Werte, und was aus ihnen wurde!
Werte, und was aus ihnen wurde!
Verteil-Donnerstag vom 28.3.2024:
Früher, ja, früher war alles besser! Mit diesem Spruch gingen mir früher, in den 1970er Jahren, als heranwachsender Jugendlicher, viele ältere Menschen tierisch auf die Nerven. Es kam immer mit einem erhobenen Zeigefinger beim Gegenüber an, als wollte man damals sagen, ich weiß es besser, weil ich „früher“ selbst erlebt habe: „Früher waren Freundschaften ehrlicher, früher waren Menschen ehrlicher, früher war alles besser, billiger, stabiler und standhafter, früher war die Qualität der Lebensmittel hochwertiger usw..“
Heute, als 60-jähriger weiß ich, wovon damals die Rede war, was gemeint war. Jeder Mensch interpretiert Aussagen anders, deutet gesagtes anders als es gemeint war. Aber vieles, was damals so gesagt und behauptet wurde von „früher“, kann auch ich heute bestätigen. Es begann in der Volksschule 1968, da wurde ich in die 1. Klasse eingeschult, mit viel Bauchweh, das ich heute noch in Erinnerung habe und heute noch deutlich spüre. Weil ich bei Pflegeeltern aufgewachsen bin, wussten die anderen Kinder immer sehr gut, wie sie mich hänseln können, und liebe Leser, bitte glaubt mir, Kinder können grausam sein, grausam und böse. Und damals hörten die Klassenlehrer: innen genau, was die Kinder so alles sagten, schimpften, plärrten und wenn sie im Kollektiv gemeinsam auf einen losgingen, und diesen mundtot machten. Diese Lehrer:innen damals ließen alles geschehen, bei manchen Kindern, da ging man nicht dazwischen oder ermahnte ein Kind, etwas nicht mehr zu sagen oder zu tun. Glaubt mir liebe Leute, da wurde sprichwörtlich oft auf dem Heimweg von der Schule mit Gatsch aus der nassen Wiese auf mich geworfen, ohne dass ich es verstanden habe. Ich nahm es so hin und irgendwann sagte meine Lehrerin zu mir, Zitat: „Du bist halt ein Kellerkind, und wirst es hier auch bleiben“. Damals wusste ich nichts anzufangen mit dem Wort „Kellerkind“, und niemand erklärte mir die Bedeutung. Ich spürte, es muss wohl eine schlimme Bedeutung haben, konnte es aber nicht einmal im Ansatz deuten. Die Zeit verging und irgendwann konnte ich dieses Wort deuten, und diese Lehrerin, die ich eigentlich mochte, war ab diesem Zeitpunkt gänzlich unten durch, und das ließ ich sie auch spüren, indem ich sie z.B. nicht mehr grüßte.
Was hat das mit obigen „Werten“ zu tun? Heute, 2024, wäre es, zumindest hoffe ich, dass es so ist, undenkbar, dass Lehrerinnen so ein Verhalten von Schülern ohne Ermahnung oder Zurechtweisung zulassen würden. Heute würden, so hoffe ich, Elternverbände gegen solche Lehrerinnen vorgehen. Insofern ist es ein gutes Beispiel dafür, dass früher nicht alles so rosig und gut war. Die Bosheiten der anderen Kinder, damals teilweise mit Unterstützung der Lehrerin, taten oft richtig weh, ich kam mir vor wie ein Kind, auf das jede/r uneingeschränkt hinschlagen darf, und sei es „nur“ rhetorisch. Die Narben blieben, bis heute, in meiner Erinnerung.
In meiner 1. Klasse Volksschule lernte ich ein Mädchen kennen, die Kinderlähmung hatte und dementsprechend körperlich eingeschränkt war. Anita, auch sie war oft das Ziel, mancher dieser Kinder, die jeden verdammten Tag ihre Bosheiten ausleben konnten. Sie wurde wegen ihrer Einschränkung oft mehr gehänselt als ich, was mir damals schon mehr tat, als würden sie auf mich eindreschen. Ich mochte dieses Mädchen und konnte nicht verstehen, wie man jemanden mit einer so schweren Einschränkung, z.B. beim Niedersetzen den Sessel wegziehen kann, oder wie man ihr so einen Stoß gibt, dass sie umfällt, wissend dass sie keinen Halt hatte. Hier sind immer wieder Verletzungen entstanden, und keine Lehrkraft hat etwas dagegen unternommen. Obwohl einige Schüler vernünftiger waren und Anita und manchmal auch mir rhetorisch geholfen haben, und sich so die Klasse in zwei Lager teilte, das war für die größere Menge der Schüler, die gegen uns waren, kein Hindernis, so weiterzumachen, wie sie wollten. Später, in der 2. Klasse wurde das besser, weil der neue Schuldirektor davon erfahren hat und rigoros gegen solche Dinge vorging.
