Bitte, so nicht!
Bitte, so nicht!
Verteil-Donnerstag vom 11.4.2024:
Auf absolutes Unverständnis und sofortige Konsequenz treffen bei uns jene Menschen, die glauben, sich vor Ort oder im Internet über uns lustig machen zu können, die glauben, uns beschimpfen oder gar bedrohen zu können, da ist die rote Linie überschritten.
Leider passiert es in letzter Zeit öfter, dass wir direkt vor Ort oder per WhatsApp richtig derb beschimpft werden, mit den üblichen Bedrohungen, die auch schon in den letzten Jahren geschrieben wurden. „Wir zünden dich an, wir fackeln dich ab“ ist noch eine der harmlosesten WhatsApp-Nachrichten, die ich bekam. Viele solcher Nachrichten werden, bis heute fast nur in den Wintermonaten, an mich geschickt. In der Regel möchte ich diesen Menschen, die solche Dinge schreiben, keine Plattform zur Selbstdarstellung geben, ABER, es macht schon etwas mit dir, wenn man privat vielleicht in Linz spazieren geht und jemand geht längere Zeit hinter dir, da drehe ich mich schon öfters um und schaue, ob derjenige vielleicht ein Feuerzeug in der Hand hat. Das hat nichts mit „Angst“ zu tun, sondern mit Vorsicht. Zu viele Menschen laufen herum, die keine guten Absichten haben, die vielleicht nur auf einen günstigen Moment warten, um etwas zu tun.
Mir ging es schon oft so, wo ich dann jene Menschen, die länger hinter mir gingen, vorgelassen habe, um mir diese privaten Momente nicht zerstören zu lassen. Noch vor ein paar Jahren wurde mir ja auch deutlich gesagt, warum mich jemand beschimpft oder bedroht, heute ist das nicht mehr so. Früher, so sagte man mir damals, waren wir die Bösen, weil wir keine Flüchtlingsheime und Asylheime mit Spenden versorgten und deshalb reihte man uns ins Ausländerfeindliche Lager ein, was wir eindeutig NICHT sind. Denn an den Verteil-Donnerstagen haben wir einige ehemaliger Migranten, die seit Jahrzehnten bei uns sind und immer gearbeitet haben.
Wenn man sich ehrenamtlich in der Freizeit betätigt, und dann noch beschimpft wird, fehlt mir dazu jedes Verständnis, und deshalb lassen wir uns solche Ausraster einer alten Frau, wie es diesen Verteil-Donnerstag wieder einen gab, auch nicht gefallen. Grund des Anstoßes war eigentlich, weil jemand ohne gebührenden Abstand und ohne die nötige Vorsicht, an einer alten Frau mit Rollator vorbeiging, und diese ganz leicht streifte. Ich stand unmittelbar daneben und sah, dass es wirklich nur ein Streifen an der Jacke war.
Die alte Frau legte lautstark los mit diversen Beschimpfungen, und dem Zitat: „Was ist das für eine dreckige Bagage hier“, los. Ich redete in einem freundlichen, aber bestimmten Ton mit der Frau, dass wir keine „Bagage“ sind, und schon gar keine „dreckige“. Die Frau forcierte ihre Schimpftiraden nochmal und dann war Schluss mit lustig. Mein Mitleid und Mitgefühl mit alten und kranken Menschen ist im normalen Fall sehr hoch, wird jemand so wie hier dermaßen ausfällig, sage ich auch sofort, was Sache ist. Nach 3-maligen reklamieren wurde diese Frau nur noch lauter und böser, die Beschimpfungen wurden noch frecher und dreister, was ich dann auch mit dem Satz quittierte: „Sie können nun gehen, da sie wegen diverser Beschimpfungen hier nichts bekommen werden“. Daraufhin wurde die Frau richtig unverschämt, da sie uns dann lautstark so beschimpfte, Zitat: „Ich bin krank und hier werde ich rumgestoßen, mir ist schlecht und ich bekomme nichts zu trinken und habe Hunger und bekomme nichts zu essen.“
Gottseidank hat die ganze Warteschlange mitbekommen, was sich diese Frau alles leistete an derben Beschimpfungen, so dass es auch alle verstanden, als ich sie wegschickte. Sie blieb noch eine Weile mitten auf dem Weg, der an unseren Lebensmittelboxen vorbeiführt, stehen und behinderte alle am Vorbeigehen. Was wir dann unkommentiert ließen und die Frau ging nach 10 Minuten Richtung Hauptbahnhof weiter.
