Weihnachten, wie weh es wirklich tun kann!
Weihnachten, wie weh es wirklich tun kann!
Verteil-Donnerstag vom 18.12.2025:
Sie heißt Sabine*. Und wenn sie ihren Namen in Gedanken ausspricht, klingt er immer noch so, als würde er zu einem anderen Leben gehören. Zu einem Leben, in dem jemand „Sabine*, wir müssen los, sonst kommen wir zu spät zur Christmette“ sagt. Zu einem Leben, in dem ein Flur nach Weihnachten riecht, nach Zimt aus der Küche, nach Tannenzweigen, die am Türrahmen hängen. Zu einem Leben, in dem das Wort „Weihnachten“ kein Brennen in der Brust auslöst, sondern ein wohlig-warmes, stilles Leuchten.
Jetzt ist Sabine* draußen. Und draußen hat Weihnachten eine andere Farbe, eine andere Qualität und viele Facetten, die einfach nur weh tun.
Draußen ist Winter, bald ist Weihnachten, Heiliger Abend, und trotzdem ist es noch lange nicht feierlich. Weihnachten ist auch die Kälte, Weihnachten ist es aber auch, wenn deine feuchten Socken nicht mehr trocknen. Winter und Weihnachten ist aber auch, wenn der Atem, der in der Dunkelheit wie Rauch vor dem Gesicht steht und der sofort verschwindet, als wäre auch er nur auf der Durchreise, wenn auch der eigene Atem nicht einmal mehr eine flüchtige Wärme abgibt. Winter und Weihnachten ist auch das Geräusch von Schuhsohlen auf gefrorenem Asphalt, dieses harte, schnelle Klackern, das nicht nach Festlichkeit klingt, sondern nach Hast, nach klirrender Kälte.
Sabine* sitzt auf einer eiskalten, niedrigen Mauer hinter einem Gebäude, dort, wo sie am wenigsten gesehen wird und sie sich gut verstecken kann. Nicht, weil sie nicht zu sich steht, sondern weil sie irgendwann gespürt hat, dass die Blicke weh tun, sehr weh. Die mitleidigen, die angewiderten, die schnellen, die so tun, als wäre sie Luft. Und die anderen, die zu lange bleiben, die zu genau schauen, die sich anfühlen wie Finger auf der Haut, als würde man mit dem Zeigefinger durch das Herz stechen und auch noch umdrehen.
Sie zieht den Reißverschluss ihrer Jacke bis unter das Kinn. Der Reißverschluss ist kaputt, er hält nicht richtig, und deshalb fixiert sie ihn mit einer Sicherheitsnadel, die sie einmal auf der Straße gefunden hat. So wie vieles in ihrem Leben: notdürftig zusammengehalten, improvisiert, in der Hoffnung, dass es noch einmal eine Nacht, einen Tag aushält.
Weihnachten. Früher hatte dieses Wort einen Klang, der ihr heute fast fremd ist, eine tiefe Bedeutung, die verschwunden ist. Weihnachten war früher auch Hoffnung, die sich vollständig aufgelöst hat und nicht wieder gekommen ist, bis heute.
Früher war Weihnachten ein Morgen, ein langsamer, ein leiser. Sie war nie reich, nicht einmal besonders gut abgesichert, aber sie war drinnen, hatte ein Dach über dem Kopf. Drinnen war damals alles, die Heizung, die Dusche, ein Ort, an dem sie ihre Schuhe abstellen konnte und sie am nächsten Tag wieder fand. Drinnen war ein Tisch, nicht groß, aber ihrer. Und auf diesem Tisch stand ein Teller mit selbst gebackenen Keksen. Vanillekipferl, nicht perfekt, aber duftend und aus ihrer Hand gemacht. Es gab eine Tasse Tee, die sie mit beiden Händen hielt, weil Wärme so selbstverständlich war, dass sie sie kaum bemerkte.
Es gab ein Radio. Ein paar Lichterketten. Und das Gefühl, dass die Welt in diesen Tagen, wenigstens für ein paar Stunden, sanfter wurde.
Heute ist Weihnachten nur mehr ein Geräusch von drinnen, das durch und durch geht und der Vergangenheit angehört. Ein Geräusch, das durch manche Fenster und Türen nach außen dringt und ihr sagt: „Du gehörst nicht mehr dazu.“
Sie hört das Lachen aus einem Lokal in der Landstraße, als sie langsam an dem Lokal vorübergeht. Sie hört Gläser, die aneinanderstoßen und sie sieht drinnen Menschen, die rote Wangen haben und warme Jacken über Stuhllehnen gehängt haben. Sie sieht, wie jemand ein Geschenk auf den Tisch legt, wie jemand anderes es aufmacht, und wie die Gesichter kurz so aussehen, als wäre das Leben so einfach und so gut.
Sabine* bleibt einen Moment stehen. Sie schaut nicht, weil sie neidisch ist, Neid wäre ihr zu klein, es ist eher eine Art „Heimweh“ nach der alten Zeit. Nicht nach einer bestimmten Person, nicht nach einer bestimmten Wohnung, sondern nach dem Gefühl, dass sie irgendwo hingehört oder zumindest dazugehört.
