Wie kann das sein?
Mein Samstag begann nach 2 Stunden Schlaf um 5 Uhr früh, wobei zurzeit die Ausarbeitung der neuen Präsentation Vorrang hat und ich die Zeit bis 6.30 Uhr nutze, bis ich ins Lager fahre. Wie jeder Samstag war auch der gestrige Spendenannahmetag auch ein normaler Lager Tag, wo wir vieles umschlichten, einräumen, etikettieren und beschriften, unser Lager entsprechend auf Vordermann bringen. Gestern war unser Mäcki Christian wieder als helfende Hand im Lager zur Stelle, DANKE für deine Hilfe und deine Zeit. Unser Team von Gestern war Top motiviert und sehr gut vorbereitet, wir hofften auf viele Spender da es langsam kritisch wird, da wir ja vor Weihnachten noch 27 Einrichtungen mit Spenden versorgen werden. Und jeder Mensch weiß, wenn hinten weit mehr rausgeht als vorne hereinkommt, geht das nicht lange gut, und vor genau dieser Problematik stehen wir, dass wir mit den gebrachten Spenden nicht einmal den Verteil-Donnerstag bewerkstelligen können.
Für mich ist vorrangig im Kleiderlager die Boxen zu beschriften und auszuschildern, damit unsere Kleiderdamen alles im Handumdrehen finden. Es ist halt eine fieselige langwierige Arbeit, aber mit einem großen Zeitersparnis-Effekt, der im Lager immens wichtig ist. Es kamen gestern doch um einige Spender/innen mehr als die letzten Wochen, mit großartigen Spenden, dringend notwendigen Lebensmitteln, und wichtigen Geldspenden. Unser Christian Mäcki McDonald’s leitet unsere Spendenannahme und meisterte diese bravourös. Im Lager selbst waren Birgit, Petra, Micha, Matej und Brigitte sowie unsere Prinzessin Gerlinde mit dabei. Unser Team zeichnet sich durch den Zusammenhalt aus, der bei dieser Arbeit immens wichtig ist. Jeder hilft jedem und greift dem/der anderen unter die Arme. Schließlich müssen ja auch die Donnerstagswagerl und die Linz Tour Boxen fertig kommissioniert werden. Die Boxen müssen vollständig sein, damit wir wirklich effektiv helfen können.
Der Spendenannahmetag wurde um 14 Uhr gemeinsam beendet, bis ich nach weiteren Erledigungen heim kam, war es 15.30 Uhr, sodale, um 18 Uhr ist Abfahrt zur Linz-Tour, also schnell etwas essen, duschen, 10 Minuten auf die Couch und dann Tee kochen, den wir heute Abend mitnehmen wollen. Alle Lampen aufladen und die Nächtigungsjetons abzählen und einpacken. Sandra hat sich heute angekündigt, mitzufahren, was durch ein Missgeschick etwas hinausgezögert wurde. Sandra ist um 18.30 Uhr bei der Metro, von wo wir aufbrechen. Die ersten Anlaufstellen sind wie immer Schillerpark und Volksgarten, nach einer Geh runde in beiden Parks haben wir niemanden gesichtet und fuhren Richtung Bahnhof. Im Bahnhofspark warten Dominik, Adrian, Marius und ein neuer Unbekannter. Alle 4 kommen mit zum Bus und bitten um Lebensmittel, und um Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle. Natürlich haben wir auch heute welche dabei, wobei wir schon sehr haushalten müssen, mit den Jetons. Nach dem Bahnhofspark gehen wir in die Tiefgarage, wo niemand war, sich aber in den letzten Tagen sichtbar wer aufgehalten hat, die Spuren sind nicht zu übersehen.
