Emotionen, egal wo man hin spürt!
Emotionen, egal wo man hin spürt!
Verteil-Dienstag vom 23.12.2025:
Da die zwei Donnerstage rund um Weihnachten und Neujahr, Feiertage sind, haben wir kurzerhand diese beiden Verteil-Donnerstage zu Verteil-Dienstage gemacht und vorverlegt.
Weihnachten ist für viele Menschen ein Fest im warmen Wohnzimmer, bei Familie oder Freunden, bei gutem Essen und gemütlicher, heimeliger Atmosphäre. Für unsere Schützlinge ist Weihnachten oft etwas völlig anderes, eine Zeit, die alles verstärkt. Die Kälte wirkt kälter, die Einsamkeit lauter, die Sehnsucht nach „normalem Leben“ schmerzhafter. Und während draußen in der Welt die Familien zusammenrücken, spüren viele unserer Besucher:innen am stärksten, dass sie niemanden mehr haben. Keine Tür, hinter der man ankommen und ein paar Stunden verbringen darf, kein „Komm herein“, kein Teller, der einfach mit auf den Tisch gestellt wird. Genau diese stille, harte Wahrheit begleitet uns jedes Jahr durch den Advent, und genau deshalb versuchen wir, in dieser Zeit nicht nur „zu helfen“, sondern echte Würde spürbar zu machen.
Auf der Straße ist Weihnachten nicht automatisch feierlich. Es ist oft einfach nur Winter, mit eisigem Wind, nassen Schuhen, durchgefrorenen Händen und dem ständigen Wachsein, weil Sicherheit auf der Straße nie selbstverständlich ist. Es ist ein Körper, der nie ganz warm wird, es ist der Druck, irgendwo „nicht aufzufallen“ und gleichzeitig das Gefühl, völlig unsichtbar zu sein. Genau deshalb versuchen wir als Obdachlosenhilfsaktion, in dieser Zeit nicht „groß zu reden“, sondern ganz konkret da zu sein, mit einem Gespräch, mit Wärme, Nahrung, Schutz und Würde.
In den Adventwochen laufen bei uns im Hintergrund die Abläufe auf Hochtouren die niemand fotografiert und die doch das massive Fundament unseres Vereins ist. Lagerarbeit, Spendenannahme, Sortieren, Einlagern, Prüfen, Um- und Einpacken, alles, damit am Ende etwas Gutes und Verlässliches entsteht. Ein Gesamtpaket, das Sinn macht und hilft. Ein Schlafsack, der wirklich warm hält, eine Isomatte die auch tatsächlich die Kälte vom Boden abhält. Schuhe, die nicht drücken und Socken, die nicht das zwanzigste Loch offenbaren. Hygieneartikel, die nicht Luxus sind, sondern ein Stück Selbstwert und Lebensmittel, die nicht nur „irgendwas“ sind, sondern etwas, das Kraft gibt, auch emotional.
Wer einmal an einem Verteil-Donnerstag dabei war, weiß zu gut, das ist keine „kleine Aktion nebenbei“, das ist ein logistischer Kraftakt, Woche für Woche, getragen von Ehrenamt, Herz, Geduld, Kraft, Disziplin und von vielen finanziellen Parametern, ob und wie lange wir uns diese Verteil-Donnerstage noch leisten können. Wenn wir, wie letzte Woche, 163 Besucher haben, kostet uns dieser eine Verteil-Donnerstag etwa € 4000,-, ein finanzieller Kraftakt, Woche für Woche.
Und wir sagen das auch offen, weil Ehrlichkeit ein wesentlicher Teil von Wertschätzung ist. Diese Arbeit ist nur möglich, wenn genug Menschen sie mittragen. Gerade in den letzten Jahren wurde vieles schwieriger. Spendenaufkommen, Kosten, ehrenamtliche Helfer:innen, die ganze Logistik hinter den Abläufen. Wir haben erlebt, wie drastisch Spenden einbrechen können, während gleichzeitig die Not Woche für Woche sichtbar wächst. Und wenn man als rein spendenfinanzierter Verein neben den Ausgaben für Lebensmittel, Hygiene, Unterwäsche, Socken und vieles mehr, auch noch Lager, Transporter und viele andere laufenden Verbindlichkeiten stemmen muss, dann bedeutet das, dass jeder Euro, jede Zahnbürste und jede Stunde Unterstützung, zählt.