Und dann kommt, wie so oft, die Scham und die Angst, dass das Leben für sie nichts Gutes mehr bereit hat.
Sie kennt diese Scham inzwischen wie eine zweite Haut. Sie kommt immer dann, wenn sie an einem Spiegel vorbeigeht und ihr eigenes Gesicht sieht, müde und angespannt, mit dunklen Schatten unter den Augen. Sie kommt, wenn sie im Vorübergehen ihren Geruch wahrnimmt, diesen Mix aus kalter Luft, altem Stoff, dem Versuch, sauber zu bleiben, ohne die Möglichkeit, wirklich sauber zu sein. Sie kommt, wenn sie Menschen sieht, die an Weihnachten geschniegelt und geschniegelt sind und sie selbst ist nur noch auf dem Level - „durchhalten, egal was kommt“.
Sabine* war nie „die Obdachlose“. Nie hätte sie gedacht, dass das einmal ihr Etikett sein könnte. Es begann nicht mit Faulheit. Nicht mit „selbst schuld“. Nicht mit irgendeiner dramatischen Entscheidung, wie manche es sich so gerne erzählen, damit sie nachts besser schlafen können. Es begann mit einem Bruch, wie er leise beginnt. Ein Job, der wegfiel, eine Beziehung, die nicht mehr hielt. Ein paar Monate, in denen Rechnungen sich stapelten. Ein Brief, den man nicht öffnet, weil man Angst vor dem Inhalt hat. Ein zweiter Brief, ein dritter. Ein Anruf, den man nicht abhebt. Ein Stolz, der sagt: „Ich schaffe das alleine.“ Und irgendwann ist dieser Stolz keine Stärke mehr, sondern ein Stein, den man nicht mehr wegrollen kann. Den Kopf in den Sand zu stecken ist keine gute Idee, noch nie gewesen.
Dann kam die Delogierung, ein einziges Datum, ein einziger Morgen, an dem Fremde in deiner Wohnung stehen und deine Dinge beurteilen, als wären es Gegenstände ohne Geschichte und ginge es nicht um mich sondern um einen Menschen, der gar nicht anwesend ist. Sabine* erinnert sich an diesen Moment, als wäre er in ihr eingebrannt. Das Geräusch der Schlüssel, die ihr aus der Hand genommen wurden, der Blick auf die Tür, die sich für immer schließt. Die Gegend draußen, die plötzlich zu groß wurde und dann dieses Gefühl, dass ihr Körper noch nicht begriffen hatte, was gerade passiert war, während ihr Kopf schon längst im endlosen freien Fall war. Seitdem ist sie draußen, auf der Straße, seitdem hat sich ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt.
Und draußen, als Obdachlose ist alles anstrengend, nicht nur das Offensichtliche wie Kälte, Hunger, Müdigkeit. Es sind die tausend kleinen Dinge, die Menschen mit einem Zuhause nie als Luxus benennen würden, weil sie für sie normal sind. Ein Zuhause bedeutet, Du kannst dich hinsetzen, ohne darüber nachzudenken, ob dich jemand vertreibt, du kannst schlafen, ohne ein Ohr offen zu halten. Du kannst deine Augen schließen, ohne Angst vor Schritten hinter dir zu haben. Du kannst deine Tasche abstellen, ohne sofort zu spüren, wie dein Herz schneller schlägt. Du kannst weinen, ohne dass jemand zuschaut. Du kannst krank sein, ohne dass du gleichzeitig überlegen musst, wie du dich warm hältst und wieder gesund wirst.
Sabine* kommt mit dem Leben auf der Straße gar nicht klar. Nicht, weil sie „zu schwach“ wäre. Sondern weil die Straße einen Menschen Stück für Stück auffrisst, wenn er keinen sicheren Ort hat, an dem er wieder zusammenwachsen kann. Wenn der Geist und die Seele mit dem körperlichen Abbau nicht mehr Schritt halten kann.
Manchmal ist es nicht einmal die Kälte, die sie am meisten zermürbt. Es ist die Unruhe, diese permanente Alarmbereitschaft, die nie endet. Diese Nächte, in denen sie nicht wirklich schläft, sondern nur wegkippt, kurz, immer wieder, wie ein Körper, der erschöpft ist, aber nie sicher. Heute Abend ist es besonders schlimm, weil überall Weihnachtsmusik läuft.
Es ist eine dieser Melodien, die sie früher mitgesungen hat, halb lachend, halb genervt, wenn sie im Supermarkt schon im November aus den Lautsprechern kam. Damals war es ein Witz. Heute ist es wie Salz auf einer offenen Wunde, die sich nicht mehr schließen will. Sie geht schneller, als wollte Sabine* der Musik davonlaufen.
In einer Seitenstraße findet sie ihren Platz für die kommende Nacht. Nicht schön, nicht sicher, aber „möglich“. Ein kleiner geschützter Bereich zwischen zwei Mauern, nicht direkt einsehbar. Sie hat ein altes Stück Karton, das sie auf den Boden legt. Darüber eine dreckige, steife Decke, die nach draußen stark stinkt. Sie hat gelernt, wie man sich einrichtet, ohne es „einrichten“ nennen zu wollen. Sie hat gelernt, wie man so schläft, dass man schnell aufstehen kann. Sie hat gelernt, dass ein Schlafplatz nicht „Ruhe“ bedeutet, sondern „weniger Gefahr“.