Bitte, liebe Leute, nicht falsch verstehen, aber wir alle machen diese, unsere Aktion ehrenamtlich und freiwillig in unserer Freizeit, da muss ich mich vor mein Team stellen und vor solchen Vorkommnissen schützen, ohne Wenn und Aber. Es kommt immer wieder vor, dass sich Menschen nicht zu benehmen wissen, aber in den letzten 6 Jahren, seitdem wir den Verteil-Donnerstag machen, mussten wir uns schon vieles anhören und vieles gefallen lassen. Und, nein, wir lassen uns einfach nicht mehr beschimpfen oder bedrohen, von NIEMANDEM mehr, und sei die Person in noch so großer persönlicher Not, wenn man keinen normalen Umgangston mit uns pflegt, wird das auch nichts mehr mit Kommunikation. Das geht einfach nicht.
Wir hatten vor etwa 1 Jahr einen Iraner, der glaubte er muss sich selbst bedienen bei unseren Lebensmitteln, er wollte sich weder anmelden noch wollte er warten, bis er dran war, ergo zog er ein Messer und ging auf mich los. Wir hatten vor 2 Jahren einen Afghanen, der mich an der Jacke schnappte und mich zu Boden riss, weil er keine neuen Schuhe bekam. Wir hatten so manchen Österreicher, der unsere Spenden verkochte und so verkaufte. Wir hatten schon viele Menschen, denen wir sagen mussten: „So geht ihr bitte nicht mit unseren Spenden um“. Wir haben gegenüber unseren Spender:innen versprochen, dass die Spenden dort ankommen, wo diese benötigt werden, und deshalb geht so etwas wie Spenden „verkaufen“ schon einmal gar nicht.
Wir mussten uns im Laufe der Jahre schon ein relativ dickes Fell zulegen, um manche Dinge nicht gleich mit einem Ausschluss zu ahnden, aber manchmal geht es einfach nicht anders, manchmal schreien die Menschen nach Konsequenzen, die dann auch gezogen werden. Wir bemühen uns redlich, Woche für Woche und Tag für Tag, und da sind solche „Ausrutscher“ nicht zu akzeptieren.
Unser Verteil-Donnerstag diese Woche begann vormittags wie üblich, mit allen Vorbereitungen, die dank zahlreichen Helferleins geordnet und ziemlich schnell vor sich gingen. Wir konnten auch noch die Spenden der Lions komplett einlagern. Zu Mittag gab es wie üblich den gemeinsamen Mittagstisch, der aufgrund vieler Stromausfälle etwas auf sich warten ließ. Den Bus räumten wir danach zusammen ein und um 15 Uhr fuhren Erika und ich Richtung Linz, wo schon etwa15 unserer Schützlinge auf uns warteten.
Ausladen und die Tische aufstellen, alles in die richtige Reihenfolge stellen und um 16 Uhr beginnen wir mit der Ausgabe. Zu Beginn erinnerte ich Frau M. nochmal daran, dass der einwöchige Halbpensions-Urlaub im Gut-Hanneshof für sie bereit liegt, was ihr ein zauberhaftes Lächeln entlockt. „Herr Walter, Sie sind so gut zu mir, alleine dass ich hier jede Woche Lebensmittel bekomme, hilft mir schon so sehr, da kann ich doch diesen Urlaub nicht auch noch annehmen“. DOCH, können Sie, werte Frau M.. Sie erzählte mir, dass sie eben aufgrund ihrer Krankheit nicht alleine reisen kann und ihre Tochter lebt in Wiener Neustadt und hat ihr eigenes Leben, deshalb weiß Frau M. gerade nicht, wer sie nach Tirol begleiten könnte. Aber auch dieses Problem werden wir lösen, so dass Frau M. beruhigt in den Hanneshof auf Urlaub fahren kann.