Abfahrt zum Terminal, wo uns Gaby auffällt, weil sie heute schon liegt, und es ist erst 20 Uhr. Es geht ihr nicht gut, sie ist krank sagt sie. Von weitem sehe ich Peter und Andy, die noch vor ein paar Tagen in Braunau waren, um dort anzudocken, was gründlich in die Hose ging, deshalb sind bei wieder hier am Terminal Linz. Zwischen den beiden gab es Streit, was mich so gar nicht wundert. Peter reicht mir die Hand zum Gruße, was mich seine Hand nur kurz drücken ließ, weil ich Peter kenne, er möchte immer seine ganze Kraft zeigen, indem er die Hand dann fest zudrückt, was ich nicht möchte. Das sagte ich ihm auch, weil er meinte ich solle ihm „gescheit“ die Hand geben und nicht gleich wegziehen, nein, ich will das nicht, dass er meine Hand derart fest zudrückt, es kümmert ihn nicht was ich sage. Das zeigt mir immer wieder, wie Peter auch in anderen Lagen mit Menschen umgeht, er nimmt keine Rücksicht und glaubt immer das „Richtige“ zu tun. Viele Gespräche mit ihm waren schon erfolglos, er hält sich auch nicht an die Tipps, die wir ihm geben, also habe ich irgendwann aufgehört, überhaupt Tipps zu geben. Warum Peter auf Andy wütend ist, kann ich mir denken, es geht wieder einmal um Andys Ausnutzerei. Andy glaubt immer, er nur alleine versteht die Situation unserer Schützlinge und mischt sich deshalb immer in die Angelegenheiten der anderen ein, was ihm schon oft Ärger einbrachte. Und wenn Andy, wie schon ein paar Mal unsere Helferinnen, unser Team anmotzt und sogar zurechtweisen möchte, ist Schluss mit Lustig bei mir, natürlich stelle ich mich vor mein Team. Bei Peter und Andy ist auch Elvisa und ein Ungar, der frisch aus seiner Heimat kommt und dort eingesperrt war wegen seinem Leben auf der Straße. Elvisa ist heute nüchtern und sogar ansprechbar. Ihre Banknachbarn erzählen, dass Elvisa regelmäßig nachts rumschreit und Dinge entwendet, die sie dann im gesamten Terminal verteilt. Ich rede ihr ins Gewissen und sie verspricht, es künftig nicht mehr zu tun.
Alle 3 kommen mit zum Bus und wir richten Sackerl mit Lebensmittel her, die wir den dreien aushändigen. Wir gehen ein Runde im Terminal, in der Mittelreihe sitzt Meikel mit dem Rücken zu uns, uns wurde schon gesagt, dass es ihm nicht gut geht. Wir gehen zu Meikel und er erzählt, dass er gestern (also am Freitag), einen Herzstillstand hatte und wiederbelebt wurde von Passanten. Meikel ist leider nicht versichert, bekommt weder Sozialhilfe noch Betreuung durch einen Arzt. Er wurde Freitagabend am Terminal wiederbelebt und am Samstag, um 6 Uhr früh wurde er aus dem Krankenhaus „geworfen“, mit der Ansage er solle jetzt gehen, es sei kein Bett für ihn zur Verfügung und dieser Platz in der Abstellkammer, wo er gerade munter wurde, müsse ausgeräumt werden. Wertes Personal des KH BS, ich schreibe Euch ins Stammbuch, das was ihr hier macht und wie ihr es hier gemacht habt, ist hochgradig MENSCHENVERACHTENT! Dass Meikel nicht versichert ist, ist Tatsache, ihn aber deshalb keine 12 Stunden nach seinem Herzstillstand wieder auf die Straße zurückzuschicken, ist WAHNSINN! Ein reiches Land wie Österreich behandelt Menschen in Notsituationen nicht und lässt ihnen mitteilen, dass sie hier im Krankenhaus nichts mehr zu suchen haben. Das letzte Mal als ich so etwas menschenverachtendes hörte, wurde R. gerade nach der Diagnose Lungen- und Brust-Karzinom aus einem anderen Linzer KH entlassen mit den Worten eines Oberarztes, wer so wie er (weil Rauschgiftsüchtig) mit seinem leben umgeht, hat keine Behandlung und schon gar keine Chemo verdient. Wie kann man solche Aussagen treffen als Arzt und als KH noch dahinterstehen? R. fristet seine letzten Monate seines Daseins dahin und hat keine Hoffnung mehr. Hier spielen sich Oberärzte als die großen Moralapostel auf, denen es in keiner Weise zusteht, überhaupt jemanden so zu be- und verurteilen und die Menschen fallen zu lassen, wie eine heiße Kartoffel. Ich werde heute Abend nochmal zu Meikel fahren und nach ihm sehen. Das alles darf nicht mehr wahr sein.
