Ein komischer Donnerstag!
Die ganze Woche über gab es Nachrichten...
...und Aussagen mir gegenüber, die einfach unter jeder Gürtellinie war. Da waren zunächst die Delogierung und Räumung des Terminals am Mittwoch früh, dann kam der Müllwagen und entsorgte dort alles, wirklich alles der Menschen am Terminal. Da waren auch Dokumente dabei, die man entsorgte, und viele, viele Schlafsäcke und Isomatten. Ich war am Mittwochnachmittag 2 Stunden vor Ort und hörte mir von den Obdachlosen an, was hier abging. Dass man seit Wochen den Menschen sagt: „Terminal wird umgebaut, ihr müsst hier weg“, ohne je einen fixen Termin genannt zu haben, ist das Nächste. Wie schon öfters erwähnt, sind die Verwaltungseinheiten und der Ordnungsdienst fleißig dabei, die Menschen von Platz zu Platz zu treiben und viele Platzverbote auszusprechen, aber niemand sagte bisher, wo unsere Obdachlosen bleiben und schlafen dürfen. Das hat alles nichts mehr annähernd mit „Menschlichkeit und Wertschätzung“ zu tun, das ist pure Willkür.Am Mittwochabend brachte mir Barbara aus Gmunden ihr Fahrrad vorbei, Roman hatte mich um einen Aufruf gebeten. Ein tolles Fahrrad und ein echt teures. Roman wird es am Donnerstag bekommen. Am Mittwoch bekam auch unser Markus, seine Arbeitskleidung ausgehändigt, er beginnt ja Donnerstag zu arbeiten. Vor 3 Wochen war Markus noch am Terminal als Obdachloser ohne Hoffnung und ohne Zukunft, und jetzt beginnt er bereits zu arbeiten. Zuerst steckten wir Markus in ein Zimmer am Gründberg, wo er „ankommen“ konnte, dann schwor er dem Alkohol ab und trinkt seitdem keinen Tropfen mehr, dann kam die Chance auf ein Vorstellungsgespräch, dem ich beiwohnen durfte und schließlich 1 Woche später die Zusage, den Arbeitsplatz zu bekommen. Großartig!
Am Donnerstag früh erhielt ich einen Anruf von einem TV-Sender, dass jemand dort angerufen hätte und manche Politiker durch den Kakao gezogen hätte, in MEINEM Namen. Ich staunte nicht schlecht, zu was Menschen bereit sind. Ich bekam einen richtigen Rüffel, denn so etwas geht gar nicht, auch nicht in meinen Augen und schon gar nicht in meinem Namen. Hier ging jemand absolut zu weit, ohne überhaupt eine „Zuständigkeit“ zu haben, und aus lauter Eifer so etwas zu tun, geht ebenfalls gar nicht. Seit knapp 3 Wochen werden mir von verschiedenen Menschen immer wieder Dinge angelastet, für die ich weder kann noch kann ich gewisse Gegebenheiten ändern. Und, ich habe die Lust verloren, mich zum Deppen machen zu lassen von Menschen, die selbst nicht bereit sind Verantwortung oder Haftung zu übernehmen. Es wird und muss Veränderungen geben in meinem Verein, aber ich werde euch erst dann dahingehend informieren, wenn ich diese in die Wege geleitet habe.
Donnerstag früh die bestellten Lebensmittel beim Hofer abholen und dann noch ein paar Telefonate führen und Rückrufe machen. Zurzeit kommen so viele Anfragen zu gebrauchter Kleidung, die ich leider alle negativ beantworten muss, da unser Kleiderlager immer noch übervoll ist. Ich bitte um Verständnis! Und bitte KEINE Kleidung einfach vor unserer Tür abstellen, wir bekommen dadurch große Probleme, DANKE! Dieser Donnerstagvormittag sitzt mir heute (Sonntag) noch so sehr in den Knochen, dass ich es kaum in Worte kleiden kann. Aber ich habe mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, ich habe meine Arbeit zu tun und deshalb beende ich nun dieses Thema bis auf Weiteres.
Der Donnerstag gehört mir alleine, die meisten Vorbereitungen mache ich alleine und ich habe viel Zeit, um nachzudenken was in manchen Köpfen so vorgeht. Ich habe noch einiges zu tun, Luft in die Fahrradreifen zu pumpen, es abzuwischen und drüber schauen, ob alles auch wirklich funktioniert. Wirklich ein tolles Fahrrad was wir hier gespendet bekamen, Vergelt’s Gott! Es wird heute seinen Weg zu Roman finden.
