So geht Hilfe!

Verteil-Donnerstag vom 3.4.2025:
So geht Hilfe!
Die Frage, wie man am besten und schnellsten helfen kann, wird mir öfters gestellt und es gibt eigentlich keine Antwort, die in jedem Fall die Richtige wäre. Eine die 100% stimmt, wäre eine individuelle, eine an die Bedürfnisse angepasste Hilfe und Unterstützung für all jene Menschen die sich selbst aus der Negativspirale nicht mehr befreien können. Jene Hilfe, die aber einerseits sehr zeitintensiv und andererseits immens kostenintensiv ist und z.B. für einen rein spendenfinanzierten Verein, wie dem unseren, nicht zu finanzieren ist.
Wie aber kann Hilfe aussehen? Wie kann man sich jemandem nähern, der/die Hilfe benötigt ohne selbst einen Hilferuf abgesetzt zu haben? Ist es aufdringlich zu fragen, ob jemand Hilfe benötigt? Wir dieser Mensch es auch zugeben, dass er Hilfe braucht, ohne sich zu schämen? Wird dieser Mensch die Hilfe denn zulassen und die Hilfe annehmen? Welche Hilfe soll man armen und obdachlosen Menschen anbieten und zukommen lassen? Soll man mit Sach-, Lebensmittel- oder Geldspenden helfen oder doch besser mit diesem in Not geratenen Menschen in ein Geschäft gehen und ihn dort in deiner Begleitung „einkaufen“ lassen, damit man den Einkauf auch „kontrollieren“ kann, heißt, dass man keinen Alkohol mitfinanziert, denn das wäre kontraproduktiv und dem Menschen wäre so gar nicht geholfen?
Welche Möglichkeiten der Hilfe bieten sich an und welche kann man auch leisten? Was soll man sich trauen, und was nicht, was soll man tun und was auf keinen Fall? Natürlich wäre eine nachhaltige Hilfe, die länger andauert, am besten, aber nicht immer ist das möglich. Teilweise wegen der angespannten Situation, teilweise aus persönlichen Umständen oder weil der/die Bedürftige von vornherein die Hilfe teilweise ablehnt oder die Hilfe nicht annehmen kann.
Eines gehört leider auch zur Wahrheit dazu, dass viele unserer Schützlinge psychisch eingeschränkt sind oder schlicht so weit psychisch erkrankt sind, dass sie selbst teilweise nicht mehr wissen, wie man ihnen am besten helfen kann und welche Hilfe sie annehmen und welche nicht. Diese Erkrankungen machen die Hilfe immens schwer bis teilweise unmöglich, weil auch verschiedene Situationen dieser Menschen von außen falsch eingeschätzt werden, wodurch man enormen Schaden anrichten kann.
Wie erkennt man aber als ungeschulter Mensch eine psychische Erkrankung? Ein paar Merkmale gibt es, auf die man unbedingt sein Augenmerk legen sollte. Wenn jemand in Angst und Sorge ist, ohne einen wirklichen Grund zu haben, dann sind dies ernstzunehmende Zeichen, dass hier eventuell eine ungewöhnliche psychische Belastung vorhanden ist. Ungeduld, eine tiefe Enttäuschung, Verzweiflung und Hilflosigkeit, Frustration und unbegründete Wut, extreme Einsamkeits- oder unbegründete Schuldgefühle, das alles können Zeichen einer psychischen Erkrankung sein, müssen keine sein aber die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung ist sehr hoch. Psychische Störungen können sich aber auch in Form von körperlichen Beschwerden, wie Verspannungen, Müdigkeit, Schmerzen oder Schlaflosigkeit ausdrücken.
Liegt der Verdacht nahe, dass bei einem obdachlosen Menschen, dem man gerne helfen möchte, eine psychische Erkrankung vorliegt, nimmt man besser gänzlich Abstand davon, diesen Menschen in ein Geschäft zu begleiten, hier wäre die beste Hilfe jene, dass man mit Wertschätzung und Respekt zuerst nachfragt, ob man helfen kann, ob man aus dem Geschäft nebenan etwas kaufen soll und wenn ja, was genau? Hier ist auch immer ganz wichtig, einen Respektsabstand von ca. 2-3 Meter zu diesem Menschen einzuhalten, damit dieser sich nicht bedrängt vorkommt, dann machen die Meisten einen Schritt zurück und dann erreicht man sie nur mehr ganz schlecht bis gar nicht mehr. Die psychischen Erkrankungen können in einer Liste von einer tiefen Depression, über Angststörungen, bis hin zur Schizophrenie/Psychose, Bipolare Störung und einer Persönlichkeitsstörung gehen, die unterschiedlichen Verhaltensmuster der diversen Erkrankungen sind natürlich für einen Laien, nicht einzuordnen und deshalb ist immer Vorsicht geboten, wenn man erkennt, dass eine psychische Erkrankung vorliegt.