Letzte Woche ließ ich Günther einliefern, er hätte die Nacht zum Sonntag letzte Woche vermutlich nicht überlebt, er ist schwer krank und hatte am Sonntag im KH mit hohem Fieber zu kämpfen. Mittlerweile geht es ihm besser, aber lange nicht gut. Er hat Kontakt zu einer Genossenschaft und hofft, bald eine Wohnung zu bekommen, denn eines ist auch klar, zurück auf die Straße kann Günther nicht mehr, das wäre binnen kurzer Zeit sein sicherer Tod. Ich kümmere mich seit 1 Woche um eine Wohnung für Günther, sollte aus dem bestehenden Kontakt nichts werden. Günthers Bank am Terminal belegt ein Ungar, der keine Hilfe möchte. Wir wollen ihn überreden, dass er zumindest eine warme Decke oder einen Schlafsack nimmt, nein, er lehnt ab. Schade. Unsere Runde im Terminal führt an Elke vorbei und ganz vorne machen einige laute Musik und schreien umher. Wir gehen vorbei und sehen, dass Elvisa ihren Tomatenfisch mit einem anderen Obdachlosen teilt und dass die Beiden mit Soletti in den Tomatenfisch tunken und voller Genuss essen. Auch gut, Hauptsache es schmeckt.
Wieder bei unserem Bus, reden wir mit Gaby, sie steht auf und kommt her, sagt was sie dringend braucht. Nach wenigen Lebensmitteln geht sie schnellen Schrittes weg mit Richtung Toilette. Mittlerweile ist es weit über 21 Uhr.
Wir machen uns auf den Weg zu Florian, für den ich heute einen Karton mit Sachen mithabe, die er sich wünschte. Florian liegt unter der großen Tanne, Zentimeter neben seinem Kopf raschelt und platzt der plötzlich einsetzende Regen nieder. „Florian, ich bin es Walter, ich habe deine Sachen mit kommst du mit zum Bus?“. Klar, vielen Dank flüstert Florian in meine Richtung. Er nimmt die Kleidung gleich im Karton mit und bedankt sich herzlichst.
Nächste Station Autobahnbrücke, Franziska und Gerald, Emma, Franziskas Hund begrüßt uns, indem sie den ganzen Pack, an dem ihre Leine befestigt ist, mitzieht und uns schwanzwedelnd begrüßt. Gerald geht es nicht gut, er schläft, Franziska erzählt uns, dass Mäuse an ihrer Couch, die sie sich besorgte und auf der sie schläft, herumknabbern. Kein Wunder, wenn man so viele Abfälle herumstehen lässt und gute Lebensmittel ebenfalls auf dem Boden stehen lässt, dann kommen irgendwann Mäuse und Ratten, Franziska hat sichtlich Angst vor diesem Getier. Sie kommt mit zum Bus und bittet um Süßigkeiten und um Getränke und erklärt 4-5-mal, dass sie sich eh um Gerald kümmert. Das wissen wir ja, liebe Franziska, und das ist gut so. Die Beiden ergänzen sich irgendwo, beim Leben unter der Autobahnbrücke. Manchmal darf sie sich auch zu ihm legen ohne mehr als Wärme zu wollen, beide profitieren bei den kalten Temperaturen durch die körperliche Nähe. Niemand will etwas vom anderen als seine/ihre Wärme, ist doch klasse, wenn man dadurch das Leben auf der Straße ein kleines bisschen erträglicher machen kann. Die beiden achten sehr aufeinander.
Da mir Adrian am Terminal schon sagte, dass am Gründberg dicke Luft ist, fahren wir erst gar nicht hinauf, da G. auch das Telefon nicht abhebt. Also fahren wir gleich zum Pleschingersee, wo wieder einige teure Luxuskarossen in der dunklen Nacht herumstehen und auf etwas warten. Wir schauen dass wir uns hier nicht zu lange aufhalten, die „Stimmung“ hier gefällt mir gar nicht. Also jetzt noch Industriezeile und dann machen wir Schluss für heute, wir sind beide geschafft. In der letzten Station wurde auch niemand gefunden und so fahren wir Richtung Lager, um alles auszuladen und wieder einzulagern. Wir wärmen uns noch im warmen Lager auf und unterhalten uns noch kurz, um kurz nach Mitternacht brechen wir auf und ich bringe Sandra zur Metro, wo ihr Auto steht. Es war eine Linz-Tour, die mir viel Denkaufgaben gibt, warum …. warum …. warum?
