Mit schnellen Schritten Richtung Winter!

Ich darf dieses Team, diese Aktion, diesen Verein hoffentlich auch in Zukunft leiten und begleiten.
In allen Wirren und allen Angelegenheiten, geradlinig, loyal und transparent auf den Weg bringen, um fit für die nächsten Jahre zu sein. Dass einige Menschen, manche vereinsintern oder von außen getrieben, mich per se zu einem schlechten Menschen, miserablen Obmann und sogar als „Opfer“ titulieren, das schlägt dem Fass schon den Boden aus. Trotzdem, entschieden wird die nächste Vorstandsmannschaft für die nächsten 4 Jahre am kommenden Sonntag bei unserer Generalversammlung, die wir nach Vorgabe der Vereinsbehörde alle 4 Jahre abhalten müssen. Hier gibt es einen Tätigkeitsbericht, einen Kassabericht und die Wahlen des Vorstands. Gedankensplitter und Pläne für die Zukunft werden ebenso vorgestellt. Die Tagesordnung ist seit Wochen bei den Mitgliedern, jede/r hatte die Möglichkeit eigene Themen auf die Tagesordnung setzen zu lassen, wovon aber kein Gebrauch gemacht wurde. Vor der Generalversammlung werden wir uns noch zu einem Mittagessen zusammentreffen und noch ein paar Dinge ins Lot bringen, um für den Nachmittag gewappnet zu sein.2017 mussten wir wegen einer Statutenänderung eine außerordentliche Generalversammlung abhalten, weil wir damals den Vorstand verkleinerten von 7 (!) auf 3 Vorstandsmitglieder. Damals wurde mir von manchem ausscheidenden Vorstandsmitglied gedroht, dass sie mich bei der Wahl als Obmann absetzen wegen dieser Kürzung des Vorstands, einer merkte damals sogar an: „Wenn ich will, kaufe ich deinen Verein und setze dich auf die Straße“. Huch, da bin ich aber froh, dass man Vereine nicht kaufen kann. Ich habe schon viele, viele Bosheiten im Rahmen meiner Vereinsarbeit erlebt, aber das war auch eine andere Zeit. Damals wollten viele mitreden, einer wollte gescheiter sein, wie der andere und das alles ging in eine Richtung die mir gar nicht gefiel, deshalb ab 2017 mit einem neuen Vorstand. Vieles passierte, einiges geschah, ich machte zu Beginn auch viele, viele Fehler, die ich heute nicht mehr machen würde (die Auswahl ist ja groß genug), nicht einmal mehr andenken würde. Zu Beginn ließ ich mich auch politisch von diversen Parteien instrumentalisieren, was heute nicht einmal mehr im Ansatz in Frage käme. Ich gab einer Zeitung ein Interview über die Obdachlosenhilfsaktion und was wir vorhatten, der damalige Redakteur versprach mir, dass das Interview erst in Druck geht, wenn ich es gelesen habe und mein OK dazu gegeben habe. Ich bekam nie eine „Vorab“ Version zu lesen und er hat mich auch nie gefragt ob es in dieser Form in Druck gehen kann, er hatte sogar noch Dinge in dieses Interview eingefügt, die ich nie gesagt, nie gemeint und auch niemals angedeutet habe. Mir wurde damals von diesem Redakteur „Phillip“ einiges in den Mund gelegt, Zitat: „Weil’s gut rüberkommt“. Als ich dann die reguläre Printausgabe in die Hände bekam und das alles las was Phillip hier so geschrieben hat, fiel ich aus allen Wolken. Ich wollte die Ausgabe stoppen lassen, keine Chance, dazu braucht man viel, viel Geld für Anwälte, das ich nicht hatte und nicht habe. Ich wurde oft gelinkt von „Redakteuren“, die keine Ehrenhaften waren. Was ich wirklich sagte, ging unter all diesen reißerischen Absätzen völlig unter, deshalb gab ich solchen parteinahen Blättern bald keine Interviews mehr, was denen gar nicht gefiel, denn beim Thema Obdachlosigkeit hätte man sich ja etablieren können, wenn man über ein soziales Thema schreibt, kommt das immer gut, so Phillip, im Text kann man dann schon Gas geben. Heute weiß ich was er damals mit „Gas geben“ meinte. Gottseidank ist er kein Redakteur mehr und bei keiner Zeitung mehr, es ist besser so.