Ungeschulten Menschen ohne medizinischen Hintergrund, die keine Ahnung von diesen Krankheitsbildern haben, rate ich dringend, Abstand davon zu nehmen, direkt zu helfen. Solche Menschen, so sie dann wirklich noch helfen wollen, sollten sich selbst Hilfe eventuell bei Streetworkern oder Obdachlosen-Vereinen holen, die Personenkundig sind und diese Menschen viel besser einordnen und die Gefahren, so es welche geben sollte, besser eingrenzen oder ausschließen können. Zu helfen ist nicht immer leicht, es bedarf immer eines gewissen Vertrauens, damit diese Menschen überhaupt Kontakt zulassen und dann auch Hilfe annehmen können.
Welche Möglichkeiten gibt es also, um wirklich zu helfen, wenn man vorher die eigene Sicherheit sichergestellt hat?
- Soforthilfe: Akute Bedürfnisse stillen (Auf Augenhöhe begegnen, Soforthilfe und Menschlichkeit)
- Essen und Trinken bereitstellen
- Warum wichtig: Grundbedürfnisse wie Nahrung und Wasser sind überlebenswichtig
- Wie umsetzen: Obdachloseneinrichtungen, Tafel, Essensausgaben, ev. Kooperationen mit Restaurants, überschüssiges Essen spenden
- Kleidung und Hygieneartikel verteilen
- Warum wichtig: Wetterfeste Kleidung, Schlafsäcke, Decken und Hygieneartikeln helfen nicht nur beim Überleben, sondern auch beim Erhalt der Würde.
- Wie umsetzen: Spendenaktionen, Sammelstellen, mobile Verteil-Aktionen wie den Verteil-Donnerstag der Obdachlosenhilfsaktion.
- Notschlafstelle bzw. andere Übernächtigungsmöglichkeiten verfügbar machen
- Notschlafstelle bzw. andere Übernächtigungsmöglichkeiten verfügbar machen
- Warum wichtig: Schlafplätze schützen vor Kälte, Gewalt und Krankheit.
- Wie umsetzen: Ausbau und Erhalt von Notschlafstellen, Rund-um-die-Uhr geöffnete Einrichtungen (auch tierfreundliche, da einige Obdachlose Hunde haben)
- Mittelfristige Hilfe: Stabilität schaffen
- Medizinische Versorgung sichern
- Wie umsetzen: Mobile Möglichkeiten wie das Linzer Helpmobil, freiwillige Helfer mit medizinischem Hintergrund.
- Inhalte: Behandlung, Impfung, psychologische Hilfe, Suchtberatung etc.
- Zugang zu Sozialhilfe und rechtlicher Beratung ermöglichen
- Wie umsetzen: Sozialarbeiter: innen bei den Streetworkern bzw. in den Einrichtungen vermitteln
- Ziel: Unterstützung bei Anträgen für die Sozialhilfe, Krankenversicherung, Dokumente Beschaffung etc.
