Arm sein oder werden!
Wir begegnen Armut überall...
...auch in reichen Staaten. Armut hat viele Gesichter: Sie zeigt sich darin, wie viel Lohn ich für meine Arbeit bekomme, ob ich jeden Tag genug zu essen auf dem Tisch habe, ob ich ein Dach über meinem Kopf habe oder wie groß meine Wohnung ist, ob ich Heizung und Strom bezahlen kann, oder ob ich Ärzt*innen aufsuchen kann, oder meine Kinder höhere Schulen besuchen können.
Armut ist kein Zufall und auch nicht die Schuld der Menschen, die von Armut betroffen sind. Armut ist die Folge struktureller und institutioneller Entscheidungen, die Menschenrechte, insbesondere wirtschaftliche, soziale und kulturelle Menschenrechte, nicht ausreichend gewährleisten. Armut ist vor allem eine Verletzung der Menschenrechte. Die Berücksichtigung von menschenrechtlichen Standards in der Entwicklung von politischen Maßnahmen ist daher ein wichtiger Bestandteil von Armutsvermeidung.
Besonders gefährdet für Armut sind Frauen, Kinder, Alleinerzieherinnen und langzeitarbeitslose Menschen. 23% bzw. 350.000 Kinder in Österreich sind armuts- und ausgrenzungsgefährdet. Es ist auch in Österreich davon auszugehen, wie eine Erhebung der Statistik Austria zeigen, dass die COVID-19-Pandemie erhebliche Folgen auf Menschen, die von Armut betroffen oder gefährdet sind, hatte und weiterhin haben wird.
WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT DAS SOZIALHILFE-GRUNDSATZGESETZ IN ÖSTERREICH AUF DAS RECHT AUF SOZIALE SICHERHEIT?
Das von der türkis-blauen Regierung beschlossene Sozialhilfe-Grundsatzgesetz bezeichnete Amnesty International Österreich in ihrer Stellungnahme als „Verarmungsgesetz“, da das Gesetz nicht mehr ausdrücklich darin besteht, betroffene Menschen vor Armut zu schützen und ihnen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Denn die Sozialhilfeleistung soll nur noch der „Unterstützung des allgemeinen Lebensunterhalts dienen“. Die Sozialhilfe soll somit nicht mehr ein Sockel sein, der ein menschenwürdiges Leben ermöglicht, sondern nur noch ein „Beitrag“ zum Lebensunterhalt. Erste Befunde der Armutskonferenz zeigen die gravierenden Folgen der Umsetzung dieses Gesetzes durch die Bundesländer.
Quelle: www.amnesty.at
Wo endet die gefühlte Armut und wo beginnt die tatsächliche Armut? Wenn man spürt, von wesentlichen Schritten durch Institutionen oder Einrichtungen von vornherein ausgeschlossen zu sein, wenn man spürt man ist ein Mensch 2. Klasse, weil man keine Markenkleidung trägt, wenn man spürt, dass das eigene Kind aufgrund unwesentlicher und unwichtiger Voraussetzungen nicht die gleichen Chancen bekommt, wie z.B. der Tischnachbar, dann ist das nicht mehr nur die gefühlte Armut, sondern schon im Wesentlichen die echte Armut, die hier zuschlägt. Wenn Kinder von anderen Kindern in der Schule gehänselt oder gemobbt werden, weil irgendwelche Umstände bzw. Kleidung nicht dem gesellschaftlichen Standard entsprechen, ist es an der Zeit, mit Verantwortlichen zu reden, um Lösungen und Entspannungen anzudenken und keine weitere Eskalation zu riskieren, die würde wieder auf die Kosten der Kinder gehen. Die Armutsspirale dreht sich kontinuierlich und unentwegt, aus dieser auszubrechen gelingt nur sehr selten.
Können Menschen zu keinem Arzt gehen, weil sie nicht versichert sind, geht das ebenfalls auf das Konto der Armut. Armut hat viele Facetten, viele Gesichter, und jedes einzelne macht zusätzlich Angst. Auch leben wir zurzeit in einer Phase, wo diese riesengroßen Preissprünge den Menschen große Angst bereiten. Werden Menschen durch Armut in eine Ecke gedrängt, werden sie sich wehren und sie werden Dinge machen, die der gesamten Gesellschaft vor die Füße fallen. Kippt der soziale Frieden, kippt jede noch so kleine Hoffnung auf Zukunft. Wie es sein kann, dass Menschen in einem der reichsten Länder überhaupt an und unter der Armutsgrenze leben müssen, konnte mir bisher niemand erklären.
