Gekürztes Programm!
Dieser Verteil-Donnerstag...
...läutet nun unser gekürztes Sommerprogramm ein. Ab sofort fahren wir nur noch alle 2 Wochen bzw. alle 3 Wochen nach Linz, um dort Lebensmittel an unsere Schützlinge zu verteilen. Nicht nur unser Verteil-Donnerstag geht in eine Art Sommerpause, sondern auch unsere Spendenannahmen im Lager Ansfelden finden nur noch alle 2 bzw. alle 3 Wochen statt. Es werden alle Termine hier und auf der Homepage veröffentlicht.
Für uns wird es nun ein wenig ruhiger in der Sommerpause, die Linz-Tour fahren wir nur noch sporadisch ohne vorherigen Termin, die Spendenannahmen werden heruntergefahren und die Spendenlieferungen werden monatlich kommissioniert und zur Abholung bereitgestellt. Apropos Spendenannahmen an den letzten 9 Samstagen, besuchten uns insgesamt 4 Spender/innen. Wie schon öfters in Postings erwähnt, kamen die Spendeneingänge völlig zum Erliegen. Geschuldet ist diese Lage der momentanen Situation, der explodierenden Energiepreise, den steigenden Lebenshaltungskosten, den steigenden Mieten und Betriebskosten, kurz das Leben können sich bereits jetzt schon viele Menschen nicht mehr leisten. Wir hören aktuell von alten Menschen, dass sie sich nur noch 1 Einkauf pro Monat leisten können und dann auch nur noch ausgewählte Lebensmittel, die für das gesamte kommende Monat satt macht. Diese prekäre Lage mancher Menschen ist zurzeit noch nicht wirklich sichtbar, aber man hört es täglich in Erzählungen von Menschen, die auch ihr Leben lang gearbeitet haben und jetzt am Hungertuch nagen müssen.
Wie sich die Situation am Energiesektor oder Wohnungsmarkt jemals noch in Leistbarkeit zeigen soll, kann mir auch niemand sagen. Die Möglichkeiten jener, die sich auch während der Pandemie und all den Nebengeräuschen das Leben ungebremst leisten können und jene, die kurz vor der Delogierung stehen, weil sie die Miete nicht mehr aufbringen können, geht ganz stark Richtung Existenzangst vieler Menschen. Immer weniger Menschen können trotz Arbeit noch etwas ansparen, etwas beiseitelegen für kaputte Geräte o.ä., dabei sind die gesamten Auswirkungen aller Auswüchse an den verschiedenen Märkten noch gar nicht absehbar. Wie weit sich die Mieten noch hochdrehen, die Betriebskosten weiterhin förmlich explodieren, weiß niemand, was wir aber wissen ist, das ist erst der Anfang einer Armutswelle, die viele Menschen einholen wird. Die politischen Wattebäuschchen gegen diese enorme Abzocke sind schön dosiert, es müssen ja die Kosten sowie die Steuerausfälle die Covid19 verursachte, irgendwie kompensiert werden. Dazu ist unseren nicht gewählten Regierungsmitgliedern jedes Mittel recht, und die Bürger schweigen und zahlen, zumindest die, die noch Geld haben.
Wie weit wird man gehen? Was wird man Menschen sagen, die ihr Leben lang gearbeitet haben und heute kein warmes Mittagessen mehr auf dem Tisch haben? Hier wird es gut sein, wenn jene Eliten, die keine Einbußen oder Befürchtungen haben müssen, einfach nur den Mund halten und sich all die „guten Ratschläge“ einfach nur sparen, weil einfach nur überflüssig. Zu oft habe ich in den letzten 9 Jahren gehört, was gerade Menschen aus gesicherten Existenzen über die Menschen am Rande der Gesellschaft sagen, das will niemand mehr hören. Gerade die Mittelschicht wird absichtlich aus der Gesellschaft „abgetragen“, zur Kassa gebeten und an der Nase herumgeführt, und die Menschen schweigen. Ich habe keine Ahnung was noch passieren muss, dass die Bürger, die Gesellschaft endlich aufsteht und sich wehrt. Ich kenne wie gesagt, die Menschen in Armut und ihre Ängste, nur, die gesunkene Mittelschicht driftet langsam ebenfalls ab Richtung Leben mit starken Abstrichen.