Im Rahmen unserer Vereinsarbeit war immer auch die Teamgestaltung ein großer Brocken, den man zu bewältigen hatte. Mitglieder gingen aus unerklärlichen Gründen wieder, andere kamen, egal was ich auch im Erstgespräch sagte, bald schon hatte das für alle Neuen keine oder nur noch wenig Bedeutung mehr, teilweise, im Lager Traun, machte fast jede/r was er/sie wollte. Das zu koordinieren war eine große Aufgabe. Auch die Sympathien waren nicht immer leicht zu koordinieren, leichte Animositäten waren damals an der Tagesordnung, schwer umzugehen damit. In der Vergangenheit habe ich viele Fehler gemacht und daraus gelernt, ich würde heute vieles ganz anders machen um die Momente, in denen ich mich in Grund und Boden schämte, zu verhindern. Viele schlaflose Nächte gingen einher mit den Vorfällen, wofür ich mich damals sehr schämte, weil ich Fehler machte. Ich mache heute noch viele Fehler, und entschuldige mich aufrichtig dafür, wenn ich jemand durch mein Verhalten verletze, das mindeste was ich tun kann, aber ich bin auch nur „Mensch“, der nicht unfehlbar ist, ich hoffe ihr verzeiht mir das auch in Zukunft, wenn ich wieder in ein Nest voller Wespen greife.
Was ich sagen möchte ist, wir hatten seitdem wir am 16.11.2016 unseren Verein in die Welt setzten, viele Mitglieder, manche wollten wirklich helfen und sind teilweise heute noch nach 5 Jahren bei uns, manche sahen zuerst den eigenen Vorteil oder weiß der Kuckuck was und gingen nach einer Zeit wieder eigene Wege. Ich bin auch froh über das Team, das wir zurzeit haben, ein großartiges Team das bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und Dinge alleine in Gang bringen, ohne mich. Für mich ist es nicht leicht die Dinge abzugeben, die ich die letzten 7 Jahre immer alleine gemacht habe, aber es ist nun an der Zeit, die Ressourcen unseres Teams zu nutzen und sie eigenständig arbeiten zu lassen. Kleine Abstimmungsschwankungen bekommen wir auch noch in den Griff, es sind Kleinigkeiten, die wir genauso im Fokus haben müssen wie all die großen Sachen und Zusammenhänge. Wir haben vor kurzem einen Turnaround aller Einrichtungen absolviert, soll heißen, wir haben vor kurzem alle Einrichtungen mit Spenden beliefert, was eigentlich sehr gut funktionierte, Barbara, Petra und alle die dabei waren kamen immer besser in dieses Thema rein und mittlerweile wissen alle beim 2. Turnaround bestimmt, auf was jede/r Einzelne achten muss. Der nächste Turnaround mit allen Einrichtungen passiert noch vor Weihnachten, und dann mit all den Weihnachts-Schuhschachteln, was nochmal eine andere Logistik erfordert, weil jede Einrichtung verschiedene Anzahl von Männern, Frauen und Kinder haben. Aber gemeinsam schaffen wir das, ganz bestimmt!
Bis Februar stehen dann die Spendenlieferungen, die Auslieferungen, dann werden wir stärker den Fokus auf die Linz-Tour zu den Hotspots legen, was in der kalten Jahreszeit immens wichtig ist. In den Wintermonaten fahren wir ja auch 2-3-mal die Woche zu den Hot Spots, abends von 18.00 bis Mitternacht, zusätzlich zu unseren anderen Aktionen, die wir anbieten. Eigentlich gäbe es hier auch andere Einrichtungen die in der „Landes-Verantwortung“ wären und dafür bezahlt werden. Egal, wir wissen, warum wir unsere Arbeit machen, unser ganzes Herzblut ist mit dabei.
