„Wahrheiten“ und sonstige Behauptungen!
„Wahrheiten“ und sonstige Behauptungen!
Die aktuelle Kältewelle, die halb Österreich in Atem hält und im Besonderen den Menschen auf der Straße außergewöhnlich hart zusetzt, reißt nicht ab und setzt immer wieder noch einen Punkt drauf. Unsere Schützlinge leiden schon sehr unter dieser Kälte und haben große Angst, diese Minusgrade nicht zu überstehen.
Letzten Montag war ich 2-mal am Terminal, um nachzuschauen, am Dienstag 3-mal, da hatte ich all die gewünschte warme Kleidung und die Lebensmittel mit dabei, die am Montag „bestellt“ wurden. All die Ausfahrten neben dem normalen Tagesprogramm bedeuten für mich, Wege zu finden, um trotzdem alle vereinbarten Termine einzuhalten, was nicht immer leicht ist. Aber an den Schlafplätzen nachzuschauen, bedeutet für mich immer auch, etwas „beruhigt“ durch den Tag gehen zu können. Wobei ich immer wieder entscheide, ob ich ein weiteres Mal nach Linz fahre, um wieder nachzuschauen.
Wir haben viele Menschen auf der Straße, die kein Handy haben und mich nicht kontaktieren können, die kein Kältetelefon am Dienstag-, Donnerstag- oder Freitagvormittag anrufen können und um Hilfe bitten können. Von 10-12 Uhr Vormittag an diesen Tagen ist das Kältetelefon erreichbar, wo auch alle Obdachloseneinrichtungen geöffnet haben, außerhalb dieser Zeiten sollen die Menschen lt. Kältetelefon bei einem „Notfall“ den Rettungsnotruf betätigen oder ein E-Mail schreiben, um Hilfe zu erhalten.
Diese Woche hatten wir so ein Beispiel, M. hatte tagsüber zu viel Alkohol getrunken und lag schlafend auf einer Bank im Schillerpark, wobei Passanten deshalb die Rettung per Notruf gerufen haben, beim Eintreffen des Krankenwagens wurde M. munter und wollte ausdrücklich nicht ins Krankenhaus, da er weder versichert ist noch wirklich Hilfe von der Rettung brauchte. Auf seine Bitte, ihn doch weiter schlafen zu lassen, ging die Rettung nicht ein und überredete M., ins Krankenhaus mitzufahren. Dort angekommen wurde er vom Krankenhaus gleich wieder entlassen, wegen fehlender „Notfall-Diagnose“. M. sagte selbst, dass dieser „Einsatz“ an Absurdität“ nicht zu überbieten war, weil niemand beim Abtransport aus dem Schillerpark wirklich auf seine Wünsche einging und ihm niemand zuhörte.
M. schläft am Terminal, hat dort seinen Schlafsack, seine Isomatte und seinen Rucksack, und genau dorthin wollte M. als er im Schillerpark geweckt wurde. Jedoch kam niemand diesem Wunsch nach. Wir haben nicht nur für Österreich eine einmalige „Regelung“ im Rahmen des „Kältetelefons“ in Linz, da zu diesen erwähnten Öffnungszeiten eigentlich niemand das Kältetelefon braucht, weil ohnehin alle Obdachloseneinrichtungen geöffnet haben und direkt Hilfe leisten können. Hier wird etwas suggeriert, was auch aus Sicht vieler Obdachlosen absolut nicht zutrifft, nämlich dass über das Kältetelefon auch außerhalb dieser Öffnungszeiten Hilfe gerufen werden kann. Per Mail Hilfe zu rufen ist absurd, weil diese Mails meist erst nächsten Werktag abgerufen werden, wo vermutlich niemand mehr Hilfe braucht. Und wie gesagt, wenn man den Rettungsnotruf wählt um Hilfe gegen die Kälte zu erhalten, wird man nach ein paar Stunden wieder auf die Straße gesetzt.
Irgendwie völlig absurd, dieses „Angebot“, was für mich keines ist. Es gäbe hier viele Beispiele anführen, die man nennen könnte, das erspare ich aber Euch und mir, da es am Ende wieder heißen würde: „Hr. Kreische übertreibt wieder einmal und erzählt Märchen“.
Besonders vom Herrn LR H. kommen gerne solche Meldungen. Ich erzähle weder Märchen noch übertreibe ich, aber Linz‘ Politiker hatten schon immer ein großes Problem mit Wahrheiten, große Probleme.