Ich werde heute das Posting kürzer als sonst gestalten, weil es zurzeit auch nicht viel zu sagen gibt, außer dass ich mich freue auf kommenden Donnerstag, an dem wir eine vereinsinterne Sitzung abhalten, wo jedes noch so kleine Detail in Frage gestellt und neu bewertet wird, ob es im „Programm“ bleibt oder nicht. Ich freue mich auf dieses Treffen, wo wir vieles offen diskutieren und einige neue Lösungen finden werden. Die wichtigsten Änderungen werden wir hier veröffentlichen, in welche Richtung es geht bei uns.
Der Donnerstag begann diesmal etwas anders, da wir uns ein neues Geschäft suchten, wo wir aufgrund der miserablen Qualität der letzten Donnerstage, künftig bessere Möglichkeiten haben werden. Dass man uns beim Hofer sagte: „Wir seien selber schuld für die verschimmelten und verfaulten Bananen und Äpfel“, war das Fass voll und ich suchte eine andere Möglichkeit, Donnerstag früh einzukaufen. Nachdem wir viele Spendengelder für die Einkäufe dort ausgaben, war es für mich ein unhaltbarer Zustand, uns so etwas zu sagen. Ich zeigte ja auch die Fotos dieser verschimmelten Artikel anderen Verantwortlichen, die einfach nur noch den Kopf schüttelten.
Also, das neue Geschäft ansteuern und alle bestellten Waren einladen, auf ins Lager, dort alles ausladen und aufarbeiten. Heute belegen wir wieder Wurstsemmeln und Wurstbrote, verpacken Wurstteile neu und kühlen alles wieder ein. Das Obst und Gemüse wird ausgepackt und in Boxen umgelagert, damit wir sie im Bus stapeln können. Bananen, Gurken, Paprika, Äpfel, Zwiebel, Erdäpfel u.v.a.m., haben wir an den Donnerstagen dabei. Nur um es zu erwähnen, das Obst und Gemüse an den Donnerstagen müssen wir natürlich kaufen und bekommen nichts gespendet, in der Regel geben wir jeden Donnerstag etwa € 250,- an Spendengelder aus, um dieses Obst und Gemüse einzukaufen und an die Menschen auszuteilen. Heute haben wir auch Leberkäse im Programm, den wir im Tiefkühllager lagern und den ich extra jeden Mittwoch von dort hole. Leberkäse und Wurst werden sehr gerne angenommen am Donnerstag. Diesmal haben wir von einem großen Markt eine ganze Palette gerade abgelaufener Instantnudeln erhalten, die wir heute einlagern und einräumen, nebenbei neben all den üblichen Tätigkeiten am Donnerstag.
Heute hilft uns bis Mittag, Matej, so können wir schon früher mit dem Einladen unseres Transporters beginnen. Um 13.45 Uhr sind wir so weit, dass wir nur noch die Tiefkühl- und die Kühlbox einladen müssen, die lassen wir aber noch am Stromnetz hängen bevor wir sie an die Akkus stecken. Das Ein- und Ausladen geht schon so großartig, jede/r weiß was zu tun ist und die Handgriffe sitzen einfach. Um 14.30 Uhr sind wir so weit fertig, dass uns noch ein paar Minuten zum zusammensitzen im Lager bleiben, bevor wir dann um 15.05 Uhr losfahren, nach Linz.