Die Warteschlange wird immer länger und immer lauter, unser Max kümmert sich hinten um die Wartenden, am Ende dieses Tages werden es heute 101 Personen sein, die uns besuchen und sich wichtige Lebensmittel mitnehmen. Einige neue sind ebenfalls wieder in der Warteschlange und sind erstaunt, wie gesittet alles abläuft. Das ist jahrelanger Arbeit unseres Max‘ geschuldet der immer auf die Ordnung und Disziplin achtet, der einfach eine tolle Arbeit macht, wie auch alle anderen im Team. Wir hatten noch nie so ein verlässliches und engagiertes Team wie jetzt, und darüber bin ich mehr als glücklich. Es gab auch andere Zeiten mit anderen Mitgliedern, die zum Teil ihr eigenes Süppchen kochen wollten und so gar keinen Teamgeist aufkommen ließen. Ohne den Team-Gedanken ginge unser gesamtes Engagement den Abgrund hinunter, wir könnten nichts mehr machen, wenn es keinen Zusammenhalt gäbe.
Erst letzte Woche habe ich jemanden von unserem Verteil-Donnerstag ausgeschlossen, weil er Teile unserer Spenden verkaufte, heute schaut er uns von Weitem zu, ohne sich in die Warteschlange zu stellen. Jeder unserer Schützlinge weiß, wie die Konsequenz aussieht, wen man so etwas macht, und deshalb gibt es auch kein Pardon!
Unsere Claudia ist heute nicht dabei, dafür steht unsere Sandra im Bus und gibt Kleidung und TK-Ware aus. Beim Bus staut es sich am Meisten, da dort die Menschen länger brauchen bei der Kleiderausgabe. Teilweise müssen wir aber auch die Menschen daran erinnern, dass wir keine Boutique sind, wo wir eine Riesenauswahl haben und jedes einzelne Stück auch anprobieren wollen. Das geht nicht, da wäre unser System gänzlich überlastet. Wir schauen gemeinsam, dass es schnellstmöglich vorwärts geht, weil wir niemandem lange Wartezeiten zumuten wollen.
Ein Mann, der seit Jänner zu uns kommt und seither jede Woche einen seit Jänner abgelaufenen Versicherungsdatenauszug vorlegt, erklären wir im Detail, dass es so nicht geht und er einen aktuellen Versicherungsdatenauszug von der Gesundheitskasse besorgen muss. Viele heben dann die Schultern und haben keine Ahnung, was wir wollen, aber am Ende können wir es allen vermitteln, was wir warum benötigen. Genauestens schreiben wir es auf einen Zettel, wo sie diesen Versicherungsdatenauszug bekommen.
Es geht ziemlich schnell voran, um 17.30 Uhr ist die Warteschlange abgearbeitet, wir warten trotzdem bis 17.55 Uhr, um dann alles wieder in den Bus zu räumen. Ein paar Momente mit dem Team tun immer gut, meist bleibt eh keine Zeit, um sich auszutauschen.
Dann kommt noch ein junger Mann in einem neuen schwarzen 5er BWM und fragt mich danach, was wir hier machen. Ich erkläre ihm im Detail, was wir alles machen und wie wir es machen, ich gebe ihm Flyer mit und er scheint angetan zu sein von unserem Verteil-Donnerstag. Er suche immer wieder solche Vereine wie wir einer sind, den er fördern kann, seine Worte. Geschätzt ist der junge Mann Namens Ramses etwa 30 Jahre jung und er verspricht, uns zu unterstützen. Großartig, da wir gerade jetzt, wo fast keine Spenden mehr abgegeben werden, diese dringend benötigen. Wir wissen um die Problematik der Teuerungen und Profitoptimierungen vieler Firmen, aber dass in gesamten 5 Wochen bei den Spendenannahmen nur 4 Spender:innen kamen, spricht eine eigene Sprache.
Danach packen wir alles in den Bus und beenden diesen Verteil-Donnerstag, im Lager wird alles wieder eingelagert, bis nächste Woche. Wir bedanken uns bei allen Gönner/n/innen und Wegbegleiter:innen, die auch diesen Verteil-Donnerstag ermöglichten. Vergelt’s Gott und habt großen Dank.
Den 1. der Feiertags-Donnerstage im Mai, den 9.Mai 2024 werden wir den Verteil-Donnerstag streichen, da aufgrund des Feiertags viele unserer Helferleins nicht verfügbar sind und wir auch eine kleine Verschnaufpause brauchen.
Wir bitten um Verständnis und wünschen Euch einen erholsamen Sonntag, alles liebe und Gott segne Euch! 😊 <3