Viele Menschen, die ohne Dach über dem Kopf leben müssen, wünschen sich zu Weihnachten nicht das Große, Unmögliche. Oft sind es genau jene Dinge, die für andere banal wirken. Manchmal ist der größte Wunsch nicht einmal ein Gegenstand, sondern ein Moment. Ein ehrliches, wertschätzendes Gespräch, das nicht nur aus „Wie überlebst du heute?“ besteht, sondern aus echtem Interesse. Ein freundlicher Blick, ein „Ich sehe dich“ und ein Gefühl von Gemeinschaft, nicht „als Fall“, nicht als „Problem“, sondern als Mensch mit Würde. Einmal wieder in einem warmen Raum zu sitzen und ein warme Mahlzeit zu essen, oder ein Platz an einem Tisch, wo man nicht schief angesehen wird und vor allem das Gefühl, nicht unsichtbar zu sein.
Viele von Euch erinnern sich vielleicht noch, früher konnten wir am Heiligen Abend mit unseren Schützlingen eine Weihnachtsfeier in einem kleinen Veranstaltungssaal machen, 60 bis 70 Menschen, Getränke, ein Menü, Gemeinschaft, und natürlich wurden auch die Weihnachtsschuhschachteln verteilt. Das waren Abende mit großen Augen und echter Freude, ein Abend voller Wertschätzung und Respekt, und diese Weihnachtsfeiern waren immer wichtig, für unsere Schützlinge. Diese Möglichkeit haben wir seit einigen Jahren leider nicht mehr. Nicht, weil der Wille fehlt, sondern weil es keine passenden Räumlichkeiten mehr gibt und weil für so einen Abend ein starkes Team nötig wäre, das man zuerst einmal haben muss.
Aber wir haben nicht „aufgehört“, wir haben den Weg etwas verändert. Statt einer Feier fahren wir am Heiligen Abend zu den Schlafplätzen und Hot Spots, dorthin, wo unsere Schützlinge tatsächlich sind. Wir bringen heißen Tee, heißes Gulasch, Getränke und eure Weihnachtsgeschenke. Es ist nicht die perfekte, warme Festtafel, aber es ist Nähe, Würde und für ein paar Stunden, den Alltag auf der Straße zu vergessen. Es ist aber auch Verlässlichkeit und es ist das klare Zeichen von „Ihr seid nicht vergessen“.
Die leisen Wunder am Heiligen Abend:
Heiligabend auf der Straße ist eine Mischung aus Dankbarkeit, Überforderung und Momenten, die man nie mehr vergisst. Da steht plötzlich jemand da, der nicht „muss“, der nicht „zuständig“ ist und hilft einfach mit bei der Ausgabe. In einem unserer Berichte kommt eine Frau aus Schärding, die auf einen Bus wartet, und fragt ganz selbstverständlich, ob sie bei der Ausgabe helfen darf. Sie teilt aus, sie lächelt und fühlt sich wohl neben unserem kleinen Team, und am Ende wird aus einer kleinen Begegnung sogar noch eine völlig überraschende Spende. Solche Augenblicke zeigen, was Nächstenliebe im echten Leben bedeutet. Nicht groß reden, sondern da sein und einfach nur tun.
Weihnachten bedeutet für uns als Verein immer auch zu hoffen, dass alles „reicht“. Dass genug Geschenke da sind, dass genug warme Dinge da sind und wir sagen es ganz offen und weil Transparenz auch ehrlich ist. Gerade bei Weihnachtsgeschenken gibt es Jahre, da ist es schwierig, besonders auch bei Geschenken für Männer. Und das tut weh, weil unsere Schützlinge keine „Kategorie“ sind, sondern Menschen.
Gleichzeitig erleben wir aber auch eine unfassbare Großzügigkeit. Spenden, die im richtigen Moment kommen. Menschen, die anonym bleiben wollen und trotzdem Großes bewegen. Ein Beispiel, das uns sehr berührt hat ist, ein uns unbekannter Mann aus Steyr, der dem Verein 2024 testamentarisch eine € 10.000,- hinterlassen hat. Eine Hilfe, die genau dann kommt, wenn man sie kaum zu hoffen wagt, und die selbstverständlich zur Gänze unseren Schützlingen zugutekommt.