Sie setzt sich, zieht die Knie an den Körper, schlingt die Arme darum. Ihre Hände sind rissig und an den Fingerkuppen hat sie kleine offene Wunden, die nie richtig heilen, weil Kälte, Schmutz und ständiges Waschen mit kaltem Wasser keine Zeit lassen und keine Möglichkeit bieten, um wirklich gesund zu werden.
Sie holt aus der Tasche ein kleines zerwuzzeltes Packerl Taschentücher. Auf dem Päckchen sind Schneeflocken aufgedruckt. Jemand hat es ihr gegeben, „Frohe Weihnachten“ gesagt und dabei schnell weggesehen, als wäre der Satz eine reine Pflichtübung. Sabine* hat gelächelt, weil man eben lächelt, wenn jemand einem etwas gibt. Aber in ihr drin hat etwas geschrien: „Sag das nicht. Sag das nicht zu mir.“
Sie drückt das Päckchen an sich, als wäre es etwas ganz Besonderes und etwas ganz Wertvolles. Und dann passiert das, was ihr manchmal passiert, wenn sie völlig erschöpft ist, die Gedanken kippen weg und sie sinkt in einen völlig apathischen Zustand. Und da, in diesem apathischen „Halbschlaf“, kommt der Traum.
Sie ist wieder in einer Wohnung. Nicht groß, nicht luxuriös, aber warm. Es ist nicht ihre alte Wohnung, es ist nur die Idee von einem Zuhause. Ein Raum mit einem Fenster, hinter dem es leise schneit. Ein Tisch, zwei Teller, eine Kerze, die brennt, und ihr Licht flackert sanft an den Wänden. In der Küche steht ein Topf, aus dem etwas duftet, eine einfache Kartoffelsuppe, ehrlich und selbstgemacht. Sie hört das Klappern von Besteck und hat den Duft der Kartoffelsuppe in der Nase und freut sich darauf.
Und dann sieht sie sich selbst. Nicht geschniegelt, aber sauber. Mit gekämmten Haaren, in einem Norweger-Pullover, der ihr gut passt. Mit Händen, die nicht so rissig sind, weil sie am Abend eingecremt werden konnten. Sie sieht, wie sie ein kleines Geschenkpapier glattstreicht. Wie sie eine Schleife bindet, wie sie lacht, weil sie die Schleife schief macht und jemand versucht, die schiefe Schleife gerade zu richten.
Im Traum ist Weihnachten nicht groß. Es ist klein, aber es ist menschlich. Es ist dieses Gefühl von: „Ich bin nicht allein.“
Und dann, wie immer, kommt immer jener Moment, in dem der Traum abrupt bricht.
Ein Geräusch draußen. Ein dumpfer Schritt. Ein Auto, das vorbeifährt. Ein Windstoß, der durch und durch zieht, fast schon weh tut. Sabine* zuckt zusammen, schlägt die Augen auf, und das warme Bild zerreißt, als hätte jemand ganz schnell eine Decke weggezogen.
Da ist wieder die Kälte, da ist wieder die Straße. Da ist wieder die Realität, da ist wieder die Obdachlosigkeit, aus der niemand mehr alleine herauskommt.
Sie schluckt, ihre Kehle tut weh, vom kalten Atem, vom zu wenig Trinken, vom zu viel Schweigen. Und plötzlich laufen ihr Tränen übers Gesicht, ohne dass sie es geplant hat. Sie weint leise, weil lautes Weinen auf der Straße gefährlich ist. Weil lautes Weinen Menschen anzieht und dazu verführt zu sagen: „Bist ja eh selber Schuld“. Und weil man draußen immer lernen muss: Gefühle sind Luxus, Gefühle machen dich sichtbar und Tränen machen dich angreifbar.
Sie wischt die Tränen weg, schämt sich dafür und schämt sich gleichzeitig dafür, dass sie sich schämt. Ein Kreislauf aus tiefem Schmerz und ganz vielen Vorwürfen gegen sich selbst, der so viele Menschen auf der Straße begleitet.
„Ich möchte einfach nur…“ flüstert sie, und sie weiß nicht einmal, wie der Satz enden soll.
… schlafen, ohne Angst.
… heiß duschen.
… mich nicht mehr so dreckig fühlen.
… wieder wie ein Mensch aussehen.
… wieder wie ein Mensch behandelt zu werden.
… Weihnachten feiern, wie früher.
Sabine* denkt an ihre Mutter. Die Mutter, die früher die Kerzen am Adventkranz angezündet hat. Die Mutter, die irgendwann schwer krank wurde, dann starb, und mit ihr ging dieses kleine Netz, das Sabine* nie groß genug geschätzt hatte. Sie denkt an Freunde, die sich langsam zurückzogen, als Sabine* nicht mehr „funktionierte“. Sie denkt an diesen Moment, als sie einmal auf einer Couch schlafen durfte und am nächsten Morgen zu lange im Bad stand, weil sie im Spiegel ihr eigenes Gesicht nicht erkannte, und die frühere „Freundin“ später sagte: „Es ist nur für ein paar Tage, ja?“
Sabine* weiß, dass niemand böse sein muss, um wegzusehen. Manchmal reicht Überforderung, manchmal reicht Angst, manchmal reicht aber auch die eigene kleine Welt, die man schützen will.