Ich erinnere mich an eine nächtliche Aktion von 9.Mai 2019 am Terminal, wo ich und meine damalige Linz-Tour-Begleitung um Mitternacht Zeugen waren, wie ein Waschwagen des Magistrats, Obdachlose von der Bank herunterspritzte und am nächsten Tag in der Rundschau geschrieben stand, dass der „Vorfall“ wahrscheinlich nicht so passiert ist, wie der Herr Kreische es erzählte. Es maßen sich hier Menschen ein Urteil an, obwohl sie nicht dabei waren und mein Video, auf dem ich damals alles gefilmt habe, als „gefälscht“ bezeichnen. Ja, klar, muss wohl so ein (Satire Off)! Hier ein Auszug aus dem damaligen Artikel, Zitat:
„Was genau passiert ist werde noch ermittelt. Allerdings gehe man nicht von einem Fehlverhalten des Mitarbeiters aus, vermutlich hätte die Menschen lediglich ein Sprühregen getroffen. Konsequenzen gibt es trotzdem: Künftig werden bei Reinigungseinsätzen im Busterminal des Ordnungsdienstes und auch Sozialarbeiter vor Ort sein und die Schlafenden rechtzeitig warnen.“
Artikel damals:
https://www.krone.at/1920789?fbclid=IwAR371K0pl6ei1wr2CaQ1wSDJ5jrlShmNtwxcskm1PijUO4syoqQdLEVRRLY
NEIN, es war KEIN Sprühregen damals, sondern die volle Ladung des Wasserstrahls, der absichtlich auf die schlafenden Menschen auf den Bänken gehalten wurde, und bis heute war noch nie, wie im Artikel beschrieben und versprochen, nachts ein Sozialarbeiter oder Ordnungsdienst dabei, wenn der Waschwagen durchs Terminal fährt. Als der Fahrer des Wasserwagens damals die volle Ladung Wasser auf die Menschen spritzte, ich ihn aufhalten wollte und er mir dann aus dem versperrten Fahrzeug den Mittelfinger zeigte, kochte ich wirklich über, aus Wut. Aber dieser Artikel beschreibt sehr schön wie Linz alles entweder ins Lächerliche zieht oder einfach alles bestreitet und die Menschen als Lügner hinstellt. Eine Masche in Linz, seit Jahren. Übrigens, die Bilder von dieser „Aktion“ sind hier immer noch Online:
Linz braucht, genau so wie andere Bundeshauptstädte eines haben, ein richtiges Kältetelefon, das dann erreichbar und besetzt ist, wenn die Menschen, draußen auf der Straße die Hilfe brauchen und nicht wenn Dienstschluss für die Sozialarbeiter ist. Eines, das Leben rettet und keines, das unbesetzt im zugesperrten Büro liegt.
Ich weiß, dass ich mir mit diesem Posting keine Freunde machen werde, aber ich möchte einfach nur Themen aufzeigen, die vom Grund her schon nicht angesprochen werden, weil Hr. Kreische sie erzählt. Ich kann damit umgehen, liebe Leute, und doch werde ich nicht müde werden, Dinge anzusprechen, die so wie hier völlig absurd anmuten und von manchem „Rathausbesucher“ vehement bestritten werden. Sonst käme man ja in eine „Haftung“, die wieder Geld kosten würde, so kommt es mir manchmal vor, dass das die einzige Intention ist, gewisse Probleme erst gar nicht zum Thema zu machen.
Am Terminal, bei meinen Besuchen, schauen uns zwar immer wartende Passanten zu, was wir so machen, aber selbst zu helfen, kommt den wenigsten in den Sinn. Wie in meinem letzten Posting beschrieben, wurde ich bei einem meiner letzten Besuche vor kurzem von einem „Herrn“ mit Aktentasche beschimpft und beleidigt, WEIL ich mich um unsere Schützlinge kümmere. Warum kann man nicht einfach weitergehen und einfach nichts sagen, wenn man selbst nicht helfen möchte? Warum muss man hier unbedingt seine „Meinung“ kundtun und Helfern viele unschöne Sätze sagen, die die Welt nicht braucht? Ich werde so etwas nie verstehen. Wenn ich heute lieber Kindern oder Tieren helfe, ist das doch absolut OK, aber sind wir dann als Obdachlosenverein weniger wert und dürfen deswegen öffentlich beschimpft werden? NEIN, jeder Mensch und jeder Verein, der hilft, egal wem, hat eine Daseinsberechtigung und muss keine Rechtfertigung abgeben. Wenn ich heute empathielos und emotionslos auf Obdachlosenhelfer losgehe, sagt das schon sehr viel über diesen Menschen aus, zumal ihn ja niemand um seine Meinung fragte.