Und da sind die unzähligen Spender:innen, die Woche für Woche mittragen, mit Geld, mit Sachspenden, mit Lebensmitteln, mit Zeit, mit Organisation, mit ganz viel Herz. In euren Spenden steckt so viel mehr als „Mittel“. Hoffnung, Vertrauen, ein Stück Zukunft. Auch das gehört zu Weihnachten, dass wir Haltung gegenüber unseren Schützlingen zeigen. Dass wir Respekt nicht nur fordern, sondern leben, in der Art, wie wir ausgeben, wie wir sprechen, wie wir Grenzen setzen oder wie wir zuhören.
Was wir euch zu Weihnachten noch sagen möchten:
Danke, dass ihr Weihnachten für Menschen möglich macht, die sonst nur Kälte und Leere hätten und die keine Hoffnung mehr haben, weil unser System ihnen auch noch den letzten Funken absichtlich genommen hat. Danke für jede Kiste, jeden Schlafsack, jede Socke, jede Thermoskanne Tee, jede Portion Essen, jede Überweisung, jede stille Hilfe im Hintergrund.
Danke für eure Loyalität, auch dann, wenn es gesellschaftlich einfacher wäre, wegzuschauen oder die Straßenseite zu wechseln. Und danke für das, was man nicht messen kann, für Respekt und Würde, für Mitgefühl und für Menschlichkeit, auf allen Ebenen.
Weihnachten ist nicht für alle hell. Aber gemeinsam schaffen wir Momente, in denen es weniger dunkel ist. Und manchmal reicht genau das, um weiterzumachen. Ein warmer Schluck, ein belegtes Brot, eine passende Winterjacke und das wunderbare Gefühl, dass da draußen jemand an dich gedacht hat.
Der Verteil-Dienstag diese Woche wird von vielen Menschen getragen, die Teils nicht im Verein als Mitglied sind, aber trotzdem helfen möchten und einen Verteiltag aus der Nähe spüren möchten.
Schon der Vormittag im Lager ist eine große Herausforderung, alles zurechtlagen, zurechtrücken, dass wir nichts vergessen. Jedes noch so kleine Detail oder Utensil kann den heutigen Verteiltag negativ beeinflussen.
Heute haben wir viele tolle Menschen im Team, wo sich jede/r Einzelne/r total bemüht, damit nichts schief geht. Schon am Vormittag bringen Menschen uns selbst gebackene Kekse, selbst gemachtes Tiramisu in kleinen Schälchen, viele Schachteln vorzüglichen Kuchen. DANKE Rita Plasser & Gatte, für die großartigen Kuchen, DANKE der anonymen Spenderin für dieses tolle Tiramisu, das man von einer Patisserie nicht besser geliefert bekommt, und DANKE an unsere Manuela, die mit ihrem Mann Peter, das Kesselgulasch zubereitete und spendete, es war einfach köstlich!
Wir arbeiten im Lager wieder mit verschiedenen Teams am Vormittag, jene die alles für den Verteiltag portionieren und wieder einpacken, und jene die die Spenden, die in den letzten Tagen im Lager angekommen sind, in die Regale schlichten. Eine wichtige aber auch schwere Arbeit.
Wir müssen heute etwas früher nach Linz fahren, weil wir das Gulasch noch warm machen müssen, weil wir die Plane noch aufziehen müssen weil Regen und Schnee angesagt ist, weil wir die Biertische noch platzieren müssen und überhaupt, uns heute die Arbeit um die Ohren fegt. Gottseidank sind wir in Linz heute genug Helfer:innen, um auch wirklich an keiner Position Stress zu haben.
Zum Mittagstisch gibt es heute Puten-Geschnetzeltes als Franz Kupetzius, was uns vorzüglich schmeckte, DANKE Franz für diese tolle Spende. Obwohl schon seit heute früh 5 Helfer:innen wegen Krankheit oder Terminkollision absagten, bin ich guten Mutes dass wir am Nachmittag genug Leute sind, um alles zu bewältigen. Der letzte Verteiltag vor Heilig Abend ist immer stressig, wir haben heute heißes Gulasch, heißen Tee, Eure Weihnachtsschuhschachteln verteilen wir direkt an unsere Schützlinge und wir haben heute auch die normale Essens- und Hygieneartikelausgabe. Ein gebündeltes Programm für uns, das ganz viele wunderschöne Emotionen hervorrufen wird.
