Wie kann das sein?
Zurzeit laufen alle Vorbereitungen für umfassende Spendenlieferungen in alle Einrichtungen, die wir seit langer Zeit „betreuen“ und mit Euren Spenden beliefern. Ein paar Spendenlieferungen brachten wir ja in den vergangenen Tagen schon nach Salzburg, in die Wärmestube und in die Soziale Arbeit.
Hierzu darf man auch erwähnen, dass so eine Spendenlieferung einiges an Vorbereitungen erfordert, telefonische Abfrage was wird in welchem Umfang gebraucht, dann wird die Spende kommissioniert, d.h. sie wird zusammengestellt und gleich in Bananenschachteln verpackt. In die Salzburger Wärmestube brachten wir am vergangenen Montag ganze 67 prall gefüllte Bananenschachteln voller Lebensmittel und Hygieneartikel, voller Reinigungsmittel und Kleidung. In die Soziale Arbeit brachten wir 37 Bananenschachteln gleicher Artikel. Und ins SOS Kinderdorf Altmünster brachten wir 4 Bananenschachteln Süßigkeiten. Wir haben es zusammengerechnet, welchen Wert diese Lieferung in diese 3 Einrichtungen hatte, und da haben wir Dank der dauernden Inventur, unterjährigen Ein- und Auslagerungen ein großartiges Lagerprogramm, das uns den Wert auf Knopfdruck auswirft. Sage und Schreibe € 13137,85 kostete diese Spendenlieferung vom letzten Montag. Wahnsinn, diese Summe hätte ich niemals zu denken gewagt, aber jede einzelne Zahnbürste, jede Dose Gulaschsuppe und jeder einzelne Schokoriegel war gerechtfertigt. Aber diese Summe ist schon eine Ansage.
Wenn die Spendenlieferung fertig kommissioniert ist, wird sie auf Paletten oder Trolleys gepackt und am Abend vor der Lieferung mit Hilfe unseres Teams in den Transporter geladen. Diesmal war die Beladung am Sonntagabend. Es sind so viele unzählige, ehrenamtliche Stunden, die unser Team leistet, so viel harte Arbeit, die hier aufgebracht werden muss. Natürlich haben wir großen Spaß bei unserer Lagerarbeit, wir sind ein großartiges Team, das sich glänzend ergänzt und wo jede/r für den anderen, die andere einspringt. Wo Hilfe und Unterstützung gebraucht wird, da wird zusammengehalten. Und wenn die Lieferung dann im Transporter geladen ist, begleiten mich wieder unsere Mädels und helfen vor Ort auszuladen und zu helfen, alles aus dem Transporter zu bekommen. Da reden wir teils von Bananenschachteln, wo 1 Schachtel 40-50 kg wiegt, fast nicht zu stemmen für unsere Mädels, auch da wird zusammengeholfen. Ich bin einfach sehr, sehr stolz auf mein Team das tolle Arbeit leistet. Und auf Euch liebe Spender/innen, sind wir sowieso stolz, denn das was IHR uns alles ermöglicht, Wahnsinn!
Das waren jetzt 3 Einrichtungen, es folgen in den nächsten Wochen aber noch einige weitere in dieser Größenordnung. Einrichtungen in Wels, Steyr, Linz z.B. und dann auch in die Frauenhäuser in Vöcklabruck, Wels, Ried u.v.a.m.. Es wartet viel Arbeit auf uns, und Spendenlieferungen, die uns einiges abverlangen. Unser gesamtes Team steckt so viel Liebe und Leidenschaft, Zeit und Geduld in unsere Arbeit, in all die Verantwortungen, die wir wahrnehmen. Deshalb ist es für uns auch das Wichtigste, dass all Eure Spenden auch wirklich dort ankommen, wohin sie bestimmt sind. Dass all die Menschen die Lebensmittel bekommen, die diese auch wirklich dringend brauchen. Die in einer nicht beneidenswerten Situation sind, aus der sie selbst nicht mehr herauskommen. Dann sind wir da und helfen mit Euren Spenden.