Die Linz-Tour wird immer wichtiger, wenn es richtig kalt ist, fahren wir ja 2-3-mal die Woche zu den Hotspots, zurzeit reicht noch der Samstag alleine. Unsere Aufgaben werden mit jedem Tag umfassender, anspruchsvoller und kräfteraubender. So lange Tage wie die Samstage mit Spendenannahme am Vormittag und Linz-Tour bis Mitternacht, werde ich nicht mehr lange in dieser Form bewältigen können. Wir suchen nach Lösungen, wir halten Euch auf dem Laufenden. Euch noch einen erholsamen, ruhigen Sonntag und alles liebe. 😊
Für mich ist vorrangig im Kleiderlager die Boxen zu beschriften und auszuschildern, damit unsere Kleiderdamen alles im Handumdrehen finden. Es ist halt eine fieselige langwierige Arbeit, aber mit einem großen Zeitersparnis-Effekt, der im Lager immens wichtig ist. Es kamen gestern doch um einige Spender/innen mehr als die letzten Wochen, mit großartigen Spenden, dringend notwendigen Lebensmitteln, und wichtigen Geldspenden. Unser Christian Mäcki McDonald’s leitet unsere Spendenannahme und meisterte diese bravourös. Im Lager selbst waren Birgit, Petra, Micha, Matej und Brigitte sowie unsere Prinzessin Gerlinde mit dabei. Unser Team zeichnet sich durch den Zusammenhalt aus, der bei dieser Arbeit immens wichtig ist. Jeder hilft jedem und greift dem/der anderen unter die Arme. Schließlich müssen ja auch die Donnerstagswagerl und die Linz Tour Boxen fertig kommissioniert werden. Die Boxen müssen vollständig sein, damit wir wirklich effektiv helfen können.
Der Spendenannahmetag wurde um 14 Uhr gemeinsam beendet, bis ich nach weiteren Erledigungen heim kam, war es 15.30 Uhr, sodale, um 18 Uhr ist Abfahrt zur Linz-Tour, also schnell etwas essen, duschen, 10 Minuten auf die Couch und dann Tee kochen, den wir heute Abend mitnehmen wollen. Alle Lampen aufladen und die Nächtigungsjetons abzählen und einpacken. Sandra hat sich heute angekündigt, mitzufahren, was durch ein Missgeschick etwas hinausgezögert wurde. Sandra ist um 18.30 Uhr bei der Metro, von wo wir aufbrechen. Die ersten Anlaufstellen sind wie immer Schillerpark und Volksgarten, nach einer Geh runde in beiden Parks haben wir niemanden gesichtet und fuhren Richtung Bahnhof. Im Bahnhofspark warten Dominik, Adrian, Marius und ein neuer Unbekannter. Alle 4 kommen mit zum Bus und bitten um Lebensmittel, und um Nächtigungsjetons für die Notschlafstelle. Natürlich haben wir auch heute welche dabei, wobei wir schon sehr haushalten müssen, mit den Jetons. Nach dem Bahnhofspark gehen wir in die Tiefgarage, wo niemand war, sich aber in den letzten Tagen sichtbar wer aufgehalten hat, die Spuren sind nicht zu übersehen.
Abfahrt zum Terminal, wo uns Gaby auffällt, weil sie heute schon liegt, und es ist erst 20 Uhr. Es geht ihr nicht gut, sie ist krank sagt sie. Von weitem sehe ich Peter und Andy, die noch vor ein paar Tagen in Braunau waren, um dort anzudocken, was gründlich in die Hose ging, deshalb sind bei wieder hier am Terminal Linz. Zwischen den beiden gab es Streit, was mich so gar nicht wundert. Peter reicht mir die Hand zum Gruße, was mich seine Hand nur kurz drücken ließ, weil ich Peter kenne, er möchte immer seine ganze Kraft zeigen, indem er die Hand dann fest zudrückt, was ich nicht möchte. Das sagte ich ihm auch, weil er meinte ich solle ihm „gescheit“ die Hand geben und nicht gleich wegziehen, nein, ich will das nicht, dass er meine Hand derart fest zudrückt, es kümmert ihn nicht was ich sage. Das zeigt mir immer wieder, wie Peter auch in anderen Lagen mit Menschen umgeht, er nimmt keine Rücksicht und glaubt immer das „Richtige“ zu tun. Viele Gespräche mit ihm waren schon erfolglos, er hält sich auch nicht an die Tipps, die wir ihm geben, also habe ich irgendwann aufgehört, überhaupt Tipps zu geben. Warum Peter auf Andy wütend ist, kann ich mir denken, es geht wieder einmal um Andys Ausnutzerei. Andy glaubt immer, er nur alleine versteht die Situation unserer Schützlinge und mischt sich deshalb immer in die Angelegenheiten der anderen ein, was ihm schon oft Ärger einbrachte. Und wenn Andy, wie schon ein paar Mal unsere Helferinnen, unser Team anmotzt und sogar zurechtweisen möchte, ist Schluss mit Lustig bei mir, natürlich stelle ich mich vor mein Team. Bei Peter und Andy ist auch Elvisa und ein Ungar, der frisch aus seiner Heimat kommt und dort eingesperrt war wegen seinem Leben auf der Straße. Elvisa ist heute nüchtern und sogar ansprechbar. Ihre Banknachbarn erzählen, dass Elvisa regelmäßig nachts rumschreit und Dinge entwendet, die sie dann im gesamten Terminal verteilt. Ich rede ihr ins Gewissen und sie verspricht, es künftig nicht mehr zu tun.