Damals war es ein durchgehender Ehrenkodex, körperlich eingeschränkten und alten Menschen behilflich zu sein, wo immer sie Hilfe benötigten, und niemals auch nur ein schlechtes Wort zu ihnen zu sagen, sich, wenn es sein muss, vor sie zu stellen, um sie zu beschützen. Diese gefühlte „Verantwortlichkeit“ einer Situation, wo man Menschen vor Bosheiten schützen möchte, ging zu einem großen Teil verloren. Wenn ich heute, wie erst gestern passiert, eine alte, hilflose Frau sehe, die beim Überqueren des Zebrastreifens in Linz von einem jungen Mann, der Kopfhörer trägt, so angerempelt wird, dass die Frau auf der Straße stürzt und niemand, auch kein wartender Autofahrer, steigt aus und hilft der Frau wieder auf, dann wäre das früher undenkbar gewesen. Früher hätte man zusammengeholfen, die Frau so schnell wie möglich aus dem Gefahrenbereich zu bringen, damit nichts Schlimmeres passiert. Natürlich bin ich hingelaufen und habe, weil die Ampel schon drohte, grün zu werden, die Auto- und Busfahrer durch Wink Zeichen auf die Situation aufmerksam gemacht, und nein, niemand fand es wert, mir zu helfen. Der junge Mann, der diese Situation verursachte, drehte sich um und sah genau, dass die Frau stürzte, ging aber schnellen Schrittes weiter. Wie verroht die heutige Gesellschaft teilweise ist, kann man jeden Tag sehen, jeden Tag passieren solche oder so ähnliche Dinge, und die große Menge schaut weg oder dreht sich um. Das wäre früher so nicht passiert.
Mein Pflege Papa kam aus dem 2. Weltkrieg mit nur einem Bein zurück, weil ihm das zweite Bein abgeschossen wurde, er fühlte sich aber nie als jemanden, der körperlich eingeschränkt war. Er arbeitete bei der AMAG, dem früheren Aluminiumwerk in Ranshofen, in der Verwaltung. Er musste damals den Rasen der Werkswohnungen, mit der Sense mähen, denn Rasenmäher gab es damals Ende der 60er Jahre nur jene, ohne Motor, und die konnte mein „Papa“ nicht schieben, weil er auf Krücken ging. An dem Rasenmäher hätte er sich nicht festhalten können, deshalb hatte er immer sein abgetrenntes Bein auf der Krücke, um nicht umzufallen, und mit den Händen hielt er die Sense, mit der er mähte. Es gab keine Arbeit, die er nicht machte, nichts war ihm zu schwer, er konnte all seine Aufgaben bewältigen, und doch fanden damals mache Schandmäuler“, dass er zu langsam war bei seiner Arbeit, sie sahen nicht unter welch beschwerlichen Umständen er alles erledigte. Manche hätten damals halt auch gerne in der Verwaltung gearbeitet, obwohl es wahrlich kein Honiglecken war. Dieser Job damals war der Grund für viele Nachbarn und „Arbeitskollegen“, auf ihn neidisch zu sein und ihm einiges zu Fleiß zu tun. Da wurde ihm z.B. das Moped umgeworfen, wissend dass er es alleine nicht aufstellen kann und wieder auf fremde Hilfe angewiesen ist. Viele andere Vorfälle waren später der Grund, warum meine Pflegeeltern mit allen Kindern von dort weggezogen sind, in eine Werkswohnung, die früher „Brettldorf“ genannt wurde, die Lästermäuler hatten wieder ein neues Stichwort hinzugewonnen, sie konnten ab sofort über die „Brettldorfer“ lästern, was uns aber ziemlich egal war. Wieder musste ich die Erfahrung machen, dass es für meinen Pflege Papa keinen „Direktor“ gab, der sich als „Instanz“ dazwischen gestellt und ein couragiertes Wort gesprochen hätte.
Mancher Familienverband war früher wahrlich stärker, egal was früher innerhalb der Familie passierte, es blieb meistens innerhalb der Familie und wurde nicht in die Welt hinausposaunt. Heute zerbrechen manche Familien an Kleinigkeiten, manchmal reicht schon ein falsches Wort, und Beziehungen werden beendet oder Teile der Familie gehen getrennte Wege. Wie leichtfertig man heute „gemeinsame“ Wege aufgibt, macht mich manchmal traurig, weil oft nur verletzter Stolz, Eitelkeiten oder kleine Missverständnisse der Auslöser sind.