Aber für Sabine* fühlt es sich grade an wie ein endloser Fall. Immer wieder fallen und niemand hält lange genug die rettende Hand hin.
In dieser Nacht kommt eine Frau vorbei, die Sabine* schon ein paar Mal in den letzten Tagen gesehen hat. Eine Ehrenamtliche, die manchmal abends auf der Straße unterwegs ist, nicht laut, nicht aufdringlich. Sie hat eine Thermoskanne in der Hand und einen kleinen Beutel. „Hallo“, sagt sie leise, mit diesem Ton, der nicht fragt: „Was hast du falsch gemacht?“, sondern: „Bist du noch da?“ Sabine* nickt nur. Sie ist vorsichtig, nicht, weil sie der Frau nicht glaubt sondern weil dir die Straße Misstrauen in die Knochen treibt.
Die Frau setzt sich nicht zu nah, sie bleibt in respektvollem Abstand, damit Sabine* nicht das Gefühl hat, bedrängt zu werden. Sie hält ihr einen Becher hin. „Tee. Er ist heiß, pass auf dass du dich nicht verbrennst.“ Sabine* nimmt den Becher. Ihre Finger zittern ein wenig, nicht nur vor Kälte, auch vor dem plötzlichen Gefühl, dass jemand sie wahrnimmt, sie versucht den Tee durch ihr Zittern nicht zu verschütten. „Danke“, sagt Sabine* heiser.
Die Frau reicht ihr den Beutel. „Ein paar Sachen, Socken, eine kleine Tube Creme und…“ Sie zögert kurz, als hätte sie Angst, dass es kitschig ist, „Ein Lebkuchen, falls du magst.“
Sabine* starrt auf den Lebkuchen, als wäre er etwas Unmögliches, etwas aus einer anderen Welt. Ein Lebkuchen ist nicht viel, ein Lebkuchen rettet niemanden vor Obdachlosigkeit. Aber in ihrem Inneren passiert etwas Seltsames: Für einen Moment ist da wieder dieses Bild von früher. Küche – Zimt – Wärme – ein bisschen Weihnachten.
Sie beißt vorsichtig ab, der Lebkuchen ist weich, süß. Und mit diesem kleinen Geschmack kommt eine Erinnerung, so klar, dass es weh tut. „Weihnachten…“ sagt Sabine*, und der Satz bleibt hängen.
Die Frau nickt, als würde sie verstehen, ohne dass Sabine* erklären muss. „Es ist eine schwierige Zeit“, sagt sie. „Gerade, wenn man… auf der Straße leben muss.“
Sabine* schluckt. Sie will nicht jammern, sie will nicht als „die Arme“ dastehen. Sie will nicht, dass jemand sie bemitleidet aber sie ist müde davon, stark sein zu müssen.
„Ich komm nicht klar“, sagt sie plötzlich, und ihre Stimme bricht. „Ich versuch’s, aber ich komm‘ nicht klar. Alle tun so, als wäre das… als könnte man sich daran gewöhnen. Aber ich kann das nicht. Ich kann das einfach nicht.“
Die Frau sagt nicht: „Du musst nur…“, sie sagt nicht: „Reiß dich zusammen“, sie sagt nicht: „Andere schaffen es auch.“ Sie sitzt einfach da und lässt Sabine* reden, als wäre das das Normalste der Welt.
Und Sabine* spricht, nicht viel, aber genug, dass die Stimmung zwischen ihnen sich verändert. Sie erzählt von den Nächten, in denen sie sich die Ohren zuhält, weil sie die Geräusche nicht mehr erträgt. Von den Tagen, an denen sie durch die Stadt geht und so tut, als wäre sie unterwegs irgendwohin, damit niemand merkt, dass sie nirgendwo hingehört. Von den Menschen, die Münzen hinwerfen, ohne sie anzusehen. Von den anderen, die gar nichts sagen, aber schneller gehen und den Kopf schütteln.
„Ich wünsch mir so sehr…“ Sabine* atmet schwer. „Ich wünsch mir so sehr, einmal wieder einfach normal zu sein. Einfach… drinnen, in einem Zimmer, in einer kleinen Wohnung.“
Die Frau schaut sie an. Nicht mitleidig, nicht neugierig. Einfach menschlich. „Ich kann dir heute nicht alles nehmen“, sagt sie leise. „Aber ich kann dir sagen: Du bist nicht allein, und ich kann dir sagen, es gibt Wege, sie sind mühsam, sie sind voller Papierkram, Wartezeiten, Rückschläge, aber es gibt Wege.“
Sabine* lacht kurz, bitter. „Papierkram“, wiederholt sie. „Ich hab nicht einmal… ich hab nicht einmal einen Ort, wo ich einen Zettel hinlegen kann, ohne dass er nass wird, meinen Rucksack mit meinen Dokumenten konnte ich auch nicht wirklich schützen, er wurde mir im Schlaf gestohlen.“ Die Frau nickt. „Genau deshalb braucht es Unterstützung, nicht nur einmal, nicht nur eine Münze, sondern eine Begleitung, die auch diesen Namen verdient.“
Begleitung. Das Wort bleibt bei Sabine* hängen wie eine Kerze, die man schützt, damit sie nicht ausgeht.
