530 dankbare Menschen!
530 dankbare Menschen!
„Dankbare Menschen sind wie fruchtbare Felder. Sie geben das Empfangene zehnfach zurück.“
(August von Kotzebue)
Der November 2023 hatte diesmal 5 (!) Donnerstage, an denen wir zusammengezählt genau 530 Menschen hatten, die wir an den 5 Verteil-Donnerstagen mit dem Nötigsten versorgten. 530 Schützlinge, die sonst, nach eigenen Aussagen, nicht mehr wüssten, woher sie ausreichend Lebensmittel und Hygieneartikel günstig oder kostenlos bekommen würden.
Diese Zeit, die wir gerade durchleben, ist für viele Menschen keine einfache. Jene Menschen, die vor Corona schon Schwierigkeiten mit ihrem Auskommen hatten, bekamen alle Zuspitzungen während Corona und in der Zeit danach in Form einer vollen Breitseite ab, dass entweder die Lage von Kurzarbeit in eine Kündigung mündete und somit die Menschen wieder den „Joker“ aufgedrückt bekamen.
Nach Corona begann die gewollte Lebensmittelverknappung um die Preise hochzutreiben, die Energiepreise (Strom, Diesel etc.) explodierten ebenfalls ins uferlose und viele Menschen wissen seither nicht mehr, wie es weitergehen kann. Die unverschämten „Indexanpassungen“ der Mieten und Betriebskosten war der nächste Wumms gegen die Menschen. Hier kann auch ich ein Lied davon singen. Wie berichtet wurden vielen Menschen Wasser und Strom abgestellt, weil die Raten nicht mehr bezahlt werden konnten, und hier ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Delogierung folgt. Wir berichteten vor einigen Wochen von Frau P., der wegen offenen Betriebskosten und kleinen Mietrückständen die unmittelbare Delogierung drohte, die wir gottseidank dank einer Trauner Firma abwenden konnten. Niemand bisher konnte mir sagen oder erklären, wie man von € 438,56 Invalidenpension leben kann, wenn die kleine 30m² Wohnung schon € 342,- kostet. Und solche Beispiele gibt es zurzeit ganz, ganz viele, niemand konnte mir auf den Ämtern sagen, wie das sein kann, dass hier die Ausgleichszulage abgelehnt wird und warum man „von Amts wegen“ noch auf den Menschen herumtrampelt. Hier stellt sich der „Sozialstaat“, der den Namen nicht verdient, selbst ein Armutszeugnis aus.
530 Menschen bei unseren Verteil-Donnerstagen in 1 Monat, das ist Rekord, ein armseliger Rekord. Noch nie brauchten so viele Menschen Hilfe von uns. Und dann kommt noch dazu, dass verschiedene Institutionen und Vereine ihre Klientel auch noch zu uns schicken. Warum eigentlich? Es gibt bei der Caritas eine Abteilung, die sich um Armutsmigration kümmert, d.h. dort finden Menschen aus dem EU-Ausland die meistens illegal in Österreich sind, kein Wort deutsch sprechen und hier bei uns auch keinerlei Chance auf Arbeit haben, Unterstützung. Warum man von Seiten der Caritas diese Menschen zu uns schickt, ist mir nicht bekannt und können wir so auch nicht akzeptieren. Wir geben den Menschen zu essen damit niemand hungern muss, aber eine umfassende weitergehende Hilfe ist von unserer Seite nicht möglich. Wenn wir illegale Rumänen/Bulgaren/Polen usw. mit Lebensmittel u.a. unterstützen, machen wir uns lt. LKA strafbar, weil wir diese Illegalität unterstützen, so wurde uns 2018 gedroht, und das könnte bis zur Vereinsauflösung gehen, das liebe Leute ist aber für uns ein absolutes NoGo, es so weit kommen zu lassen. Wir haben nun die Anforderungen, bei uns Spenden zu bekommen und alle sonstigen Möglichkeiten in Linz, in allen wichtigen Sprachen übersetzt, weil viele immer deuten „nix verstehen“. Jetzt gibt es keine Ausreden und auch keine Möglichkeiten mehr für diese Menschen, sich bei uns etwas abzuholen.
