Welche Wege?

Neue Wege?
Verteil-Donnerstag vom 4.9.2025:
2010, als Rena und ich damals begannen, in der Of(f)nstub’n (Evang. Diakonie, Starhembergstrasse in Linz), 1-mal im Monat bei der Ausgabe des Frühstücks an Obdachlose, zu helfen, war es ein Funke, der schon lange vorher in mir loderte. Geprägt durch meine eigene Obdachlosigkeit 1983, habe ich immer gesagt: „Wenn ich mehr Zeit habe im Leben, möchte ich Obdachlosen helfen.“ 2010 taten Rena und ich den Schritt, wir nahmen immer, wenn wir Dienst hatten, 1kg Wurst und 1kg Käse mit und verteilten das auf die Teller der Obdachlosen. Nach knapp 2 Jahren wollte damals H. (eine hauptberufliche Sozialarbeiterin dort) nicht mehr, dass wir Wurst und Käse mitnehmen, weil die Menschen auch nach Wurst und Käse fragen, wenn wir keinen Dienst hatten. Unser Engagement bekam dadurch eine grobe Unwucht und wir quittierten schließlich den Dienst dort und sammelten ab sofort selbst Spenden, für Sr. Tarcisia, die damals noch das Vinzistüberl leitete. In einem Radio-Interview hörte ich den Spendenaufruf von Sr. Tarcisia und ich habe sie angerufen und bald darauf haben wir uns getroffen und Spendenlieferungen an ihre Einrichtung vereinbart.
Lange ist es her, das war 2013, ab hier ging es steil bergauf. Wir waren noch kein Verein, sammelten Kleidung, Lebensmittel und Hygieneartikel für das Vinzistüberl, die prägende Aussage aus dem Radio-Interview war für mich: „Wir brauchen bitte dringend Damenhygiene, unsere Frauen legen schon Zeitungspapier ein, weil wir keine Damenhygiene haben“. Das war für mich der Weckruf. Gottseidank zog Rena damals mit, alleine hätte ich das nicht geschafft, niemals! Rena ging ja damals noch hauptberuflich arbeiten, sei auch noch angemerkt, also eine riesige Doppelbelastung.
Zuerst war der Funke im Herzen, aus dem recht schnell eine große und tiefe Leidenschaft wurde. Was wir im Rückblick damals leisteten, ist auch für mich teilweise unglaublich. Im 1. Jahr besuchten uns 179 Spender in unserer privaten Wohnung, wir haben jedes Paar Socken, jedes Hemd, jede Hose von 6 Uhr früh bis Mitternacht durchgewaschen, weil wir nur saubere Kleidung weitergeben wollten.
Bald schon war unsere Wohnung bis zum letzten m² vollgestopft, teilweise konnten wir in unserer Wohnung nicht mehr auf die Toilette, weil wir so viele Spenden bekamen. Ich habe dann meine Nachbarn gefragt, ob ich in deren Garage/Keller ein paar Schachteln abstellen darf, wir haben 1 große Garage und 2 große Keller in Beschlag genommen, wir hatten damals noch kein Lager und wir waren dankbar, für diese Möglichkeiten. Wir sammelten mit ganz viel Leidenschaft und Nächstenliebe alles, was Menschen so brauchen.
Dann kam das erste Lager, total verschimmelt im Donaulager, aber wir waren glücklich darüber, wir konnten endlich die Kleidung aus unserer Wohnung ins Donaulager exportieren und wir bekamen wieder etwas Lebensqualität zurück.
2016 gründeten wir den Verein Obdachlosenhilfsaktion.at, und ab hier sollte alles noch intensiver werden, viel intensiver. Seit damals haben im Winter meine Wochen etwa 70-75 Wochenstunden, dazu kommen noch die nächtlichen Einsätze, wenn ich von Polizei oder ÖBB-Security angerufen werde, dass ein Mensch Hilfe braucht. Wenn um 3 Uhr nachts jemand gefunden wird, der Hilfe braucht fahre ich ins Lager und hole unser Not Paket und fahre direkt nach Linz. Diese Einsätze dauern in der Regel mindestens 1 Stunde, kann aber auch 2 Stunden dauern. Wenn ich dann voller Adrenalin um 5 Uhr… 6 Uhr heim komme, brauche ich nicht mehr schlafen gehen, denn einschlafen ist unmöglich. Ergo bleibe ich auf und beginne meinen normalen Arbeitstag halt etwas früher, Lagerarbeit, Spenden liefern, Spenden holen, Vorbereitungen treffen, Computerarbeit, Listen aktualisieren, Berichte schreiben, Postings schreiben u.v.a.m.. Die Tage im Winter bringen ganz viel körperliche und geistige Arbeit mit, zu viel Arbeit für mich.