Die Frau bleibt noch ein paar Minuten. Sie fragt Sabine*, ob sie irgendwo hingehen kann, ob es einen Schlafplatz gibt, ob sie jemanden hat. Sabine* schüttelt den Kopf. Und doch ist dieses Gespräch etwas, das Sabine* wärmt, nicht wie ein Heizkörper, sondern wie eine Hand, die man nach langer, langer Zeit endlich wieder einmal spürt.
Als die Frau geht, lässt sie Sabine* nicht mit einem flüchtigen „Frohe Weihnachten“ zurück. Sie sagt: „Ich hoffe, dass du heute Nacht nicht frierst und ich komme wieder, wenn du morgen noch da bist.“ Sabine* nickt und als die Schritte der Frau verschwinden, merkt Sabine*, dass sie zum ersten Mal seit Tagen nicht nur Kälte spürt, sondern Menschlichkeit und Würde.
Später, als sie versucht zu schlafen, drängt sich wieder der Traum von früher nach vorne. Aber diesmal ist es nicht nur Schmerz. Diesmal ist es auch Sehnsucht und Sehnsucht ist gefährlich, weil sie Hoffnungen weckt. Und Hoffnung kann einen Menschen zerbrechen, wenn sie wieder enttäuscht wird, deshalb haben viele Obdachlose auf der Straße gelernt, ihre Sehnsucht klein zu halten, leise, ganz hinten im Inneren, damit sie nicht zu sehr brennt.
Aber Sabine* kann ihre Sehnsucht nicht abschalten. Sie war nie jemand, der Gefühle gut verstecken konnte. Vielleicht ist genau das ihr größter Kampf, dass sie sich noch erinnert, wie es einmal war, und dass sie sich deshalb nicht mit ihrer aktuellen Situation „arrangieren“ kann. Und doch, vielleicht ist genau das auch ihre Kraft. Denn wer sich erinnert, weiß, dass es anders sein kann, dass es ein anderes Leben gibt, als dieses hier.
Sabine* schaut in den Himmel, zwischen den Häusern sind ein paar Sterne zu sehen, nicht viele, die Beleuchtung in der Fußgängerzone schluckt die meisten Sterne, die heute am Himmel stehen. Aber da ist einer, der heller wirkt als die anderen. Sabine* weiß nicht, ob es ein Stern ist oder ein Flugzeug oder einfach eine simple Täuschung. Doch sie entscheidet sich, für einen Moment zu glauben, dass es ein Stern ist, ihr Stern, der vielleicht noch Hoffnung im Gepäck hat. Sie flüstert leise, fast kindlich: „Wenn ich mir was wünschen dürfte…“ und dann sagt sie nicht „Geld“, sie sagt nicht „Luxus“, sie sagt nur „Wärme“.
Sie sagt: „Ein Schlüssel, eine Tür, ein Bett, eine Dusche, ein Ort, an dem ich mich nicht verstecken muss, wo ich ankommen kann und darf.“ Sie sagt: „Jemand, der bleibt.“
Und während sie so liegt, eingewickelt in Stoff und Kälte, denkt sie an all die Menschen, die heute drinnen sitzen und Weihnachten feiern. Viele von ihnen wissen nicht, wie nah das Leben manchmal an der Kippe steht. Wie schnell man rutschen kann, wie wenig es manchmal braucht, damit das soziale Netz reißt und du im freien Fall bist.
Sabine* wünscht sich nicht, dass jemand Schuldgefühle bekommt, sie wünscht sich nicht, dass Menschen Angst haben, sie wünscht sich etwas viel Einfacheres:
Dass man hinschaut.
Dass man nicht urteilt.
Dass man versteht, dass Obdachlosigkeit nicht „ein Typ Mensch“ ist, sondern ein Zustand. Ein Zustand, in den man geraten kann, wenn die falschen Dinge zur falschen Zeit passieren und niemand da ist, der dir die Hand hält und dich auffängt.
Und dass Hilfe nicht nur aus einem Becher Tee besteht, so wichtig dieser Becher auch ist, sondern aus Strukturen, aus Möglichkeiten, aus Begleitung, aus Würde.
Sabine* schläft irgendwann doch ein, kurz vor dem Morgen. Der Schlaf ist dünn, brüchig, aber in einem dieser kurzen Momente träumt sie wieder. Diesmal ist es nicht die perfekte Wohnung. Es ist ein kleines Zimmer, ein Bett, ein Fenster, eine Decke. Und auf dem Tisch steht eine Kerze, nicht, weil dort Weihnachten eine Kerze brennen muss, sondern weil die Kerze auch die Seele wärmt. Und sie sieht sich selbst, wie sie die Kerze mit einem Lächeln anzündet.
Nicht als Symbol für ein Fest, das ihr weh tut, sondern als Symbol für etwas anderes: Dass sie noch da ist, dass sie noch fühlt, dass sie noch träumt. Und vielleicht - nur vielleicht - dass es Menschen gibt, die diese Flamme nicht ausgehen lassen.
