Abwechselnd!

Abwechselnd!
Liebe Leute und liebe Wegbegleiter, künftig wird es in jenen Wochen, wo wir nachts eine Linz Tour (zu den Hot Spots) fahren, nur mehr ein kurzes Posting zum Verteil-Donnerstag geben, da ich für jedes Posting etwa 4-5 Stunden aufwenden muss und mein Sonntag dann mehr oder weniger ausschließlich vorm Computer stattfindet. Diese vergangene Woche gab es einen Verteil-Donnerstag und gestern, Samstag eine Linz-Tour, deshalb berichte in jenen Wochen, wo wir beide „Aktionen“ haben, abwechselnd, ich entscheide kurzfristig welche Aktion wir näher an den Mittelpunkt stellen und Euch detaillierter informieren. Liebe Leute, ich bitte um euer Verständnis, dass ich nicht wie bisher 2 lange Postings schreiben kann, dann würde von meiner Sonntagsfreizeit nicht mehr viel übrig bleiben. Danke für euer Verständnis!
Die stillste Zeit des Jahres kommt in großen Schritten auf uns zu, die Advents- und Weihnachtszeit. Jedes Jahr aufs Neue sehen und merken wir, wie vielen unserer Schützlinge diese Zeit zusetzt. Wenn dich Freunde und Familie „im Stich“ gelassen haben und nichts mehr von dir wissen wollen, tut das ohnehin schon sehr weh, und in dieser Weihnachtszeit tut es doppelt so weh. Deshalb machen wir ja unsere Weihnachtsschuhschachtelaktion, die auch vermitteln soll: „Ihr seid nicht alleine, da gibt es viele, viele Menschen und Spender:innen, die an euch denken und euch das auch mit einem Weihnachtsgeschenk zeigen wollen.“
Seit vielen Jahren machen wir diese Weihnachtsaktion und jedes Jahr kommt diese sehr gut an. An den letzten 2 Verteil-Donnerstagen vor Heiligabend verteilen wir direkt eure Weihnachtsgeschenke an unsere Schützlinge direkt und bringen die restlichen Weihnachtsgeschenke in Einrichtungen. Am letzten Verteil-Donnerstag vor Weihnachten werden wir auch warme Speisen ausgeben, heißen Tee haben und natürlich eure Geschenke. Diese 2 Verteil-Donnerstage sind die 2 schönsten im Jahr, wenn wir mit eurer Unterstützung den Menschen ein Lächeln ins Gesicht zaubern können. Es ist immens wichtig, den armen, den obdach- und wohnungslosen Menschen hier zu zeigen, ihr seid nicht vergessen, wir stehen hinter euch.
Heuer, gesehen über das ganze Jahr 2023, bekamen wir einen Bruchteil jener Sach- und Geldspenden der letzten Jahre, und wir sind vom Gesamtergebnis ganz weit weg von dem, was wir für den zusätzlichen Ankauf von Lebensmitteln und Hygieneartikeln eigentlich bräuchten. Aber wie schon in anderen Postings erwähnt, haben wir uns nach der Decke zu strecken, die IHR uns zur Verfügung stellt, und diese Decke ist halt jetzt kürzer, viel kürzer, das haben wir zu akzeptieren und zu respektieren und wir müssen damit umgehen und zusehen, wo wir die vorhandenen Mittel einsetzen, da wir ja auch einiges an Festkosten wie Lagermiete und Versicherung stemmen müssen.
An vielen Stellschrauben haben wir schon gedreht und werden das auch weiterhin tun, trotzdem stehen manche Parameter auf „Sturm“, das heißt im Klartext, Kürzungen weiter vorantreiben. Leider ist das so, es gibt keine andere Lösung, um halbwegs den Fokus auf die wichtigsten Aktionen wie den Verteil-Donnerstag legen zu können. Aber mit jeder Drehung an den Parametern trifft es auch Menschen direkt, das ist uns auch mehr als bewusst.
Diese Woche haben wir tolle Unterstützung von Martin und seinem Freund, der uns schon das 4. Jahr hintereinander mit Spenden unterstützt, er möchte Teil eines Verteil-Donnerstags sein und sich unsere Aktion aus der Nähe anschauen. Nach allen Vorbereitungen am Vormittag, haben wir auch die Pakete, die uns so geschickt werden, öffnen und fotografieren damit wir all die Spenden veröffentlichen können. Einige Pakete erreichten uns von Amazon, leider hat hier nicht jede/r einen „Grußzettel“ mit seinem Namen geschrieben, so dass wir manche Amazon-Packerl namentlich nicht zuordnen können. Apropos Amazon, wir haben unsere Wunschliste bei Amazon angepasst.