Diesen Verteil-Donnerstag kamen 5 Rumänen, die jammerten sie hätten nichts und würden hungern und frieren. Einem gaben wir eine warme Winterjacke, die er eigentlich über seine, die er anhatte, anziehen sollte, doch er wollte die Jacke weder probieren noch anziehen, sondern ging schnellen Schrittes weg vom Bus als er die Jacke hatte, das war für uns ein Zeichen, dass er diese Jacke für andere Zwecke benutzen wird als für sich selbst. Und genau da haken wir ein und lassen nun nicht mehr locker, niemand wird mehr etwas bekommen, wenn nicht ein aktueller Versicherungsdatenauszug oder ein aktueller Einkommensnachweis vorliegt, die Ausreden haben nun endgültig ein Ende. Denn, wir wollen und müssen alle gleich behandeln, alle haben die gleiche Bring Pflicht, OHNE Ausnahmen.
Dass uns manche etwas vorspielen, an das haben wir uns gewöhnt, aber dass man so dreist vorgeht, nein, so nicht. Und das war eigentlich für mich mehr als ärgerlich, wie sich manche dieser Menschen aufführen. Wie gesagt, wir werden ab sofort die Pflichten anziehen und gar nicht mehr schleifen lassen, besonders bei den Menschen aus Osteuropa. Wir können es uns nicht leisten, hier noch einmal ein Auge zuzudrücken, erstens wegen ihrer Illegalität und zweitens wegen der Fairness gegenüber unseren sonstigen Schützlingen, von denen wir auch alle Unterlagen einfordern, ohne Wenn und Aber.
Der überwiegende Großteil, ich schätze etwa 99% unserer Schützlinge sind überaus dankbar und würden so etwas niemals machen. Hier hört man immer wieder, Zitat: „Nein, ich brauche nicht viel, die anderen in der Schlange hinter mir brauchen auch noch etwas“. Viele Menschen beim Bus sorgen sich zuerst um die anderen und schränken ihre Anzahl an Lebensmittel drastisch ein, um anderen nichts wegzunehmen.
Und jetzt noch eine kleine Vorschau auf unsere Vorweihnachtszeit, was planen wir und was haben wir vor?
Am Verteil-Donnerstag am 14.12.2023 werden wir wieder eine Klasse des Stiftgymnasiums Wilhering zu Gast haben, die uns helfen Lebensmittel und eure Weihnachtsgeschenke auszugeben. 1 Woche später, am 21.12.2023 kommt noch eine Klasse, die heuer schon einmal bei uns mitgeholfen und gespendet haben, die Klasse 3D, zum Verteil-Donnerstag um dort ebenfalls Weihnachtsgeschenke, heiße pikante Knödel mit Sauerkraut und Gulaschsaft an unsere Schützlinge zu verteilen. Ich freue mich riesig über das große Engagement der verschiedenen Klassen im Stiftsgymnasium Wilhering, hier gebührt Frau Prof. W. und Frau Prof. G. der Dank, die immer wieder ihre Schüler: innen dahingehend inspirieren, sich sozial zu engagieren. Einfach vorbildlich, einen großen Dank dafür. Auch am Heiligen Abend, am 24.12.2023 sind wir im Dienste der armen und obdachlosen Menschen unterwegs, wir fahren zu den Hot Spots, zu unseren Schützlingen, auch hier werden wir schöne Sachen dabei haben und austeilen, so wie warmes Essen und heißen Tee.