Dieses Posting muss ich auch dafür nützen, Euch ehrlich darüber aufzuklären, dass für mich ein „weiter so“ nach meinem leichten Schlaganfall, nicht mehr möglich ist. Die gesundheitlichen Folgen dieses leichten Schlaganfalls sind jetzt schon unerträglich für mich, und ehrlich gesagt, ich möchte keinen größeren Schlaganfall provozieren, ich möchte noch ein paar Jahre leben, halbwegs lebenswert. Ich werde dieses enorme Arbeitspensum nicht mehr schaffen, nicht mehr bewältigen können, und ich suche ja nicht erst seit gestern jemanden, der/die Verantwortung im Verein übernimmt, aber leider war bisher die Suche nicht von Erfolg gekrönt.
Wir haben am 21.9.2025 unsere ordentliche Generalversammlung, die wir alle 4 Jahre abhalten müssen, und auch hier werde ich mein Team und alle Mitglieder darüber informieren, dass es für mich kein „weiter so“ geben kann. Leider ist auch die Suche nach neuen ehrenamtlichen Mitgliedern sehr schwierig, deshalb hoffe ich, dass auf dieser Generalversammlung ein Ruck durch unsere Mitglieder geht und sie auch wirklich erkennen, welche Konsequenzen es sonst gäbe, geben muss, nämlich dass wir Teile unseres Vereins stilllegen müssen, dass wir alle Aktionen auf ein Mindestmaß zurückfahren und viele Menschen im Stich lassen müssen.
Wir hatten diese Woche zum ersten Mal einen Verteil-Donnerstag, wo wir die neu gekauften und vollgeräumten Regale in unserem Portierbüro, das wir am neuen Verteilplatz nutzen dürfen, für die Ausgabe nützten. Das heißt, wir bauen im Freien nur mehr das Nötigste auf, alles andere geben wir vom Büro aus. Schaut euch unser Video an, das erklärt die Situation besser. Jedenfalls war die grundlegende Überlegung jene, dass wir für einen Verteil-Donnerstag nicht mehr wie bisher, mindestens 7 Helferleins brauchen, sondern künftig nur mehr 4 Helferleins. Da wir den ganzen Sommer trotz großer Pausen immer damit zu kämpfen hatten, genug Helfer zu bekommen um einen Verteil-Donnerstag abhalten zu können, musste ich mir überlegen, wie es mit dem Herzstück unseres Vereins weitergeht, und ob es weitergeht. Ich denke wir haben eine Lösung, die noch optimiert werden muss, aber in diesem Büro sind wir vor Wetterkapriolen geschützt und die 3 Biertische unter dem Vordach schützen uns ebenfalls vor Schnee und Regen.
Ob wir wirklich alles so durchziehen können, wird uns die Zeit zeigen, jedenfalls muss ich mit meiner Kraft und mit meiner Gesundheit haushalten, wenn es sein muss auch Aktionen im Verein streichen, wir werden sehen, ob ich künftig größere Unterstützung bekomme, ich würde es mir von Herzen wünschen.
Der Funke und die Leidenschaft brennen noch immer in meinem Herzen, tief verwurzelt, in Nächstenliebe und Wertschätzung unseren Schützlingen gegenüber, aber ich muss aufpassen, nicht wieder meine Grenzen zu überschreiten, denn dann gibt es mich nicht mehr lange. Neue Mitglieder und engagierte Helfer im Team sind das A und O jedes Vereins, und bei uns geht es halt um Menschen, denen wir helfen, das natürlich auch an der Substanz unserer Teammitglieder nagt, weil wir die Schicksale kennen und es etwas anderes ist ob sich jemand anonym Lebensmittel holt oder ob wir bescheid wissen, was unseren Schützlingen passierte und wie sie das Schicksal durchs Leben prügelt. Man muss sich emotional abgrenzen, was aber leicht gesagt ist, wenn es dir psychisch gut geht, ist die Abgrenzung kein Problem, aber geht es dir selbst nicht gut, fährt dir jedes Schicksal mitten ins Herz und bringt dich auf Raten um, zuerst emotional, dann psychisch und schließlich physisch.
Unsere Generalversammlung wird mir zeigen, in welche Richtung wir weitermachen müssen, wenn wir noch können. Wir werden bei dieser Sitzung auch unsere Statuten abändern, wichtige Passagen werden geändert bzw. umformuliert, neue Passagen werden eingefügt und der Vereinsbehörde zur Genehmigung vorgelegt.