Das heutige Posting hier wird kürzer werden und ich fasse hier den Verteil-Donnerstag und die Linz-Tour zusammen, auch dafür bitte ich um Verständnis. Jedenfalls war um 15 Uhr am Donnerstag der Transporter und Anhänger beladen und wir konnten Richtung Linz aufbrechen. Der Sturm war schon den ganzen Tag ziemlich am Wüten und ich hatte keine Bedenken, da wir ja in Linz unter einem tollen Vordach stehen, das uns vor Wetterkapriolen und Stürme halbwegs schützt.
Wie immer werden die Dinge schnell ausgeladen, die Tische aufgestellt und dann die ganzen Lebensmittel zur Ausgabe bereitstellen. Immer wieder zwischendurch musste ich an die befremdende Aktion denken, dass jemand bei einem TV-Sender in meinem Namen anruft und dort Unwahrheiten zu sagen. Wahnsinn ist das! So schadet man unserem Verein massiv. Beim Aufbauen kommt ein früherer Radio O.Ö. Moderator vorbei und sagt für heute ab, er wollte eigentlich bei der Ausgabe dabei sein und sich unsere Aktion am Donnerstag anschauen, aber sein Hunderl fürchtet sich bei diesem Sturm und deshalb muss er schnellstens heim. Auch gut! Auch der gemeinsame Termin vom Samstag für die Linz-Tour wird später gestrichen werden.
Wir laden aus und Roman kommt gleich zu Beginn, sein Fahrrad abzuholen. Der Fahrradständer muss noch gewechselt werden, der hält nicht mehr ordentlich. Kein Problem für Roman, er lächelt und freut sich über das Fahrrad, weil er auch sofort erkennt, dass es wirklich ein teures, tolles Fahrrad ist. Seine Freude ist schön anzusehen. Viel ist heute nicht los, die meisten haben sich irgendwo vor dem Sturm versteckt oder gehen erst gar nicht auf die Straße. Unsere Schützlinge vom Terminal kommen vorbei und erzählen, dass sie nun doch wieder für ein paar Tage, bis zum Beginn der Umbauarbeiten, am Terminal schlafen dürfen, jetzt kenne ich mich gar nicht mehr aus. Zuerst delogiert man unsere Schützlinge, wirft alle Sachen einfach in den extra bestellten Müllwagen, und dann wird das Terminal gewaschen und die Leute dürfen wieder hin? Warum wirft man dann alle Sachen weg und geht so mit den Menschen um? Naja, ich muss nicht alles verstehen. Jedenfalls bis zum Beginn der Umbauarbeiten werden die Obdachlosen noch geduldet, mal schauen, wie lange das sein wird.
Eigentlich hätten sich für heute alle Schützlinge, die am Terminal schlafen, angekündigt beim Bus, weil sie nichts mehr haben. Die meisten benötigen dringend Socken und Unterwäsche, Decken und Schlafsäcke usw.. In Wahrheit kommen nur wenige vom Terminal, aber auch gut. Später dann kommt noch Raffael zum Bus, ich bat ihn letzten Samstag auf der Linz-Tour, dass er vorbeikommen solle. Es freut mich sehr, dass er kam, bereue es aber sehr bald, ihn zum Bus geholt zu haben. Er wird mit Fragen gelöchert und ich hoffe nur, dass er durch die ganzen Fragen das Vertrauen zwischen ihm und mir, nicht in Frage stellt und mich deshalb nicht mehr an sich heranlässt. Auch das werde ich künftig nicht mehr tun, da mir Raffaels Vertrauen wichtiger ist als jede Frage, die hier an ihn gestellt wird. Er bleibt bis zum Schluss und verspricht am Samstag im Terminal zu sein. Mal schauen.
Es kommt dann auch noch Herr Ing. P., dem ich letzte Woche eine Mikrowelle versprochen habe und diese nun vergessen habe. Ich habe ein schlechtes Gewissen, weil er sich so freute, darauf. Aber nächste Woche kommt sie bestimmt mit nach Linz.
Um 18 Uhr war der Verteil-Donnerstag gelaufen und es wurde wie gewohnt wieder alles eingepackt und wir fahren zurück ins Lager. Dort angekommen sehe ich von oben, dass das Lagertor offen ist und beim Wegfahren von uns nicht verschlossen wurde. Auch das geht gar nicht, da auch andere Firmen ihre Läger dort haben und dort niemand rein darf. An diesem Donnerstag kommt wirklich alles zusammen, geballt und ohne Ankündigung. Ich bin froh, wenn ich heute daheim bin, Telefon ausschalten und den Donnerstagabend gut sein lassen.
Ich bedanke mich bei all unseren Spendern/innen, dass wir auch diesen Verteil-Donnerstag machen durften. Danke für Eure tolle Unterstützung in vielerlei Form und DANKE für Eure Loyalität!