Unser Verteil-Donnerstag diese Woche beginnt wie jede Woche mit all den Vorbereitungen, die nötig sind, heute zum ersten Mal in dieser noch jungen Wintersaison mit heißem Tee und belegten Brötchen. Also packen wir den Schinken und Käse in kleine Portionen ab, die wir so weitergeben können. Vormittags läuft alles wie gewohnt, mit Hilde, Rena und Sandra, zum Mittagstisch gibt es heute Frankfurter mit Senf, köstlich. Heute fehlt leider unser Thommy aus Tirol, er nahm mir in den letzten Wochen immer das schwere Einladen ab, zumindest entlastete er mich hier sehr. Heute müssen wir es ohne Thommy schaffen, beschwerlich aber wir werden es schaffen.
Um 15 Uhr brechen wir auf, Richtung Linz, dort stehen schon etwa 20 unserer Schützlinge, die auf uns warten. Wir laden schnell aus, es fröstelt uns alle, es hat etwa -1° und ein leichter Wind weht, der es gefühlt noch kälter macht. Die Finger sind schnell ausgekühlt und leicht angefroren, später wenn ich am PC die Eingaben mache, wird’s nochmal eine Spur kälter, wenn ich meine Finger gar nicht mehr aufwärmen kann, aber ich wird es überleben. Wir laden aus im Eiltempo und bringen alle gefüllten Boxen zu den Plätzen, in der Zwischenzeit schwillt die Warteschlange an auf geschätzt 40 Menschen. Einige drängen sich vor, was Max und ich aber sofort wieder korrigieren, vordrängen geht gar nicht. Im Vorfelds kündigen sich schon viele an, dass sie Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle brauchen, um zumindest 1-2 Nächte wieder einmal im warmen verbringen zu können. „Wenn du dich nachher bei mir anmeldest, sagst du es mir bitte nochmal wegen der Jetons“, sage ich zu allen die ihre Jetons schon jetzt sichern wollen. Die Angst, keine Jetons mehr zu bekommen ist größer als die, keine Lebensmittel mehr zu erhalten, was mich schon sehr nachdenklich macht.
Kurz vor Ausgabebeginn kommt noch „Gabi“, die uns eine Tasche voll Handschuhe und Thermo-Leggins vorbeibringt, Vergelt’s Gott und hab‘ großen Dank. Gleich danach kommt ein Bus-Chauffeur, der letztes Jahr ein Radio-Interview mit mir hörte und seitdem ein großer „Fan“ unserer Obdachlosenhilfsaktion ist, er drückt mir eine € 100,- Geldspende in die Hand und sagt: „Bei Euch weiß ich, dass die Spenden 1000% dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Jeden Donnerstag schaue ich euch interessiert zu und bin einfach nur begeistert, von Euch. DANKE dass ihr diese Aktion hier macht, man sieht hier, wie vielen Menschen ihr ohne Umwege direkt helft, es ist beeindruckend.“ So ein Lob tut schon sehr gut, besonders von jemandem der jede Woche sieht, was wir an unseren Verteil-Donnerstagen alles schaffen.
Mitten in die Warteschlange haben sich 5 Rumänen gestellt, die auf Zuruf eines Bekannten auch zu uns kamen, und sich wie oben beschrieben, verhielten. Künftig gibt es klare Ansagen und klare Regeln und kein Prozent mehr zur freien Interpretation. Hier werden wir konsequent vorgehen müssen, auch um der Fairness willen. Herbert, der große Probleme mit seinen Füßen hat und trotz tiefer Temperaturen immer noch in Sandalen zu uns kommt, braucht nun Winterschuhe, er ist aber sehr verletzlich und empfindlich an den Zehen, deshalb sollten es warme Schuhe mit einem weichen Oberleder sein, unsere Maria hat die richtigen gefunden und Herbert ist begeistert. Auch von der Qualität der Sandalen, die er ebenfalls von uns bekam, ist er angetan und lobt diese in den Himmel. Er bedankt sich gefühlte 10-mal, immer wieder, und ist überglücklich, jetzt Winterschuhe, statt seiner Sommer-Sandalen tragen zu können. So geht schnelle, direkte Hilfe, wie wir sie verstehen, die unsere Schützlinge einfach glücklich macht.