- Vermittlung in Übergangswohnheime
- Wie umsetzen: Housing-First-Modelle, Zwischennutzung von leerstehenden Gebäuden, Wohnprojekte mit sozialen Trägern
- Vermittlung in Übergangswohnheime
- Langfristige Hilfe: Ursachen bekämpfen
- Bildung und Qualifizierung
- Warum wichtig: Schulabschlüsse, Weiterbildung und Qualifikationen öffnen den Weg ins Berufsleben
- Wie umsetzen: Kostenlose Kurse, digitale Lernangebote, Kooperation mit AMS bzw. BBRZ/BFI
- Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt
- Wie umsetzen: Beschäftigungsprojekte, gemeinnützige Arbeit, individuell geförderte und begleitete Arbeitsprojekte
- Wie umsetzen: Beschäftigungsprojekte, gemeinnützige Arbeit, individuell geförderte und begleitete Arbeitsprojekte
- Psychosoziale Unterstützung
- Warum wichtig: Viele der betroffenen Menschen leiden unter psychischen Erkrankungen, Traumata oder Suchtproblemen
- Wie umsetzen: Langfristige Therapieangebote, Selbsthilfegruppen, Traumabehandlung, Suchtambulanz bzw. Klinik
- Systemische Lösungen: Politik und Gesellschaft
- Housing-First- Ansatz umsetzen
- Erklärung: Wohnung ohne Bedingungen zuerst bereitstellen (kein Nachweis von Abstinenz oder Arbeit nötig)
- Vorteil: Stabile Wohnverhältnisse fördern Gesundheit und Selbstständigkeit
- Wo erfolgreich: Finnland hat per se Obdachlosigkeit mit diesem Konzept so weit reduziert, dass man von einem riesigen Erfolg sprechen kann.
- Leerstand aktiv nutzen
- Wie umsetzen: Gesetzliche Maßnahmen zur Umnutzung leerstehender, städtischer Immobilien, Zwischennutzungsvereinbarungen mit Eigentümern
- Wie umsetzen: Gesetzliche Maßnahmen zur Umnutzung leerstehender, städtischer Immobilien, Zwischennutzungsvereinbarungen mit Eigentümern
- Prävention stärken
- Wie umsetzen: Frühwarnsysteme bei drohender Delogierung, Mietschuldenübernahme durch Stadt/Sozialamt, sozialer Wohnungsbau
- Housing-First- Ansatz umsetzen
- Bildung und Qualifizierung
- Gesellschaftliche Haltung und Ehrenamt
- Stigmatisierung abbauen
- Wie: Aufklärung über Ursachen von Armut und Obdachlosigkeit, Medienkampagnen, Bildung in Schulen
- Ziel: Mehr Empathie, weniger Vorurteile, weniger Schuldzuweisungen
- Ehrenamt und bürgerliches Engagement fördern
- Wie umsetzen: Gesellschaftlich aktiv werden (Veränderung anstoßen), Aufmerksamkeit durch Aufklärung schaffen, Aufklärung über Ursachen, Zeit spenden, Kompetenzen einbringen, Unterstützung von Freiwilligenorganisationen, Vereinen, Spendenplattformen, Politisch Einfluss mit Petitionen nehmen, Politiker anschreiben – Präventionspolitik uva.
- Wie umsetzen: Gesellschaftlich aktiv werden (Veränderung anstoßen), Aufmerksamkeit durch Aufklärung schaffen, Aufklärung über Ursachen, Zeit spenden, Kompetenzen einbringen, Unterstützung von Freiwilligenorganisationen, Vereinen, Spendenplattformen, Politisch Einfluss mit Petitionen nehmen, Politiker anschreiben – Präventionspolitik uva.
- Eigene Initiativen starten
- Decken und Schlafsäcke verteilen, mit Freunden heißen Tee verteilen, mit den Menschen eventuell Gespräche führen
- Power-Banks zum aufladen der Handys zur Verfügung stellen, die Menschen an den Hotspots mit Einrichtungen bzw. Streetworkern vernetzen usw.
- Stigmatisierung abbauen
Housing-First in Finnland:
Finnland hat mit dem Housing First-Ansatz bemerkenswerte Erfolge erzielt. Seit über 15 Jahren wird dieser Ansatz dort konsequent umgesetzt, insbesondere durch die Y-Foundation, einen der größten Anbieter von Housing-First-Angeboten in Finnland. Diese Stiftung stellt über 10.000 Wohnungen bereit und arbeitet eng mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vereinen zusammen. Dank dieses Programms konnte die Obdachlosigkeit in Finnland signifikant reduziert werden, mit dem Ziel, sie bis 2027 vollständig zu beseitigen.
Neunerhaus in Wien:
Das neunerhaus ist eine Wiener Organisation, die obdachlosen und armutsgefährdeten Menschen ein selbstbestimmtes und menschenwürdiges Leben ermöglicht. Sie bieten Wohnraum, medizinische Versorgung und Beratung an. Ein besonderes Merkmal ist die tierärztliche Versorgung für Haustiere obdachloser Menschen, da Tiere oft wichtige Begleiter sind. Das neunerhaus verfolgt ebenfalls den Housing-First-Ansatz und hat diesen erfolgreich in Wien etabliert.