Aber vielleicht ist das auch nur mein unendlich romantischer Blick von außen auf ein Familiendasein, das es in Wirklichkeit nur in meinen Wünschen gibt, nicht aber in den Familien selbst, oder nur zum Teil. Vielleicht ist es aber auch nur meine Sehnsucht nach dem, was andere mit Füßen treten, mir aber in diesem Leben nicht geschenkt wurde, Familie. Früher jedenfalls waren Familien nach außen glücklicher, vielleicht auch nur um das Familienbild nach außen im Schein zu wahren. Heute aber werden ganze Familientragödien an die Öffentlichkeit gezerrt und durch den Schmutz gezogen, auch oft wegen Kleinigkeiten.
Die Zeiten haben sich geändert, wahrlich, nichts blieb wie’s einmal war, keine Nische bleibt trocken, keine Ecke bleibt sauber, kein Fusel unterm Teppich bleibt dort liegen, wenn heute ein Familienstreit ausbricht. Haben wir uns in den Werten so verändert, dass wir alles, was früher wichtig war, heute mit Füßen treten müssen? Haben wir es zugelassen, dass die Werte von früher heute keine Gültigkeit mehr haben oder das Leben heute nur noch geringfügig an jene Werte erinnert, die einmal einer ganzen Gesellschaft wichtig waren? Ich kann es nicht sagen, liebe Leute. Früher, und das sage ich in guter Erinnerung an diese Zeiten, drehte sich die Welt um einiges langsamer, ruhiger, weniger dramatisch und bei weitem nicht so egoistisch. Insofern würde ich mir heute manchmal die Zeit von damals zurück wünschen, wenngleich ich zu gut weiß, dass damals auch nicht alles in Ordnung war, aber eben anders.
Früher ging man zur Arbeit, um sich ein kleines Häuschen leisten zu können, dazu ein kleines Auto, 1-2 Kinder, und man war glücklich, wenn man einen krisenfesten Arbeitsplatz hatte. Kündigungen wegen Profitoptimierungen (wie heute), waren früher die große Ausnahme.
Eine Work-Life-Balance war noch nicht geboren, der Akademikertitel nach einem jahrzehntelangen Studium war auch eher selten, die Lehre war damals den meisten Menschen wichtiger als eine Ausbildung, die viele Unsicherheiten verborgen hat. Früher ging man eher den sicheren Weg, ohne Risiko und ohne gewagten Lebensweg. Heute beginnt man 3-4 Ausbildungen, und es war schlussendlich kein einziger Berufszweig dabei, der etwas Positives in dem Menschen auslöste, um den Weg weiterzugehen.
Beziehungen werden heute genauso schnell geschlossen wie aufgelöst, Freundschaften hängt man an einem Impfzertifikat auf und löst sie auf, wenn man dem gesellschaftlichen Wahnwitz nicht genauso folgt wie das Gegenüber, Respekt und Wertschätzung gegenüber z.B. kranken Menschen, obdach- oder wohnungslosen Menschen wurde fast gänzlich über Bord geworfen, hier wird gehetzt, geschimpft, unterstellt und die Menschen werden oft so dargestellt, wie es die unwissenden Schimpfenden gerne hätten, nur, mit der Wahrheit hat diese Darstellung so gar nichts mehr zu tun. Mein Resümee geht in Etwa in jene Richtung, dass viele die heute durch die Gegend plärren und immer nur fordern und über Belangloses schimpfen, kläglich an vielen Werten gescheitert wären, die es noch zum Teil gab, früher.
Werden sich Menschen wieder auf Altes besinnen und manche Werte, wenn auch nur im eigenen Leben, wieder hoch halten? Ich würde es mir wünschen, wenn das wertschätzende und respektvolle Wiedergaben wären, die unser Leben übergreifend wieder mit tollen Werten bereichern würden.