Denn niemand sollte Weihnachten auf eiskaltem Beton in der Kälte verbringen müssen. Niemand sollte Sehnsucht nach Wärme als Schmerz kennen. Und niemand sollte sich dafür schämen müssen, dass er sich nach einem ganz normalen Leben sehnt.
Wenn wir in diesen Tagen „Frohe Weihnachten“ sagen, dann lasst uns doch auch daran denken, was es bedeutet: Frieden – Wärme - Menschlichkeit. Ein Platz, an dem man sicher ist.
Und vielleicht beginnt genau dort Hilfe, nicht in einer großen Geste, sondern im echten Hinsehen. In Respekt, in Würde, in einem „Ich sehe dich“, und im Mut, nicht nach dem ersten Versuch, der eventuell scheitert, aufzuhören.
Vielleicht aber ist die Wahrheit über Obdachlosigkeit und über die Schicksale Betroffener wichtiger, als alles andere. Ganz viel Unwissenheit wird verbreitet über die Umstände, die Möglichkeiten und die Schicksale, und noch viel mehr Halbwahrheiten werden manchen Obdachlosen angedichtet, um sie zu beschämen und sie weiterhin an den Rand unserer Gesellschaft zu drängen. Das liebe Leute, ist unmenschlich, asozial und niederträchtig. BITTE, gehen wir mit unseren Mitmenschen auf der Straße wertschätzender und respektvoller um, denn in Wahrheit könntest du schon bald neben einem Obdachlosen aufwachen.
Unser Verteil-Donnerstag diese Woche...
...ist geprägt von der weihnachtlichen Vorfreude, von der Freude über so manches einzige Geschenk, von Wertschätzung und Respekt.
Aber beginnen wir von vorne.
Der Vormittag dieses Donnerstags ist wie immer von ganz vielen Vorbereitungen durchflutet, nachzuschauen ob alle Lebensmittel genießbar sind und wieviel wir von welchen Lebensmitteln mit nach Linz nehmen. Wir haben die Hälfte des Monats vorbei und ich rechne wieder mit weit über hundert Besuchern bei unserem Verteil-Donnerstag.
Wir haben seit ein paar Monaten so ein tolles Team, dass ich es gar nicht in Worte kleiden kann, wie glücklich ich bin. Wir schaffen so viel Lagerarbeit an einem Vormittag, wo wir früher 3-4 Tage brauchten, schaffen Übersicht die ich nicht hatte und über die mich unsere Hilde immer aufklären musste, sie ist und bleibt ein Profi in Sachen Lagerlogistik. An diesem Vormittag läuft alles wie gewohnt, wie jede Woche, alles geht locker von der Hand, und ich merke wie mir mein Team im Galopp davonläuft punkto Puste und Ausdauer.
Zum Mittagstisch gab es diesmal vom Grill-Weltmeister Franz Kupetzius gespendete Ripperl, die vorzüglich schmeckten und wo das zarte Fleisch von alleine von den Knochen fiel. Danke lieber Franz an dieser Stelle.
Unsere Verena hat den Bus gereinigt und anschließend mit Harald den Bus beladen, jede Woche eine echte Aufgabe.
Heute werden wir die 5b Klasse aus dem Stiftgymnasiums Wilhering zu Gast beim Verteil-Donnerstag haben. Sie haben in einem Schulprojekt aus Treibgut der Donau Schlüsselanhänger und andere Utensilien gebastelt und diese am Elternsprechtag verkauft, so kamen großartige € 2500,- als Spende für uns zusammen. Vergelt’s Gott und habt großen Dank!
Um 14 Uhr brechen wir auf nach Linz, Andrea fährt mit mir im Bus, alle anderen fahren selbst mit dem PKW. Bei der Ankunft wartet schon die 5b Klasse, für die Spendenübergabe, ich begrüße sie herzlich und frage die Schüler:innen, ob noch offene Fragen nach meinem Vortrag vor wenigen Monaten, blieben? Keine Fragen aber einige Statements werden mir entgegengebracht, dass man als Reaktion auf meinen Vortrag die obdachlosen Menschen nun anders sieht, ihnen anders begegnet als früher. Die Schüler:innen wollen jene Botschaft in die Welt tragen, dass das unsere Mitmenschen sind und dass Armut und Obdachlosigkeit jedem passieren kann, einfach großartig.
Unser Team lädt den Transporter aus, schlichtet alles in die Regale im Büro, ich mache mit der Klasse Übergabefotos und unterhalte mich noch kurz mit ihnen. Diese Klasse, besser gesagt diese Schule, bringt so viel Reife und Würde mit für unsere Schützlinge, was mir große Freude bereitet, sie werden vom Elternhaus und der Schule ganz besonders aufs Leben vorbereitet, einfach vorbildlich.
Die Klasse verabschiedete sich nach einigen gemeinsamen Fotos bei der Spendenübergabe, ich hole die großen Gasflaschen mit den Heizelementen drauf, ich stelle sie zur Warteschlange damit sich alle wärmen können. Zwischendurch sage ich allen, dass wir nächste Woche nicht am Donnerstag sondern schon am Dienstag unseren Verteiler machen, weil am 1. Weihnachtstag die Menschen zur Familie gehören. Es gibt am kommenden Dienstag nicht nur Weihnachtsgeschenke, sondern auch heißes, frisches Gulasch mit Semmeln von unserer Daniela, und es wird ganz viele Emotionen und Herzenswärme geben, ich freue mich darauf.