Unsere Probleme mit dem neuen Eigentümer der TAB-Gebäude, der VKB, blieben bisher bestehen und ich kämpfe immer noch mit dem vorherigen Eigentümer TAB, um einen gültigen Mietvertrag. Seit September 2024 ist ein neuer Mietvertrag fällig, den ich wegen fehlerhaften Daten 4-Mal zur Korrektur zurückgeben musste, und bis heute haben wir keinen gültigen Mietvertrag ausgehändigt bekommen. Seit fast 1 Jahr werde ich vom alten Eigentümer angelogen, vertröstet, hingehalten und vergackeiert, kommenden Montag wird es ein Mandat für unseren Rechtsanwalt geben, der dann, wenn es sein muss auch über das Gericht, diesen einfordert. Ich brauche diesen Mietvertrag bei der Generalversammlung und Herr L. St. hebt das Telefon nicht ab, ruft nicht zurück und beantwortet keine Mails, seit Monaten. Einfach ärgerlich.
Soweit zur aktuellen Situation, etwa 1 ½ Monate vor Beginn der nächsten Wintersaison, die mir jetzt schon große Angst bereitet.
Diesen Verteil-Donnerstag hatten wir mit Cornelia, Ayse und Paul, drei neue Helferleins, die sich unseren Verteil-Donnerstag aus der Nähe anschauen wollten und mithelfen wollten. Danke für die tolle Unterstützung. Auch bauten wir diesmal nicht die ganzen Tische auf, sondern gaben zum ersten Mal aus dem Büro aus, was sich als wichtige Ausbaustufe herausstellte. Wir werden diese Lösung adaptieren und weiter ausbauen. Ludwig von Transparent Design im Franzosenhausweg, der uns immer wieder großartig unterstützt, hat uns auch hier mit Lösungen versorgt, danke lieber Ludwig dafür.
Um 14.15 Uhr waren wir diesmal schon am neuen Verteilplatz, wir mussten noch Lebensmittel einräumen in die Regale, und konnten dann um 16 Uhr loslegen. Niki half uns tatkräftig dabei, das ganze logistisch abzuwickeln, Max saß am Computer, Anni kümmerte sich gemeinsam mit Paul um die Tiefkühl- und Kühlsachen im Transporter und um die Kleidung im Anhänger, Brigitte, Biggi gaben im Büro aus und Ayse half Cornelia beim Brot, Gebäck und Obst/Gemüse. Wir haben alle ein gutes Gefühl und sind guter Dinge, diese Verteilpraxis im Büro weiter zu optimieren.
Unsere Doris, die beim Billa arbeitet, hat bei der Fa. Halbmayr, dem Erdbeerlieferanten vom Billa, angefragt, ob eventuell eine Erdbeerspende für unseren Verteil-Donnerstag möglich wäre. Tatsächlich bekamen wir ganz viele Becher mit frischen Erdbeeren, vielen lieben Dank und Vergelt’s Gott liebe Fa. Halbmayr. Zusätzlich nahm Doris 20 frische Wurstsemmeln für unsere Schützlinge mit und verteilte sie auch gleich. Danke liebe Doris.
Frau M. war auch in der Warteschlange, mit ihr war ich vor etwa 14 Tagen bei meinem Zahnarzt, was ich euch in einem anderen Posting schon detailliert erzählte. Ihre Prothese wird leichter zu ertragen, aber ist lange noch nicht gut, Brech- und Würgereize sind an der Tagesordnung, wir werden sehen was der Herr Zahnarzt sagt und wie er weiter vorgehen möchte, aber es schaut gut aus. Unsere Spenderinnen und Freundinnen Ulrike, Gabi und all die Frauen aus dem Außerfern, die im Verein „Hilfe für Schulkinder in Nepal“, Spenden für die Kinder in Tirol sammeln, haben mich überrascht und haben diese Woche bei ihrer Sitzung beschlossen, dass die erforderlichen Gelder für Prothese und Mini-Implantat an uns gespendet werden. Sensationelle € 1600,- werden von ihnen für Frau M. gespendet, einfach große Klasse! Vergelt’s Gott und habt großen Dank! Unsere Ingrid, die zurzeit ihre Mithilfe im Verein aussetzen muss, hat ebenfalls für Frau M. eine Geldspende parat, € 250,- gingen direkt über Niki, der Schwiegertochter von Ingrid, an Frau M., die den Tränen nah war über dieses Geschenk und sehr, sehr dankbar ist.