Wir haben heute Nachmittag beim Verteil-Dienstag auch einige vereinsfremde Personen mit dabei, die sich unsere Arbeit anschauen und sich ein Bild von allem machen möchten. Jeder/Jedem Einzelnen sage ich DANKE, für deine Unterstützung. Die Getränke für heute Nachmittag bekamen wir über Iris Lichtenauer und Sabina Höllhuemer, die mit einem ganzen PKW voller Getränke zu uns kamen. Herzlichen Dank für diesen tollen Aufruf und die wunderbare Geste bzw. Spende.
Nach dem Mittagstisch laden Verena und Harald den Bus ein, Rene hilft im Lager beim Einräumen der Regale, Günther und Karola widmen sich den Lebensmittel für heute Nachmittag, wir haben einfach ein großartiges Team im Verein, das in den letzten Wochen und Monaten auch noch zusätzlich durch ehrenamtliche Helfer:innen aufgestockt wurde.
12.45 Uhr, wir müssen die Kühl- und Tiefkühlboxen in den Bus stellen, an zurren und die Akkus anhängen. Die Gasflaschen für den Gaskocher nimmt Christian mit, die Gaskocher ebenfalls. Biertische und Bierbänke lädt Christian auf den Anhänger, Abfahrt.
Kurz nach meiner Ankunft in Linz besuchte mich Paul, er sammelte auf seinem Stammtisch € 500,- und spendete sie uns für Nächtigungsjetons, vielen, herzlichen Dank lieber Paul. Zurzeit geben wir jeden Verteiltag, je nach Aufkommen unserer Schützlinge 3 Jetons aus, damit können sie 3 Nächte in der Notschlafstelle übernachten, und jeder Jeton hat einen Wert von € 5,-.
Angekommen in Linz warten schon einige Personen, die uns heute helfen wollen. Wir stellen die Tische auf, lassen die Plane noch liegen und entscheiden erst später, ob wir sie aufhängen zum Schutz vor Regen und Schnee, das heute gemeldet wurde. Nina, die Frau von Rene, hilft ihrem Mann im Büro und sie räumen auch gleich alle mitgebrachten Dosen in die Regale. Der Gasofen ist angeheizt, im Büro ist es zumindest temperiert, nicht so kalt wie heraussen, wo der kalte Wind auch noch dazukommt.
Einige Boxen fallen auf, weil sie nicht hierher sondern ins Lager gehören. Dafür haben wir das Tiramisu im Lager vergessen, Michaela und Sonja fahren nochmal ins Lager und holen es. Daniela und Peter machen inzwischen das Gulasch warm, da kommt zwischendurch die Gebäckspende, 130 Stück Semmeln von Herrn Mitter. Vergelt‘s Gott für diese tolle Spende.
Unsere Andrea stimmt hinten, bei den ersten Schützlingen, die sich in die Warteschlange stellten, das Lied „Feliz Navidad“ an, Verena und Sonja unterstützen sie und tanzen vor der ÖBB Einfahrt gemeinsam einen Hauch von Ballett, rechtes Bein vor, linkes Bein vor, und mit lauter Stimme wird „Feliz Navidad“ intoniert. Spaßig mitanzuschauen und wir haben eine gute Stimmung.
Dann beginnt es leicht zu nieseln, Christian L. und Christian S. helfen zusammen, die Plane aufzuhängen und dann noch an die Sandsäcke zu spannen, damit der Wind die Plane nicht holen kann. Alle die jetzt schon der Warteschlange stehen, bekommen schon jetzt ein heißes Gulasch, um die Zeit zu nutzen, bis der große Ansturm kommt. Alle sind begeistert vom selbstgemachten Gulasch, die Stimmung ist toll.
Um 16 Uhr beginnen wir mit der Ausgabe, inzwischen kam Kaja, die mir heute die Computerarbeit abnimmt, gottseidank. Unser Max ist heute wieder zum ersten Mal mit dabei, mit ruhiggestellter Schulter, aber ihm ging der Verteiltag ab und ist froh heute mit dabei zu sein. Max unterstützt heute Kaja vorne bei der Anmeldung.
Michaela und Sonja bespaßen hinten die Warteschlange, und ich bin immer unterwegs, abzufragen ob eh niemand überfordert ist. Christian S. gibt gemeinsam mit Barbara die Weihnachtsgeschenke aus vom Hänger. Christian S. redet mit vielen unserer Schützlinge, hört sich deren Geschichte an und kommt das eine oder andermal ins Grübeln.