Diese Woche aber gibt es auch schon Weihnachtsgeschenke von unseren Spender:innen, Gerhard hat sein Auto damit prall angefüllt und gibt die Geschenke direkt an unsere Schützlinge aus.
Später, um 15.45 Uhr kommen noch ein paar Schüler:innen, die uns heute unterstützen möchten und beim Verteil-Donnerstag Lebensmittel u.a. an die Menschen ausgeben. Ich starte den Laptop, verbinde mich in die virtuelle Datenbank, dann geht’s los mit der Ausgabe. Unser Tony ist wieder der Erste, er braucht 2 Gas-Kartuschen für seinen Gas-Kocher, er wurde nun mit seinem DüK von der Wiener Straße nach Kleinmünchen umgesiedelt. Ich wünsche Tony von ganzem Herzen, dass er auch hier ankommen kann und dass er seine Art und sein großes Herz behält, er ist so liebenswürdig, so ehrlich und so gerade, ich habe selten so einen aufrichtigen Menschen kennengelernt.
Die Warteschlange ist in den letzten 30 Minuten derart angeschwollen, dass ich meine Befürchtung heute wahr werden sehe. Es sind weit über 80 Menschen schon da, die Warteschlange wir immer noch länger, die Disziplin ist groß, aber ich merke schon, dass die Stimmung sehr emotionale ist und dass manchem die Tränen ins Gesicht geschrieben sind. Im Vorfeld holten sich viele einen Becher heißen Tee und Kekse, und alle sind vom Tee hin- und hergerissen.
Da kommt eine Frau, sie heißt Brigitte, sie hat 2 Kuverts dabei, ganz viele Kekspackungen und noch mehr Süßigkeiten. Eines der beiden Kuverts öffnet sie selbst und legt mir ein Bild von der Mutter Maria vor und wünscht mir gesegnete Weihnachten. Im 2. Kuvert ist eine Geldspende über € 50,-. Vielen, herzlichen Dank für diese tolle Spende.
Die Schüler:innen atmen den Geist des Verteil-Donnerstags ein, schauen und unterhalten sich schüchtern mit unseren Schützlingen, wobei die Frau Professor alle Schüler:innen im Blick hat. Sie macht für mich Fotos von der Übergabe der Weihnachtsgeschenke, die ich brauche für mein Posting. Ich gehe öfters eine kleine Runde, wenn wieder zu viele vorm Büro stehen, um mich nach dem Befinden meines Teams zu erkundigen, ob eh alles gut ist und niemand überfordert ist, das ist mir besonders wichtig, weil wir deshalb schon 2 Mitglieder verloren haben, weil sie mit dem gesehenen und gehörtem nicht umgehen konnten.
Im Büro sagen mir Rene und Birgit dass große Mengen an Lebensmitteln an unsere Schützlinge hinausgehen, und derweilen füllt sich die Warteschlange immer wieder aufs Neue. Zwischendurch schaue ich in der Datenbank nach, wie viele Besucher wir schon hatten bis jetzt, um 17.05 Uhr, 112 Besucher, Wahnsinn. Unser Verteil-Donnerstag geht aber fast noch 1 Stunde. Im Büro geht der eine oder andere Artikel schon aus, die Auswahl ist aber auch heute groß genug, damit niemand hungern muss.
Elisabeth steht in er Warteschlange, sie hatte 3 Tassen mit unserem Logo und meinen Gedichten bestellt, heute bekommt Elisabeth sie übergeben, sie freut sich sehr und bricht in ein Tränen aus, weil wieder ein Freund gestorben ist den sie lieb hatte. Ich kann Elisabeth heute nicht trösten, leider, ich bin innerlich so aufgewühlt und nicht wirklich anwesend, ich merke wie mir die Kräfte und alle Geister aus den Gliedern schwinden. Ich merke wie mich meine psychische Situation an die Wand drängt und mir eigentlich keine Chance lässt. Ich bin ausgelaugt, kraftlos und nicht wirklich Herr meiner Sinne, deshalb muss ich mich verstärkt auf meine Arbeit bei der Anmeldung konzentrieren und kann mich nicht in eine emotionale Schieflage begeben, wo ich vielleicht nicht mehr heraus komme, heute.
Ich versuche die Situation mit Elisabeth mit einem Streicheln über die Wange zu entspannen, aber es gelingt mir nicht. Elisabeth dreht sich um und stellt sich hinten in der Warteschlange an. Die Warteschlange, die wir schon halbwegs abgearbeitet hatten, hat sich wieder gefüllt, und wirklich alle freuen sich über die Weihnachtsgeschenke, die sie heute und am Dienstag bekommen.