Das waren einige Vorschläge, wie man helfen kann, als einzelner Mensch oder als Einrichtung bzw. als Institution. Es gäbe noch viele weitere Möglichkeiten zu helfen, das würde aber mein Posting und unseren Rahmen sprengen.
Da mein letztes Posting von letzter Woche 15 A4-Seiten hatte, möchte ich heute etwas kürzertreten und mein Posting an dieser Stelle mit dem Verteil-Donnerstag beginnen.
In den letzten Wochen und Monaten hatten wir keinen einzigen Verteil-Donnerstag, an dem weniger als hundert Menschen bei uns waren. Jeden Donnerstag weit über 100 Menschen zu verköstigen und zu versorgen, und das habe ich schon öfters angemerkt, ist eine echte Challenge, eine Aufgabe, die manchmal finanziell nur mehr schwer zu bewerkstelligen ist. Nachdem wir den ersten Turnaround, die ersten Spendenlieferungen heuer kommissioniert und zusammengestellt haben, wurden diese nun zur Abholung bereitgestellt (Postings darüber werden in den nächsten Tagen veröffentlicht).
Diese Woche ging gleich Montagfrüh mit einer Spendenabholung los und ein Anruf nach dem anderen ließen mich erst wieder abends ausrasten, nachdem ich zu Mittag kurz ein Nickerchen machte. Es ist ja nicht so wie viele hier glauben, dass wir für den Rest der Woche nichts zu tun hätten, im Gegenteil, ich bin jeden Tag, auch Samstag und oft auch sonntags oder spät nachts in Diensten meines Vereins und im Sinne unserer Schützlinge unterwegs, um direkt zu helfen. Es gibt immer etwas zu tun, viel zu tun, deshalb wäre es toll, wenn wir noch neue Mitglieder bekommen würden, ehrenamtliche Mitglieder. Bitte meldet Euch, wir sind ein lustiger Haufen und ein großartiges Team, werde Teil davon, es würde mich riesig freuen.
Der Dienstag ging genauso los wie der Montag endete, mit Stress und Terminen, die andere für mich machten und ich habe oft nur noch zu funktionieren, natürlich bleibt hier meine private Freizeit auf der Strecke und ich finde keine Erholung mehr, seit Monaten.
Wir haben jetzt noch 4 Verteil-Donnerstage, bevor es für uns in die erste kurze Sommerpause geht. Am 1.5.2025 haben wir den vorerst letzten Verteil-Donnerstag, der Nächste wird erst wieder am 22.5.2025 sein. 3 Wochen Pause, in denen ich mein Defizit, gesundheitlich wie psychisch, in all den Formen wieder beseitigen werde. Eine kurze aber feine Auszeit, um zu regenerieren und zu erholen, es ist dringend notwendig. WICHTIG! Zu berücksichtigen ist auch, dass wir ab 1.5.2025 auch NUR in den Wochen und dann NUR an jenen Samstagen, von 8-11 Uhr (geändert), Spendenannahme haben werden, an denen wir einen Verteil-Donnerstag abhalten, Infos gibt es auf unserer Homepage. ( https://www.obdachlosenhilfsaktion.at/spendenannahme )
Die Woche begann stressig und blieb das auch, und dieser Stress setzt mir seit Wochen immer am Donnerstag sehr zu, am Vormittag Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Kraftlosigkeit, Panikattacken, das ganze Programm, am Nachmittag in Linz oft das Gefühl der hoffnungslosen Überforderung, planloses Herumgehen, auf keine Gespräche mehr eingehen zu können usw.. Ich spüre die Spuren dieser Wintersaison, die tief in mir wüten und mich an den Rand des Abgrunds treiben. Ich muss etwas radikal ändern, sonst geht das mit meiner Gesundheit direkt am Baum an, und das darf es nicht sein. Ich weiß zwar noch nicht was genau ich ändern werde, aber Tatsache ist, dass sich einiges ändern muss, weil ich schlicht nicht mehr kann. Die Anstrengungen, wenn man schon angeschlagen ist, werden immer größer und noch unüberwindbarer. Zurzeit, wenn ich nachts nicht schlafen kann, schreibe ich Gedichte, die für mich immer eine Art „Ventil“ waren und sind, aber Allheilmittel sind auch sie keine, aber es tut gut, wenn ich meine Gedanken und Gefühle in Worte kleiden kann, das tut ungemein gut, obwohl ich eigentlich kein Mensch bin der seine Gedanken öffentlich zur Schau stellt, tu ich das manchmal auf besonderen Wunsch und poste das eine oder andere Gedicht von mir.