Unser Verteil-Donnerstag letzte Woche war der meistbesuchte, seitdem wir diesen machen, 149 Menschen waren letzte Woche bei uns, um sich Hilfe zu holen. 149 Schicksale, die sonst nicht mehr weiter wüssten. Das wird uns jede Woche in den Gesprächen so gesagt, glaubhaft vermittelt. Wenngleich es für viele Menschen eine Art Entblößung ist, sich bei unserem Verteil-Donnerstag in die Reihe zu stellen. Nur weil man sie sieht und eventuell erkennt, schreckt viele Menschen ab zu uns zu kommen. Aber leider haben wir noch keinen Weg gefunden, den Verteil-Donnerstag anonym abzuhalten. Sich registrieren zu lassen und die Einkommensverhältnisse offenzulegen sind Voraussetzungen, um bei uns Lebensmittel zu bekommen. Diese Scham, die wir absolut nachvollziehen können, können wir niemandem abnehmen, wir behandeln alle unsere Schützlinge gleich, alle müssen die gleichen Unterlagen bringen und alle neuen müssen sich hinten anstellen, was jede Woche großes Streitpotential birgt.
Diese Woche bin ich strukturell etwas „dehydriert“, meine starke Hilfe Niki ist im verdienten Urlaub, und ich weiß nicht mehr, was ich zuerst machen soll. Meine Tage bräuchten zurzeit 48 Stunden, um alles zu bewältigen. So kam es, dass ich erst am Donnerstagvormittag eine Spende in Asten abhole, im Glauben wir könnten alles gleich heute Nachmittag in Linz verteilen. Irrglaube – also Plan B., zur Transdanubia und ins Kühllager stellen, was wieder ein extra Weg heute Vormittag ist. Unser Team ist aber so toll eingespielt, so dass ich zwischendurch leicht nach Pasching fahren kann. Alle Vorbereitungen laufen wie geschmiert, alles ist wie jede Woche.
Vormittag noch windstill und warme 23°, das Radio meldet eine drastische Abkühlung für den Nachmittag, ungläubig nehme ich diese Vorhersage zur Kenntnis. Nach dem Mittagstisch beladen wir den Transporter und sehen, dass sich ein Wolkenband gebildet hat, wir hoffen, dass die Vorhersage nur in abgeschwächter Form stattfindet. Sturm und Starkregen sind die Prognose.
Um 15 Uhr brechen wir auf nach Linz, Ingrid und Erika fahren bei mir mit und bei der Ankunft in Linz warten schon gut 20 Menschen auf uns. Es beginnt zu Tröpfeln, zu nieseln und schließlich zu regnen, sehr stark zu regnen. Schon beim Aufstellen der Tische bin ich nass, von oben bis unten. Wir rücken die Tische um einen weiteren Meter nach hinten, weil es uns mittlerweile in die aufgestellten Lebensmittelboxen rein regnet. Der Regen legt immer noch ein Schäuferl nach, es ist teils echt so starker Regen wie wir ihn an einem Verteil-Donnerstag noch nie hatten. Es nützt nichts, wir müssen aufstellen und uns zur Ausgabe fertig machen.
All jene, die wir aufforderten eine Privathaushaltsbestätigung zu bringen, haben diese auch wirklich dabei. Nur so können wir überprüfen wie viele Einkommen in den Wohnungen vorhanden sind oder ob unser Schützling wirklich alleine lebt. Unser Überprüfungssystem wird immer engmaschiger, aus vielen guten Gründen. Wir wollen sicher gehen, dass all Eure Spenden auch wirklich bei jenen Menschen ankommen, die diese dringend brauchen.
16 Uhr – Kaja startet den Laptop hinter einer Kartonagenburg, um den Laptop vor Wasserschäden zu schützen. Zum Teil sind unsere Wartenden genau so nass wie wir, was die Sache auch nicht wirklich besser macht. Einer nach dem anderen geht die lange Line durch, um sich jene Lebensmittel zu holen, die sie brauchen. Danach geht es zum Bus, wo Kleidung und Kühl- bzw. Tiefkühlwaren ausgegeben werden.
Von einem alten Freund, einem Obdachlosen erfahre ich, dass ein relativ neuer Obdachloser, der in der Notschlafstelle schläft, unsere Spenden gegen Bezahlung weitergibt, was kommende Woche seinen Ausschluss aus dem Verteil-Donnerstag nachziehen wird. So etwas geht gar nicht und sie wissen auch um die Konsequenz, nämlich den Ausschluss. Solche Dinge dulden wir nicht und werden auch nicht unter den Teppich gekehrt, wir gehen einen geraden Weg, auch bei all den Konsequenzen, die es geben muss. Gerade jener Mann, der letzte Woche ein drittes Paar Schuhe haben wollte und nicht bekam, der, so der letzte Stand, uns ganz schön vergackeiert. Er wird die Konsequenz spüren und sich wünschen, es nicht getan zu haben.