Auf einmal ist Unruhe in der Warteschlange, Eva, eine 20 jährige junge Frau, die mit einer unbehandelten Psychose auf der Straße lebt, echauffiert sich an Franziska, weil ihre Emma sich so freut und das in heftigem Bellen kundtut. Eva wird diese Situation zu anstrengend und geht rhetorisch voll auf Franziska los, die die Situation erkennt und sich einige Meter von der Warteschlange entfernt und so kann sich auch Emma entspannen. Im Nu ist die Situation wieder beruhigt, nur, Eva mit ihrer psychischen Krankheit, gehört eigentlich sofort in ärztliche Behandlung. Sie kann verschiedene Situationen einfach nicht mehr richtig einschätzen und sieht sich von allem und jedem bedroht.
Der Nächste in der Warteschlange zur Anmeldung ist Markus, dem ich auch sagen muss, dass er sich nicht an meinem Team auslassen kann und nicht immer sagen kann: „Das mag ich nicht und das mag ich auch nicht usw.“ Ich mache Markus respektvoll klar, dass wir kein Diskonter sind und wir nicht schauen können, dass jede/r Rindsgulasch aus der Dose bekommt, wir auch nicht die Zeit haben, um nach seiner Wunschdose zu suchen, das geht nicht. Markus ist sofort einsichtig und entschuldigt sich für sein Verhalten.
Heute haben sich wieder viele neue Besucher angemeldet, Wahnsinn, welchen Zulauf wir seit Monaten haben, ich mache mir wahrlich Sorgen, wie wir das künftig noch bewerkstelligen können, finanziell. Aber der Herr wird dafür sorgen, dass wir immer genug Spenden haben werden, die wir an unsere Schützlinge ausgeben können. Aber noch gehe ich davon aus, dass das Glas halbvoll und nicht halbleer ist, dass alles gut wird und nichts passieren wird, was uns an den Rand der verurteilten Untätigkeit pressen wird.
Manche unserer Schützlinge tragen ihr Weihnachtsgeschenke fest an der Brust, damit sie es nicht mehr loslassen müssen, dass es ihnen niemand streitig macht. Für viele unserer Besucher ist das Geschenk von uns ihr ein zigstes Geschenk zu Weihnachten. Und jedes Jahr wieder genießen sie alle diese Ausgabe sehr, und kommenden Dienstag werden wir zwar ganz viel Arbeit haben, aber es gibt ein tolles Gulasch. Ich bin gespannt wie viele externe, vereinsfremde Menschen uns helfen, das ganze Pensum zu schaffen. Ich selbst habe den Überblick verloren, weil sich so viele Menschen gemeldet haben, die uns grade an dem Tag vor Heiligen Abend helfen möchten. Ich bin ja glücklich über jede helfende Hand, aber zu viele Helfer bringen ebenfalls nichts, da wir uns gegenseitig auf die Zehen steigen, aber wir werden sehen.
Langsam geht der heutige Verteil-Donnerstag zu Ende, Elias von der 5a des Stiftgymnasiums Wilhering, der mir heute sehr geholfen hat, die Anträge auszufüllen und er hat auch allen 2 Zigaretten gegeben, muss sich langsam verabschieden, da sein Vater schon wartet. Ein großartiger Teenager, der sein Herz am rechten Platz hat. Danke für deine große Hilfe, lieber Elias.
Es ist mittlerweile 18.15 Uhr und wir haben heute 163 Besucher gehabt, die sich wieder Lebensmittel für die nächsten Tage geholt haben, die Großteils nicht mehr wüssten woher sie noch leistbare Lebensmittel bekommen würden. Wie arm ist unser Sozialsystem und unser Staat wirklich? Wo sich die Politiker die Taschen vollstopfen und wo sich diese Typen weder ums Volk kümmern noch um ihre Verantwortungen, sie haben in meinen Augen jede Legitimität verloren, die Politik wird vom Volk gewählt und hat für das Volk zu arbeiten, und nicht umgekehrt. Wie menschlich inkompetent kann man eigentlich noch werden, liebe Polit-Ranzen? Im System jedes Jahr zu kürzen und sich selbst aber die Taschen vollstopfen, das beginnt bei Stelzer und Haimbuchner in O.Ö. und hört in der Bundesregierung auf. Schämt Euch!
Wir räumen alles zusammen und laden alles in den Bus, brechen auf nach Ansfelden, wo schon Tom wartet, um uns beim ausladen und einlagern zu helfen. Es war ein toller Tag, der mich sehr erdet und mir zeigt, worauf es ankommt im Leben. Danke, lieber Herr da droben, dass ich all diese Erkenntnisse machen darf und den armen und obdachlosen Menschen in deinem und im Auftrag unserer Spender:innen helfen zu dürfen. Vergelt’s Gott!
So endet wieder ein Verteil-Donnerstag mit ganz vielen Eindrücken, mit viele Aussagen und Statements und mit vielen tollen Gesten und mit noch viel mehr Anerkennung, die dem ganzen Team gebührt.
So schließe ich heute mein Posting, bei dem ich jetzt fast 8 Stunden gesessen bin und 3-Mal neu begonnen habe, viele Absätze 3…4…5-Mal umformuliert habe und in das ich auch heute wieder mein ganzes Herz legte.
Ich wünsche Euch eine gesegnete Weihnacht, stille, erholsame Feiertage und ich verneige mich zutiefst über Eure Spenden und Eure moralische Stützen. DANKE und VERGELT’S GOTT!
Seid behütet und gesegnet! Frohe Weihnachten!
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