir sehr oft.
Weiter, zum nächsten Hotspot, Donaulände, zu Florian. Er braucht dringend Handschuhe, er friert nachts in den Fingerspitzen, unsere Ingrid hat mir Woll-Handschuhe mitgegeben, die ich Florian gebe. Alles andere lehnt er heute leise dankend ab. Der Lärm von Nebenan, der Donaulände ist schon sehr hochgeschaukelt, Betrunkene schreien herum, Gelächter, Fingerzeige, Mauscheln. Zuvor, als wir zum Schillerpark fuhren, gingen 2 Herren und 1 Dame um die 30 Jahre alt, vor uns über den Zebrastreifen, schauten auf unsere Transporter Aufschrift „Obdachlosenhilfsaktion“ und brachen in Gelächter und Kopfschütteln aus, Stefan und ich waren uns einer Meinung, dass so ein Verhalten voll daneben ist, wenn sie mit unserer Obdachlosenhilfe nichts anfangen können, sollen sie einfach wegschauen, aber uns nicht auslachen und den Kopf schütteln, und wir sind uns sicher, wir waren gemeint, und nicht jemand anderer. So ein Verhalten …. na egal, wir wissen für wen wir das alles machen und tun, aber weh tut es trotzdem, wenn man dann auf diese Weise belächelt wird, und genau so war es von den Dreien gemeint, und nicht anders.
Von Florian geht’s weiter zu Franziska, die uns letzte Woche mit Emma davongelaufen ist, als wir zum Tierarzt fahren wollten. Wir baten Franziska aufgrund ihres Fiebers bei ihrem Platz zu bleiben, und wir fahren ohne sie zum Tierarzt, sie rastete völlig aus und lief vor uns davon. Heute gebe ich ihr die sündteure Salbe, die unsere Ingrid privat kaufte für Franziska, sie nimmt diese dankend an. Mittlerweile ist es nach 21Uhr, und Franziska meinte nur, „Ich weiß schon, dass ich die Situation versabelt habe, ich habe dann letzte Woche auf stur geschalten und wollte euch nicht mehr sehen. Sie erzählt, dass Emma, ihr kleiner Hund, immer noch unbehandelt ist, und das Emma das letzte Jahr nicht geimpft wurde. Ich frage Franziska heute nochmal, ob sie mit zum Tierarzt kommt mit Emma, weil der kleine Hund am wenigsten dafür kann und offensichtlich leidet. Franziska stimmt zu, und ich versuche den Tierarzt-Notdienst zu erreichen, der hebt nicht ab, also Anruf in der Tierklinik Sattledt, ja, kommen sie, das mit dem finanziellen bekommen wir irgendwie hin. Gesagt – getan! Also auf nach Sattledt, in die Tierklinik, Emma hat Angst und winselt, Franziska beruhigt sie. Ankommen in Sattledt, wir müssen etwas warten, weil gerade ein Notfall operiert wird. Eine Frau steht bei ihren 2 Dackeln und wir unterhalten uns über viele Dinge. Dann kommt eine Dame auf mich zu und drückt mir € 20,- in die Hand, ich beobachte Euch seit 5 Jahren und ihr macht tolle Arbeit. Vergelt’s Gott für die Geldspende. Dann kommt der Gatte der wartenden Frau mit seinem Hund auf dem Arm und einem neuen Gips, aus der Klinik. Die nächsten dürften wir sein. So ist es dann auch. Wir werden hineingebeten, und die Frau Doktor schaut sich den Impfpass von Emma genauer an, nicht seit 1 Jahr ungeimpft, sondern seit 3 (!) Jahren. Umpf! Sie spült die Wunde und ist überrascht, dass Emma so empfindlich überreagiert auf Zeckenbisse. Sie wäscht die Wunden aus, man sieht bis tief ins Fleisch und die Wunden sind entzündet und eitrig. Franziska bekommt einiges gesagt von der Tierärztin, wie sie Emma behandeln muss, Antibiotika, Entwurmung, Impfen usw., das alles übersteigt die finanziellen Mittel von Franziska und auch ihren Horizont. Franziska ist an der Grenze zum Weglaufen oder zum Ausrasten, ich kenne sie einfach schon zu gut und warne sie, hier bitte jetzt nichts Unbedachtes zu tun oder zu sagen. Nach der Behandlung telefoniert die Tierärztin mit der Chefin der Klinik, und es werden uns keine Zuschläge verrechnet, das sind etwa €105,-, die uns die Tierklinik Sattledt schenkt. Die Behandlung und die Medikamente kosten trotzdem noch € 208,20, die ich privat bezahle. Wir verabschieden uns dankend und draußen diskutiert Stefan mit dem Ehepaar, das den Hund mit dem Gips hat. Auch hier verabschieden wir uns, es ist schon nach 23 Uhr, und wir müssen jetzt ins Lager fahren, wir brauchen für Emma 2 T-Shirts, damit sie sich die Wunde nicht wieder verdreckt, wenn sie im Schmutz sich wälzt. Im Lager ziehen wir Emma ein T-Shirt an und machen es fest, dass nichts passieren kann. Stefan räumt in der Zwischenzeit den Bus aus, es ist schon spät und wir sind alle sehr müde, wir richten für Franziska noch ein Launch Paket zusammen und bringen sie dann zurück, an ihrem Platz unter der Autobahnbrücke.
Um 23.45 Uhr war ich dann zuhause und musste über den ganzen Abend, über alles sehr viel nachdenken, über Melanie, über Heiko, über Elmar und, und, und! Heute früh bekam ich über Facebook eine Nachricht angezeigt, von heute Mitternacht, dem Herrn des Gipshundes, Herrn Andreas Kastner aus Kirchdorf. Er würde gerne die Kosten für Emmas Behandlung übernehmen, aber lest selbst seine Nachricht in den Fotos hier, ich habe Screenshots gemacht. Wir sagen Vergelt’s Gott und lieben Dank, Herr Kastner, vielen Dank an all unsere Spender/innen, dass wir wieder die Hotspot-Tour fahren durften. Danke an Stefan für die großartige Hilfe und Unterstützung. Ich wünsche Euch einen erholsamen Sonntag, alles liebe und Gute! Es gibt schon großartige Menschen, Familie Kastner gehört auf jeden Fall dazu! Schön, dass es Euch gibt! 😊 ❤