Hilfe, die ankommt!
Schon lange angekündigt...
...war der Besuch der Landwirtschaftsschule Andorf rund um Frau Mayer, bei unserem Verteil-Donnerstag. Auch haben sich 3 weitere Praktikantinnen aus einem sozialen Projekt aus Wels angekündigt, jedoch schon am Vormittag wegen Krankheit abgesagt. Die Landwirtschaftsschule Andorf kommt mit 10-12 Personen und möchte unsere Donnerstagsaktion aus der Nähe sehen und tatkräftig mitarbeiten. Wir kümmern uns abseits aller „Vorhersagungen“ um alle wichtigen Vorbereitungen für unseren Verteil-Donnerstag. Beim Einkauf heute früh beim Hofer Ansfelden frage ich nochmal nach, ob wir eventuell außerhalb von vorgegebenen Haushaltsmengen, mehrere Fertiggerichte kaufen dürfte, was leider verneint wird, weil die Hofer-Filialen nur die zugeteilten Mengen der Artikel angeliefert bekommen, diese Mengen sind aber für uns leider viel zu klein. Seit Wochen bin ich auf der Einkauf-Odyssey, um viele Löcher unseres Lagers wieder aufzufüllen, doch leider ohne wirklichen Erfolg bei den Fertiggerichten. Dafür konnten wir letzte Woche über 2 Tonnen Nudeln einkaufen, die wir dringend benötigen, weil die Lagermenge nicht mehr lange gereicht hätte. Nur, der Einzelhandelspreis für 1kg normaler Nudeln bei dieser Bestellung ist jenseits von gut und Böse. Es blieb uns nichts anderes übrig als zuzuschlagen, da wir sonst keine Nudeln mehr gehabt hätten, für niemanden mehr. Und genauso geht es uns grade mit dem Einkauf von Fertiggerichten.
Angeboten wurden uns auch 400g Fertiggerichte die bisher € 1,29 kosteten, um fragwürdige € 4,69. Um diesen Preis kann und darf ich gar nicht einkaufen und abseits vom Hausverstand ist es gänzlich unerklärlich wie gefüllte Paprika oder eine Dose Rindsgulasch um das dreifache steigen können. Bisher kauften wir 400g Fertiggerichte zwischen €1,29 und €1,49 ein, und die größere 800g Dose um € 2,19 in Aktion oder um €2,49 regulär, ein. Angeboten wurde uns letzte Woche eine Palette 800g Dosen gefüllte Paprika um € 7,19 je Dose. Die Preisexplosion ist einfach nur perverse Geldmacherei diverser Rohstofflieferanten, egal ob bei Lebensmittel, Energiepreise oder sonst wo. Wie lange der normale Bürger sich dieses Preisniveau noch leisten kann, ist vorhersehbar und wird noch viele brennende Situationen hervorrufen. Der soziale Frieden steht schon einige Wochen an der Kippe, wenn der wirklich kippt und sich die Menschen in die Ecke gedrängt fühlen, weil sie nichts mehr zu essen haben, werden Diebstähle und Entwendungen drastisch steigen. Wie wir dann als „Gesellschaft“ mit dieser allein durch die Politik herbeigeführten Situation, umgehen, wird sich zeigen. Aber es zeigt sich jetzt schon in welche Richtung wir driften und sich Menschen vorm „Nachbarn“ schützen wollen, durch höhere Zäune, durch Betonwände und durch viele andere Abgrenzungen, die man noch vor kurzem ins Nirvana geschickt hätte und jetzt trotzdem Wirklichkeit werden. Wohin gleiten wir ab, liebe Wegbegleiter?
Es sind jetzt nicht nur Nudeln und Fertiggerichte, die wir dringend anzukaufen versuchen, um halbwegs normale Preise, doch wir merken, wie es täglich schwerer wird überhaupt Lebensmittel über der Haushaltsmenge einzukaufen.