Warum schreib ich das alles? Weil sich einige Menschen nicht fair verhalten und weil es scheinbar auch Mode ist, sich überall dort „zu bedienen“, wo es etwas gratis gibt. Eure Spenden sind gedacht für die Ärmsten unter den Armen, die alles verloren haben, nichts mehr haben. Und dann mischen sich Menschen unter unsere Schützlinge, die mit dem eigenen Auto kommen, dieses verstecken und uns vorjammern, wie schlecht es ihnen geht. Nun, das wird künftig nicht mehr möglich sein, da wir trotz Corona wieder alle Einkommensnachweise kontrollieren werden. Eigentlich dürfen wir das zurzeit nicht machen, da wir zusehen müssen alle Schützlinge schnellstmöglich vom Bus, bzw. vom Anhänger wieder wegzubekommen, aber die Situation zwingt uns dazu, schnellstens wieder zu kontrollieren. Wenn z.B. eine Oma mit ihrem 13-jährigen Enkel zu uns kommt und sich Lebensmittel holt, der Junge bekommt noch neue Turnschuhe und dann steigen sie gemütlich in einen VW Touran neueren Baujahrs. Oder A. & C., die seit langer Zeit jeden Donnerstag kommen, und dann zufällig dabei ertappt werden, dass sie in einen Golf Kombi auch neueren Baujahrs steigen und uns angrinsen. Hier verstehen wir die Welt nicht mehr. Wer tut sowas? Wer holt sich Spenden und kann sich so ein Auto leisten? Wir haben darauf heute entschieden, ab nächste Woche wieder streng zu kontrollieren, damit so etwas nicht mehr passieren kann. Diese schäbige Verhaltensweise werden wir schnellstens unterbinden und so garantieren, dass unsere Spenden ausschließlich die Menschen bekommen, die diese dringend brauchen und für die sie bestimmt sind. Es kann nicht sein, dass jemand so ein Auto fährt und sich dann unserer Spenden bedient. Wie gesagt, wir werden hier wieder hart durchgreifen und denen, die sie brauchen, auch weiterhin Lebensmittel geben, und all jenen die sich lediglich „bereichern“ wollen, sagen, was wir von ihrer Art halten. Leider haben wir Auflagen von Polizei und Krisenstab des Landes OÖ, die die Einkommensnachweis-Kontrollen in den letzten Monaten nicht erlaubten. Wir werden eine Möglichkeit finden, wie wir das gemeinsam schnell umsetzen und garantieren können, dass Eure Spenden wieder dort ankommen, wo sie gebraucht werden.
Ehrlich! Ich hätte nicht gedacht, dass das möglich ist, deshalb ist dieser Schritt nötig. Und weil ich sie erwischt habe, werde ich auch gleich noch beschimpft. Egal, wir sind für solche Menschen, die sich an Spenden vergehen, nicht da und versprechen, dass Eure Spenden ab nächster Woche wieder dort ankommen, für wo sie bestimmt waren. Unser Team sieht sich durch solche Menschen um ihre wertvolle, ehrenamtliche Arbeit geprellt, unser Team opfert viele Stunden und viel Mühe für die Arbeit bei uns, und dann kommen Menschen, die sich nur bereichern. So ein Tag wie heute, an dem sich 8 (!) Leute bei uns Spenden abholten und dann in eines der 3 Autos stiegen, wird nicht mehr vorkommen. VERSPROCHEN! Wir legen viel Kraft, viel Zeit und ganz viel Liebe zu unseren Schützlingen in unsere Aktion, und gerade heute ist die Enttäuschung durch solche Menschen innerhalb unseres Teams sehr groß. Nicht nur die „Bereicherung“ ist das Thema, sondern auch die Art wie man uns ausnutzt. Die Art, einfach unfair und unangebracht.