In der Zwischenzeit kommt Frau M., für die aus Tirol von Ulrike und Gabi und dem Verein „Schulkinder in Nepal“ € 3000,- überwiesen bekam, die ich nun in 14 Tagesabständen langsam an Frau M. auszahle bzw. für Frau M. Rechnungen bezahle. Welch eine großzügige Spende und großartige Geste. Vielen herzlichen Dank nach Reutte zu Ulrike und Gabi. Und ich wollte Ulrike überraschen, da sie ja Frau M. nur von meinem Hörensagen kennt, dass ich Ulrike anrufe und das Handy dann an Frau M. weitergebe. Es wurde ein Gespräch mit Tränen und ganz viel Dankbarkeit, Ulrike schrieb mir später: „Walter, das war das schönste Weihnachtsgeschenk dass du mir da gemacht hast mit dem Telefonat“. Ich verneige mich ganz tief vor solchen Menschen, die so selbstlos und schnell sowie direkt und ohne Umschweife helfen. Vergelt’s Gott liebe Ulrike. Ich zahle auch heute von den Geldspenden aus Tirol wieder € 300,- an Frau M. direkt aus, und Frau M. ist jedes Mal emotional und verdrückt da und dort ein kleines Tränchen, was auch mich dann emotional erwischte. Frau M. geht langsam und mit gesenktem Kopf von uns weg und sie verspricht mir, nächste Woche wieder zu kommen. Ich mache mir Sorgen, sie schaut richtig krank aus, aber kein Wunder wenn man seit Monaten in Chemo geht. Alles Gute an dieser Stelle.
Bei Christian S., der heute gemeinsam mit Barbara die Weihnachtsgeschenke an die Menschen ausgibt, laufen alle emotionale Banden konzentriert zusammen. Viel Freude, ganz viele Danksagungen und noch mehr Umarmungen, wunderbar anzuschauen. Nina und Rene sowie Andrea und Verena im Büro haben eine super Stimmung und freuen sich ob ihrer Aufgabe heute, Hygieneartikel und Süßigkeiten auszugeben.
Draußen wird immer frischer, es nieselt so kalt-nass, einfach unangenehm, langsam zieht die Dunkelheit in alle Ecken und Ritzen, jetzt wird es noch einmal um eine Spur kühler. Die Warteschlange wird nicht kürzer deswegen, einige unserer Schützlinge nehmen sich das Gulasch mit und manche essen es gleich vor Ort, wir sind auf alles eingestellt. Meine Runden mit der Abfrage wie es allen geht, sind für mich immens wichtig, um nichts zu übersehen. Aber wir haben heute so eine tolle Stimmung im Team, Wahnsinn. Jede/r Einzelne, der/die in den letzten Wochen zu uns gestoßen ist, ist eine ungemeine Bereicherung für unser Team und den Verein.
Die Emotionen kochen heute manchmal über und äußern sich in Form von Tränen, mir schnürt es auch immer wieder den Hals zu ob der riesengroßen Dankbarkeit, die uns heute entgegen schwappt. Die zahlreichen Umarmungen manches es nicht besser und auch nicht „erträglicher“, der Verteiltag bleibt hochemotional.
- bekommt heute einen neuen Trolley, der alte ist völlig kaputt, der neue hat innen eine Isolierschicht für Kühlsachen, ein tolles Ding. Gefühlt wollen heute über 100 Menschen in die Notschlafstelle, viele holen sich heute bei mir Nächtigungsjetons, wo ich sofort reagiere und den Meldezettel aus der Notschlafstelle sehen möchte. Ich möchte nicht, dass jemand der vielleicht gar nicht in der Notschlafstelle ist, sich bei uns Jetons holt und diese dann verkauft um an Alkohol zu kommen. Das geht nicht und wirklich alle können mir einen gültigen Meldezettel zeigen. Aber für 59 verfügbare Betten in der Notschlafstelle gibt es weit über 100 Anwärter jeden Tag, auf ein Bett. Nur die schnellsten haben das Glück, im „warmen“ übernachten zu können, und wenn sie einen Nächtigungsjeton um € 5,-, einen gültigen Ausweis und kein Tier haben.