Hier der Link:
https://www.amazon.de/hz/wishlist/ls/231EZYEFB0ZSV?ref_=wl_share
Hier könnt ihr sehen was wir zurzeit bräuchten und der Link zum Artikel ist auch gleich dabei.
Martin und sein Freund sind gespannt, was heute Nachmittag auf sie zukommen wird, ich finde es großartig, dass sich die Beiden die Zeit nehmen, um sich unseren Verteil-Donnerstag aus der Nähe anzuschauen. Danke dafür. Zu Mittag kommt heute unsere Maria und sorgt für unseren Mittagstisch, ein Szegediner Gulasch vom Feinsten. Danke liebe Maria. So beginnen wir nach dem Mittagessen den Bus zu beladen, zuerst die schweren Boxen am Boden damit wir den Schwerpunkt nahe dem Boden haben und nichts kippen kann. Um 15 Uhr legen wir in Ansfelden ab und brechen Richtung Linz auf, Ingrid und Gaby fahren mit mir im Transporter, Martin und sein Freund fahren selbst hinter uns her.
Bei der Ankunft warten schon etwa 15 unserer Schützlinge auf uns, ausladen und aufbauen, es ist kalt heute und ich fürchte, das wird sich auch die nächsten 2 ½ Stunden nicht ändern, darum ist es ab sofort sehr wichtig, dass wir uns auch drunter warm anziehen, warme Schuhe und dicker Anorak sind ein Muss. Später, um 16 Uhr kommen dann noch Brigitte und Verena dazu, die uns heute bei der Ausgabe helfen werden. Die Warteschlange wächst leicht an, während wir alles aufstellen. Am Ende werden es wieder 86 Menschen sein, die heute unsere Hilfe brauchen. Noch vor wenigen Monaten bzw. 2021 und 2022 hatten wir am Monatsbeginn bzw. zur Monatsmitte zwischen 20 und 30 Besucher und erst gegen Monatsende hohe Besucherzahlen, jetzt aber haben wir zur Monatsmitte schon fast das Dreifache, eigentlich Wahnsinn diese Entwicklung.
Um 16 Uhr beginnen wir pünktlich mit der Ausgabe und wir sehen einige unserer Schützlinge in der Warteschlange, die frieren, die zu zittern beginnen. Diese Besucher nehme ich vor und wir bieten ihnen zusätzlich zu den Lebensmitteln, warme Jacken, Handschuhe und Hauben an, was sehr gerne angenommen wird. Wir haben gerade mit der Ausgabe begonnen bekommen wir Besuch von einer muslimischen Frau, die uns eine Plastiktasche voller selbst gestrickter Socken bringt, eine tolle Geste. Sie bedankt sich noch bei uns für das, was wir machen und wie wir es machen, unsere Obdachlosenhilfsaktion.
Manche erbrachten immer noch keine Einkommensnachweise, die verweise ich darauf, dass es keine Kleidung gibt, solange dieser nicht gebracht wurde. Wir wollen sicher gehen, dass eure Spenden auch wirklich dort ankommen, wo sie dringend gebraucht werden und nicht bei jemandem (wie wir es zuhauf in der Vergangenheit hatten), der/die z.B. BMW fährt und sich bei den Spenden bereichert. Das geht gar nicht. Gleiches Recht für alle, alle müssen die geforderten Unterlagen bringen, ohne Ausnahme. Manche sehen in uns auch den 2. oder 3. Ausrüster, nein sind wir nicht, wenn jemand kaputte Schuhe oder eine kaputte Jacke hat, bekommt er/sie eine neue, aber nicht, wenn sich jemand ein 2. und 3. Paar Schuhe oder eine schönere Jacke wünscht, wir sind unseren Spendern:innen verpflichtet, wir haben versprochen, dass die Spenden dort ankommen, wo diese auch wirklich dringend gebraucht werden, und so verstehen wir unser Versprechen.
Max kümmert sich um die Wartenden und verteilt Brötchen und gespendete Zigaretten an die Menschen. Ich gehe immer wieder zu Martin, um nachzufragen, ob alles in Ordnung ist und wie es ihnen gefällt. Durchwegs positive Antworten, gefällt ihnen sehr gut und sind verwundert, weil alle „Danke“ sagen und ganz anders sind, wie man sich im Vorfeld dachte. Auch unsere Gaby ist heute zum ersten Mal beim Verteil-Donnerstag dabei, auch ihr geht es gut und hat Spaß an unserer Aktion gefunden. Unser Team wächst zusammen und wir haben wieder großen Spaß bei den gemeinsamen Aktionen, was nicht immer so war.
Einige unserer Schützlinge haben sich in den letzten Wochen eine Jacke gewünscht, die etwas größer als die Ausgegebene ist, und diese Kleidungsstücke gibt unsere Maria heute an die Menschen aus, größere Schuhe und Jacken, warme Pullover oder Kapuzen-Sweater, wärmere lange Unterhosen oder Thermo-Leggins, und warme Schuhe. Wir haben alles dabei.