Die Welt ist seit Corona eine andere geworden. Menschen reagieren seit Corona völlig anders, oft absolut daneben und egoistisch. Was aber berechtigt diese Menschen, so zu reagieren? NICHTS! Wenn ich z.B. etwas beobachte, was mir nicht gefällt oder mit dem ich mich nicht identifizieren kann, lasse ich das doch an meinem Leben vorbeiziehen und kommentiere es nicht lang und breit, und schon gar nicht auf eine beleidigende Art und Weise. Ich verstehe es nicht, warum manche Menschen anderen ihre Meinung aufzwingen wollen.
Heute bei unserem Verteil-Donnerstag, werden wir vermutlich frieren, wie es schon lange nicht der Fall war. Die Medien und die Wettervorhersagen erzählen, dass wir heute am späten Nachmittag so etwa -4° bekommen würden. Also im Zwiebelsystem sich anziehen und genug wärmende Ressourcen mitnehmen, sprich eine zweite Jacke, Handschuhe und Schal und, unsere elektrischen Händewärmer, die wenigstens eine Zeit lang die klammen Finger wärmen.
Unsere Vorbereitungen laufen wie immer über den ganzen Vormittag, heute kommt Kaja schon am Vormittag, um uns zu helfen. Rena und Niki ergänzen unser Vormittagsteam, was von Woche zu Woche besser funktioniert. Leider fehlt uns heute Vormittag eine starke Hand, die uns beim Einladen des Transporters hilft, wir werden es aber schaffen. Später als wir beim Transporter einladen sind, kommt Christian und hilft uns noch den Rest einzuladen. Die schweren Boxen sind für manche alleine nicht zu stemmen, deshalb versuche ich die schweren Boxen selbst in die Hand zu nehmen.
Aufgrund der Kälte ersparen wir uns heute die 2. Kühlbox, es ist kalt genug, um manche Lebensmittel in einer einfachen Box zu transportieren, ohne dass hier etwas passieren kann. Wir haben auch heute wieder volles Sortiment mit dabei, 57 prall gefüllte Lebensmittelboxen, manche schwer und manche leichter, in den Transporter müssen alle.
Um 14.50 Uhr, inzwischen ist Karl gekommen, brechen wir auf nach Linz, Karl fährt mit mir mit. Bei Ankunft warten schon Martin, Harry, Max, Tony und noch ein paar andere. Schon beim Aussteigen aus dem Transporter spüren wir den eisigen Wind, der die -4° gefühlt ums doppelte kälter macht beim alten ABC-Buffet, unserem Standplatz. Wir laden gleich aus und stellen alle Biertische auf, Kaja sitzt heute wieder am Laptop und kontrolliert die Einkommensnachweise und Berechtigungen. Nacheinander kommen Max, Roswitha, Gaby und Brigitte dazu, um uns heute beim Verteil-Donnerstag zu unterstützen.
Wir haben wieder Brötchen und heißen Tee mit dabei, den unsere Schützlinge in der Warteschlange gerne annehmen. Wir waren noch nicht lange fertig mit dem Aufbau, kommt Frau M., die lediglich den mickrigen Unterhalt ihres Ex-Mannes bekommt und keine Pension oder Ausgleichszulage oder sonst etwas. Mit ca. € 400,- den Lebensunterhalt zu bestreiten ist fast unmöglich, Frau M. erträgt es aber mit ganz viel Würde und Charakter. Zu Weihnachten bekamen wir von der Fam. Leitner ein großartiges Weihnachtsgeschenk, mit vielen tollen Dingen und € 40,- Bargeld, die Bitte, dieses Geschenk jemand Besonderen zu geben wurde auch mitgeteilt, dem ich somit gerne nachkomme.