Frau M., über die ich schon einige Male referierte, besucht uns heute, und ich erzähle ihr von dem Urlaub, den wir vom Gut-Hanneshof in Erpfendorf gespendet bekamen, Frau M. aber erzählt mir von ihrer Angst, dem Urlaub nicht gewachsen zu sein, dort den Alltag nicht zu schaffen. Wir haben Zeit bis 2026, wir werden eine Lösung finden für Frau M., die sich diesen Urlaub so etwas von verdient hätte, wir bleiben dran.
Zwischendurch gehe ich zum Bahnhof, ich bekam am Vormittag von unserer Sandra € 60,-, die ich für unseren Martin in Zigaretten umsetzen soll, da Sandra am Mittwoch bei ihrer Ankunft Martin am Bahnhof beobachtete, wie er alle Mülleimer durchwühlte, nach Zigarettenstummeln, die er dann fertig raucht. Ich kaufe um die € 60,- 7 Packungen Tabak, zum selber drehen. Martin ist völlig aufgelöst, als ich ihm diese 7 Packungen Tabak gebe, bedankt sich gefühlte 20-Mal. Martin habe ich selten so glücklich lächelnd gesehen, danke liebe Sandra für diese Spende.
Als ich zurückkam, wartete schon ein Bus-Chauffeur auf mich, der uns schon oft eine Geldspende übergab, so auch heute, er spendete uns tolle € 50,-, die wir gut gebrauchen können. Der Bus-Chauffeur ist jede Woche tief beeindruckt, von dem was wir so machen an den Verteil-Donnerstagen, er erinnert sich immer noch an das Interview damals, als er mich bei Jutta Mocuba auf Radio O.Ö. hörte. Mein Interview von damals ist ihm tief im Bewusstsein geblieben und findet einfach großartig, wie wir alles hier ablaufen lassen. Er sieht ja auch jede Woche seit Jahren, wer die Spenden bekommt, welche Menschen in der Warteschlange stehen, und das überzeugt ihn. Danke und Vergelt’s Gott für die Geldspende.
Gaby vom Terminal kommt uns heute auch besuchen, jemand hat ihr wieder alles gestohlen und entsorgt. Warum manche Menschen so etwas tun, dass man die Schlafsäcke obdachloser Menschen in den Mülleimer stopft und teilweise noch mit irgendetwas flüssigem übertüncht, ist schon einer grenzenlosen Bosheit geschuldet. Gaby hat keine Wertsachen, besitzt nichts außer der Kleidung, die sie trägt, und dann zeigt man ihr mit solchen Taten, was man von ihr hält? Wie niederträchtig und widerwertig muss man sein, um so etwas zu machen? Ich jedenfalls kann es kaum in Worte kleiden. Natürlich bekommt Gaby alles, was sie braucht, einen Schlafsack, eine Isomatte, eine Winterjacke und warme Socken so wie frische Unterwäsche.
Langsam lässt der Regen etwas nach und langsam dreht sich auch der Zeiger der Uhr Richtung 18 Uhr, Zeit um zusammenzuräumen. Manfred kommt noch langsamen Schrittes zu uns, er bekommt noch im letzten Moment einiges an Lebensmittel, die er dankbar entgegennimmt. Manfred ist der 83. Besucher heute, was unsere Befürchtung bestätigt, nämlich dass die Besucherzahlen stetig hoch bleiben werden. Wir konnten heute wieder 83 Menschen, die zum Teil großen Existenzängste haben, mit dem Nötigsten versorgen.
Vielen, lieben Dank liebe Spender:innen und Gönner:innen, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag abhalten durften und vielen Menschen wieder etwas Hoffnung geben konnten, dass wir auch weiterhin an sie glauben. Vergelt’s Gott liebe Leute, habt großen Dank!
Ich sitze seit gut 7 Stunden hier bei diesem Posting, habe vieles wieder gelöscht, neu formuliert und doch neu geschrieben. Diese langen Stunden, alleine mit meiner Erinnerung zum Verteil-Donnerstag werden immer schwerer, alles in positive Worte zu kleiden, ohne jemandem Unrecht zu tun. Euch alle authentisch und ehrlich mit auf die Reise durch den Verteil-Donnerstag zu nehmen, das ist meine Absicht, nicht weniger, aber auch nicht mehr.
In meinem Kopfhörer klingt: „Dann ruf ich wieder deinen Namen“, eine wunderschöne Erinnerung an eine Zeit, von früher, aus einem anderen Leben. Danke für Eure Aufmerksamkeit und Eure Ausdauer, jede Woche meine Postings zu lesen.
Gott segne euch, ich wünsche Euch ein friedvolles, gesegnetes Osterfest mit Euren Liebsten.
Adieu!