Alle 3 kommen mit zum Bus und wir richten Sackerl mit Lebensmittel her, die wir den dreien aushändigen. Wir gehen ein Runde im Terminal, in der Mittelreihe sitzt Meikel mit dem Rücken zu uns, uns wurde schon gesagt, dass es ihm nicht gut geht. Wir gehen zu Meikel und er erzählt, dass er gestern (also am Freitag), einen Herzstillstand hatte und wiederbelebt wurde von Passanten. Meikel ist leider nicht versichert, bekommt weder Sozialhilfe noch Betreuung durch einen Arzt. Er wurde Freitagabend am Terminal wiederbelebt und am Samstag, um 6 Uhr früh wurde er aus dem Krankenhaus „geworfen“, mit der Ansage er solle jetzt gehen, es sei kein Bett für ihn zur Verfügung und dieser Platz in der Abstellkammer, wo er gerade munter wurde, müsse ausgeräumt werden. Wertes Personal des KH BS, ich schreibe Euch ins Stammbuch, das was ihr hier macht und wie ihr es hier gemacht habt, ist hochgradig MENSCHENVERACHTENT! Dass Meikel nicht versichert ist, ist Tatsache, ihn aber deshalb keine 12 Stunden nach seinem Herzstillstand wieder auf die Straße zurückzuschicken, ist WAHNSINN! Ein reiches Land wie Österreich behandelt Menschen in Notsituationen nicht und lässt ihnen mitteilen, dass sie hier im Krankenhaus nichts mehr zu suchen haben. Das letzte Mal als ich so etwas menschenverachtendes hörte, wurde R. gerade nach der Diagnose Lungen- und Brust-Karzinom aus einem anderen Linzer KH entlassen mit den Worten eines Oberarztes, wer so wie er (weil Rauschgiftsüchtig) mit seinem leben umgeht, hat keine Behandlung und schon gar keine Chemo verdient. Wie kann man solche Aussagen treffen als Arzt und als KH noch dahinterstehen? R. fristet seine letzten Monate seines Daseins dahin und hat keine Hoffnung mehr. Hier spielen sich Oberärzte als die großen Moralapostel auf, denen es in keiner Weise zusteht, überhaupt jemanden so zu be- und verurteilen und die Menschen fallen zu lassen, wie eine heiße Kartoffel. Ich werde heute Abend nochmal zu Meikel fahren und nach ihm sehen. Das alles darf nicht mehr wahr sein.
Letzte Woche ließ ich Günther einliefern, er hätte die Nacht zum Sonntag letzte Woche vermutlich nicht überlebt, er ist schwer krank und hatte am Sonntag im KH mit hohem Fieber zu kämpfen. Mittlerweile geht es ihm besser, aber lange nicht gut. Er hat Kontakt zu einer Genossenschaft und hofft, bald eine Wohnung zu bekommen, denn eines ist auch klar, zurück auf die Straße kann Günther nicht mehr, das wäre binnen kurzer Zeit sein sicherer Tod. Ich kümmere mich seit 1 Woche um eine Wohnung für Günther, sollte aus dem bestehenden Kontakt nichts werden. Günthers Bank am Terminal belegt ein Ungar, der keine Hilfe möchte. Wir wollen ihn überreden, dass er zumindest eine warme Decke oder einen Schlafsack nimmt, nein, er lehnt ab. Schade. Unsere Runde im Terminal führt an Elke vorbei und ganz vorne machen einige laute Musik und schreien umher. Wir gehen vorbei und sehen, dass Elvisa ihren Tomatenfisch mit einem anderen Obdachlosen teilt und dass die Beiden mit Soletti in den Tomatenfisch tunken und voller Genuss essen. Auch gut, Hauptsache es schmeckt.