Frau M., die uns schon seit Bestehen des Verteil-Donnerstags besucht, die selbst keinerlei Einkommen hat, nur einen kleinen Unterhalt vom Ex-Mann bekommt erkundigt sich, was sie leicht beim letzten Besuch falsch gemacht hätte, weil ich ihr nachgerufen habe? Ich sagte: „Nichts haben sie falsch gemacht, ich wollte ihnen nur noch zurufen, dass wir auch am (vergangenen) Feiertag hier sind, was ja nicht alle wissen“. Frau M. war erleichtert, sie erzählt mir, dass sie nicht mehr schlafen konnte, weil ich ihr nachgerufen habe, sie es aber nicht verstanden und nicht einordnen konnte aufgrund des hohen Lautstärkepegels im Gewühl von zig-Menschen. Ich beruhigte sie und es fiel ihr sichtlich ein Stein von Herzen. Sie erzählte sie hätte schon Angst bekommen, nicht mehr zu unserem Bus kommen zu dürfen. Diese Frau hat die Güte und Gutmütigkeit in ihr Gesicht geschrieben liebe Leute, und dann macht sich diese Frau wochenlang solche Gedanken. Und, ich muss dazusagen, sie ist wegen Krebs im Endstadium in Behandlung und strahlt trotzdem so eine wohlige, menschliche Wärme aus, ich habe selten so eine Frau, so einen Menschen kennengelernt. Ich verneige mich vor Demut und Wunsch, dass alles sich für Frau M. zum Guten wenden möge, zutiefst. Du Herr da droben, jetzt bist du dran, hier noch ein „Wunder“ zu vollbringen, das darf nicht das Ende für Frau M. sein.
Ich gebe ihr noch Speiseöl und Getränke, dann geht Frau M. Richtung Lebensmittel, mit einer großen Bescheidenheit und einer sichtlichen Dankbarkeit, die man nur selten findet, ich bin tief beeindruckt, wie mutig man sein Schicksal ertragen kann.
Die Zeit heute vergeht wie im Flug, im Nu ist es wieder 17.40 Uhr, die Warteschlange ist zum großen Teil abgearbeitet und es warten nur mehr wenige Schützlinge, um an der Reihe zu sein. Mich friert schon etwas in den Fingern, bin froh, wenn ich heute zuhause eine heiße Dusche bekomme. Zum Schluss kommt wieder der „Prinz von Linz“, dem wir schon einige Male sagten, dass er nicht erst um 17.58 Uhr kommen soll, da er sonst irgendwann nichts mehr bekommt. Wenn er um 17.58 Uhr kommt, braucht er mindestens bis 18.05, um fertig zu werden. Als würde er es zu Fleiß machen, das Nächste Mal, wenn er so spät kommt, bekommt er nichts mehr, anders scheint er es nicht zu verstehen. Es ist jede Woche das gleiche Prozedere mit ihm, und jetzt hat er sich an uns anzupassen und nicht umgekehrt. Manchmal lacht er auch noch, wenn ich ihm sage, dass es so nicht geht, da kommt man sich schon vergackeiert vor, aber wie gesagt, künftig früher oder gar nicht mehr.
Wir packen alles wieder ein und befüllen unseren Transporter und brechen Richtung Ansfelden auf, um wieder alles einzulagern. Es war der erste wirklich kalte Verteil-Donnerstag in dieser noch kurzen Herbst- bzw. Winterzeit. Hoffentlich hat Petrus mit den Temperaturen etwas erbarmen mit uns und lässt es nicht zu klirrend werden, im Winter.
Im Lager tauschen wir mit allen Neuen noch Erfahrungen aus und welche Eindrücke sie hatten, heute beim Verteil-Donnerstag, durchwegs zufriedene Mimiken und Gesichter und viele schöne Situationen, die heute durchlebt wurden. Das freut mich immer sehr, wenn wir Menschen dabei haben, die sich selbst ein Bild machen wollen von unserem Verteil-Donnerstag und die dann mit einer ganz anderen Sichtweise von uns weggehen, als sie kamen. Dann sage ich, dass der Ausflug in unsere Aktion absolut gelungen ist.
Im Kopfhörer klingt gerade „Sail On“, ein Uralt-Titel von den Commodores, den ich innig liebe, und es erfüllt mich das wunderbare Gefühl, am Donnerstag wieder gemeinsam einiges für unsere Schützlinge bewegt zu haben.
Danke liebes TEAM und DANKE liebe Gönner:innen, dass wir unseren Verteil-Donnerstag Woche für Woche machen dürfen.
Vergelt’s Gott und habt großen Dank!
Gott segne euch. 😊 <3
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