Nass gespritzt und allein gelassen!
Sandra und ich treffen uns nach einem langen und großartigen Spendenannahmetag um 18.30 Uhr bei der Metro und fahren los, Richtung Schillerpark, wo uns schon Melanie, Stefan, Richie, Elmar, Affi und andere, erwarten. Alle brauchen dringend Lebensmittel und neue Unterwäsche/Socken, weil sie es am Donnerstag nicht zum Bus schafften.
Stefan wurde die letzten 2 Monate die Mindestsicherung nicht ausbezahlt, nach Auskunft der Post, Zitat: „Weil Sie nicht anzutreffen waren“. Ahja? Deshalb verfällt die Mindestsicherung? Kann doch gar nicht sein! Ich werde am Montag beim Magistrat anrufen und nachfragen, was hier los ist. Melanie, die vor kurzem erst wieder auf der Straße landete, sieht mitgenommen aus, aber sie zeigt mir den erhobenen Daumen, dass alles OK ist. Vom Schillerpark fahren wir weiter zum Terminal, wir parken bei Gaby, wo alles nass ist und eine große Lache steht. Letzte Nacht fuhr der Wasserwagen durchs Terminal und spritzte alles, nicht nur auf dem Boden stehende, nass. Alles was Gaby auf der etwa 50cm hohen Bank stehen hat, ist genauso nass gespritzt wie ihr am Boden liegende Matratze. Nicht nur bei Gaby ist alles nass gespritzt, auch bei allen anderen Bänken steht das Wasser, und das ist bestimmt kein „Sprühnebel“, da ist ganz viel Wasser direkt auf die Menschen gespritzt worden. Damals, 2019 wurde alles heruntergespielt seitens des Magistrates und mir wurde damals indirekt unterstellt, polemisch hier Meinung zu machen gegen das nächtliche Gehsteigspritzen. Damals berichtete die Rundschau und das Magistrat versprach damals, immer einen Sozialarbeiter dabei abzustellen, wenn nachts gespritzt wird. Von diesem „Versprechen“ blieb nicht einmal der i-Punkt übrig, als Wahrheit. (https://www.meinbezirk.at/linz/c-lokales/obdachlose-nassgespritzt-magistrat-bedauert-vorfall_a3383169). Wahnsinn wie man zurzeit unsere Schützlinge durch die Stadt vertreibt/verjagt, nirgendwo dürfen sie bleiben, Alternative wird auch keine angeboten. So geht man doch nicht um mit den ärmsten Menschen! Hallo?!
Von Gaby gehen wir unsere Runde weiter zu Elke, Harald, Renate und Roman. Renate wurde erst am Freitag aus dem Krankenhaus entlassen, eigentlich ist Renate schwer krank und bräuchte dringend eine Bleibe, es geht um ihr Leben, und Renate weiß das. Sie geht nicht zurück ins Krankenzimmer, da bleibt sie lieber auf der Straße. Rainer, ein Bekannter von Renate geht mit zum Bus und bringt ihr eine Decke und bedankt sich bei uns für unsere Arbeit und gibt uns € 10,- Spendengeld. All ihre Habseligkeiten wurden in irgendeinem Keller eingesperrt, und niemand weiß, wo dieser Keller ist. Toll! Harald kommt auch zum Bus, er riecht streng und gehört dringend unter eine Dusche, doch Harald will das nicht hören. Vom Terminal fahren wir zu Florian, an die Donaulände, wo ein riesiges Polizeiaufgebot stattfindet. Wir widmen uns Florian und verspreche ihm, nächste Woche seine gewünschten Clogs, Jogginghose, Handschuhe und Socken zu bringen. Florian möchte gerne schlafen aber durch die laute Veranstaltung an der Donau wird er wach gehalten. Wir schauen auch nach, welche Veranstaltung hier geboten wird, eine gegen Polizei und Regierung wegen den Corona-Maßnahmen.
Wir gehen wieder nach 2 Minuten und fahren weiter zu Franziska. Sie liegt auch schon, steht aber auf und bedankt sich für die frisch gewaschene Wäsche, die ich ihr zurückbringe, und die neue Unterwäsche in Baumwolle, die ich ihr wegen ihrer Allergie besorgte. Franziska erzählt uns, dass Gerald, der Obdachlose 150Meter neben Franziska, dringend Socken und Schuhe in Größe 41 brauche, leider habe ich keine Trekkingschuhe in 41 dabei, und außerdem brauche er nichts, so Gerald. Wir nehmen die mitgebrachten 43er Turnschuhe wieder mit und fahren weiter zu Andy, der wegen Corona seines Nachbarn ebenfalls in Quarantäne bleiben muss.
Wir bringen ihm eine große Tasche an Lebensmittel die wir ihm vor die Tür stellen. Weiter zum Pleschingersee und Fernheizwerk, wo wir um 23.10 Uhr dann den Dienst quittieren, und ins Lager fahren um alles auszuladen. Sandra ist wieder sichtlich beeindruckt von unserer Linz-Tour und nach einem kurzen Abstecher, liefere ich Sandra um 00.20 Uhr bei der Metro wieder ab. Danke an alle Spender/innen, die auch diese Linz-Tour ermöglichten, Vergelt’s Gott und lieben Dank, für die Hilfe, Sandra. Euch allen einen schönen Muttertag und einen erholsamen Sonntag. 😊 ❤