Pizza für Gerald!

Pizza für Gerald!
Linz-Tour vom 12.4.2025:
Nachdem ich am Vormittag im Lager war und bei der Spendenannahme geholfen habe, fuhr ich dann aber doch früher heim, da abends die vorerst letzte Linz-Tour auf dem Programm stand. Max und Claudia werden mich hier begleiten, aber ich muss jetzt heim, noch etwas hinlegen, die letzten Tage setzen mir doch mehr zu als zugegeben, überhaupt die Tatsache, dass wir den Platz für unseren Verteil-Donnerstag verlieren werden. Habe wenig bis gar nicht geschlafen seit ich diese Info am Donnerstag bekommen habe.
Heute aber fahren wir abends zu den Schlafplätzen jener Schützlinge, die es am Donnerstag nicht zu uns schaffen. Um 16.30 Uhr ab, ins Lager Ansfelden, alles einladen für die Tour.
Max, Claudia und Tom sind schon da, wir beginnen zum Einladen, sehen dass manche Lebensmittel zu wenig sind, also laden wir nach. Fischdosen, Aufstriche und Eckerlkäse. Später werden wir draufkommen, dass wir Sackerl vergessen mitzunehmen, aber egal.
Um 18.00 Uhr brechen wir auf, nach Linz, Schillerpark, wo wir einige unserer Schützlinge treffen. Michael, Thomas u.a., die alle mit zum Bus kommen und sich Lebensmittel holen. Der Park ist ziemlich belebt, ziemlich viel los hier, wir gehen noch eine Runde im Park um zu sehen ob noch andere hier sind, dann zurück zum Bus, wo Michael und Thomas schon auf uns warten. Wir packen für jeden einige Lebensmittel ein, holen uns ein große DANKE ab und fahren die paar Meter weiter, zum Volksgarten.
Auch hier großes Treffen, viele Kinder spielen hier und viele Menschen schlendern durch den Park, eben ein sonnig warmer Samstagabend. Wir treffen auch hier ein paar unserer ehemaligen Schützlinge, die es in der Zwischenzeit aus der Obdachlosigkeit schafften, einfach großartig das zu sehen. Wir gehen zurück zum Bus und fahren weiter, zur Bahnhofspost.
Wir gehen zuerst durch den Bahnhofspark, wo heute extrem viele unserer Schützlinge sind. Mit einigen reden wir uns machen ihnen das Angebot, sich in etwa 10 Minuten bei unserem Bus, Lebensmittel abzuholen, zuvor gehen wir noch in die Garagen runter und kommen dann zum Bus.
Im Bahnhofsgebäude treffen wir niemanden, also weiter in die Garage runter, wir sehen dort viele angezündete Alustreifen, wie man sie beim Konsum von Rauschgift benötigt, das hier ist sicher kein Werk unserer Schützlinge, sondern ein eindeutiger Drogenhotspot in den Katakomben des Bahnhofs. Wahnsinn was wir hier alles sehen, hier wurde vieles mutwillig kaputt gemacht, Spiegel zerbrochen, Flaschen zerstört, das ist kein Werk der Obdachlosen, so gut kenne ich meine Schützlinge.
Also zurück zum Bus, jene Schützlinge aus dem Bahnhofspark sitzen immer noch dort und machen keine Anzeichen, herüber zu kommen, also fahren wir weiter ins Terminal. Wir bleiben am Ende des Terminals stehen und gehen zuerst zu Lenny und Elmar. Lenny ist gesundheitlich gar nicht gut beisammen, er ist schwer krank, kann kaum noch gehen, seine Beine machen ihm große Probleme. Lenny möchte weg von der Straße, braucht dazu aber einen gültigen Pass, den er sich zurzeit nicht ausstellen lassen kann, weil eine Aufenthaltsermittlung besteht, ich erkläre ihm er muss zuerst auf die Polizei gehen und sich erklären lassen, was jetzt zu tun ist, es geht um einen Amts Brief, der nicht zugestellt werden konnte. Also jetzt so schnell wie möglich schauen, dass diese Aufenthaltsermittlung eingestellt wird, danach einen Pass ausstellen lassen und dann schauen wir weiter. Ich kann Lenny nicht versprechen, dass er ein Zimmer oder eine kleine Wohnung bekommt. Aber Fakt ist, Lenny muss weg von der Straße, sonst wars das für ihn.
Im Terminal gehen wir rüber zu Gaby, die sich scheinbar gegen die Delogierung vom Terminal wehrte und deshalb 1 Woche lange eingesperrt war. Ich kann hier nur noch den Kopf schütteln was in Linz alles abgeht. Nirgendwo in Österreich geht man so menschenverachtend von Seiten der Polizei und des Magistrats mit Obdachlosen um, wie in Linz. Ich sage das jetzt nicht pauschal, dass die gesamte Polizei hier willkürlich handelt, nein, aber große Teile davon, genauso wie im Magistrat, wo es im Besonderen die Sozialabteilung es zu trauriger Berühmtheit in der Presse gebracht hat. Diese Verwaltungstäter dort sollte man echt dorthin versetzen, wo sie nichts anrichten können, in den Keller zu den Archiven, dort können sie niemandem weh tun. Gaby braucht auch Lebensmittel und neue Unterwäsche, Socken und eine weiche Isomatte. Haben wir natürlich alles dabei für Gaby.
Also weiter hinunter in die Bahnhofstiefgarage, wo auch immer wieder Obdachlose schlafen, aber heute nicht, wir treffen niemanden an.