Der Tag heute begann für mich zu früh, die Nacht war lang, der Schlaf viel zu kurz. Bevor ich um 9 Uhr ins Lager fahre, noch schnell zum Hofer, Obst und Gemüse kaufen, und dann ab ins Lager. All unsere Trolleys aus unserem Lager fahren, die Paletten ebenso, dann kommen schon Barbara, Ulli und Petra, die uns heute helfen alles vorzubereiten und dann teilweise noch den ganzen Tag, bis abends in Linz dabei sind. Barbara und ich fahren nach Haid, Brot und Gebäck holen, Kuchen und süßes Gebäck. Alles heute super vorsortiert, wir brauchen heute nichts mehr kontrollieren, toll! Da heute die Kontrolle der Lebensmittel ausfällt, haben wir Zeit, all die liegen gebliebenen Spenden einzulagern in die Regale. Da wären z.B. die 2600 (!!!) Flaschen Shampoo, die uns eine anonyme Spenderin vor 14 Tagen spendete, die müssen eingelagert werden. Eine riesengroße Menge, die wir hier bekamen. Mit dieser Menge Shampoo haben wir genug „Luft“, über den gesamten Sommer zu kommen, ohne einzukaufen. Auch Sugo, Wurstaufstriche und Roter Rüben Salat habe ich in den letzten Tagen eingekauft, auch das muss heute eingelagert werden, heute ist Zeit dazu.
Um 14 Uhr kommt das restliche Team, das uns heute unterstützt und die Ausgabe in Linz gestalten wird. Gerlinde, Ingrid, Stefan, Barbara, Petra, Silvia, Verena, wir räumen den von Ulli gesaugten und herausgewaschenen Transporter ein. Um 15 Uhr brechen wir auf, Richtung Linz, es scheint heute trocken zu bleiben, die Sonne lächelt schon vorsichtig vom Himmel und ich bin Happy, freu mich auf unsere Schützlinge. Zu diesem Zeitpunkt wissen wir von all den beschriebenen Vorkommnissen von heute natürlich noch nichts, es wird uns kalt erwischen. Als wir ankommen erzählt mir Wolfgang sofort voller Freude, dass er seit Montag dieser Woche wieder Arbeit gefunden hat, als LKW-Chauffeur. Er bleibt uns künftig trotzdem erhalten, das freut mich sehr. Der Transporter und unser einzigartiger Humer-Anhänger waren gleich ausgeräumt. Ein kleiner Wehrmutstropfen ist, dass wir aus Angst die Situation könnte entgleiten, im Vorfeld die Polizei informieren mussten, dass es zu einem Zwischenfall kommen könnte, der gefährlich werden könnte. Geschuldet ist die Info an die Polizei jenem Vorfall von letztem Samstag in Ebelsberg. Hier war eine Waffe gegen uns im Spiel, und das geht gar nicht. Der Kommandant von der Polizei am Bahnhof empfahl mir eine Anzeige und 133, wenn jemand von denen auftauchen sollte. Ich habe einen wachen Blick, immer konzentriert auf die, die im Anmarsch sind, gottseidank ist unser Platz sehr übersichtlich und wir können sofort reagieren, bevor etwas passiert.