Für alles gibt es in diesem Land zuhauf Geld, Förderungen, Subventionen, Beihilfen, zuallererst für die Wirtschaft und Industrie, jene Menschen (Working Poor) die von ihrem Gehalt schon lange nicht mehr leben können, werden in der Regel bei den Beihilfen von der Politik ignoriert oder die Regeln werden derart verschärft, dass nur noch ein kleiner Teil der Menschen künftig diese Beihilfen bekommt. Dass man die Menschen in ihrem Schicksal immer wieder alleine lässt und mit Floskeln um keine Ausrede verlegen ist, ist bekannt und seit Jahren praktiziertes Amtsgebaren. Hier werden willkürlich z.B. Anträge auf Beihilfen erst gar nicht angenommen, oder es werden immer neue Unterlagen gefordert, bis es den Menschen von selbst zu dumm wird und aufgeben. Es ist leider keine Seltenheit, dass den Menschen, soziale Leistungen willkürlich gestrichen werden und diese dann nicht einmal mehr krankenversichert sind, geschweige denn überhaupt noch einen Cent Sozialhilfe o.ä. ausbezahlt bekommen.
Wie weit geht unser Staat hier? Wie wichtig ist der Regierung der soziale Frieden noch? Wie weit ist Politik noch fähig, die echte Realität der Menschen aus der € 14.000, - Ministeriumskoje aus dem Parlament noch richtig einzuschätzen? Wer von diesen „Eliten“ kennt noch die echten Probleme der Menschen und wirkt dagegen? Man könnte meinen, dass diese Zeiten grade von vielen gewollt ist und eine lange Zeit noch so bleiben wird. Politik hat ein leichtes Spiel weitere Spaltungen zwischen die Menschen zu treiben, wenn die Bürger sich aus Egoismus, aus Neid, aus Habgier weiterhin gegenseitig auf die Zehen steigen.
Was ist das für eine Zeit, wo man sich für Armut schämen muss, wo viele Menschen nicht mehr wissen, woher sie das Geld für den Lebensunterhalt nehmen sollen, wie sie das Leben noch finanzieren können. Überhaupt ältere Menschen gehen mit ihrer Armut so um, dass sie sich aus dem öffentlichen Leben gänzlich zurückziehen und im Stillen leiden, hungern und frieren. BITTE, liebe Leute, lasst das nicht zu dass Menschen weiter ins Abseits gedrängt werden, dass Menschen hungern und frieren müssen, weil niemand sich wirklich verantwortlich fühlt.
JEDE/R von uns kann Verantwortung übernehmen, wenn ihm/ihr auffällt, dass Menschen sich selbst nicht mehr helfen können. BITTE lasst uns ein Stück zusammenrücken und gemeinsam helfen, wo es geht und wo wir können. Dass alte Menschen aufgrund der kleinen Pension nur noch einmal im Monat einkaufen können, ist schon schlimm genug, lassen wir diese Menschen nicht im Stich, BITTE helft mit, zu helfen. Hier geht es um die Menschen die arm, obdach- und wohnungslos sind und große Angst haben, vor der nahen Zukunft.
Unser Verteil-Donnerstag begann diesmal mit einer großen Diskussion im Lager, die wir aber wertschätzend beenden konnten. Nach der Diskussion bereiteten wir alle Sachen so vor, wie letzte Woche, alles in Boxen und ohne unsere Wagerl. Wurstsemmeln und Wurstbrote wurden geschnitten, verpackt und eingekühlt, Leberkäse portioniert und wieder verpackt, und alles andere so hergerichtet, dass wir nur noch einladen müssen. Dass wir wie früher zu viert sein müssen beim Beladen, ist nicht mehr der Fall, wir helfen jetzt alle zusammen, die schweren Boxen per Hand in den Transporter zu heben. Weil es immer Probleme gab, dass wir zu viert den Transporter beladen müssen und wir oft in der Unterzahl waren. Jetzt läuft es gottseidank anders, nicht unbedingt leichter, aber logischer und sicherer. Alles eingepackt geht es um 15.10 Uhr Richtung Linz. Bei Sonnenschein und warmen Sonnenstrahlen freuten wir uns auf den Verteil-Donnerstag.