Am Donnerstagvormittag haben wir wieder unser grenzgeniales Team, das mittlerweile so toll eingespielt ist, dass ich kein Wort mehr sagen muss, sondern meinen Aufgaben am Donnerstag nachkommen kann, ungestört. In den kommenden Wochen werden wir aber wieder ein Problem bekommen, da einige unserer tollen Helferleins nicht können und wir auf die Suche nach Ersatz gehen müssen. Aber diesmal ist alles noch Top, sogar beim einladen unseres Transporters werde ich von Gerhard und Verena entlastet, einfach großartig.
Am Vormittag finden wie immer alle Portionierungen und Neuverpackungen statt, bis zum Mittagstisch den auch diesmal wieder unsere Anni kochte, war dann auch fast alles erledigt. Der faschierte Braten mit Kartoffeln mundete dann umso besser und schmackhafter, einfach toll.
Um 15 Uhr brechen wir dann gemeinsam mit Ingrid und Anni auf nach Linz, es ist Monatsbeginn und wir sind gespannt, wie viele unserer Schützlinge heute zu uns kommen werden. Wie schon erwähnt waren es in letzter Zeit auch am Monatsbeginn immer jenseits der 100 Personen Grenze, die wir zu verköstigen hatten.
Heute helfen Karl, Max, Anni, Ingrid, Brigitte, Christos, und ich sitze am Laptop um alle Einkommensnachweise zu kontrollieren. Max muss vor Beginn nochmal ins Lager fahren, weil unser Tiefkühlschrank im Lager eine Fehlermeldung ausgeworfen hatte, „Sensor 2 kaputt“, und obwohl ich es der Firma ausdrücklich sagte, dass wir Donnerstag ab 15 Uhr nicht mehr erreichbar sind, schickten sie uns einen Techniker der um 16 Uhr ankam, so musste unser Max nochmal nach Ansfelden fahren. Einfach ärgerlich. Auch dass der Techniker dann auf den Arbeitszettel 2 ½ Stunden Arbeitszeit und 68km Anfahrt geschrieben hat (obwohl er in Linz zu tun hatte), und obwohl er nicht einmal 50 Minuten am Tiefkühler arbeitete, scheinbar geht es auch hier nur noch um Profitoptimierung, Wahnsinn!
Wir werden uns auch hier eine andere Firma suchen, weil solche Geschäftsgebarungen einfach für uns nicht gehen, und wir bestimmt keine solchen „Abrechnungen“ akzeptieren.
Wir jedoch beginnen mit der Ausgabe um Punkt 16 Uhr, unser Karl hat fürs Team noch Bosnas vom Würstelstand geholt, was eine gute Idee war, da ich mich dann langsam erholte. Danach ging es los, mit der Ausgabe. Eine der Ersten jede Woche in der Warteschlange ist eine Frau, die jede Woche Kleidung haben möchte, sie trägt aber eine tadellose, was ihr auch diese Woche wieder meine Absage einbringt.
Unser Tony, der den Schlafsack für Lenny mitnimmt, da Lennys Schlafsack kaputt ging, aber eigentlich war mit Lenny vereinbart, dass er ihn selber holen muss, aber unser Tony, ist halt ein zuverlässiger, der jedem hilft und der sich auch von jedem ausnutzen lässt, leider.