Mittlerweile ist es nach 20 Uhr und wir fahren weiter, in die Wiener Straße, zu Tony, der zwar schon geschlafen hat, uns aber mit einem breiten Lächeln die Tür öffnet. Es geht mir gut, beteuert Tony, obwohl er so gar nicht gut aussieht, aber ich glaube Tony, wenn er sagt: „Es geht mir gut“. Wir haben noch einige gespendete Zigaretten für Tony dabei und fahren dann auch wieder weiter.
Nähe Bulgari Platz, wo früher einige Obdachlose schliefen, der Schlurf ist aber mit Bauzaun zugemacht und es liegt niemand dort. Also auch hier wieder nichts zu machen, zurück zum Auto. Einmal rund um den Dom um anschließend zum Brucknerhaus zu fahren. Dort angekommen sehen wir regen Verkehr an der Donau, wir gehen einmal rundherum und entdecken einige Schlaflager, aber alle verlassen. Matratzen mit Kopfpolster, einige weitere mit ganz vielen Decken, es wundert mich, dass das Brucknerhaus dies in dieser Ausformung gestattet und nichts dagegen unternimmt. Tja, unserem Florian hat das Brucknerhaus auch über Jahre geholfen, also ein sehr sozial eingestelltes Team, dafür ein großes Danke! Wir treffen hier niemanden direkt an, dem wir helfen könnten, also ab zum Bus und weiter auf unserer Linz-Tour.
Einmal unter die Nibelungenbrücke, unter den Abgang, wo auch immer wieder jemand schläft, aber heute nicht, also weiter zum Cineplexx in der Industriezeile, wo wir für Franziska und Gerald eine frische, heiße Pizza holen und uns auch ein Stück genehmigen, unser Max lädt ein. Noch schnell einen Cappuccino und dann legen wir wieder los.
Weil wir schon in der Nähe sind, biegen wir ab zum DüK 3 in der Industriezeile, wo früher Andreas wohnen durfte, das DüK 3 steht aber scheinbar leer und niemand öffnet. Also weiter zu Franziska und Gerald, und wir merken bald, dass Emma, Franziskas Hund nicht anschlägt, also dürfte Franziska nicht in ihrem Zelt sein. Wir gehen um die Ecke zu Gerald und bitten, hinaufkommen zu dürfen: „Freilich, kommt rauf“, kommt von Gerald. Es ist im Gegensatz zu den letzten Besuchen bei Gerald aufgeräumter und Gerald sitzt auf seinem Platz und bittet uns, die mitgebrachten Zigaretten und die heiße Pizza auf der Tasche abzulegen, er muss noch wohin, ließ er uns wissen. Der immer größer werdende Haufen Exkremente neben seinem Kopfpolster, lässt uns nur noch den Kopf schütteln, aber wir lassen Gerald wieder alleine, diesen Wunsch haben wir zwischen den Zeilen Geralds gelesen, also auf und ab, zum Pleschingersee.
Dort laden wir alles für Peter, in unseren neuen Bollerwagen, da wir etwa gut 1 Kilometer zu gehen haben. Mineralwasser, Dosengetränke, Fischdosen, Aufstriche und vieles andere mehr, damit Peter genug zu essen hat die nächsten Tage. Wir gehen durch die Dunkelheit Richtung Donau, links und rechts Wald und vor uns nur der Schein unserer Taschenlampen. Nach gut 10 Minuten treffen wir bei Peter ein und ich melde mich mit: „Hallo Peter, ich bin es, Walter“. Er antwortet und ich bitte Peter, aus seinem Zelt zu kommen. Peter hat sein Zelt nun mit massiven Holzprügeln verbarrikadiert, ich frage mich wie Peter das schaffte, hierher zu bringen, Wahnsinn!
Peter kommt aus seinem Zelt gekrochen, mit nacktem Oberkörper steht er vor uns und selektiert unsere mitgebrachten Spenden. Peter erzählt dauernd von irgendwelchen abstrusen Dingen und Vorgängen, die wir nicht verstehen und auch nicht nachvollziehen können, z.B.: „Wir werden von Drohnen beobachtet und gesteuert, also redet bitte etwas leiser“. Peter erzählt uns noch viele Dinge von denen wir vorher nie gehört haben, die wir aber ins Reich von Peters einsamer Welt schicken, die mittlerweile fast niemand mehr nachvollziehen können, auch wir nicht. Wir hören Peter noch eine Weile zu und verabschieden uns dann, um wieder zum Bus zurückzugehen.
Mittlerweile ist es fast 23 Uhr und mein langer Tag lässt mich alle paar Minuten Gähnen, mein Körper zeigt mir an, dass ich keine Ressourcen mehr habe und am besten Ruhe geben sollte. Ich bitte Max und Claudia, dass wir zurück ins Lager fahren und die heutige Linz-Tour beenden, weil ich schlicht nicht mehr kann.
Kein Problem, wir brechen also auf nach Ansfelden, wo wir alles ausladen und ins Lager bringen und dann aufbrechen, nach Hause. Der Tag ist schon extrem lange und meine Kräfte gehen aus, das wars für heute.
Danke Max und danke liebe Claudia, dass ihr mich begleitet habt, dass die heutige Linz-Tour möglich wurde, denn alleine würde ich diese Tour nicht mehr fahren, weil in der Vergangenheit zu viel passierte, das schlimm ausgehen hätte können.
Ich sitze heute am Sonntag hier und formuliere schon das 2. Posting, und möchte eigentlich nur noch schlafen, so müde bin ich.
Danke für Eure Aufmerksamkeit und Eure Unterstützung, Euch noch alles liebe und einen ruhigen Sonntag.
Gott segne Euch!
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