Wieder bei unserem Bus, reden wir mit Gaby, sie steht auf und kommt her, sagt was sie dringend braucht. Nach wenigen Lebensmitteln geht sie schnellen Schrittes weg mit Richtung Toilette. Mittlerweile ist es weit über 21 Uhr.
Wir machen uns auf den Weg zu Florian, für den ich heute einen Karton mit Sachen mithabe, die er sich wünschte. Florian liegt unter der großen Tanne, Zentimeter neben seinem Kopf raschelt und platzt der plötzlich einsetzende Regen nieder. „Florian, ich bin es Walter, ich habe deine Sachen mit kommst du mit zum Bus?“. Klar, vielen Dank flüstert Florian in meine Richtung. Er nimmt die Kleidung gleich im Karton mit und bedankt sich herzlichst.
Nächste Station Autobahnbrücke, Franziska und Gerald, Emma, Franziskas Hund begrüßt uns, indem sie den ganzen Pack, an dem ihre Leine befestigt ist, mitzieht und uns schwanzwedelnd begrüßt. Gerald geht es nicht gut, er schläft, Franziska erzählt uns, dass Mäuse an ihrer Couch, die sie sich besorgte und auf der sie schläft, herumknabbern. Kein Wunder, wenn man so viele Abfälle herumstehen lässt und gute Lebensmittel ebenfalls auf dem Boden stehen lässt, dann kommen irgendwann Mäuse und Ratten, Franziska hat sichtlich Angst vor diesem Getier. Sie kommt mit zum Bus und bittet um Süßigkeiten und um Getränke und erklärt 4-5-mal, dass sie sich eh um Gerald kümmert. Das wissen wir ja, liebe Franziska, und das ist gut so. Die Beiden ergänzen sich irgendwo, beim Leben unter der Autobahnbrücke. Manchmal darf sie sich auch zu ihm legen ohne mehr als Wärme zu wollen, beide profitieren bei den kalten Temperaturen durch die körperliche Nähe. Niemand will etwas vom anderen als seine/ihre Wärme, ist doch klasse, wenn man dadurch das Leben auf der Straße ein kleines bisschen erträglicher machen kann. Die beiden achten sehr aufeinander.
Da mir Adrian am Terminal schon sagte, dass am Gründberg dicke Luft ist, fahren wir erst gar nicht hinauf, da G. auch das Telefon nicht abhebt. Also fahren wir gleich zum Pleschingersee, wo wieder einige teure Luxuskarossen in der dunklen Nacht herumstehen und auf etwas warten. Wir schauen dass wir uns hier nicht zu lange aufhalten, die „Stimmung“ hier gefällt mir gar nicht. Also jetzt noch Industriezeile und dann machen wir Schluss für heute, wir sind beide geschafft. In der letzten Station wurde auch niemand gefunden und so fahren wir Richtung Lager, um alles auszuladen und wieder einzulagern. Wir wärmen uns noch im warmen Lager auf und unterhalten uns noch kurz, um kurz nach Mitternacht brechen wir auf und ich bringe Sandra zur Metro, wo ihr Auto steht. Es war eine Linz-Tour, die mir viel Denkaufgaben gibt, warum …. warum …. warum?
Die Linz-Tour wird immer wichtiger, wenn es richtig kalt ist, fahren wir ja 2-3-mal die Woche zu den Hotspots, zurzeit reicht noch der Samstag alleine. Unsere Aufgaben werden mit jedem Tag umfassender, anspruchsvoller und kräfteraubender. So lange Tage wie die Samstage mit Spendenannahme am Vormittag und Linz-Tour bis Mitternacht, werde ich nicht mehr lange in dieser Form bewältigen können. Wir suchen nach Lösungen, wir halten Euch auf dem Laufenden. Euch noch einen erholsamen, ruhigen Sonntag und alles liebe. 😊