Tony nimmt für sich selbst lediglich ein paar Lebensmittel mit, er ist immer bescheiden und würde nichts mitnehmen, was er nicht wirklich braucht oder was er wegwerfen müsste. Dahinter kommt gleich Karl, er hat wieder keinen Einkommensnachweis mit dabei, er bekommt heute die 2. Erinnerung, nächste Woche gibt es dann keine Lebensmittel mehr, wenn er wieder keinen Einkommensnachweis erbringt. Das, liebe Leute, ist keine Willkür oder boshafter Akt, das ist mein Versprechen, das ich gegenüber all unseren Spendern einlöse, was ich versprochen habe ist, dass die Spenden ohne Umwege dort ankommen, wo diese dringend benötigt werden, und das wollen wir damit erreichen, Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Die Warteschlange ist heute etwas gelöster, etwas kürzer, insgesamt werden wir heute 77 Besucher haben, das erste Mal nach vielen Wochen, wo wir wieder einmal unter hundert bleiben. Insgesamt, seit Bestehen des Verteil-Donnerstags vom 15.8.2018, hatten wir schon über 23.000 Besucher, was eigentlich schon echt viel ist, 23.000 Menschen in all den Jahren mit allem was sie dringend benötigen, zu versorgen, wow, das ist schon eine Ansage.
Der Verteil-Donnerstag läuft ruhig ab, niemand schreit oder flucht, niemand streitet oder raucht in der Warteschlange, alles gut. Bald schon kommen die ersten leeren Boxen zurück, das geht in einem Tempo wo wir schon über hundert Menschen bedienten. Aber all die Danksagungen gehen halt auch runter wie Honig, das tut schon gut, zu sehen wie dankbar unsere Schützlinge sind, und dass auch wirklich jede Woche.
Zwischendurch muss ich auf- und abgehen, irgendwie habe ich heute das Gefühl, zu erlahmen, den Tag nicht mehr zu schaffen, ich versuche meine Probleme nach hinten zu stecken und mir nichts anmerken zu lassen, aber es gelingt mir nicht wirklich überzeugend. Ich bin schon froh, wenn der heutige Tag zu Ende geht und der heutige Verteil-Donnerstag Geschichte ist, obwohl ich in der Vergangenheit immer viel Kraft aus den Verteil-Donnerstagen gezogen hatte, heute ist es Mal anders. Ich habe tolle Unterstützung, so dass mich wirklich alle im Verein unterstützen.
Ab 17.30 Uhr geht es nur noch langsam und schleppend, die Warteschlange ist abgearbeitet und wir warten noch bis 18 Uhr, um wieder alles einzuräumen und ins Lager zu bringen. Der heutige Tag war geprägt von Sommertemperaturen und einer Sonne, die schon echt Kraft hat, deshalb haben wir heute schon Sonnenschirme mitgenommen, damit uns der Schokolade nicht weg rinnt.
Unsere Brigitte streicht um 17.50 Uhr die Segel, es wartet niemand mehr und wir beginnen langsam, alles zusammenzuräumen. Um 18 Uhr räumen wir alles ein, und wie fast jede Woche, kommt um 18.10 Uhr noch jemand, der die Zeit übersehen hat, zu diesem Zeitpunkt hatten wir aber schon alle übriggebliebenen Lebensmittel im Transporter und wir mussten ihn ohne Lebensmittel wieder wegschicken, was uns sehr weh tut, aber auch wir haben vorgegebene Zeiten, zu denen wir zur Verfügung stehen.
18.15 Uhr, alles verstaut, wir fahren nach Ansfelden in unser Lager, wo wir wieder alles einlagern und hinterher noch kurz zusammensitzen, und uns die verschiedenen Eindrücke des heutigen Tages erzählen, Woche für Woche, noch 4-Mal bis zur 1. Sommerpause 2025.
Ich aber sitze wie jeden Samstag schon wieder über 8 Stunden bei diesem Posting und möchte euch abholen und durch unseren Verteil-Donnerstag mitnehmen. Aber auch das wird jede Woche schwerer für mich, mich so lange rhetorisch anzustrengen und immer wieder umzuformulieren, bis es dann stimmig ist.
Ich bedanke mich für Eure Aufmerksamkeit und danke an alle Spender:innen, die uns auch diesen Verteil-Donnerstag ermöglichten. Vergelt’s Gott und habt großen Dank.
In meinem Kopfhörer spielt gerade Neil Diamond mit seinem „Soolaimon“, ich liebe dieses Lied schon lange, das nur von Neil Diamond auch wirklich authentisch rüberkommt und zum Mitsingen einlädt.
Euch wünsche ich eine gute Nacht und Gott segne Euch!
- w
- w
- w
- w
- w
- w