Punkt 16 Uhr beginnen wir mit der Ausgabe, ich gehe mit Zigaretten durch die Reihe, jede/r bekommt 3 Zigaretten, und für die, die in der Notschlafstelle schlafen und dort einen Platz ergatterten, gibt es 2 Nächtigungsjetons, in Summe werden das 34 Jetons (à € 4,06=€ 138,04) sein, die wir heute ausgeben. Wir haben auch heute wieder Topfencremeschnitten dabei, Himbeer/Topfen Schnitten, Leckereien, die wir nur selten „anbieten“ können und die sehr gerne angenommen werden. Genauso unser Obst und Gemüse, immer sehr gefragt und fast immer vergriffen. Beim Bus gibt Brigitte all die tollen Lebensmittel- und Hygieneartikelspenden von Euch, aus. Die Stimmung ist heute eine angespannte, weil wir gleich in der 1. Stunde sahen, wie sich jemand mit den abgeholten Spenden in seinen Seat setzte und wegfuhr. Wir konnten es kaum glauben. Sr. Lydia besuchte mich heute beim Bus, was mich sehr freute. Sie macht tolle Arbeit und leistete uns schon oft Hilfe. Manfred, der Obdachlosensprecher steht bei uns und wir rätseln, warum Menschen so sind?! Wir kommen nicht wirklich zu einem Resultat. Ein toller VW-Bus fährt vor und es steigt ein Herr aus, der nachfragt, ob wir Decken brauchen könnten? Ja, können wir. Er möchte nur nicht, dass die Decken mit seinem Logo auf der Straße rumliegen, verschmutzt oder gar kaputt. Deshalb versprach ich ihm, seine Decken ausschließlich in Einrichtungen zu bringen. Er bringt uns einen ganzen Transporter voller neuer Decken vorbei. Vergelt’s Gott für Ihr Vertrauen. Dann deutet mir Markus, ich solle mitkommen, ich ging mit ihm um die Ecke, wo wir Blick auf den PVA Parkplatz hatten. Die Nächsten 2, die sich Spenden holten und jetzt bei ihrem neuwertigen Golf Kombi stehen und erstaunt sind, dass ich vor ihnen stehe und ihr Auto sehe. Ich sage ihnen, dass sie künftig nicht mehr zu uns kommen brauchen, denn dieses Verhalten geht gar nicht. Ich drehe mich um, gehe zurück und stehe bei Ingrid, beim Anhänger, eine ältere Frau mit einem 13-jährigen Jungen bitten um Turnschuhe und haben schon 3 Sackerl voller Lebensmittel in der Hand. Ingrid gibt ihnen neue Turnschuhe, sie biegen ab Richtung PVA Parkplatz. Sie werden doch nicht? Bitte NICHT! Ich gehe ihnen nach und schaue, und tatsächlich steigen sie in einen Touran und als ich an der Ecke stehe und ihnen zuschaue, steigen noch 2 weitere in den Touran ein, die sich gerade bei unserem Bus Spenden holten. Ich bin sprachlos, bin enttäuscht und ein bisschen wütend. Das geht gar nicht!
Um 18 Uhr räumen wir alles schnellstens in den Bus und Anhänger, brechen auf Richtung Ansfelden, wo wir wieder alles einlagern, bis nächste Woche. Nach getaner Arbeit stehen wir noch beisammen und reden über die Vorfälle heute, wir beschließen, dass wir ab sofort wieder kontrollieren, wir müssen unser Versprechen Euch Spender/innen halten und erneuern, dass die Spenden NUR die armen Menschen bekommen und nicht die, die sich ein Auto leisten können. Das mindeste was wir zu machen haben. Seit 20 Uhr sitze ich bei diesem Text und ärgere mich teils immer noch, aber ich freue mich auch sehr, 63 unserer Schützlinge lächelnd von uns weggehen gesehen zu haben. Die Drohung, die uns gegenüber geäußert wurde, wurde gottseidank nicht wahr gemacht, ich überlege immer noch eine Anzeige bei der Polizei, um aufzuzeigen, dass dieser Schritt viel zu weit ging. Aber wenn ein Bruder den anderen rächt, ist das schon sehr fragwürdig, wenn ich mich und mein Team dadurch in Gefahr bringen würde.
In meinem Kopfhörer röhrt ein 80er Oldie, „Too Little, Too Late“ vom Sir Douglas Quintett, irgendwie bin ich noch immer nicht zuhause angekommen und hoffe, die Bilder verschwinden bald aus meinem Kopf, ich bitte meinen Herrn darum.
Euch sage ich Vergelt’s Gott und Danke für alles, was Ihr für uns macht und dass Ihr uns täglich begleitet, uns die Treue haltet, meinem Team sag‘ ich DANKE für alles und im Besonderen für den gemeinsamen Weg, den wir zusammen gehen. DANKE, schön, dass es Euch gibt. 😊 ❤