Vieles hat sich getan, vieles haben wir gemeinsam geschafft, viele, viele Spenden wurden an die Bedürftigen ausgeteilt, im Laufe der Zeit wurden die Aktionen optimiert, unnötiges wieder eingestellt und einiges ist in der „Durchdenkphase“, ob es sich verwirklichen lässt. Das werden Probeläufe zeigen, ob die Dinge, die wir vorhaben, umsetzbar sind. Die Zukunft wird’s zeigen.
Die ganzen Vormittags Arbeiten wurden heute mit Beate, Barbara und Ulli gemacht, nebenbei wurden noch Spenden eingelagert und inventiert, gescherzt und gemeinsam zu Mittag gegessen, einfach eine tolle Zeit miteinander verbracht, das ist uns ganz, ganz wichtig. Wir hatten in den letzten Jahren kein so kompetentes Team wie zurzeit, wir sind also gut gewappnet für die Wintersaison, für die stärkste Zeit, die nun kommt. Hier haben wir fleißige Mitglieder, die wirklich anpacken und viel Privates hinten anstellen, manche aus unserem Team sind oft 2-3-mal pro Woche im Lager und helfen. Großartig einfach. Oder unser „Mäcki“ McChristian‘s, der trotz eigener Firmen an vielen Samstagen bei uns im Lager steht und uns toll hilft. Unser Team ist bunt, ist großartig und ist moralisch profund und absolut 1.Garde! Ich bin richtig stolz auf unser Team.
Am frühen Nachmittag ruft noch ein Spender an, der uns letztes Jahr schon beschenkte, dass er uns mit einigen Freunden an einem Donnerstag im Dezember bei der Ausgabe gerne unterstützen würde, er würde gerne Essen ausgeben. Leider musste ich hier absagen, weil wir dafür eine „Veranstaltung“ beim Magistrat anmelden und dafür bezahlen müssten. So eine öffentliche „Essensausgabe“ wäre für uns eine zu große Hürde, zu viele Amtswege und Ansuchen wären nötig, um das genehmigt zu bekommen. Leider musste ich absagen, aber wir finden einen anderen Weg meinte er. Ich halte Euch am Laufenden was daraus wurde.
Der heutige Verteil-Donnerstag stand wettertechnisch gesehen unter keinem guten Stern, Regen wurde gemeldet, den ganzen Nachmittag, Grund genug für uns, uns wieder uns Vordach zu stellen, um trocken zu bleiben. Die meisten Busfahrer akzeptieren und respektieren uns, wie wir sie auch, ein gemeinsamer Plausch geht immer, viele kurze Gespräche, in denen auf Einzelheiten hingewiesen wird, warum wieso wer obdachlos wurde. Die Facetten der Armut, der Obdachlosigkeit sind so vielfältig wie die Menschen selbst, es gibt nicht DEN einen Grund, DEN einen Auslöser, aber es gibt Muster, nach denen viele Menschen funktionieren, z.B. den Kopf in den Sand setzen wenn Rechnungen nicht mehr bezahlt werden können, dann werden die Briefe nicht mehr geöffnet, es wird kein Kontakt zum Rechnungssteller gesucht, was vieles erleichtern würde, sondern man sammelt ungeöffnete Rechnungen, Mahnungen bis irgendwann der Exekutor vor der Tür steht und die Delogierung durchsetzt. Dann, ja dann, ist es zu spät. Das z.B. war eines der Themen heute vor Ort.
Einiger unserer Schützlinge gehen mir schon einige Wochen ab, niemand weiß, wo sie sind. Heute früh wurde ich aus Steyr angerufen und wurde gebeten, die Augen offen zu halten, die Dame am Telefon vermisste ihren Bruder, der psychisch krank ist und aus der Obhut der Pflegerin/Betreuerin davongelaufen ist. Wohl mit der Vermutung, dass er in die Obdachlosenszene in Linz eintaucht, da er früher schon hier in Linz als Obdachloser unterwegs war. Ich schickte das Bild, das ich von seiner Schwester bekam, an einige Stellen, ohne Erfolg. Bis am Nachmittag gegen 17 Uhr der erlösende Anruf kam, dass er gefunden wurde. Gottseidank! Gut ausgegangen und ich bin heilfroh, zumal sich viele Menschen Sorgen machten. Unser Nachmittag tröpfelt so dahin, es sind immer so 10-15 Schützlinge beim Bus, von 16-18 Uhr, nie wirklich Stress aber immer auch ein wenig zu tun. Zum Opening gibt’s eine Bosna vom Würstelstand, die muss sein. In den kurzen Pausen danach merken wir deutlich, wie schnell es nun Richtung Winter geht, die Temperaturen kriechen in alle Poren, wenn man 2 Stunden nur steht und sich fast nicht bewegt. Für die kommenden Verteil-Donnerstage wird die Winter-Vereinskleidung ausgepackt, dann ist es schön warm. Wir sind gerüstet. Die Stunden heute Nachmittag vergehen wie im Flug. Unsere Barbara ist entsetzt als sie von Christian hört, mit welchen finanziellen Mitteln er ein ganzes Monat auszukommen hat, mit weniger als € 100,-. „Das gibt’s doch ned“. Doch, das gibt es, und glaubt mir, es gibt noch viele weitere Situationen, die noch viel näher am Abgrund sind als bei Christian. Traurig, aber wahr.