Dort angekommen wird wie immer ausgeräumt und aufgestellt. Heute stehen einige neue Menschen in der Schlange die noch nie bei uns waren. Nachdem wir pünktlich um 16 Uhr loslegen und alle einzeln am Tisch von Beate, wo die Aufnahme erfolgt, vorbei schleusen, entstehen einige Fragen. Zuerst muss abgeklärt werden, wer bei uns anspruchsberechtigt ist, heißt, wer ist legal hier in Österreich und erfüllt unsere Rahmenbedingungen. Da es in der Vergangenheit immer wieder vorkam, dass andere Institutionen, die vom Bund bezahlt werden, die Menschen zu uns schickten um Lebensmittel, obwohl sie selbst zuständig gewesen wären. Aus welchem Grund das geschah wissen wir nicht, das wird aber kommende Woche abgeklärt. Jedenfalls haben wir ein echtes Problem, wenn sich jemand der illegal in Österreich ist und in seiner Heimat wegen diverser Verbrechen gesucht wird, diesen Menschen zu versorgen. Hier würden auch wir uns strafbar machen, was für uns nicht einmal im Ansatz in Frage kommt. Leider haben wir einige rumänische und polnische Menschen hier, die zum Teil 9 Jahre Haft in der Heimat erwartet. Hier können wir kein Auge zudrücken und werden das auch nicht tun. Wir sind den Menschen verbunden, die obdach- oder wohnungslos, arm oder bedürftig sind, und die legal in unserem Land sind. Hier ist unser System bewährt, von jedem einzelnen einen Einkommensbescheid oder Versicherungsdatenauszug einzufordern, um wirklich sicher zu sein, dass wir nicht angelogen werden.
Zum Beispiel muss ich heute gleich zu Beginn eine Frau aus Polen wegschicken, die illegal hier ist. Aber nicht nur ihre Illegalität ist für uns mehr als fraglich, auch dass die größte Institution die Menschen zu uns zurückschickt, ist nicht OK. Armutsmigranten finden bei der Caritas Hilfe, dort ist die Anlaufstelle und dort sind die Zuständigkeiten, aber irgendwie klappt das nicht so, wie es sein soll, erzählen uns die Menschen. Wir jedenfalls werden einen Folder in verschiedenen Sprachen drucken, den wir dann aushändigen können, um den Menschen einen Irrweg zu ersparen.
Es ist heute wieder ruhig, es sind nicht allzu viele Schützlinge da. Da sehe ich die JUSTler, die Streetworker und ihr Praktikant, die für die Jugendlichen in Linz zuständig sind. Ein toller Gedankenaustausch folgt, ich bin überaus dankbar für dieses tolle Gespräch. Dazwischen kommt immer wieder unsere Beate und zeigt mir Dinge, die so nicht gehen. Roman holt sich jede Woche Kleidung, das stellen wir ab sofort ein. Verena kommt heute völlig zerstreut, geht völlig wirre Wege und kennt sich sichtlich nicht aus. Verena ist etwa im gleichen Alter von Sr. Lydia, die auch bei uns steht und das was sie gerade in Verena sieht, geht ihr heftig an die Nieren. Sr. Lydia versteht es nicht wie man so abgleiten kann. Ja, ich verstehe es auch nicht, aber es gibt Fakten, die nicht zu übersehen sind. Die Ausgabe heute ist eher ruhig, bis wieder die Frage auftaucht, wer denn eigentlich bei uns Lebensmittel bekommt. Alle die, die legal und bemüht sind und Anspruch auf Aufenthalt haben. Und hier ist es bei weitem nicht so, dass jeder EU-Bürger sich bei uns aufhalten darf, nur wenn er/sie arbeiten geht oder sich ein Leben mit dem mitgebrachten Geld leisten kann. Die Gesetzesbestimmungen hierzu sind unübersichtlich, unverständlich geschrieben und für jeden Gast, nicht zu verstehen. Ich habe dazu alle Gesetzesstellen herausgesucht und diese unserem Team gepostet, damit alle die Leitlinien für einen legalen Aufenthalt in Österreich lesen können. Das ist wichtig da vor Ort immer wieder die Frage auftauchte, warum jemand eventuell bei uns nichts bekommt. Dem wollte ich ein für alle Mal die Gesetzesformulierungen entgegensetzen.
Die Zeit vergeht heute im Flug, mittlerweile ist es 18 Uhr und wir räumen zusammen, packen alles in den Transporter und brechen wieder auf, Richtung Ansfelden, wo wir alles wieder ausladen und einlagern. Dem Team versuche ich im Lager nochmal die Richtlinien zu erklären, was mir nicht gelang. Aber auch dieses Thema wird kommenden Donnerstag großes Thema sein, bei unserer Besprechung. Für heute sage ich danke an all unsere Spender/innen, die uns auch diesen Verteil-Donnerstag ermöglichten. Vergelt’s Gott und Danke.
Wie gesagt entfallen diese Woche der Verteil-Donnerstag und die Spendenannahme am Samstag im Lager.