Bei allen Vorbereitungen für den Nachmittag entscheiden wir uns dahingehend, dass wir heute keine selbst gemachten Wurstsemmeln und Brote austeilen, sondern heute schon beginnen mit den erforderlichen Einschränkungen, die künftig dringend notwendig sind. Ich habe auch heute früh beim Hofer nicht die normale Menge Gemüse und Obst gekauft, die wir sonst an den Donnerstagen einkaufen, sondern nur etwa die Hälfte davon, da die Hälfte heute so viel kostet wie vor wenigen Wochen noch die volle Anzahl, und deshalb haben wir die Menge eingeschränkt. Die Qualität wurde aber mit der Erhöhung der Preise nicht besser, ganz im Gegenteil. Wir haben bei allen Artikeln immer wieder einige ungenießbare dazwischen, die wir aussortieren müssen.
Eigentlich war heute gedacht, dass uns die 3 Praktikantinnen tatkräftig bei den Vorbereitungen unterstützen, und ich etwas ausrasten kann, da ich gesundheitlich angeschlagen bin, doch leider haben sie abgesagt. Unsere Barbara kommt um kurz vor 10Uhr mit ihrer großen elektrischen Pfanne, wo sie wieder etwas Schmackhaftes fürs Team vorgekocht hat. Wir sind schon gesegnet, dass wir Menschen wie Barbara im Team haben, die auch an die anderen Team Mitglieder denken. Danke Barbara, dass Du auch immer an unsere Freunde denkst. Aber zuerst gibt es noch vieles zu tun. Die mitgebrachten Lebensmittel aus dem Tiefkühllager aufteilen und in den Kühl- Gefrierkombies einkühlen. Die Akkus aufladen, die Lampen aufladen, nebenbei müssen wir auch die Spenden einlagern und inventieren, Donnerstag ist immer auch Lagerarbeit zu machen, die aber genauso viel Spaß macht. Zu Mittag genießen wir gemeinsam Barbaras sensationelle Käse-Nudeln, hier wird auch in Gesprächen noch ausgelotet, auf was wir nachmittags aufpassen werden. Gestärkt gehen wir dazu über, all die Nudeln einzulagern und andere Lebensmittel zusammenzurücken, um Platz zu gewinnen. Die Logistik im Lager, für die Barbara und Petra zuständig sind, klappt und funktioniert großartig, auch die unterjährige Inventur, die 2-mal im Jahr auf die Gegenprobe gestellt wird. Wir haben großartige Menschen und echte Könner im Verein, auf die wir stolz sein können.
Um kurz nach 13Uhr kommt Rudi, um uns beim Einladen zu unterstützen. Beate und Ingrid sind auch schon da, also sind wir schon zu 4. Und können anfangen, den Bus zu beladen. Alles geht gut eingespielt und absolut vorsichtig von Statten, hier wird wirklich im Zeitlupentempo eingeladen, um keine Gefahren auszulösen. Obwohl wir jede Woche die gleichen Utensilien mitnehmen, neigen wir dazu immer die gleichen Dinge zu vergessen, großer Aschenbecher, Kanister mit Wasser zum Händewaschen, Gebäckzangen, Lampen sind solche Dinge, die immer einen extra Blick in den Transporter erfordern, um sicherzugehen, dass wir alles dabei haben. Um 15.15 Uhr ist es so weit, Abfahrt nach Linz bei wohlig warmem Wetter.
Angekommen in Linz warten einige unserer Schützlinge bereits, wir positionieren Bus und Anhänger und beginnen auszuladen. Da kommt der Anruf von Frau Mayer, Zitat: „Wo finden wir Sie“. Vis a vis vom Wissensturm, beim alten ABC-Café. Wenige Minuten später stehen 12 Damen und Herren vor uns, die uns heute unterstützen. Bevor es losgeht mit dem Austeilen der Lebensmittel, noch kurz ein paar Sätze zu den Regeln und zur Ausgabe selbst. Alles klar? Dann legen wir los! Die Warteschlange ist schon angewachsen auf etwa 30 Personen, alles ruhig und alles gesittet, nichts zu beanstanden heute.