In der Warteschlange steht auch ein neuer Schützling, Manfred*. Er verlor mit 1.9.2025 seine Wohnung, ist schwer krank, ist noch beschäftigt in einer Führungsposition bei einem bekannten oberösterreichischen Unternehmen. Er hat sich vom 1.9. bis 4.9.2025 in einem Hotel eingemietet, und braucht nun dringend eine Meldeadresse, die er seinem Arbeitgeber bekanntgeben muss, sonst bekommt er große Schwierigkeiten. Manfred* ist zurzeit im Krankenstand, man sieht wie schlecht es ihm wirklich geht, und ich kann ihm leider nicht wirklich weiterhelfen, weil wir keine Wohnungen mehr haben, die ich ihm übergangsweise geben könnte. Er ist 37 Jahre jung und wirklich schwer krank, auf Rücksicht auf seinen Job ging er nie ins Krankenhaus, ließ seine Krankheit nicht behandeln, und bekommt nun deshalb die Rechnung präsentiert. Ein netter, freundlicher, stiller junger Mann. Auch ihn prügelt das Schicksal durch die Gänge des Lebens, ohne Rücksicht.
Ich bin schon sehr froh, dass unser Max heute die Arbeit am Laptop macht, dadurch kann ich mich um andere Dinge kümmern, die momentan für den Ablauf wichtig sind. Ich bin generell glücklich, den Menschen Max in meinem Verein zu haben, er ist ein ganz wichtiger Mann und Freund.
Für manche unserer Schützlinge ist die neue Vorgehensweise noch gewöhnungsbedürftig, aber auch das wird noch kommen. Schaut euch bitte die Bilder und das Video an, und schreibt uns in den Kommentaren was Ihr davon hält und welche Verbesserungsvorschläge es gäbe. Ich bin froh über jeden Tip und jeden Vorschlag.
Die Zeit vergeht schnell, alle sind engagiert und beschäftigt, die Wertschätzung unseres Teams wird bei jedem Gespräch sichtbar, das spüren unsere Schützlinge ganz deutlich und bedanken sich herzlichst für die große Wertschätzung.
Am Ende werden wir heute 93 Schützlinge versorgen, und wieder wird uns dieser Verteil-Donnerstag ein erfüllendes Gefühl geben, wieder tatkräftig und direkt 93 Menschen geholfen zu haben.
Wir haben im neuen Büro gottseidank genug Lebensmittel vorrätig, so dass wir auch 200 Menschen versorgen könnten. Diesen Verteilplatz auf dem Gelände der ÖBB, ist ein großer Segen, wir sind sehr dankbar dafür. Danke Herr R. und Herr S., dass Sie uns diese weitere Möglichkeit schenkten, unsere Aktion weiterzuführen. Vergelt’s Gott!
Unser Verteil-Donnerstag geht heute etwas später zu Ende, es dauert halt noch geringfügig länger, die Lebensmittel auf diese Weise auszuteilen, aber auch das bekommen wir in den Griff, versprochen. Um 18.20 Uhr haben wir alles eingeladen und haben unseren Anhänger bereits angehängt, bereit zur Abfahrt nach Ansfelden. Cornelia fährt mit mir Anni fährt selbst und Max bringt Doris nach Hause. Ayse verspricht mir noch, dass sie am Samstag im Lager aushilft, toll. Danke diesem tollen Team, die allesamt einen großartigen Job machten, besser geht nicht. Vergelt’s Gott und habt großen Dank!
Ich sitze nun seit etwa 7 Stunden bei diesem Posting, 3-Mal begonnen, 5 Seiten wieder gelöscht, nochmal neu begonnen und jetzt abgeschlossen. Aus meinen Lautsprechern tönt grade Nik P. mit dem Titel: „Wo die Liebe deinen Namen ruft“, und ich bin in Gedanken bei Manfred*, wie es ihm wohl gerade geht? Ich wünsche ihm von ganzem Herzen, dass das Schicksal auch vielleicht Lösungen für Manfred* bereithält, und nicht nur Prügel. Sein Schicksal geht mir nahe, sehr nahe. Er hat mein ganzes Mitgefühl.
Danke liebe Spender:innen und Gönner:innen, liebe Wegbegleiter:innen, für Eure Aufmerksamkeit und Eure Loyalität, Euer Interesse und Eure Unterstützung.
Tipp: Am nächsten Samstag, dem 13.9.2025, findet am Golfplatz Tillysburg eine Charity-Veranstaltung statt, sie startet um 11 Uhr und ich würde mich riesig freuen, den einen oder anderen von Euch bei unserem Stand begrüßen zu dürfen. Wäre echt toll.
Ich wünsche Euch noch einen erholsamen, ruhigen Abend und alles liebe, Gott segne Euch! 😊
*Manfred = Name geändert
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