3 Schützlinge erklärten uns heute wieder des Öfteren, dass sie nicht wüssten, was sie tun würden, wenn es uns nicht geben würde. Christoph ist so einer, er bekommt keinen Cent Sozialhilfe oder ähnliches, hält sich mit unseren Spenden über Wasser, er geht auch in keine Einrichtung mehr, warum blieb mir verborgen. Aber es gibt viele „Christoph“ und „Christian“, die zu wenig zum Leben und zu viel zum Sterben haben. Hier etwa Regelmäßigkeit bei Amtsgängen einzufordern wäre Unsinn, die Beiden wären psych. nicht im Stande auch nur 1 Stunde in einem Amts-Wartezimmer zu verbringen oder mehrere ganze zusammenhängende Erklärungen zu ihrer Situation abzugeben. Das geht halt nicht mit einigen unserer Schützlinge, viele bräuchten eigentlich Intensivbetreuung und Begleitung in allen Formen, bräuchten dringend fachärztliche psychologische/psychiatrische Hilfe, um den Weg durch IHR Leben zu finden. Das Angebot diesbezüglich ist halt sehr spärlich hier in Linz. Oder Verena, eine junge Frau, die jede Woche kommt, hat sich verletzt, ist nicht versichert und hat somit keinen Zugang zu einem Arzt und hat ein tiefes Loch am Fuß, etwa so groß wie eine 2 Euro-Münze, und wirklich tief. Wir hatten leider kein Betaisadona zum Desinfizieren dabei und sie wollte sich auch die Zeit nicht nehmen, dass wir ihr Bein verbinden. Zwingen können wir niemanden. Aber diese Verletzung kann ganz dumm ausgehen, mit Blutvergiftung, so wie diese Wunde aussieht, eigentlich Wahnsinn. Wir empfahlen ihr morgen zum „Helpmobil“ zu gehen und sich unbedingt den Fuß anschauen zu lassen, wir hoffen, dass Verena so vernünftig ist und hingeht.
Die Zeit war vorüber und wir packten wieder alles ein und auf gings mitten in den Abendstau Richtung Ansfelden. Im Lager alles ausgeladen und wieder eingelagert, flott ging das heute gemeinsam. Petra und Barbara blieben noch einige Zeit im Lager, um 20.20 Uhr fuhr ich heim, da waren die Beiden noch am Umräumen. Danke für Euren Einsatz! So geht nun langsam wieder ein Donnerstag zu Ende, im Kopfhörer „Kid Rock“ und „Born Free“ und einfach zum Loslassen mal etwas lauter als sonst. Die letzten 2,5 Stunden war ich am Texten dieses Postings und nun habe ich noch den morgigen Tag vorzubereiten, der wieder ein langer zu werden scheint. Es steht einiges am Programm, und die letzten Vorbereitungen für die Generalversammlung am Sonntag, also der Computer hat mich voll im Griff. Ich danke Euch für Eure Aufmerksamkeit und wünsche Euch eine ruhige, erholsame Nacht. Vielen Dank all unseren Spendern/innen, dass wir auch diesen Donnerstag wieder Spenden verteilen durften. Danke auch an unser Team von heute, das wieder großartig war. Schön, dass Euch gibt! 😊