Frau M. ist für mich die absolut richtige Frau, für dieses schöne, wenn auch verspätete Weihnachtsgeschenk. Frau M. freute sich sichtlich sehr und machte es auch gleich auf, zu Tränen gerührt und wirklich dankbar zeigt sich Frau M. für dieses schöne Geschenk. Liebe Fam. Leitner, Ihr großartiges Weihnachtsgeschenk hat genau die richtige Frau getroffen, es kam mitten im Herzen an.
Unser Verteil-Donnerstag beginnt um 16 Uhr, kurz vorher besuchen uns die Streetworker vom JUST noch und stellen uns die neuen Mitarbeiter im Team vor. Ich freue mich immer sehr über derartige Besuche, einfach Gedanken und Meinungen austauschen und am gleichen Strang zu ziehen, das verbindet.
Auch unseren wartenden Schützlingen ist kalt, manche haben nur eine dünne Jacke an, andere wieder tragen nur Turnschuhe, manche haben keinen wirklichen Bezug zu dieser kalten Jahreszeit, sie ertragen halt die Kälte auf ihre eigene Weise. Die Warteschlange zählt etwa 30 Leute, als wir begannen, und wir verteilen heißen Tee und Brötchen und versuchen, den Verteil-Donnerstag im Eiltempo abzuhalten, was Großteils auch gelingt. Um ca. 17 Uhr haben wir den ersten „Ansturm“ abgearbeitet und ausgegeben, vereinzelt kommen immer wieder Schützlinge nach, um sich das Nötigste zu holen. Auch Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle sind sehr begehrt, die wir kostenlos an Berechtigte ausgeben. Um wenigstens 2-3-mal in der Woche in einem warmen Bett in der Notschlafstelle schlafen zu können, geben wir jenen die dort schlafen, 2…3 Jetons.
Mitten in der Lebensmittelausgabe kommt Sr. Lydia uns besuchen, war schon lange nicht mehr hier, ich freue mich riesig. Sie erzählt mir, dass wieder zwei uns bekannte Obdachlose gestorben sind. Einer erfror vor Wochen im Park und ein anderer starb an den Folgen seines Schicksals, der Obdachlosigkeit. Obdachlose und arme Menschen, und das ist wissenschaftlich dokumentiert, leben im Durchschnitt etwa 10-15 Jahre kürzer als andere Menschen, und R. traf es auch deshalb.
Gottseidank werden die Tage wieder länger und das Tageslicht hält wieder länger an, das tut schon gut. Ich versuche mich mit dauerndem auf und ab gehen, in Bewegung zu halten und mich zu wärmen, was mir aber absolut nicht gelingt. Der leichte Wind macht es um vieles kälter als es wirklich ist. Langsam geht der Verteil-Donnerstag zu Ende und das Team hilft zusammen, alles wieder einzupacken, ich bin damit beschäftigt, den Laptop einzupacken und unsere NFT-Karten unserer Besucher in Sicherheit zu bringen.
Unser Verteil-Donnerstag geht dem Ende entgegen und im Nu ist alles wieder im Bus, auf geht’s nach Ansfelden, alles wieder einlagern und die Tore schließen. Ein kurzer Meinungsaustausch noch über die verschiedenen Eindrücke und alle wollen nur mehr nach Hause, unter die heiße Dusche, ins heiße Voll-Bad, um sich die unerträgliche Kälte von der Haut zu waschen. Wir können heimfahren, uns ein Bad einlassen, unsere Schützlinge können das nicht, sie sind 24/7 draußen in der Kälte, bei allen widrigen Verhältnissen, ohne Schutz, ohne Hoffnung und nur mit wenig Verständnis von der Gesellschaft, dieses Leben auf diese Weise zu leben. Aber nur die Wenigsten haben sich dieses Leben wirklich ausgesucht, die meisten wurden durch ihr Schicksal in dieses Leben gedrängt und dort vergessen.
Es geht wieder ein Verteil-Donnerstag zu Ende, wir durften wieder viel Dankbarkeit erfahren und spüren, viele Danksagungen und Meinungen, die einfach gut tun und uns Anerkennung zollen.
Wir bedanken uns bei all unseren Spender:innen und Wegbegleiter:innen, dass wir auch diese Woche wieder helfen durften, dass wir auch diesmal wieder Menschlichkeit zeigen und den Menschen das Leben ein klein wenig erleichtern durften.
Vergelt’s Gott und habt großen Dank, liebe Spender:innen.
Gott segne Euch! 😊 <3