Geduldig warten unsere Schützlinge in der Kälte, manche zittern schon, weil sie restlos durchgefroren sind, diese nehme ich vor und schicke sie in die Line, sich alles Nötige zu holen. Einige bekommen heute neue Schuhe, weil es bei den ihrigen vorne reinregnet und hinten wieder heraus rinnt. Hier ist dringend Hilfe nötig, bevor die Menschen sich den Tod holen. Auch unsere Winterjacken, warme Socken und Thermo-Leggins gehen weg wie warme Semmeln. Ein großer Bedarf, wenn man bedenkt, dass heute 132 Menschen zu unserem Bus kommen werden. 132 Menschen, das zweite Mal, dass wir die 130er Marke in einem Monat, überschreiten. Wir merken bald schon, als die ersten Boxen leer wurden, dass heute der Bedarf an Lebensmittel größer ist als sonst. Obst und Gemüse ist bald schon aus, haltbare Milch und Fischdosen ebenfalls, Eckerlkäse könnten wir gut das doppelte heute brauchen, um es den Menschen zu geben. Alle Helferlein sind absolut an der Grenze und ausgelastet, auch Max der heute bei der Ausgabe hilft anstatt hinten für Ruhe zu sorgen, wir brauchen jede Hand bei der Ausgabe. Aber der Ehrlichkeit halber muss ich auch sagen, bei noch größeren Mengen, die wir künftig brauchen werden, werden wir auch Dinge aus unserem „Angebot“ streichen müssen, weil wir es sonst gar nicht mehr finanzieren können. 530 Menschen in einem Monat zu versorgen, ist kein Kindergeburtstag, das ist harte Arbeit und ganz viel Kraft, Geduld und Zeit, die wir investieren, ehrenamtlich, um helfen zu können!
Eine Frau, die seit 2018 jede Woche zu unserem Verteil-Donnerstag kommt, jetzt leider palliativ behandelt wird und Krebs im Endstadium hat, spendet uns auch heute wieder große Dankbarkeit, die sich in ihren Tränen und Worten wiederfindet. Man sieht ihr deutlich an, wie glücklich sie ist, zu uns kommen zu können, denn diese Dame, und sie ist wahrlich eine Dame, bekommt keinen Cent Pension, lediglich einen ultrakleinen Unterhalt von ihrem Ex-Mann, mit dem sie sehr haushalten muss, und mehr schlecht wie recht über die Runden kommt, aber sie jammert nie, sie ist keine Frau, die laut ist und die ihr Schicksal lautstark bekundet, nein, Frau M. ist anders, ganz anders, und sehr, sehr dankbar.
All die Aussagen unserer Schützlinge und dann noch die Mimiken dazu, das ist unser Lohn, liebe Leute, der unbezahlbar ist. Es ist das Schönste, was man schenken kann, und das wissen unsere Besucher.
17.55 Uhr und bis jetzt keine Minute Pause, es ging am Laufband dahin, die Zeit habe ich total übersehen, Max erinnert mich wie spät es schon ist, nämlich Zeit zusammenzupacken. Durchgefroren sind auch wir alle vom Team, besonders in den Fingern und Zehen spüren wir die Kälte, die durch den halben Körper gewandert ist. Im Eiltempo laden wir alles ein und brechen auf ins Lager. Dort alles ausladen und bis nächste Woche wieder einlagern.
Es war ein anstrengender Tag, aber auch ein guter und erfüllender, weil wir dank Euch wieder vielen Menschen direkt helfen durften. Vergelt’s Gott und habt großen Dank für Eure Unterstützung, dass wir unseren Verteil-Donnerstag überhaupt noch machen können.
„Once On A Sunday Morning“ von den Tremeloes begleitet mich durchs Finale dieses Postings, bei dem ich nun 5 Stunden gesessen bin. Ich möchte mich auch bei unserem Team bedanken, habt großen Dank für die Loyalität und all die Kraft und Zeit, die ihr ehrenamtlich einbringt und so viel Gutes macht.
Gott segne all unsere Spender:innen und all unsere Helferleins.
Alles liebe!