Hr. S. von der ÖBB kommt vorbei auf ein Schwätzchen, ein angenehmer Mensch, mit dem ich immer gern diskutiere und mir gern seine Meinung zu diversen Dingen anhöre, interessant einfach. Der Ruf „Walter“ schallt durch die ganze lange Schlange, fast nicht zu hören. Durch die kalte Jahreszeit, die in den Startlöchern steht, beginnen wir wieder langsam, Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle auszugeben. Beate hat heute früh noch 300 Stück zu je € 4,17 besorgt, die wir heute beginnen, auszugeben. Noch bekommt jede/r 1 Jeton, wenn es kälter wird bekommt jede/r 2 Nächtigungsjetons. Ob und wie lange wir diesen „Dienst“ noch aus finanzieller Sicht anbieten können, wird sich kommenden Montag in der Vorstandssitzung zeigen, wo weitere Kürzungen auf der Tagesordnung stehen. Die Menschen am Donnerstag bei unserem Bus sind immer überglücklich, wenn sie auch nur 1 Jeton bekommen, der ihnen eine Nacht im Warmen sichert.
Ein Pärchen, das oft am Donnerstag bei uns vorüber geht, kommt immer zu uns und gibt uns € 5,- Geldspende. Eine total nette Geste und eine Möglichkeit, Grüß Gott und Danke zu sagen. Danke dass sie nicht wegschauen und uns auf diese Weise auch moralisch unterstützen. Die Thematik der letzten Wochen, dass jemand ein neues Kleidungsstück/Schuhe möchte, obwohl er/sie noch gute trägt, ist jede Woche Bestandteil von vielen Diskussionen. Bei uns bekommen die Menschen Schuhe, wenn die getragenen kaputt sind. Für ein zweit Paar sehen wir uns nicht zuständig, solange die getragenen noch dicht und warm genug sind. Aber natürlich haben wir unseren Kleideranhänger offen und jede/r sieht, was wir an Kleidung/Schuhe im Anhänger mithaben, und das schürt natürlich den einen oder anderen Wunsch nach neuen Schuhen, was wir gut verstehen aber leider nicht erfüllen können. Das gleiche passiert mit den neuen Jacken, die wir auch mitgenommen haben. Sie hängen offen im Anhänger, zur Einsicht für alle, aber auch hier ist es so, dass wir gut mit den Spenden umgehen und schon genau hinschauen, wer eine neue Jacke braucht und wer nicht. Alles, was dringend benötigt wird, wird auch ausgegeben, wir wollen aber keinen Missbrauch (Verkauf) der Spenden fördern, deshalb schauen wir genau hin.
Das Team von der Landwirtschaftsschule gibt an der Seite unseres Teams die Lebensmittel aus und ich frage nach, welche Eindrücke sie schon gewonnen haben. „Ausschließlich gute“, kommt die Antwort. „Das hätten wir uns ganz anders vorgestellt, aber Eure Aktion ist schon großartig“, meint noch eine Abendschülerin. Das freut uns natürlich sehr, wenn unsere Aktion so gesehen wird, was sie auch in Wirklichkeit ist, eine große Hilfe für die Menschen. Um 18Uhr wird wieder eingeräumt, die Landwirtschaftsschule verabschiedet sich, wir sehen uns beim Vortrag in Andorf. Unser Team räumt geübt alles ein und wir brechen auf, ins Lager nach Ansfelden, wo zuerst alles wieder eingelagert wird und anschließend werden noch die Nudeln von Barbara konsumiert. Hier wird auch noch darüber gesprochen, was jemand wie gesehen hat heute. Dieser Gedankenaustausch ist immens wichtig für uns, jeden Donnerstag aufs Neue.
Wir sagen Danke an all unsere Spender:innen und Wegbegleiter:innen, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag austragen durften. Gott segne Euch, und Vergelt’s Gott für Eure Hilfe. DANKE!