Im Bro werden schon die leeren Boxen immer mehr, am Ende werden es auch heute wieder 132 Menschen sein, die uns heute besuchen und sich Lebensmittel holen. Wir sind jede Woche über der hunderter Marke an Besuchern. Gesamt, seit Bestehen des Verteil-Donnerstages 2018 hatten wir fast 27.000 Besucher.
Das heiße Gulasch geht weg, wie warme Semmeln, es ist heiß begehrt. Langsam gehen wir auf die 17.40 Uhr zu, einige Personen stehen noch in der Warteschlange, ich aber beginne mit dem Abbau der Plane, Christian L. hilft mir dabei. Wir nehmen die Plane mit nach Ansfelden, werden sie dort ausbreiten, damit sie nicht zu schimmeln beginnt und trocknen kann.
Ich merke wie mir heute die Puste in ganz schnellen Schritten ausgeht, ich bin kraftlos, ich bin ausgelaugt, liege mental am Boden und weiß nicht, was mir jetzt so zusetzt. Mein Team erkennt meine Schwäche und setzt mich auf den Stuhl und mahnt mich an, endlich sitzenzubleiben. Ich folge, natürlich!
Alles einzupacken und nach Ansfelden zu fahren um dort wieder alles auszuladen und einzulagern ist heute noch meine Aufgabe, das schaffe ich noch, irgendwie. Andrea macht mir Mut und sagt mir immer wieder, wie glücklich sie ist dass sie bei uns mitmachen „darf“. Es ist ihr ein großes Anliegen, nicht in einem 4* Hotel zu Urlauben, sondern Heilig Abend bei den Ärmsten zu sein. Das sagen aber heute alle aus meinem Team, alle sind glücklich diese Erfahrung heute gemacht zu haben. Und die Eindrücke sind groß und sehr emotional, und alle Neuen sagen unisono: „Das hätte ich mir anders vorgestellt, die sind ja alle so freundlich, und manchem sieht man es nicht an, dass er obdach- oder wohnungslos ist. Tja, nicht jeden Obdachlosen erkennt man als solchen, die meisten kleiden sich wie du und ich, erst wenn man jahrelang auf der Straße lebt, kommt dazu dass man sich aufgibt, sich nicht mehr pflegt, sich nicht mehr umzieht usw.. Das ist so!
18.10 Uhr, die Warteschlange ist abgearbeitet, Kaja fuhr schon heim und ich packe den Laptop zusammen, lege die Kabel zusammen und klappe den Tisch zusammen. Das ganze Team ist emsig drauf und dran, den Transporter in Rekordzeit wieder einzuladen. Auf nichts wird vergessen, gottseidank.
Um 18.35 Uhr schaffen wir es, abzufahren nach Ansfelden. Andrea fährt wieder mit mir, alle anderen fahren entweder heim oder noch ins Lager mit, um uns zu helfen.
Im Lager müssen wir gut aufpassen, da wir ja am Heilig Abend die Linz-Tour fahren, da nehmen wir heißes Gulasch und heißen Tee mit, Weihnachtsgeschenke haben wir ebenfalls wieder mit dabei, und das müssen wir separat aus unserem Lager stellen, damit wir morgen ungehindert Zugriff haben auf die Sachen.
Im Lager kommen wir drauf, dass wir ein Kabel von einem speziellen Akku verloren haben, wenn das Kabel nicht mehr auffindbar ist, können wir auch den Akku entsorgen, da es dieses Kabel nicht zum Nachbestellen gibt. Mich ärgert so etwas, weil es auch Spenden sind und ich fordere einen sorgsamen Umgang damit.
Der Verteiltag endet um kurz vor 20 Uhr im Lager, nach einem kurzen Gespräch mit einem Teil des Teams, wie es für jeden Einzelnen war heute beim Verteiltag. Die Resonanz ist großartig, alle sind Happy, alle sind so aufgeladen, dass es einfach schön ist, mitanzusehen.
Ich aber sitze heute, nachdem ich gestern am Heilig Abend die Linz-Tour zu den Schlafplätzen gefahren bin, etwas übermüdet hier und schreibe nun seit über 9 Stunden an diesem Posting, heute ist es sehr anstrengend für mich.
In meinem Kopfhörer klingt gerade „Mighty Quinn“ von der Gruppe „Quinn“, ein Uralttitel aus den 70ern, er läutet nun das Ende meines Postings ein.
Ich wünsche euch von ganzem Herzen noch erholsamen Feiertage und alles liebe.
Gott segne euch!
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