Tische aufstellen, und dann herumprobieren, bis wir die beste Lösung für die Boxen gefunden haben. Umsortieren und umstellen, logisch anordnen und alles fertig machen für die Ausgabe. Petra und Herwig, die Besucher von letzter Woche kommen heute wieder und wollen uns unter die Arme greifen und beim Austeilen helfen. Herzlich willkommen im Team. Unser Peter kennt die Beiden ja schon lange Zeit und umso erfreulicher war die Begrüßung. Vieles sahen wir heute deutlich, was wir künftig zuhause lassen werden und einfach Dinge auch austauschen, Woche für Woche ein leicht verändertes Sortiment. Herr S. von der ÖBB schaut auch vorbei, bevor es losgeht, ich freue mich immer, wenn ich ihn sehe und begrüßen darf, die Gespräche mit ihm sind essenziell und bodenständig und sind eine absolute Bereicherung für mich. Punkt 16 Uhr geht’s los, alle sind auf ihrem Posten und gemeinsam bewirken wir wieder gutes und möchten einfach nur, helfen!
Sr. Lydia hat auch für heute wegen ihrem Dienst abgesagt und kommt nicht vorbei, wir vermissen sie schon sehr. Es stehen wieder einige neue Gesichter in der Warteschlange, genauso wie einige die jede Woche zu uns kommen, weil sie keine andere Möglichkeit mehr haben, an Lebensmittel zu kommen. Mein Einkauf heute früh beim Hofer war etwas dürftig, ich habe nur das Notwendigste, die Hälfte von dem gewohnten eingekauft und habe trotzdem das doppelte von dem bezahlt, was wir sonst immer kauften. Die Preise schlagen durch und wir müssen uns einfach, einschränken. Künftig gibt es keine Karotten mehr, keine Paprika, und keine Bananen, leider. Trotzdem haben wir ein schönes Sortiment mit und es ist allemal eine große Bereicherung für all unsere Schützlinge. Petra und Herwig genießen es scheinbar sehr, mitzuhelfen, es freut mich ihr erfülltes Lächeln zu sehen. Zwischendurch kommt ein Obdachloser, der von oben bis unten voller Exkremente ist und entsprechenden „Duft“ verbreitet. Unsere Ingrid gibt ihm schnell adäquates Ersatzgewand, das er sich schnellstens umziehen kann, danach soll er nochmal kommen und sich Lebensmittel holen. Ihn in der Schlange warten zu lassen wäre unzumutbar.
Heute Mittag mussten wir leider eine Absage zur Kenntnis nehmen, unsere Brigitte die sonst immer dabei ist an den Verteil-Donnerstagen, hat abgesagt, wegen Handbruch. Wir wünschen auf diesem Wege gute Besserung. Wir sind genug Leute, um alle Posten bewerkstelligen zu können und alles unter einer guten Stimmung ablaufen zu lassen. Die Gespräche, so habe ich den Eindruck, sind auch heute wieder für viele das Wichtigste, natürlich auch anschließend die Lebensmittel, aber ein offenes Ohr für alle ist manchmal noch wichtiger in einer Zeit, wo viele sich ungehört fühlen. Der Verteil-Donnerstag ging ohne große Probleme dem Ende entgegen, wir spürten gegen Ende, dass es ab kommender Woche früher dunkel wird und wir wieder unsere LEDs auspacken müssen, um ausreichend Licht zu haben.
Alle helfen zusammen und alles ist im Nu eingepackt, ab geht’s nach der Verabschiedung von Herwig und Petra, ins Lager nach Ansfelden um alles bis nächste Woche wieder einzulagern. Vergelt’s Gott und habt großen Dank liebe Spender:innen und Wegbegleiter:innen, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag machen durften. Danke und Euch noch einen erholsamen Abend.